Claudia am 11. Februar 2012 —

Abseits von Griechenland: Was die EU sonst so treibt

Morgens beginne ich den Tag mit dem Lesen der Nachrichten. Empfehlenswert ist da immer auch ein Blick auf NetNews-Global, wo man von Vorgängen lesen kann, die in unseren Mainstream-Medien praktisch nicht vorkommen.

Nach Afrika sind jetzt die Inder dran

So verhandelt die EU offenbar seit 4 Jahren ein weitgehendes Freihandelsabkommen mit Indien, das europäischen Nahrungsmittel-Konzernen endlich Zugung zum indischen Markt ermöglichen soll. Nachdem schon Afrika mit dem Billigfleisch aus Massentierhaltung überschwemmt und die dortigen Kleinbauern um ihre Existenz gebracht wurden, ist jetzt also Indien dran! Dem Wunsch der Inder, wenigstens Milchpulver, Geflügel und andere landwirtschaftlich Produkte vom Abkommen auszunehmen, wollte die EU nicht entsprechen. Verhandelt wurde „unter höchster Geheimhaltung“ vor den jeweiligen Öffentlichkeiten, wie Christine Chemnitz, Handelsexpertin der Heinrich-Böll-Stiftung, kritisiert.

Am 9.Februar hätte das Abkommen unterzeichnet werden sollen, doch hat die indische Regierung die Sache erstmal auf Eis gelegt, da hunderttausende kleine Straßenhändler auf die Straße gingen, unterstützt von NGOs.

Gefunden hab‘ ich all das im Onlinemagazin „Lebenshaus Schwäbische Alb“, das weiter schreibt:

„Doch die EU besteht weiterhin auf der völligen Marktöffnung für europäische Groß-und Einzelhandelskonzerne. Diese Liberalisierung würde jedoch bis zu 5,7 Millionen der rund 37 Millionen indischen Kleinhändler um ihr Einkommen bringen und sie in extreme Armut treiben, heißt es in einer Studie, die das katholische Hilfwerk Misereror, die Heinrich-Böll-Stiftung sowie die indische Nichtregierungsorganisation Third World Network im Dezember veröffentlichten.
Die Studie warnt auch vor der von der EU verlangten Abschaffung aller indischen Zölle für europäische Milchpulver- und Geflügelimporte. 90 Millionen Menschen leben in Indien von der Milchwirtsschaft, über 3,5 Millionen von der Geflügelhaltung.

Misereor-Hauptgeschäftsführer Josef Sayer verweist darauf, dass, „in Indien schon heute 225 Millionen Menschen chronisch unterernährt sind, ein Viertel der Bevölkerung“. Das geplante Freihandelsabkommen „würde die Einhaltung des Menschenrechts auf Nahrung für weitere Menschen akut gefährden“.

Ich bin im Grunde eine begeisterte Europäerin und eher für MEHR als weniger Europa. Aber dieses verselbständigte Konglomerat aus Funktionären und Lobbyisten, das von sich behauptet, eine ökologisch und sozial verträgliche, nachhaltige Entwicklung zu fördern, während in Wahrheit den Interessen profitgieriger Großunternehmen und Agrarfabriken zur Durchsetzung verholfen wird, kotzt mich ungeheuer an!

Allein Deutschland exportierte 2011 Waren im Wert von 1 Billion – aber da geht noch mehr, gewiss doch! Man kann z.B. Mecklenburg komplett mit Mastanlagen voll stellen, das ist ja so schön Platz. Und der Rest der Welt kann ja auf den letzten noch nicht ausgelaubten Böden Futter für all die leidenden Kurzzeit-Kreaturen anpflanzen – da gibt doch schöne Arbeitsplätze!

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Ein Kommentar zu „Abseits von Griechenland: Was die EU sonst so treibt“.

  1. […] oder ihr Land, der Rest ist zur Ausbeutung frei gegeben. (Gilt auch für uns EU-Bürger, deren Exporte z.B. an Billigfleisch ganze Märkte ferner Länder kaputt machen – und deren Kleidung und […]