Claudia am 21. April 2024 — 9 Kommentare

Ist es Dummheit? Unfähigkeit, Zusammenhänge zu begreifen? Oder was?

Es ist recht kalt in diesen Tagen, auch in Berlin gibts Nachtfrost, in anderen Teilen Deutschlands schneit es sogar. Und wie immer, wenn es nicht außergewöhnlich heiß ist, wird das auf X möchte-gern-hämisch kommentiert:

@Hemiunu2021: Seit Wochen regnet es Bindfäden, aber die Klimahysteriker faseln immer noch von Dürre. Wer immer noch nicht merkt, dass diese Leute einfach nur bewusst lügen, dem ist nicht mehr zu helfen.#Klimalüge

@JoeMontana99: Die Erderhitzung hält auch nicht das, als was sie uns versprochen wurde. #Klimalüge #Klimapanik

@Trapper1467: Schnee ist so Nazi und Klimaleugner. Das darf nicht sein. Wir sterben doch alle an Hitze und Dürre. Wir brauchen eine Demo gegen rechten Schnee!

@Steffen33053456: Bei uns liegen fast 20cm neu Schnee diese Hitze wird immer unerträglicher…

@bursche_lauf: Hab’s für euch getestet. Japp, ist der wärmste Schnee ever! Dieser menschengemachte #Klimawandel ist heiß.

@AndiMeier14: Müssen wir nicht langsam über Kliniken nachdenken, die die Verirrten, die an den #Klimawandel glauben, behandeln könnten.
Man könnte sie ja heute Morgen durch den frisch gefallenen #schnee rollen oder sie könnten in der Klapse ihren Namen in den Schnee pinkeln. #GrueneSekte

Dieses Schauspiel vermeintlicher Unwissenheit ist nicht einfach nur ärgerlich, sondern wirft die Frage auf: Was ist mit diesen Leuten los? Ich schreibe „vermeintlich“, weil ich mir nicht vorstellen kann, wie sie es schaffen, mehrere Jahrzehnte lang den Unterschied zwischen Wetter und Klima nicht zur Kenntnis zu nehmen. Und normalerweise stellt man die eigene Unbedarftheit ja nicht noch öffentlich aus, hier aber schon. Sie hören „Klima-Erwärmung“ und meinen, es dürfe also gar nicht mehr schneien? Wie merkbefreit kann man eigentlich sein?

Seit Wochen regnet es Bindfäden? Nein, tut es nicht, denn noch am 9.April waren es hier in Berlin 29 Grad im Schatten:

Thermometer, 29 Grad C.

Auch das allein wäre kein „Beweis“ für den Klimawandel. Allein statistische Messungen über Zeiträume, Regionen, Länder und den Planeten Erde insgesamt ergeben sinnvolle Aussagen über die Veränderungen des Klimas. Zum Beispiel diese hier:

 

8 Klimafaktoren, Stand April 2024,
8 Klimafaktoren, Stand April 2024, Quelle

Wenn ich derlei dann zeige, wird schlichtweg die Datenbasis bzw. die Seriösität der herausgebenden Institution geleugnet – so einfach ist das!

Dabei wäre ja schon anhand eines alten Lieds klar erkennbar, was die Uhr geschlagen hat: „Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus“ wurde 1841 von dem Lyriker Emanuel Geibel verfasst. Heute sind die Bäume bereits Mitte April voll belaubt – in Berlin wohlgemerkt, nicht im wärmeren Südwesten der Republik.

Was also bewegt diese Klimawandel-Leugner und Verharmloser? Glauben sie tatsächlich an ihre eigenen Behauptungen? Kann ich mir wie gesagt nicht vorstellen und möchte es gerne begreifen. Aber nun ja, es soll auch Menschen geben, die ernsthaft an die flache Erde glauben!

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Diskussion

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9 Kommentare zu „Ist es Dummheit? Unfähigkeit, Zusammenhänge zu begreifen? Oder was?“.

  1. Die Sprüche wären ja lustig, wenn die Gesamtsituation nicht so traurig wäre. Mit nachweislichen Studien und Daten muss man den Menschen in Zeiten alternativer Wahrheit ja nicht mehr kommen. Da bastelt sich jeder sein eigenes schönes Weltbild zusammen. Argumente helfen leider nicht, egal wie vernünftig das Gegenüber sonst ist – muss ich auch immer wieder feststellen. Bei manch einem habe ich resigniert, die Natur wird denjenigen (aber leider auch dem Rest der Menschheit) schon noch ihre schonungslose Wahrheit demonstrieren.

  2. Man könnte an ihnen verzweifeln. Ob das nun allein mit Dummheit oder mit falsch verstandener Resilenz erklärt werden kann – ich weiß es nicht. Aber es ist wirklich zum Verzweifeln. Und die Verschwörungstheoretiker, die viele dieser Stimmen wohl repräsentieren oder jedenfalls in ihren „Einlassungen“ reflektieren, werden niemals eines Besseren belehrt werden. Alles was geschieht, deuten sie in ihrem Sinne um. Allein Dummheit kann dieses Phänomen nicht erklären. Es würden helfen, das Internet abzuschaffen. Für mich steht fest, dass vor allem die asozialen Netzwerke für die Entwicklung verantwortlich sind. Immer mehr Leute kommen zu dieser Einsicht und es ändert sich natürlich trotzdem nichts. Bei Twitter gehts zu wie in einem Tollhaus und trotzdem ist es immer noch viel stärker frequentiert als Mastedon oder Bluesky.

  3. Ich glaube, es ist eine Mischung aus dem wohligen Gefühl, gegen den Mainstream zu sein und die Möglichkeiten ’sozialer‘ Medien, sich in Blasen einzurichten, in denen einen niemand mehr infrage stellt und man noch für die abseitigsten Theorien eine pseudowissenschaftliche Bestätigung bekommt.

  4. Ich fürchte, die Klimakrise bzw. die sich anbahnende Klimakatastrophe überfordert einen Großteil der Menschen. Den Unterschied zwischen Wetter und Klima nicht zu kennen, mag ja noch auf Dummheit zurückzuführen sein, aber komplexe (nicht-lineare, vernetzte, hochdynamische) Zusammenhänge und deren existenzielle Bedrohung für die Menschheit begreifen (noch!?) die allerwenigsten. Anders kann ich mir das ignorante Verhalten und die zynischen Kommentare auch nicht erklären. Zum Verzweifeln finde ich das allerdings nicht – verwunderlich und erstaunlich schon eher. Aber jeder geht eben anders um mit dieser Katastrophe…

  5. Und ich werf bei der ganzen Geschichte mal in den Raum: das ist nicht echt. Die sind nicht echt. Die Leute, die unermüdlich in den Kommentarspalten und in den SN schreiben, sind nicht echt. So, wie die Wahlkämpfe manipuliert werden und immer stärker beeinflusst werden sollen, so lässt sich gerade mit einem Lieblingsthema aller Menschen, dem Wetter, viel machen. Übers Wetter reden alle, alle haben irgendeine Meinung dazu, frieren schnell, schwitzen noch schneller – und können sich dann aufregen, wenn im April mal eine kleine Kältephase kommt. Und Schnee im April, ich habe gerade nachgeschaut, gab es immer wieder. In der Liste meines Großvaters in 10 Jahren von 50 Jahren der Messreihe. (Und das war im Flachland). („Weiße Weihnachten“, eines der unsinnigsten Dauerthemen der Meteorologie hingegen nur 19x…)
    Also zum Thema zurück. Ich denke, es gibt schon sehr viele seltsame Leute aus Fleisch und Blut, die da bewusst und aktiv schreiben: aber die recht geschwinden und vor allem hartnäckigen Typen können auch Bots oder Leute mit bestimmten Aufträgen sein. Wer da manipulieren will, darüber kann ich nur spekulieren und tue es daher nicht, aber es gibt genügend Akteure, die Verunsicherung wollen, denen es Spaß macht, denen es Vorteile bringt, wenn eben nicht weiter konsequent in den Umweltschutz investiert wird. Dass das zwar deutlich billiger wäre, ist auch bekannt, aber so richtig gut läuft das Geschäft für eben jene erst dann, wenn die Kacke am Dampfen ist, wenn der Meeresspiegelanstieg nicht nur 60cm beträgt, wenn man es ohne Klimaanlage nicht mehr im Sommer aushält etc. pp. Und dank KI kann man nicht mal mehr theoretisch vermuten, wo die Schreiberlein herkommen. Vorbei sind die Zeiten, wo man sich bei fehlenden Artikeln oder „fiehl Rechtschreibuhng“ zumindest Gedanken machen konnte, warum da jemand seinen Präsidenten so vehement verteidigte…

  6. @alle: Herzlichen Dank für Eure Kommentare zu diesem unerquicklichen Thema! Vermutlich ist es eine Mischung aus allen erwähnten Gründen, die hier angesprochen werden. Ich füge noch die Meinung eines lieben Freunds hinzu: Trolle! Einfach Leute, die Spass daran haben, möglichst unsinnige, aber provozierende Statements zu posten und sich dann an den Reaktionen freuen.

    Ich poste dennoch manchmal Gegenrede, immer sehr sachlich und auch mal hinterfragend. Nicht im Glauben, die Verfasser solcher Tweets umzustimmen oder aufzuklären, sondern im Gedanken an die Mitlesenden: Die sollen nicht den Eindruck haben, dass da niemand widerspricht. Es gibt dann auch entsprechende Likes, die mir als solche nicht wichtig sind, aber doch zeigen, dass meine Tweets nicht sinnlos sind.

  7. noch was @Horst:

    „Für mich steht fest, dass vor allem die asozialen Netzwerke für die Entwicklung verantwortlich sind.“

    Immerhin sind es Menschen, die da posten. Aber ich gebe dir insofern recht, als es eine „Ursünde“ der sozialen Medien gibt. Sie haben etwas eingeführt, das es im Internet bis dahin nicht gab: Man folgt Personen, nicht Themen. In der Forenwelt davor traf man sich themenzentriert und debattierte über das jeweilige Thema. Das Verfolgen von Personen ist dem gegenüber strukturell spalterisch, ja sogar chaotisch, denn man bekommt keine zusammenhängenden Gespräche mehr mit, sondern lediglich die aus den Kontexten gerissenen Äußerungen der Leute, denen man folgt. Und an diesen „Gesprächsfetzen“ steigen wiederum Andere ein, die ebenfalls vom Ursprung keine Ahnung haben… ein Elend!

    Strukturell bedingt, merkt man so auch schnell, dass Personen, denen man „wegen Thema/Position XY“ folgt, zu anderen Themen zu eigenen Meinungen recht konträre Ansichten hat. Das schürt viel Streit und das Gefühl, von Irren umgeben zu sein – was wiederum dazu einlädt, sich in Meinungsblasen zurückzuziehen, die gar nicht mehr bereit sind, mit Anderen über ein Thema sachlich zu diskutieren. In der früheren Forenwelt ist man natürlich auch mit Andersdenkenden in Kontakt gekommen, aber immerhin in einer rund um ein Thema zentrierten Debatte. Auch dem Whatabautismus waren dadurch Grenzen gesetzt.

  8. @Claudia
    „In der Forenwelt davor traf man sich themenzentriert und debattierte über das jeweilige Thema.“

    Schade, dass heutzutage Foren nur noch ein Schattendasein fristen.

  9. Niemand ist so blind wie der, der nicht sehen will.

    Und neben den ganzen „Bedrohungen“ und teils komplizierten Zusammenhängen, die unseren Alltag beeinflussen, kommt dann noch dieses Ding namens Klima. Das bewirkt mehr als oft, dass man die vermeintlich einfachen Lösungen sucht, die es aber nicht gibt und das endet dann zu gerne in einer gewissen Realitätsflucht.

    Weiter wird dabei nur zu gerne zwischen Korrelieren und Kausalem nicht unterschieden, ob nun wissentlich und gewollt oder aus obigen Gründen, sei dahingestellt. Und nicht jeder kann und will sich dann neben seinen Sorgen noch in wissenschaftlichen Tiefen versenken.

    Das sind mal so die häufigsten Gründe, sich der Realität zu verschließen. Die sichtbare Seite wie hier in den SM ist für meine Begriffe in den meisten Fällen Getrolle und neben der Annahme, dass es sich um Bots handelt, dürfte die Masse dabei schlicht über Mehrfach-Accounts suggeriert werden, wie das auch in den Kommentaren von Youtube usw. der Fall ist. Dabei geht es gar nicht mehr um Fakten oder eine Diskussion, sondern um Provozieren, Räume für das Weiten von „das darf man nicht mehr sagen“ schaffen und damit eben auch über den Ton an sich den Nicht-Diskurs und die Ideologie in die Masse tragen.

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