Claudia am 09. Februar 2002 —

Im Code versackt

14.2.: Bin gerade dabei, das Update einzuspielen und zu testen – dieser Beitrag ist also faktisch überholt… :-)

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Dies ist hoffentlich einer der letzten Einträge ins Diary der „alten Technik“ – seit Tagen sitz‘ ich dran, meine Lieblings-Website vollständig umzubauen, starre von früh morgens bis in die Nacht auf den Bildschirm, mache viel zu wenig Pausen und auch während dieser Pausen häng‘ ich am Code: durchwandere geistig weiter die Räume von HTML, XHTML und CSS, fühl‘ mich zwischen spitzen und geschweiften Klammern so seltsam wohl – es ist wie eine Sucht, eine Besessenheit – und ganz wunderbar!

Es muß Jahre her sein, seit ich das letzte Mal derart im Code versackt war, kann mich kaum mehr daran erinnern. Für Menschen, die dem Thema ferne stehen, mag es besonders krass wirken, dass es diemal nicht um ein „Redesign“ geht, sondern dass das Ziel der Bemühungen der weitestmögliche Erhalt des Bestehenden ist. Auf den ersten Blick soll alles aussehen wie bisher! Ein rein code-technisches Update steht an: Weg mit den Frames, pro Diary-Eintrag nur noch EINE Datei, durchgängig volle Trennung zwischen Inhalt und Form der Darstellung, und – wenn schon, denn schon – nach aktuellen Standards validierter Code. Das ganze dann noch auseinandergenommen in einzelne Bestandteile, die sich erst beim Aufruf der Site automatisch zusammensetzen, damit ich einzelne Bereiche in allen Seiten verändern kann, ohne jede Datei einzeln bearbeiten zu müssen.

Wo Chaos war, soll endlich Ordnung werden! Die Geschichte des Web-Codings, die ich seit 1996 tätig mitlebe, ist ja eine Geschichte der Kompromisse, der Tipps und Tricks, der Zweckentfremdung von HTML-Befehlen für Dinge, für die sie nicht gedacht waren. Endlos verschachtelte LayOut-Tabellen, zerschnittene und auf mehrere Zellen verteilte Grafiken, durchsichtige 1-Pixel-Bilder, um Abstände zu erzeugen, Umnutzung von Strukturierungsmethoden für Design-Bedürfnisse, dazu jede Menge Zusatztechniken (Javascript, Flash…), die nur schwer oder gar nicht dazu zu bewegen sind, mit HTML zu harmonieren. Der insgesamt produzierte Datenberg, den die Suchmaschinen schon lang nicht mehr in den Griff bekommen, besteht unter anderm auch aus zusammenhanglosen Teilseiten, die ohne ihr Frameset zum reinen Datenmüll werden – zum Beispiel die Headline hier oben („Ein Zeichen sind wir…“), was soll einer damit anfangen, wenn er die EINZELN zu Gesicht bekommt?

Ja, ja, all das und noch viel mehr wurde und wird gelegentlich ausgesprochen kreativ und künstlerisch genutzt und macht auch dem Producer richtig Spass, sofern eine Neigung zum Kampf mit dem Code vorhanden ist. Letztendlich aber – wenn man sich den Mainstream der Websites heute ansieht – ist es darauf hinausgelaufen, überladene Seiten zu bauen, die im Prinzip alle gleich aussehen, elend lange brauchen, um sich aufzubauen und jede Menge Fehler produzieren, weil die gelobten Content-Management-Systeme mit dem ganzen Wirrwarr nicht mehr zurecht kommen. Und FEST ist das Design geworden, bis ins letzte Pixel unveränderbar, wobei doch der zündende Gedanke von HTML ursprünglich der war, die Darstellung dem User zu überlassen, der sie dem eigenen Browser bzw. Ausgabegerät nach seinen Bedürfnissen anpassen kann. Heute gibts meist nicht mal mehr die Möglichkeit, die Schriftgröße einen Tick größer einzustellen. (Das wird von den Designern verhindert, damit ihre engen Spalten mit den festen Breiten nicht aus dem Ruder laufen.)

So, ich komm‘ zum Ende mit diesem technischen Thema, nächstens werd‘ ich darüber im Webwriting-Magazin schreiben, das ist der bessere Ort dafür. Wer mag, kann mal den Stand der Dinge ansehen – noch nicht perfekt, ich bastel noch dran. Auf zeitgemäßen Browsern will ich eine stimmige Optik erreichen und auf ALLEN Ausgabegeräten (kleine Bildschirme, Screenreader für Blinde etc.) soll der Inhalt vollständig zugänglich sein, durchaus mit Abstrichen am Design oder auch ganz ohne.

Wer übrigens noch immer mit dem Netscape 4.7 unterwegs ist (konnte mich selber erst vor einigen Monaten losreissen…;-), sollte mal ernsthaft ans updaten denken. Den bediene ich künftig NICHT mehr mit stimmigem Design: es kann doch kein Problem sein, mal die nächste Version zu installieren. Zusätzliche Arbeit investiere ich jetzt lieber in „Lesbarkeit für alle“ anstatt in Schönheit für einen schrottreifen Browser.

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Ein Kommentar zu „Im Code versackt“.

  1. […] die mittels „Frames“ im mittleren Rahmen (=extra Fenster) angezeigt wurden. 2002 änderte ich das, nun bekam jeder Eintrag immerhin eine eigene Datei, es mussten aber immer noch mehrere Dateien […]