Claudia am 03. März 2024 — 14 Kommentare

Jubiläum: 25 Jahre Digital Diary – kein Leben ohne Schreiben!

25 Jahre bloggen sind ′rum! Am 3.März 1999 erschien der erste Artikel im Digital Diary, insgesamt sind es jetzt 1.868 Einträge, aber dabei wird es natürlich nicht bleiben! :-) Ein Leben ganz ohne Schreiben und Bloggen kann ich mir gar nicht vorstellen!

25 Jahre Digital DiarySo viel ich weiß, ist dieses Blog mittlerweile das älteste deutschsprachige Blog, das durchweg unter demselben Namen aktiv war und immer noch ist. Alle Blogposts aus den 25 Jahren sind online, nichts wurde gelöscht. Auch die Optik hat sich nicht wesentlich verändert, denn es war mir immer wichtig, etwas Beständigkeit in Zeiten schneller Veränderungen zu vermitteln (ähnlich dem TATORT-Intro!).

Den Anstoß, diesen Jubiläums-Blogpost etwas ausführlicher zu gestalten, gab mir Anna Koschinski, deren Blogparade Schreiben über das Schreiben punktgenau passt. Alsdenn:

Über das Schreiben und Bloggen

Der Untertitel des Digital Diarys „Vom Sinn des Lebens zum Buchstabenglück“ spielt auf meinen Hang zum Philosophieren an, dem ich in den Anfangsjahren ausgiebig frönte. Weil aber der „Sinn“ nie ein für allemal gefunden werden kann, wohl aber das „Buchstabenglück“, sollte das Diary gerne so heißen. Das dauerte zunächst nicht lange, denn im Lauf des Jahres 1999 zog ich nach Mecklenburg, raus aufs Land. Also gab es zwei Jahre lang den Untertitel „Vom Leben auf dem Land und in den Netzen“, denn meine Landflucht wäre unmöglich gewesen, wenn ich nicht sowieso schon vom physischen Ort unabhängig gearbeitet hätte (Schreiben, Webdesign, div. Projekte…).

Hat sich mein Schreiben in all den Jahren verändert?

Ja, klar!  Was die Form angeht, sind die Texte im Schnitt kürzer geworden, aber auch nicht sooo kurz, wie es viele Andere halten. Und sie erscheinen nicht mehr so häufig wie etwa im Jahr 2000, als ich phasenweise täglich schrieb. Damals setzte ich mich morgens hin und wartete, was für ein Text „sich schreiben will“, heute dauert es mehrere Tage bis ich weiß, welches der Themen, die „mich ansprechen“ nun wirklich einen Blogbeitrag bekommt.

Inhaltlich kreisten viele Texte früherer Jahre um Selbst– und Welterkenntnis, sie waren „Ich-zentrierter“. Das durfte aber auch nicht überhand nehmen, denn zuviel Selbstdarstellung im Web war noch verpönt! Auch das Verhältnis „Real Life / Virtual Life“ beschäftigte mich anfangs sehr intensiv, denn dass ich vor einem Monitor sitzend so vieles „erlebte“, hatte lange etwas Irritieredes, über das ich mir Klarheit verschaffen wollte. Schreibend funktioniert das für mich am Besten! Besondere Zufriedenheit spüre ich, wenn ich ein Jahrzehnte-Thema (wie etwa „romantische Liebe„) ganz plötzlich inhaltlich „abhandeln“ konnte. Bedeutet: All meine Lebenserfahrung hinein fließen lassen mit dem Gefühl: mehr hab‘ ich dazu nicht mehr zu sagen.

Klarheit gewinnen durch Schreiben

Dass meine Texte immer auch diesem „Klarheit schaffen“ verpflichtet sind, hat mich davon abgehalten, „literarisch“ schreiben  zu wollen. Ich will etwas nicht nur für mich „in Worte fassen“, sondern inhaltlich (!) verstanden werden. Ich teile also eher Gedanken, versuche nicht, mit aussdrucksstarken Worten Gefühlsreaktionen anzustoßen (wie es etwa ein Gedicht oder lyrischer Text kann, ich nicht). Das enge Verhältnis zwischen Schreiben und Erkennen hat mich geformt bis in die Mitte der Seele:

„Indem ich schreibe, was ich erlebe, dabei fühle und darüber denke, begebe ich mich „automatisch“ in die Position der Beobachterin – und irgendwann gibt es von da kein Zurück. Es ist ein schleichender Transfer der Ich-Identifikation: Weg von der Vordergrund-Person, die dieses und jenes tut, erlebt und erleidet, hin zu diesem einfachen Schauen, was geschieht.“

Das ist von 2006 und markiert das Vorhaben, schreibend wieder zum „Philosophieren in der Ersten Person“ zurück zu finden, das mir in diesen Jahren inmitten unzähliger Projekte zunehmend fehlte. Faktisch war ich ziemlich weit entfernt vom „nur Schauen, was geschieht“, nämlich so beschäftigt, dass ich vor lauter Zersplitterung fast verstummt wäre (2006 gab es nur 28 Einträge!). Das hatte auch damit zu tun, dass ich Themenblogs startete, weil ein „Mischthemenblog“ irgendwie nicht mehr in die Zeit zu passen schien (SEO wurde wichtig, um gefunden zu werden!). Das Diary lief nun auch auf WordPress (selbst gehostet), was das Schreiben wieder viel einfacher machte. Kein Code-copy&paste mehr, kein HTML, CSS et al – wie schön! So wurden es in den Folgejahren noch mehr Blogs, denn ich wollte meine Stammleser nicht nerven, indem ich im Diary jede Menge Artikel über meinen „wilden Garten“ oder „unverbissen vegetarische“ Ernährung veröffentliche.

Digital Diary first! :-)

Diese Entwicklung zum multiplen Bloggen fand ihr natürliches Ende, indem ich nicht alle Blogs sinnvoll und kontinuierlich mit Inhalten füllen konnte. 2010 erschien das letzte Themenblog und das ist auch gut so! :-) Es ist der „Kunst des Alterns“ gewidmet, jedoch merkte ich schon bald, dass ich wichtige Herzblutartikel lieber ins Diary schreibe. Das ist bis heute so geblieben und wird sich nicht mehr ändern. Grade macht mir das Schreiben auch wieder besonders Freude, obwohl meine Themen häufig mit eher unerfreulichem Weltgeschehen und unserer Krisenlage zu tun haben. In aktuellen Texten geht es kaum mehr um mich und wenn doch, dann um neue Erlebniswelten, nicht um philosophische Selbstbesinnung. Die Frequenz ist zur Zeit wieder höher, aber zum Tagebuchbloggen wie zu Zeiten des Landlebens werde ich wohl kaum mehr kommen.

Mit dem Blog altern: 25 Jahre an derselben Stelle aus dem persönlichen Welt- und Selbstbild heraus schreiben und nie etwas löschen ermöglicht seltsam anmutende Begegnungen mit einem früheren Ich! Normalerweise lese ich alte Artikel selten nochmal, jedoch war das beim Einpflegen der frühen Jahre in WordPress unvermeidlich. Manchmal dachte ich: Hey, früher hab‘ ich stilistisch besser geschrieben! Vielleicht, weil mir das textliche „Brillieren“ wichtiger war als heute, vielleicht nimmt aber auch der Wortschatz ab, weil ich fast nur noch im Netz lese.

Neues Feature: Eine Zeitmaschine im Digital Diary

Weil so ein Langzeitblog nun mal eher selten ist, hab‘ ich dem Diary eine „Zeitmaschine“ gegönnt: In der Seitenleiste kann man per Schieberegler ein beliebiges Jahr wählen, dann werden die zwei bis drei Artikel, die rund um dieses Jahr erschienen sind, angezeigt. Mir ist  schon klar, dass das hauptsächlich für mich und meine Allernächsten interessant ist (für Letztere auch eher nach meinem Ableben!), dennoch freue ich mich, dass Arnd (Stricktly HTML) das für mich programmiert hat. Es kann jedenfalls der Inspiration dienen, so eine kleine Zeitreise zu machen – auch das hab‘ ich beim Einpflegen der älteren Beiträge bemerkt.

Unverzichtbar: Eure Resonanz!

In den frühen Netzjahren kommunizierten wir alle per E-Mail. Ich pflegte Leserbriefe mühsam per Hand in die damals übliche Frame-Technik ein. Weil das doch ein hoher Aufwand war, eröffnete ich im Jahr 2000 ein Forum, deshalb gibt es bis Ende 2005 keine Kommentare im Digidiary, denn die sind mitsamt dem Forum verschwunden. Ab 2006 wurde das dank WordPress anders, seitdem gibt es auch den Link zu den „meistkommentierten Artikeln“. Mehrheitlich sind diese schon älter, denn das Kommentieren hat seit dem Durchmarsch der „sozialen Medien“ insgesamt abgenommen. Aber immer noch finden sich etliche Stammleser/innen (und ab und an auch mal jemand Neues) hier ein und reagieren auf meine Texte, worüber ich mich jedes Mal wieder freue! Ein Artikel bekommt für mich deutlich mehr Sinn, wenn der Text jemanden veranlasst, etwas dazu zu sagen. Dass es sogar gelingt, hier eine angenehme Gesprächskultur zu erhalten, dafür bin ich allen, die hier teilnehmen, nochmal extra dankbar!

Neuerdings gibt es die Möglichkeit, eine Benachrichtigung bei neuen Artikeln zu bestellen (Seitenleiste, bzw. auf Handys ‚unten‘). Es freut mich, wenn Ihr das nutzt, denn es unterstützt meine Unabhängigkeit von Suchmaschinen und sozialen Medien, die ja gar nicht mehr so „sozial“ sind.

Wie geht es weiter?

Solange ich noch eine Maus herum schieben kann und die Tasten treffe, werde ich hier weiter bloggen! (Und dann vielleicht per Diktat, wer weiß! :-)) Die Themen gehen mir nicht aus, ich habe nicht vor, mich von der Welt abzuwenden, könnte das gar nicht! Schlussendlich verdiene ich schreibend auch immer noch das Geld, das mich davor bewahrt, wegen Minirente Grundsicherung beantragen zu müssen!

***

Mehr Artikel zur Blogparade:

Im Digital Diary:

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Diskussion

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14 Kommentare zu „Jubiläum: 25 Jahre Digital Diary – kein Leben ohne Schreiben!“.

  1. Liebe Claudia,
    ich will nicht viel Worte machen, aber ich bin einer Deiner treuen Leser, ohne jemals viel zu kommentieren. Ich habe Dich zuerst im Usenet wahrgenommen, als Diskutantin auf de.sci.politologie, bin Dir auf Deine Blogs gefolgt und habe, gestützt durch RSS, alles wahrgenommen, was Du geschrieben hast. Und will einfach Danke sagen für Deine Beharrlichkeit und Offenheit!
    Liebe Grüße
    Jürgen

  2. Meinen herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum! 25 Jahre!! Alle Achtung !!!

    „Solange ich noch eine Maus herum schieben kann und die Tasten treffe, werde ich hier weiter bloggen!“
    Davon bin ich überzeugt und wünsche gutes Gelingen!
    Herzliche Grüße
    Fred

  3. Ich hatte dich ja über Schneiders „Connection“ einst kennengelernt. Das ist eine ordentliche Zeit her.
    Jedenfalls freue ich mich sehr, dass du wieder häufiger schreibst. Das gibt mir auch eine Rückversicherung. Zudem findet man deine Themen auch sonst kaum.

  4. Liebe Claudia,
    ich habe dich und dein „digital diary“ im Jahr 1999 über die „Mailingliste Netzliteratur“ kennengelernt und bin seit dem einer deiner Stammleser.
    Mein regelmäßiger Blick in dein Blog ist mir eine liebgewordene Gewohnheit und ich freue mich mit dir über dein 25-Jahr-Jubiläum.
    Auch wenn ich selten mit kommentiere, nehme ich doch virtuell an deinen Gedanken und Erfahrungen mehr oder weniger intensiv teil und du beeinflusst mein Leben und meine Ansichten über diverse Themen sehr.
    Ich wünsche dir noch viele Jahre Freude am Schreiben und nehme mir vor, doch ab und zu etwas mehr zu kommentieren :-)

  5. Das ist mal eine Ansage. Herzlichen Glückwunsch zu 25 Jahren erstklassigem und kein Stück polarisierendem bloggen. Danke, sage ich.

    Ich weiß nicht, wie lange es her ist, dass ich deinen Blog gefunden habe. Jedenfalls hat sich die Treue nicht einfach so ergeben. Sie hat ganz sicher vor allem mit der Art und Weise zu tun, wie du die Dinge siehst und hier beschreibst.

    Interessant finde ich, wie ähnlich sich viele Blogger in ihrer Motivation sind und dass sie – trotz mancher Rückschläge – weitermachen. Das ist eine gute Erfahrung in all diesen Turbulenzen, mit denen wir uns in diesen Zeiten herumplagen. Sicher auch darüber austauschen zu können – über das private Leben in Familie und mit Freunden hinaus – ist ein Wert an sich.

    Weiter alles Liebe und viel Spaß am Schreiben.

    Horst

  6. Den lieben Glückwünschen möchte ich mich gerne anschließen. Als ich das Bloggen noch unterrichtet hatte, hatte ich dein Digital Diary immer als eines der ersten Blogs überhaupt vorgestellt. Jörg Kantel kam mit seinem Schockwellenreiter erst ein Jahr später hinzu. :) Wenn also die Beschreibung „Langstrecke“ einen Ort haben sollte, dann hier. :) Auch ich folge dir weiterhin in meinem Feedreader, und ich kann auch vieles von dem, was du oben ausgeführt hast, gut nachvollziehen, vor allem die Wiederbegegnung mit älteren eigenen Texten in einem Blog. Schon komisch manchmal, was man früher mal geschrieben hatte. Alles, alles Gute und weiterhin viel Spaß beim Schreiben!

  7. @alle: herzlichen Dank, ich freu mich riesig über Eure wohlwollenden Kommentare. Toll auch, dass sich mal Stammleser melden, die zwar lesen, aber meist nicht kommentieren!

    @Jürgen: An de.sci.politologie kann ich mich gar nicht erinnern – evtl. hab ich es mit anderem Namen im Kopf. Waren das vorwiegend Gespräche über die „Zukunft der Arbeit“?

  8. herzlichen glückwunsch zu so viel durchhaltevermögen, ich bewundere das. gut finde ich auch, dass dir die themen nicht ausgehen. lieben gruß von roswitha

  9. @Claudia: Lass‘ mich lügen, ich weiß es nicht mehr! Ich weiß nur, dass etliche gute Diskutanten dabei waren, Martin Rost zum Beispiel, dem ich noch heute folge (mittlerweile auf Mastodon). Und man bemühte sich sehr um eine gute Diskussionskultur. – Ich weiß nur noch, dass die Themen vielfältig waren, Fragende – wie es zu jener Zeit üblich war – zuerst auf die FAQ-Listen verwiesen wurden und die Diskussion sich angenehm von de.talk.politologie unterschied, wo sie damals mit argumentativen Keulen aufeinander losgingen, beispielsweise zur Israel/Palästinafrage … Nach und nach verflachten die Beiträge und die Gruppe siechte dahin. Mittlerweile kennen wir das, mit den Blogs, mit Twitter etc.

  10. Ich schließe mich den Glückwünschen an. 25 Jahre ist schon eine Ansage, eine Generation Bloggen sozusagen😀 In diesem Sinne, alles Gute für die nächsten Jahrzehnte.

  11. Liebe Claudia,
    auch von mir herzlichen Glückwunsch zum Blog-Jubiläum. Ich freue mich sehr, dass wir uns über Anna Koschinski und ihre Blogparade gefunden haben. Jetzt hast Du eine neue Leserin!
    Beste Grüße aus dem Allgäu
    Margaretha

  12. Liebe Claudia, zum 25-jährigen Blog-Jubiläum herzlichen Glückwunsch auch von mir.
    Dein LINK mit der Zeitmaschine ist echt interessant, wie auch die dort nachlesebaren Beiträge incl. der Kommentare, von denen ich in 2007 bereits einige von mir und Gerhard wieder entdeckt habe. Viele der Themen allerdings, sind zu den heutigen gar nicht so sehr anders.

  13. Herzlichen Glückwunsch. Bei mir werden es in diesem Jahr auch 25 Jahre, allerdings war ich nicht so beständig wie du, was Design und Name angeht. Ich glaube 2 Mal unterzog ich mich einer kleinen Veränderung, die aber einfach auch meiner eigenen Entwicklung von der Schülerin zur Auszubildenen, zur Arbeitnehmerin und schließlich zur Ehefrau und Mutter geschuldet war. Wenn man als Teenager anfängt zu schreiben, dann ist das alles noch verspielter und irgendwie musste das Bild mit mir wachsen. Respekt also zu deiner Beständigkeit.
    Aber mir geht es wie dir: Nach all den Jahren und der ständigen Veränderung in der Blogsphäre, will ich es nicht missen. Ohne geht einfach nicht, denn es ist ein dickes „Album“ voller Erinnerungen und Gedanken, in denen man gerne blättert.
    Also auf weitere viele Jahre :)

  14. 25 Jahre sind ’ne starke Sache.
    Was hier noch so besonders toll ist: Die vielen Kommentare! Herzlichen Glückwunsch dazu, Claudia!

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