Claudia am 28. Oktober 2013 —

Zum Tatort „Aus der Tiefe der Zeit“

„…. die Bilder sind nicht aneinanderklebt nach Falzanleitung, damit ein sorgsam ausgeschnittener geometrischer Körper entsteht, sie sind vielmehr flach und schnell, als ob der Schnitt (Susanne Hartmann) ein dauernder, rasender Wisch ist, wie man ihn seit dem Smartphonebildschirmbetouchen verinnerlicht hat.“

So beschreibt Matthias Dell in „Ich fühl‘ mich meditativ“ auf Freitag den gestrigen Tatort. Mein Kommentar dazu, dort veröffentlicht, hier festgehalten:

Ein „dauernder rasender Wisch“ – ja ja, das trifft es. Dieser Tatort kommt vom Start weg als „Kunstfilm“ daher, offenbar sehr bemüht, mittels der schnellen Schnitte und dem Mix verschiedener Handlungsstränge fast im Sekundentakt ein „junges Publikum“ anzusprechen. Zumindest, was die vermuteten Sehgewohnheiten angeht.

„Meditiativ“ ist auch eine gute Beschreibung für das Feeling, das beim Dennoch-dran-bleiben aufkommt: genau wie man beim Versuch, zu meditieren, die aufkommenden Gedanken und Bilder einfach nur anschauen, nicht aber ihnen irgend eine Bedeutung verleihen, gar ihnen „anhangen“ soll – genau SO erlebt man diesen Tatort, sofern man nicht entnervt wegklickt.

Das Problem dabei: Die Motivation, sich den gewissen Stress dieser Art innovativen Filmschaffens nun auch beim Tatort länger anzutun, wird bei vielen Nicht-Cineasten gar nicht erst aufkommen. Denn keine der Figuren, keine der Situationen, kein Moment dieser ganzen Folge hält lange genug an bzw. wird ausreichend vertieft, um sich in irgend einer Weise mit etwas oder jemandem zu identifizieren. Nicht mal die Kommissare haben diesmal interessante Nebengeschichten zu bieten – nun ja, ein kurzer Umzug in eine fremde Wohnung wegen Wasserschadens, wie aufregend!

SPANNEND ist das alles nicht. Sondern eher etwas für Menschen, die sich freuen, wenn sie Zitate aus Literatur- und Filmgeschichte erkennen oder eine Stadt auf andere Art als gewohnt gezeigt bekommen.

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Diskussion

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Ein Kommentar zu „Zum Tatort „Aus der Tiefe der Zeit““.

  1. ich fand ja schon den von den kritiken hochgelobten „im angesicht des verbrechens“ ein verbrechen, aber der tatort gestern hat mir klargemacht, daß ich in zukunft einfach keine dominik graf filme mehr gucken werde.

    einfach nur noch furchtbar …