Claudia am 21. März 2014 — 8 Kommentare

Woran sind die Piraten gescheitert?

Antje Schrupp schreibt in ihrem aktuellen Posting „Was das Scheitern der Piraten lehrt“ über die möglichen Gründe des piratischen Kenterns:

Ein wesentlicher Punkt scheint mir zu sein, dass viele in der Piratenpartei Macht und Politik verwechselt haben, beziehungsweise Macht als Ersatz für Politik verstanden haben. Und dass sich deshalb in ihrem Scheitern auch die Krise einer mit zu viel Männlichkeit aufgeladenen Parteienpolitik zeigt (was nicht dasselbe ist wie „zu viele Männer“, aber natürlich damit zusammenhängt), die auch symptomatisch für andere Parteien ist. Nur dass die – vermutlich durch ihre mehr oder weniger quotenbasierten Gegenstrategien – diesem Prozess nicht mit voller Härte ausgeliefert sind.

Unter „Macht“ verstehe ich hier eine Praxis, die eigenen inhaltlichen Anliegen durchzuboxen, indem man auf formale Möglichkeiten und Rechte zurückgreift und es darüber vernachlässigt, sich mit den Anliegen von politischen Gegner_innen und derem Begehren wirklich inhaltlich auseinanderzusetzen.

Wie allermeist finde ich Antjes Fragestellung spannend, deshalb poste ich meinen längeren Kommentar dazu auch hier:

Das Scheitern der Piratenpartei ist für mich ein erneuter Beweis, dass “Basisdemokratie” nur in überschaubaren Gruppen funktioniert, die genug Zeit und Lust haben, sich miteinander inhaltlich auseinander zu setzen. Nicht aber in landesweiten Parteien, deren Mitgliedschaft in die zigtausende geht!

Offenbar muss jede Generation diese Erfahrung einmal selber machen – insofern waren und sind die Piraten auf jeden Fall ein nützliches Lernfeld. Eine Partei braucht Strukturen, die es ermöglichen, Streitfragen zu entscheiden und damit auch zu den Akten zu legen. Natürlich auch mit der Folge, dann klar sagen zu können: diese Position gehört nicht zu unserem Parteiprofil und muss also draußen bleiben.

Statt dessen kochen sämtliche Probleme immer weiter vor sich hin. Die gelegentlichen Parteitage als einziges “oberstes Gremium” sind alles andere als demokratisch, da dort nur jene Piratinnen und Piraten entscheiden, die auch anwesend sind. Also immer nur ein kleinerer Teil der Mitglieder.

Das große piratische Versprechen einer “Liquid Democray” (Nachtrag: Ständige Mitgliederversammlung, SMV) wurde nicht umgesetzt – genau das aber war für viele eine große Hoffnung auf eine echte Veränderung des üblichen “Partei machens”. Doch alsbald versandete das Vorhaben im Streit zwischen den Datenschützern und den Transparenzlern, die sich nicht darauf einigen konnten, ob man bei Abstimmungen nun mit Klarnamen oder zumindest nachvollziehbarem Pseudonym mitbestimmen soll oder komplett anonym.

Das Feminismus-Thema war gleichwohl das erste, bei dem es “hart zur Sache” ging, wobei ich durchaus den Eindruck hatte, dass es den Piraten zu gutem Teil “von außen” augezwungen wurde. Sie reagierten allerdings mehrheitlich eher “weich”, was man an der großen Bereitschaft, Frauen in Ämter zu wählen und am “durchgendern” der Texte ja sehen konnte.

Als grundsätzlich problematisch zeigte sich auch die “gelebte Transparenz” bzw. die nicht mehr vorhandene Trennung zwischen privat und öffentlich. Jeder Furz, den jemand per Twitter abgelassen hat, wurde als “Äußerung eines Piraten/einer Piratin” geshitstormt und von der Presse gerne in anderen Öffentlichkeiten skandalisiert.

Die Konflikte, die zum Scheitern führten, sind insofern nicht genuin “piratische”, sondern solche, die sich aus dem Versuch, in Zeiten des Internets und der sozialen Medien “Politik 2.0″ zu machen, zwangsläufig ergeben. Zu geringe weibliche Mitgliedschaft oder fehlende “Patriarchen” erscheinen mit gegenüber diesen Mega-Themen als nachrangige Aspekte.

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Claudia am 14. März 2014 — 28 Kommentare

Angst: Krim, Krieg, Grüne

Während die Top-Nachrichten der letzten Tage vor allem dem Prozess von Uli Hoeneß galten, spitzt sich das Desaster um die Ukraine immer weiter zu. Im Minutentakt kann man per „Ticker“ verstörende News lesen, etwa beim Focus:

+++ Russland feuert auf Aufklärungsflugzeug +++
+++ Ukraine: „Russland ist bereit zum Einmarsch“ +++
+++ Ukraine gründet freiwillige Nationalgarde +++
+++ Putin stationiert Kampfflugzeuge in Weißrussland +++
+++ Merkel: Putin hat die Krim „geraubt“ +++
+++ EU-Parlament verurteilt die „Aggression Russlands“+++

Was da abgeht, macht mir zunehmend Angst. Seit Wochen sehe ich mit einigem Entsetzen, wie fast alle unsere Politiker und Parteien gemeinsam mit der Mainstream-Presse den Konfrontationskurs gegen Russland voran treiben. Ganz so, als hätten wir nichts zu befürchten und sowieso alles Recht auf „unserer“ Seite. Dass sogar die GRÜNEN im Bund der Kriegstreiber mitmachen, anstatt sich um Deeskalation zu bemühen, macht mich fassungslos! Eigentlich hatte ich vor, sie bei der Europa-Wahl wieder zu wählen, doch jetzt sieht es so aus, als bliebe mir nurmehr die LINKE, die sich als einzige Partei der gefährlichen Spirale aus Drohungen, Sanktionen und dem Zündeln mit militärischen Optionen verweigert.
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Claudia am 13. März 2014 — 31 Kommentare

Feministisches Sprachhandeln – mein Kommentar

Fefe hat mal wieder einen blogpublizistischen Knaller gelandet, indem er einen Text seziert, der im Stil des „feministischen Sprachhandelns“ gehalten ist. In diesem Text heißt es zum Beispiel:

Was wir* und dixs Studierxs kritisieren, ist zum Beispiel die Re_produktion von problematischen Wörtern wie zwei Be_griffe die mit „W“ und „S“ beginnen, wir* aber nicht re_produzieren wollen, da diese kolonialrassistisch und somit diskriminierend für Schwarze und People of Color und gleichzeitig privilegierend für weiße Menschen sind.

Sternchen und Unterstriche kannte ich ja schon, wobei sich mir der Sinn in geschlechtsneutralen Worten wie „re_produzieren“ nicht erschließt. Aber Dixs? Studierxs?
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Claudia am 11. März 2014 — 28 Kommentare

Wohin verschwindet die Zärtlichkeit?

„Frauen sind wertvoll für die Welt, denn sie sind zärtlich, fürsorglich, geduldig und gefühlvoll. Danke dafür & schönen Frauentag!“

Für „Dodo“ ist so ein Satz Murks, genau wie „80% rosa/pastellfarbener Kitsch…und ähnlicher Kackscheiß“, der Frauen zum internationalen Frauentag zugemutet wird. Ihr Kommentar steht unter dem kritischen Blogpost „Flower Power“ im Mädchenblog, in dem es heißt: Weiter → (Wohin verschwindet die Zärtlichkeit?)

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Claudia am 10. März 2014 — 1 Kommentar

Sieben Linktipps

Keine Ruhe für einen eigenen Text, also schlage ich Euch heute ein paar lesenswerte Artikel aus den Weiten des Netzes vor:

  1. Heimsuchung – Meike Winnemut bloggt nicht mehr. In der kleinen heilen Welt von Spiekeroog wurde ihr der Spagat zwischen journalistischem Verwerten-Wollen und Respekt vor den erzählenden Bewohnern der Insel zu viel. Sie beendet damit ein auf ein Jahr angelegtes Blog-Projekt, was die Mitlesenden gut verstehen, andrerseits aber auch enttäuschend, unachtsam, inkonsequent und sehr sehr schade finden.
  2. ignoring lewitscharoff„Wir sollten uns nicht über die zündelnden Menschen beklagen, sondern dafür sorgen, dass der Wald nicht ausdörrt, sondern spriesst, grünt und vor Leben dampft“, meint Felix Schwenzel.
  3. Wider den Zerfall Europas – wie sich entwickelt hat, was heute zum Erstarken des Nationalismus führt, und was dagegen helfe würde. Walter Beutler bloggt über die für manche sicher zu lange Analyse von Yves Wegelin. Aber auch nicht grade kurz…
  4. Zweifel an Sanktionen gegen Russland„Das Handelsvolumen zwischen Deutschland und Russland betrug im vergangenen Jahr 76 Milliarden Euro. Rund 6000 deutsche Firmen machen Geschäfte in Russland, und schätzungsweise 300.000 Arbeitsplätze hängen davon ab.“, berichtet DW.de. Und bei Doro Schreier kann man lesen, wie es ist, wenn Russland bestimmte Einfuhren stoppt.
  5. Die EU will wissen, wer im Internet lügt und die Wahrheitsfindung an ein Echtzeit-Analyseprogramm delegieren. „In spätestens drei Jahren soll die Software fertig sein und sowohl Informationen als auch Informationsgeber, wie Twitter-Nutzer oder Blogger, analysieren und bewerten. Geht es nach der EU, dann soll die Software Internetbeiträge selbstständig in vier Klassen einteilen: Spekulationen, umstrittene Informationen, falsche Informationen und bewusste Fehlinformationen.“
  6. Das Bitcoin-Desaster – auf Spiegelfechter von Thomas Trares kommentiert. Bestes Zitat: “Bitcoin was, of course, created in part to cater to libertarian dreams – to provide a way to store your wealth where governments can’t steal it through taxation or currency debasement. And it’s true! Thanks to Bitcoin, you can instead have your wealth stolen by private hackers.” (Paul Krugmann).
  7. Lieblinge – Juna postet eine Zusammenstellung bemerkenswerter Tweets, toll! Zur Methode: einerseits ist die „vorschriftsmäßige“ Einbindung bequem und nützlich, denn man kann so auch gleich „folgen“ oder „retweeten“. Andrerseits: Wenn Twitter diese Zugriffsform einfach mal abstellt, sind die Zitate weg. Genau wie alle Bilder verschwinden, wenn Getty es will, sofern man deren neues Angebot wahrnimmt.

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Claudia am 07. März 2014 — 5 Kommentare

Hallo Strick-, Koch-, Mode-, Garten- und sonstwas-Blogger/innen: Router updaten!

Vermutlich wissen die meisten von Euch von der schweren Sicherheitslücke bei massenhaft verbreiteten Internet-Routern? Ich spreche heute speziell Hobby-Blogs an, denn sie sind es, die ihre Leserinnen und Leser warnen können: Menschen, die Tech-Blogs eher ignorieren, also vielleicht noch gar keine Ahnung haben, was ihnen droht, wenn sie jetzt weiter NICHTS TUN!
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Claudia am 04. März 2014 — 24 Kommentare

15 Jahre Digital Diary – 15 Jahre bloggen…

Ach ja, fast hätte ich es verpasst: gestern ist dieses Blog (früher hieß so etwas „Webtagebuch“) ganze 15 Jahre alt geworden. Da ich grade gefühlte 10.000 Dinge zu tun habe, bin ich nicht dazu gekommen, daraus irgend eine Art Event zu machen wie etwa beim Zehnjährigen das „Blog-Retreat“.

In einem Testblog bastle ich derzeit am Update des Designs, das zwar technisch moderner, aber optisch nicht ganz anders werden soll. Im Moment zweifle ich allerdings wieder daran und denke drüber nach, ob ich nicht doch besser auf zweispaltig, größere Schrift und mehr Platz für den Text umstellen soll. Schließlich ist die Lesbarkeit das Wichtigste und auch die Kommentartexte hätten dann mehr Platz. Na, mal sehen – letztlich drängt mich zumindest HIER nichts und niemand. :-)

Ich freue mich, dass noch immer viele Menschen bloggen und sogar neu damit anfangen. Durch die Kommunikation, die auf diese Weise möglich ist, bekam ich unglaublich viel geschenkt. Nicht zuletzt einen Lebensstil, wie er für mich genau passt, dazu Freunde, Bekannte und Geliebte, die ich anders niemals kennen gelernt hätte!

Danke, Internet! Und danke Euch allen, die Ihr hier immer mal rein schaut!

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Claudia am 04. März 2014 — 2 Kommentare

Online-Engagement: unverzichtbar, aber auch ein reissender Mahlstrom

Heut‘ bin ich aufgewacht und bemerkte verwundert, dass die ersten Gedanken des Tages wütend-frustrierten Überlegungen zur GEMA galten. Ich erinnerte mich, dass ich mal den plötzlich allgegenwärtigen „Gangnam-Style“ hören wollte, jedoch am bekannten Spruch „dieses Video ist in deinem Land nicht verfügbar, weil die GEMA die Rechte nicht eingeräumt hat“ scheiterte. Und das, obwohl der Song grade mal zwei Tage alt war und der Sänger aus Südkorea von einer GEMA hochwahrscheinlich noch nie gehört hatte. Verdammt, wie kommt eine deutsche Institution dazu, sich für sämtliche Musik weltweit zuständig zu fühlen? Wie bescheuert muss ein Gesetzgeber sein, der sowas ermöglicht?
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