Claudia am 14. März 2014 —

Angst: Krim, Krieg, Grüne

Während die Top-Nachrichten der letzten Tage vor allem dem Prozess von Uli Hoeneß galten, spitzt sich das Desaster um die Ukraine immer weiter zu. Im Minutentakt kann man per „Ticker“ verstörende News lesen, etwa beim Focus:

+++ Russland feuert auf Aufklärungsflugzeug +++
+++ Ukraine: „Russland ist bereit zum Einmarsch“ +++
+++ Ukraine gründet freiwillige Nationalgarde +++
+++ Putin stationiert Kampfflugzeuge in Weißrussland +++
+++ Merkel: Putin hat die Krim „geraubt“ +++
+++ EU-Parlament verurteilt die „Aggression Russlands“+++

Was da abgeht, macht mir zunehmend Angst. Seit Wochen sehe ich mit einigem Entsetzen, wie fast alle unsere Politiker und Parteien gemeinsam mit der Mainstream-Presse den Konfrontationskurs gegen Russland voran treiben. Ganz so, als hätten wir nichts zu befürchten und sowieso alles Recht auf „unserer“ Seite. Dass sogar die GRÜNEN im Bund der Kriegstreiber mitmachen, anstatt sich um Deeskalation zu bemühen, macht mich fassungslos! Eigentlich hatte ich vor, sie bei der Europa-Wahl wieder zu wählen, doch jetzt sieht es so aus, als bliebe mir nurmehr die LINKE, die sich als einzige Partei der gefährlichen Spirale aus Drohungen, Sanktionen und dem Zündeln mit militärischen Optionen verweigert.

Dass nur eine Minderheit den Eskalationskurs mitträgt, ficht „die da oben“ wie so oft nicht weiter an: Im Konflikt um die Krim befürworten laut aktuellem ZDF-Politbarometer nur 26 Prozent der Deutschen die von der EU angekündigten Wirtschafts-Sanktionen gegen Russland. Dagegen sind 44 Prozent dafür, dass die Europäische Union ausschließlich mit diplomatischen Mitteln auf Russland einwirkt. Nur drei Prozent sprechen sich für eine militärische Unterstützung der Ukraine aus.

Und was machen die GRÜNEN? Anstatt zu versuchen, aus diesem großen Potenzial zusammen mit der Linken und außerparlamentarischen Gruppen eine neue Friedensbewegung anzustoßen, wollten sie allen Ernstes Gerhard Schröder per Europa-Parlament einen Maulkorb verpassen. Der hatte nur gesagt, was auch Helmut Kohl gestern verlautbarte: dass man die russischen Interessen ernst nehmen und die Zukunft am Verhandlungstisch gestalten soll, nicht mittels brachialem Vorgehen und ignorantem, bloß feindseligem Umgang mit Putin. Schröder hatte auch darauf hingewiesen, dass „wir“ im Jugoslawienkonflikt ja ebenfalls „das Völkerrecht gebrochen“ hätten, man sich mit dem erhobenen Zeigefinger also zurück halten solle.

Schwerer noch als dieser „Sündenfall“ wiegt für mich der Bruch des Versprechens, das Gorbatschow für sein Ja zur deutschen Wiedervereinigung verlangt und auch zugesichert bekam: dass die Nato sich NICHT weiter nach Osten ausbreiten werde, Russland also nicht in die jetzt nahezu vollständige „Umzingelungssituation“ (siehe Grafik in diesem Artikel) kommen solle. Mit dem „gemeinsamen Haus Europa“ und einer ordentlichen Perspektive für Russland ist es auch nichts geworden – wie kann man das nur alles ignorieren und mal eben auch noch die Ukraine in die EU, womöglich auch die Nato aufnehmen wollen?

Auf der Krim sind die Russen seit 200 Jahren, die Bevölkerung ist mehrheitlich russisch – ja verdammt, warum lässt man sie nicht einfach ziehen? Zu einer so brisanten Lage wie jetzt wäre es vermutlich gar nicht erst gekommen, hätte man rechtzeitig mit Russland „auf gleicher Augenhöhe“ verhandelt, um eine für alle Seiten akzeptable Lösung zu finden.

Antje Vollmer sagt in einem lesenswerten Interview über das Verhalten der GRÜNEN im UKRAINE-Konflikt:

„Mir scheinen, das sage ich mit großer Trauer, auch die Grünen sehr geschichtsvergessen. Sie agieren, als kennten sie kein Heute und Morgen, sondern nur den starken Moment der euphorischen Gesinnung. Das ist politischer Narzissmus, aber keine Lösung des realen Konflikts.“

Was wird denn vergessen?

„Derzeit wird an den Ersten Weltkrieg erinnert. Der ist auch deswegen ausgebrochen, weil Politiker sich leichtfertig in eine Fehleinschätzung der Lage hineingesteigert hatten. Von diesem Baum sind sie dann nicht wieder heruntergekommen. Die Grünen ähneln jetzt der SPD 1914. Im Augenblick ist es wichtig, die Politiker auf beiden Seiten des gerade wieder entstehenden Eisernen Vorhangs von diesen Bäumen der Hysterie wieder herunterzukriegen.“

Wer aber soll bzw. kann das tun, wenn sogar die GRÜNEN voll auf den Eskalationskurs setzen?

***

Siehe auch:

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Diskussion

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28 Kommentare zu „Angst: Krim, Krieg, Grüne“.

  1. kann deine Sorgen nachvollziehen, auch ich sitze fassungslos vor all dem. Eine Medienkampagne löst die nächste ab (Wullf, Edathy, Hoeneß, Ukraine, Krim usw.), um Vernunft, Abwägung und Augenmaß geht schon lange nicht mehr, auch wenn es immer wieder einzelne gute Artikel gibt.
    Ich habe das Gefühl, wir (und auch die Politiker) werden mehr und mehr zu Getriebenen.
    Von den Grünen erwarte ich mittlerweile gar nichts mehr, doch jetzt schießen sie wirklich den Vogel ab.

    Noch zwei weitere interessante Links (von vielen):
    http://blog.initiativgruppe.de/2014/02/23/kriegt-die-ukraine-die-kurve/
    http://www.misik.at/texte-aus-der-taz-berlin/echte-manner-verhandeln-nicht.php

    Bei beiden Blogs sind auch die jeweils vorherigen Beiträge zum Thema sehr lesenswert.

  2. Ich unterschreibe jeden Satz von Dir, liebe Claudia.

  3. Danke Euch für die mit-sorgenden und zustimmenden Worte! Und für die Links… Ich hab im Artikel fast gar nicht auf Blogs verlinkt, weil ich dazu nichts fand! Ein Blick auf Rivva.de zeigt, dass nach wie vor „in aller Ruhe“ über Hoeness, Gadgets, NSA, Onlinejournalismus etc. geschrieben wird.

    Der einzige Link zum Thema stammte von SPIEGEL ONLINE und titelt bezeichnenderweise: 3. Weltkrieg?: Mir egal.

    Leider beruhigt mich die Ignoranz der Blogosphäre nicht…

  4. ach ja, claudia,

    „die bloggosphäre“ ist ein riesengroßer ort und es ist immer eine frage, wo man sich herumtummelt. bei mir zuhause segele ich schon seit einer woche auf dem narrenschiff, rede schon so lange mit klaus (nur einer von vielen posts zum thema dort) uswf usf.

    wenn du das thema vor ner woche aufgegriffen hättest … ;-)

    ich arbeite jedenfalls schon mal meine „todo“ liste ab, „der clan der otori“ ist durch, im moment kichere ich über „mirage“ von matt ruff, danach steht dringendst „der name der rose“ an.

    nur zur sicherheit.

    daß „die“ deutschen (jenseits der dummheit in den leidmedien) sich halbwegs vernünftig verhalten, ändert natürlich nichts an dem von dir zu recht beklagten schwachsinn, den „die“ grünen gerade fabrizieren, das sehe ich durchaus ähnlich wie du, typisch deutsch, immer im dicksten strom mitschwimmen

  5. Liebe Claudia,

    na ja, ich weiß nicht so recht. Ich bin ja nun ganz sicher der Meinung, daß sich die Nato aus diesem militärischen Konflikt heraus halten sollte, alles andere wäre vollkommen unverantwortlich. Aber Sanktionen, also Maßnahmen, die in der Verantwortung der eigenen Machtsphäre liegen, warum nicht?

    Die Ukraine mit Jugoslavien zu vergleichen ist albern, es ging da um „ethnische Säuberungen“ vor allem von serbischer Seite, diesem Völkermord konnte Europa nicht einfach nur zusehen. Die Sache mit der Krim liegt ja wohl etwas anders, hier verleibt sich ein Staat, nämlich Rußland, Teile des Staatsgebiets eines anderen Staates ein und wo kommen wir hin, wenn das Schule macht? Der Westen hat durchaus zugesehen, als es auf russischem Staatsgebiet gegen die Tschetschenen ging, hätte man die Tschetschenen gefragt, ob sie Teil von Rußland sein wollen, wäre die Antwort ziemlich klar gewesen, trotzdem hat man Rußland wegen seines Verhaltens nicht ernsthaft angegriffen, weil die Tschetschenienkrise Teil der russischen Souveränität war, Rußland erwartet also vom Westen Verständnis dafür, wenn es solche Konflikte auf eigenem Boden bekämpft, repektiert aber nicht die Souveränität anderer Staaten wie die Urkraine und das ist eine Doppelmoral.

    Wiegesagt, wo kommen wir hin, wenn wir glauben, Nationalitätskonflikte nach Putinscher Manier zu lösen? Es gibt vermutlich viele hunderte Konflikte dieser Art auf der Welt. Wollen die Südtiroler Teil Italiens sein? Möglicherweise nicht, aber sie sind Teil Italiens. Sollte da nicht Österreich eventuell in Italien einmarschieren? Und wie sieht es mit den Elsäßern aus? Sind das nicht eigentlich Deutsche und sollte Deutschland da nicht Frankreich den Krieg erklären? Wie sieht es mit dem Basken aus und den Nordiren und sollten nicht die Kurden ihren eigenen Staat bekommen und sollte sich nicht Friesland eigentlich aus Deutschland und Holland lösen? Wiegesagt, ich glaube es gibt da wahrscheinlich hunderte, wenn nicht tausende ähnlich gelagerter nationaler Konflikte auf der ganzen Welt, ich denke nur an Afrika, an Asien, was weiß ich. Die einzige Chance, mit diesen Konflikten umzugehen, heißt, sich an gewisse Regeln zu halten und die erste aller Regeln heißt, Ländergrenzen sind zu respektieren, denn wenn wir das nicht mehr tun, dann ist das ein Faß ohne Boden und führt zu endlosem Chaos ( was auch jetzt schon groß genug ist). Was also Putin da macht, indem er einfach die Krim zu russischem Staatsgebiet erklärt, ist dann – nehme es mir nicht übel -, einfach unzivilisiert und eine solche Form des unzivilisierten Verhaltens muß sanktioniert werden, nicht militärisch, aber zivilisatorisch.

    Gruß
    Martin

  6. ps: _zwei_ wochen ;-)

  7. @martin

    [..] Die Ukraine mit Jugoslavien zu vergleichen
    [..] ist albern, es ging da um “ethnische Säuberungen”

    wenn man das alles erlebt hat, kann man dem nur zustimmen.

    meine erste email (wirklich meine allererste vom 17.04.1994) ging an bill clinton mit der aufforderung, serbien zu bombardieren, weil die USA sonst die verantwortung für einen weiteren europäischen bürgerkrieg tragen würden, weil hier die engländer, die franzosen und die deutschen den WW2 in sachen „verbündete“ nachspielten, sprich die franzosen steckten den serben die infos um sich an genscher für dessen anerkennung kroatiens zu bestrafen …

    ich habe das damals in einem damals noch linken spiegel-forum auf compuserve genau so vertreten. da brauchten DCB und joschka noch ein bißchen, bis sie auch soweit waren.

    ach ja, ich war und bin pazifist, nur halt keiner von der „kein blut für öl“-sorte. eher die sorte, die in den 30ern ihren platz in spanien sah.

    die friedensbewegung hier fand ich schlicht _widerlich_ und meine position stammte mehr aus der libé, dem kampfblatt der franz. alt68er.

    [..] Wiegesagt, wo kommen wir hin

    ja, aber …

    machen wir uns nix vor: putin kann/wird(????) die krim behalten. ich denke zwar, daß er ein „würstchen“ ist und schon mal gar nix zu sagen hat, er eher ein getriebener ist als ein handelnder, aber, naja, die fakten …

    im grunde kann er sich kaputt lachen, weil wir hier so hysterisch reagiert und unser pulver verschossen haben.

    und noch ein aber: natürlich müssen jetzt maßnahmen der aus/ab-grenzung erfolgen. er mag zwar drüber lachen, aber a la longue hat er sich gerade verschluckt. sollte er sich weitere teile im osten der ukraine aneignen, um so schlimmer für ihn.

    klassischer pyrrhus-sieg, um’s mal so zu sagen, er hat sich gestern zu tode gesiegt. deshalb sollten wir hier ruhiger an die sache rangehen und uns nicht von der hysterie der polen und der amerikaner anstecken lassen.

    es macht keinen sinn, sich da noch weiter reinzusteigern. wir müssen dafür sorgen, daß geredet wird. dafür ist es noch nicht zu spät.

    worin ich allerdings _zero_ vertrauen habe ist dieser ########cher, der gerade die NATO führt, der ist scharf drauf, knöpfe drücken zu dürfen. hier besteht wirklich gefahr, daß die sache aus dem ruder läuft.

    aber, naja, ich stimme auch dem gros deiner argumente zu.

    so eindeutig, wie es gerade die dummbratzen, die putin zu ihrem held / feind machen, in alle foren posten, ist die sache nicht. sie ist _heikel_ und hat das potential ausser kontrolle zu geraten.

    „wahrlich finstere zeiten, in denen ein kluger mann gezwungen ist, dinge zu denken, die zueinander im widerspruch stehen“ (eco, name der rose)

  8. @claudia

    weil ich gerade in alten mails und (endlos langen) postings stochere: die ersten grünen, die übrigens in jugoslawien einen militäreinsatz forderten, waren 1993 die …

    grünen frauen ;-)

    lange vor DCB & joschka.

    woran man sich alles nicht mehr erinnert …

  9. Hardy schrieb:

    „es macht keinen sinn, sich da noch weiter reinzusteigern. wir müssen dafür sorgen, daß geredet wird. dafür ist es noch nicht zu spät.“

    Mich treibt vor allem die Angst vor einer Eskalationsspirale, von der es dann kein Zurück mehr geben könnte.

    Was den Kosovo angeht, wollte ich nicht inhaltlich vergleichen, sondern nur den „Rechtsbruch“ thematisieren: bzw. dass man den halt in Kauf nimmt, wenn es opportun ist – auf beiden Seiten.

    Aber ich kenne mich nicht gut genug im internationalen Recht aus, um beurteilen zu können, inwieweit von der Bevölkerung getragene Abspaltungen im Sinne eines „Selbstbestimmungsrechts der Völker“ legal sein können – hoch umstritten ist das auf jeden Fall.

    Angesichts der Geschichte der Krim (und nun der wie man liest 95%igen Zustimmung per Votum) neige ich dazu, die Kraft des Faktischen anzuerkennen. Evtl. hätte man ja die Abspaltung mit rechtzeitigen Verhandlungen über ein Föderation mit weitgehender Autonomie der Regionen verhindern können – wundert aber nicht, dass in diesem Chaos niemand die Autorität und Akzeptanz hatte, das auch zu tun.

    Zu Referenden mit dem Wunsch nach Abspaltung:

    Derzeit läuft ein solches in der Region Venetien an: die Bürger stimmen bis Freitag über die Abspaltung von Italien, EU und NATO ab.

    Informationen dazu gibt es in unserer Presse GAR NICHT – man muss dazu BBC oder Stimme Russlands lesen, auch das „Schweizmagazin“ berichtet.

    Das Ergebnis wird nicht „rechtlich bindend“ sein… dass aber gar nicht darüber berichtet wird, finde ich gerade jetzt schon ziemlich krass! (Hey, grade eben erscheint auch auf Heise / Telepolis was dazu).

    Am 18. September 2014 wird es auch in Schottland ein Referendum geben und am 9. November 2014 soll es in Katalonien dazu kommen.

    Auf Telepolis heißt es:

    „Der Internationale Gerichtshof der Vereinten Nationen hatte 2010 in Bezug auf den Kosovo festgestellt, dass eine einseitige Unabhängigkeitserklärung eines Landesteils „das allgemeine internationale Recht nicht verletzt“.

    Nicht dass ich zu all diesen Bestrebungen eine Meinung hätte (Martins Einwände wiegen auch schwer!) doch fällt ja schon auf, dass nur dort, wo der alte Gegner Russland involviert ist, so eine KRISE mit Sanktionsspirale stattfindet. Es ist für mich offenkundig, dass USA/EU/NATO hier ihr Einflussgebiet bis an die Grenze Russlands ausdehnen wollen – und dass das Russland (egal wer regiert) nicht gefällt, verstehe ich.

  10. auf dem narrenschiff ht halt jeder seine eigenen geschichten zu erzählen

    das schlimme: es sind mal wieder die jungs.

    vor allem die unter 1.5 m.

    die mädchen, „meines“ zb. (ursula …) hingegen bleiben „cool“ … noch schlimmer, wir sind mit an bord, sehen einen eisberg und können nur zugucken, ob „der kapitän“, wer immer er auch sein mag, die sache vermasselt oder nicht.

    es gibt ja keine rettungsboote …

    naja, hauptsache, ich kann am mittwoch abend noch den nockherberg auf b3 gucken. danach kann die welt, wenn’s denn unbedingt sein muss, ruhig untergehen. obwohl, gestern abend gab’s ein wieder wiedersehen mit saga (die brücke II), meinem in den reaktionen auf die aussenwelt weiblichen ebenbild. es wäre nett, wenn die idioten sich zeit ließen, bis ich das ende der serie kenne.

    du bemerkst: im grunde will ich gar nicht drüber nachdenken, weil mich die hilflosigkeit eigentlich nur wütend macht.

  11. @Hardy, ja – alles echt furchtbar… andrerseits hab ich grade TV-Nachrichten gehört, da haben sie Martin Schulz befragt. Der sprach so in etwa, dass man die Fakten anerkennen müsse und evtl. mit Putin überein kommen könne, dass er die restliche Ukraine nicht antaste – etwa gegen die Zusicherung, dass die Nato da nicht rein gehe. Und Putin sagt ja auch was von „Neutralität“ der Ukraine..

    Ich frag mich wirklich, warum niemand versucht, eine Friedensdemo anzumelden.. angesichts des verbalen „Narrenschiff-Verhaltens“ diverser Akteure sollte es doch vielen Angst und Bange werden… die Demos damals waren auch aus ANGST (Stationierung Pershing 2) so gut besucht.

  12. [..] warum niemand versucht, eine Friedensdemo anzumelden

    oh, wer denn bitteschön?

    ich merke, du hast dich in den letzten zwei, drei wochen nicht wirklich in den spelunken öffentlich ausgetragener rechthaberei getummelt …. also versuche ich mal in kürze (huhu gerhard) die „kampflinie(n)“ aufzudröseln.

    also, da wäre das, was man in deutschland offensichtlich als allgemein verbindliche linie anzusehen scheint: russen ganz ganz schlimm, kalter krieg v 2.0, böser böser putin, dem zeigen wir jetzt mal die folterwerkzeuge. gute ukrainer, „unsere leute“, denen werden wir jetzt mal auf die füsse und gegen die panzer an den grenzen verteidigen.

    das ist so eine linie, die sich quer durchzieht, von den groko anhängern über die leidmedien hin bis zu (ich kann ihn leider nicht bekehren) klaus.

    an dieser sicht ist – imho – grundfalsch, daß sie so ziemlich alles ausblendet, was in den letzten fast 30 jahren passiert ist (wiedervereinigung), was wir in sachen russland vorhatten (eingliedern) und wir denen versprochen hatten (wir rücken euch nicht auf die pelle/grenzen/einflußzonen).

    es ist die denke des kalten krieges, proagiert von denen, die nicht verstehen, daß der erste KK vielleicht gut gegangen ist, es einen zweiten nicht geben wird und die sache, so wie sie betrieben wird, im grunde nur schief gehen kann, weil sich alle wie vollidioten verhalten, die keinen respekt vor den bedürfnissen der anderen haben.

    die andere seite, wahrscheinlich getragen von ostzonal verseuchten russophilen linken anhänger und pseudo-russlangverstehern, sieht wiederum ausschließlich in der EU und den USA die bösewichter, die – wie ich oben beschrieben habe, aber ich mache mich mit dieser explizit als links verstandenen haltung definitiv nicht gemein – aus alten sympathieen heraus ignoriert, daß putin natürlich „scho a hund“ ist und knallhart machtpolitik macht, die zt. die grenzen des ziviliserten verhaltens überschreitet.

    richtig andererseits ist natürlich, daß er das halbwegs gewaltfrei macht. sich aber schon ein bißchen weit aus dem fenster lehnt, was ihm definitiv übel angekreidet werden wird, wenn er sich an dem gerade verschluckten happen nicht sogar verschlucken wird.

    vertreter dieser linie findest du bei den notorischen linken bei telepolis, der NDS, deren haltung ich gerne mal sehen möchten, sollte putin mit panzern die grenze zur ukraine überschreitet und die sache ausser kontrolle gerät.

    eine dritte (eine schlängel-)linie kannst du bei denen erkennen, die eigentlich der NPD oder euroneurotischen front angehören. die haben jetzt so lange gegen die EU und die USA gehetzt, daß sie plötzlich – lustigerweise – zu großen anhängern von putin mutieren und solidaritätsadressen gen russland schicken.

    naja, die waren vorher schon irre, was war da zu erwarten.

    eine vierte (meine) haltung sieht in dem ganze die möglichkeit einer grossen verheerung, ein feuer, das noch glimmt, sich aber jederzeit in einen großen brand verwandeln kann, weil die akteure sich wie volltrottel verhalten und die gefahr besteht, daß ihnen das „spiel“ entgleitet. diese linie sieht dummheiten auf beiden seiten.

    man kann nicht ausblenden, daß in der ukraine wirklich zt. faschisten in machtpositionen gerutscht sind. wir wissen nicht, wer auf dem majdan geschossen hat.

    wir wissen, daß die USA und die EU gezündelt haben. wir wissen, daß putin eiskalt seine optionen auslotet und sich angepasst verhält, das territorium der GUS und die rolle russlands vergrössert. aber auch, daß er im grunde ein getriebener ist, dem man ganz sicher nicht mit drohungen kommen kann, zumal seine politik von den russen, ja sogar wahrscheinlich vom gros der bewohner der krim geteilt wird.

    es gibt berechtigte gründe/rechtfertigungen für sein verhalten, ich an seiner stelle würde mir die krim als zugang zum schwarzen mehr sicher auch nicht nehmen lassen, wie würden die amis wohl reagieren, wenn es in japan einen pusch gäbe und ihr „flugzeugträger“ richtung china plötzlich wegbrechen würde?

    sicher nicht anders als putin auf der krim.

    es gibt also eine menge gründe, das verhalten des jeweils anderen zu verstehen oder gewissheiten zu bezweifeln.

    wer soll also bitte für was demonstrieren, claudia?

    im kalzen krieg, als es noch zwei kräfte gab, war es einfach, sich für eine seite oder doch eine dritte – _unsere_ – zu entscheiden. heute ist das erheblich komplexer.

    ich wüsste jedenfalls nicht, bei wem ich mitmarschieren sollte.

    [..] angst und bange

    dazu besteht – imho – auch eine menge guter gründe, weil ich _zero_ vertrauen in die handelnden habe. die bevölkerung hier ist „cool“, das verhalten der medien halbwegs akzeptabel, selbst sender wie RPR (lokal privat sender) informiert darüber, warum putin sich so verhält, wie er es tut, beim dlf hagelt es kritik an zu einseitiger berichterstattung (und er berichtet darüber) …

    aber, naja, alle sind getriebene, keiner will das gesicht verlieren, obama muss seinen eigenen leuten zeigen, daß er keine „pussy“ ist und bei den demokraten in wirklichkeit hillary die „eier in der hose“ hat. er hat zudem die glaubwürdigkeit durch nicht gehaltene „rote linien“ komplett verloren.

    putin ist andererseits ein „würstchen“ und getriebener derer, die ihn sich dort als marionette halten, aber ein verhalten ist imho „rationaler“ als das auf „unserer“ seite.

    die deutsche politik, so sehr sie den ball flachhält, muss lernen, daß das, was „wir“ machen, nicht „gut“ ist sondern ignorant. erst dann kann sie – ohne drohungen – mit putin ernsthaft verhandeln.

    wenn du mich fragst: die werden das nicht auf die reihe bekommen, die sache wird ihnen ausser kontrolle geraten.

    aber ich bin ja eh ein „alter panikmacher“ und mmaw führt ein register aller meiner weltuntergangsprophezeihungen mit datum, wann die welt, der euro oder sonstwas mal wieder untergeht ;-)

    nur, ahem, manche sachen brauchen halt mehr zeit, als man so denkt. und dazu stehe ich immer noch …

    sorry, gerhard, ist doch wieder länger geworden …

  13. Danke Hardy, das hast du alles sehr gut zusammen gefasst!

    Auch gestern bei Maischberger (hab ich nur „beiläufig“ laufen gehabt) kamen alle Westen-kritischen Argumente auf den Tisch. Bzgl. der Versprechen bei der Vereinigung kam heraus, dass diese Versprechen keinen Eingang in Schriftliches fanden – und deshalb nun auch geleugnet werden können. Dazu kam das Argument: Damals war die Sowjetunion noch gar nicht zerfallen – man konnte das gar nicht voraussehen, dass demnächst allerlei Ex-Ostblock-Staaten an die Tür der EU und Nato klopfen..

    Es kam auch der wie ich finde sehr sinnvolle Vorschlag, dass es an den Deutschen wäre, in Sachen „Verhältnis zu Russland“ kreative Vorschläge für ein anderes Miteinander zu machen – mehr „europäisches Haus“ inkl, Russland. Und der Verweis auf sehr entwickelte Beziehungen wirtschaftlicher und kultureller Art, die in den letzten 15 Jahren entstanden sind.

    Na, hoffen wir, dass du als „alter Panikmacher“ NICHT Recht hast!

  14. Nochwas: zweifellos ist die große Mehrheit der Bürger UND der Wirtschaft GEGEN Wirtschaftssanktionen. Deshalb wär aus meiner Sicht ja doch eine „Friedensdemo“ machbar…

  15. Ein gelungener Beitrag – vielen Dank dafür!
    Mir geht die einseitige Schwarzweissmalerei: wir die Guten, die Russen die Bösen immer mehr auf den Zeiger.
    Wer kennt denn die vierhunderjährige Geschichte Russlands im Hinblick auf die Krim, die Geschichte der Krim selbst. Ach ja, da ist ja auch noch die Ukraine.
    Die Ignoranz der Herrschenden in Europa gegenüber denen, die sie gewählt haben wird mir langsam unerträglich.
    Ich habe seit ich hier auf dem Schwarzen Berg lebe, für mich selbst versucht, den „Balkankrieg“ ein bisschen besser zu verstehen. Informiert war ich bis dahin lediglich durch die mitteleuropäischen Medien. Die Serben waren da die bösen Buben (selbst hier noch in einem Kommentar), der Rest die armen Opfer. Alles ein grosser Halbwahrheiteneintopf. Fünf Kriege waren das. Jeweils verschiedene Kriegsparteien mit unterschiedlichen Interessen und Zielen.
    Die Kroaten waren schon kriegsgerüstet gegen die Serben, da hatten die noch gar keinen Krieg vor. Es gibt Serben und bosnische Serben. Bei unseren Medien gabs eben nur „die Serben“. Historische Ent- und Verwicklungen wurden fein säuberlich unter die Geschäftemacherteppiche gekehrt.
    Ach ja und überhaupt versucht man seit hundertfünzig Jahren den Russen mit welchen Mitteln auch immer den Zugang zum Mittelmeer zu versperren. Die traditionellen serbisch-russische Freundschaften liefer(t)en da immer wieder willkommene Feindbilder. So vergisst immer wieder die historische Klaustrophobie der Russen. Nach Norden ewiges Eis und nach Süden ewige hohe Gebirge und China. Da bleiben nur winzige Korridore. Und und und.
    Und nun die Krim. Politiker scheren sich einen Dreck um ihr gestriges Geschwätz und die Geschichte im Allgemeinen. Als Putin anfing in Russland waren seine Arme nach Europa weit geöffnet. Man hat ihn abgelehnt. Seine Eitelkeit verletzt. Ich bin sicherlich kein Freund von Putin, aber wie man Menschen behandelt so werden sie früher oder später reagieren.
    Schöne Grüsse vom Schwarzen Berg

  16. @Herr Ärmel:

    Danke für deinen Kommentar – und für den Einsatz und die Geduld, mit mir zusammen ein Tech-Problem zu lösen!

    “Als Putin anfing in Russland waren seine Arme nach Europa weit geöffnet. Man hat ihn abgelehnt. Seine Eitelkeit verletzt. Ich bin sicherlich kein Freund von Putin, aber wie man Menschen behandelt so werden sie früher oder später reagieren.”

    Stimme ich dir voll zu, so stellt sich das bzgl. Russland/Putin auch dar!

    “Die Ignoranz der Herrschenden in Europa gegenüber denen, die sie gewählt haben wird mir langsam unerträglich.”

    Ja, die Bürger sind derzeit weit realistischer und besonnener, was man an vielen Kommentargesprächen sehen kann. Da bekommen die Hetzer-Journalisten ganz viel Contra – und man fragt sich: warum machen die das?

  17. „Ja, die Bürger sind derzeit weit realistischer und besonnener, was man an vielen Kommentargesprächen sehen kann. “
    Das ist die eine Seite der Medaille, die ich auch so sehe. Die andere ist die schweigende Mehrheit, die Masse, die sich trotz besseren Wissens nie zu schade für ein Gemetzel ist.
    Hoffen wir also das Beste und auf einen positiven Ausgang.
    Schöne Grüsse vom Schwarzen Berg

  18. @herr Aermel
    Die andere ist die schweigende Mehrheit,
    die Masse, die sich trotz besseren Wissens
    nie zu schade für ein Gemetzel ist.

    Hallo Ihrs,

    warum sollte sich die schweigende Mehrheit
    nicht zu schade für ein Gemetzel sein?

    die leute mit den langen hosen (da gibts einen
    franz.Begriff dafür) haben schon sehr lange
    die schweigende Mehrheit gespielt, nur sehr
    sehr selten haben sie dann doch mal zur Mistgabel
    gegriffen und die diversen sauställe ausgemistet.

    Nicht unbedingt zu Gunsten der schweine/ wobei dieser
    Vergleich doch ziemlich hinkt. Schweine sind
    im Sozialverhalten die bessere schweigende Mehrheit
    im Unterschied zu den Vasallen und Kriegstreibenden
    Generationen von Schweinepriestern.

    warum sollten die leute mit den langen hosen
    sich um herrschaftsprobleme der oberschweine
    kümmern, solange sie selbst schweinkram genug
    um die Ohren haben?

    die schweigende Mehrheit besteht meiner ansicht
    nach schon lange nicht mehr nur aus gutglaeubig-
    hirnlos- nachplappernden Vollidioten sondern
    die haben ganz einfach die schnauze voll daven,
    dauernd und nachhaltig Herrschaftsinteressen
    inm vorauseilenden Gehorsam hinterherzuhinken.

    mich (langer Hosentraeger)jedenfalls lässt ein
    „zu den Waffen!“ getöse seitens „meiner“ obersten
    Schweinekriegsherrenschaft garantiert eiskalt.
    Es wird zeit, dass die Idioten oberhalb des
    Schweinegitters ihre versauten Scheisskonflikte
    unter Ihresgleichen austragen und den Rest der
    Welt damit in Ruhe lassen.

    gruss aus sz i.m.

  19. Herr Ärmel, hallo, na endlich! Freu mich riesig dich hier zu lesen.

    Ursprünglich wollte ich jetzt auch auf die Medien hauen. Aber ich laß das mal. Ist auch alles sehr komplex.

    Doch – ein Land beginnt man erst zu verstehen, wenn man dort war und es zumindest versucht hat, in das, was die Menschen dort bewegt, einzutauchen. Und ich schreibe bewusst: Dies ist erst ein Beginn.

    Ich habe es noch nie so deutlich erlebt wie letztes Jahr, als wir einige wunderschöne Herbstwochen durch den Balkan geurlaubt sind. Seitdem bemühe ich mich, in meinen Beurteilungen zurückhaltender zu sein, da ich meist nur einen kleinen Ausschnitt vom Ganzen kenne.

    Auf eine gute Zeit hier,
    Menachem

  20. heute kurz, ich bin in vorfreude auf den diesjährigen nockherberg (19:30 live in b3)

    @ingo

    „ah ca ira ca ira die aristokraten an die laterne“ …

    du meinst die sansculotten ;-)

    @herr ärmel

    ich glaube, das war ich mit den serben … dummerweise stehe ich noch heute zu meiner wahrnehmung von damals, habe noch mal meine ganze posts aus der zeit bei c$s spiegel gelesen, mich geprüft … und denke immer noch, daß es damals nicht hinzunhemen war, daß eine bevölkerungsgruppe – weil muslimisch – _vor unserer haustür_ massakriert wurde.

    es waren für mich auch nicht „die“ serben, sondern ein verbrecher, der gezielt den nationalismus auf dem amselfeld geschürt und sein volk dann in eine schandtat gezogen hat.

    mir ist im nachhinein auch klar, wie viel gelogen wurde. aber das ändert nun mal nichts an den snipern, die von häuserdächern menschen auf dem weg zu markt erschossen, nicht an srebrenica, nichts an den lagern. auch nichts daran, daß faschistische kroaten genau solche verbrecher waren. wir waren auf dem besten weg in einen neuen europäischen bürgerkrieg.

    aber, verschüttete milch. ich sage das nicht aus rechthaberei, ich kann eben meine eigene haltung von damals anhand aller nachrichtensendung im radio (alles hier auf band) und meiner postings damals nachvollziehen.

    @claudia

    ich bin der erste, der nicht recht haben möchte.

    aber lübberding hat heute morgen einen satz in seiner frühkritik geschrieben, der – wird er von einem politiker gesprochen – uns in ganz andere zustände bringen wird.

    und, ich denke immer noch nicht, daß wir wüssten, bei wem wir mit marschieren würden. im moment sollten wir mal die grünen daran erinnern, was sie eigentlich sind.

    antje’s beitrag in der BZ trifft die sache auf den punkt.

    so, bock-bier kaltstellen. nockherberg!!! ;-)

  21. @ Menachem – herzlichen Dank für deine freundliche Begrüssung. Ich werde versuchen, hier in Claudias interessant vielfältigen Blog zu schauen, sowie ich die Zeit dazu finde.

    @ Ingo – vielleicht bin ich schon zu alt oder zu weit in der Welt herumgekommen; vielleicht kommt auch beides zusammen: ich misstraue „der Masse“ respektive Massen zutiefst. Wem ich traue, das ist der einzelne Mensch, mit dem ich ein Gespräch führen kann.
    Was nun die Sansculotten betrifft, erinnere ich daran, dass sie das Zwölfergremium der Jakobiner um Danton und Robbespiere unterstützten, die zwischen 1793 und 1794 La terreur (die sog. „Schreckensherrschaft“) begründeten.

    @ hardy – stimmt, auf deinen Satz bezog ich mich. Dennoch stimme ich dir natürlich zu, was die elenden Verbrecher und ihre Scheusslichkeiten betrifft. Ich lebe seit zwei Jahren mittendrin, kriege mehr mit as mir manchmal lieb ist und schweige an dieser Stelle. Denn wir sind noch immer nicht von dem auch von dir erwähnten Weg in einen möglichen „europäischen Bürgerkrieg“.
    Schöne Grüsse vom Schwarzen Berg

  22. @alle:

    Wow, mir scheint, seit ein paar Stunden hat sich der Wind gedreht bzw. etwas beruhigt. Die ARD-TV-Nachrichten berichten auf einmal „ausgewogen“: zeigen sowohl die „Vertreibung“ einiger ukrainischer Soldaten aus einem Krim-Stützpunkt, aber auch das direkte Anheuern von Soldaten bei der russischen Armee. Und sogar das militante Auftreten eines Swoboda-Abgeordneten mit Anhang im Versuch der „Absetzung“ eines „zu Russland-freundlichen“ TV-Chefs.

    Unter einem Artikel in der SZ

    Wie westliche Medien über Putin und Russland berichten

    findet eine selten einhellige „Kommentar-Demo“ statt. Maischberger sagte irgendwo, „die Medien bekämen sackweise Protestbriefe“ gegen zu einseitige Berichterstattung.
    Überall mochte das Volk dem Tenor der Presse nicht folgen – und zwar in großer Mehrheit.
    Dazu die geballte Meinungsmacht der betroffenen Wirtschaft (eher die Mittelständler, weniger globale Konzerne), die zwar nicht offiziell protestieren, aber offenbar alles tun, um klar zu machen, wie teuer Wirtschaftssanktionen „uns“ kämen.

    Und so wundert es nicht, dass der Korrespondent/Kommentator in den ARD-Nachrichten Wirtschaftssanktionen beim morgigen EU-Gipfel für „ausgeschlossen“ hält. Auf einmal klingt es so, als wäre immer schon klar gewesen, dass diese nur in dem Fall in Betracht kämen, dass Putin auch nach anderen Teilen der Ukraine greife.

    Kann ja sein, dass das alles nur meine selektive Wahrnehmung ist, doch sieht es für mich glatt so aus, als hätte binnen weniger Tage die Gesamtheit vieler unterschiedlicher Bürger/innen die allzu forsche Politik ausgebremst.

  23. whow.. wie sich doch die dinge überschneiden:)
    dieser post von mir wurde just in der Zeit getippt als claudia das hier drüber geschrieben hat.
    wir denken doch irgendwie auf der gleichen welle:)
    —-

    Andererseits wurde während der Terrorherrschaft
    auch die politische Tätigkeit in den Sektionen
    eingeschränkt,

    wodurch die Jakobiner Unterstützung verloren.

    Als im Sommer 1794 zu den Höchstpreisen auch noch
    Höchstlöhne eingeführt wurden, trennten sich die
    Wege von Jakobinern und Sansculotten.

    Beim Sturz Robespierres am 9. Thermidor schickten
    nur wenige Sektionen ihre Kämpfer, um die
    Jakobinerherrschaft zu retten. So kam es zum Ende
    der Terrorherrschaft, gleichzeitig verloren aber
    auch die Sansculottes ihren politischen Einfluss.

    zitiert aus
    http://de.wikipedia.org/wiki/Sansculottes

    das vermalmedeite -eigentliche- Problem liegt
    möglicherweise auch darin, dass die Jakobiner-
    fuersten selbst auch wieder zu „Herrschergestalten“
    wurden und sich von der schweigenden Mehrheit
    entfernten?

    und du hast vollkomen recht: einzelne Menschen
    sind die Ansprechpartner, niemals die masse.
    anders als im 18. Jahrhundert haben wir allerdings
    heutzutage völlig andere Kommunikationsmittel
    die geeignet scheinen, Herrschaftswissen auf
    allgemeinverfügbares Niveau zu setzen und somit
    die eigentlichen Pläne der Kriegsfürsten
    offenzulegen.

    auch ich habe gewisse befürchtungen vor einer
    „masse im Blutrausch“; hoffe jedoch andererseits,
    dass die Verdummungsmedienmittel der Schweinepriester
    nicht ausreichen um die hoffentlich mittlerweile
    errungene Aufklärung der „massen“ zu unterwandern.

    ein längerfristig kriegerisches Vorgehen kann
    auf gar keinen Fall im Sinne der schweigenden
    Mehrheit sein. Haben wir nicht genug Verwüstungen
    und Tote in nahezu jeder Bevölkerung auf diesem Planeten
    erlebt um zu wissen, dass es sich nicht lohnt?

    oder bin ich einfach zu daemlich für den
    andauernden Glauben an die Vernunft?
    das wäre allerdings fatal.
    :)

    gruss aus sz
    i.m.

  24. @alle

    ich stehe noch ganz unter dem eindruck des wohl besten nockherberg seit jahrenden „fast faust“, der mit von teufeln gerittenen politikern und dem lied „ein vorsicht, ein vooorsicht der gemütlichkeit“ endete.

    heute also nur noch schweigen und das nachklingen eines wunderbaren vergnügens.

  25. sumpfblüten

    und mitten im Matsch
    eine blüte
    so rein und so scharf:)

  26. zwei interessante links
    mit absolut unaufgeregten Informationen.

    https://www.youtube.com/watch?v=XVXYq6MSmwA
    Oel+ Gas Hintergrund Ukraine
    https://www.youtube.com/watch?v=kgOH5rF1jYU
    Frau Krone-Schmalz über Journalismus /Ukraine

    es gibt immer mehr im Hintergrund
    als die „Betreiber der Welt“ im Vordergrund
    sehen lassen. schön, dass es Leute gibt,
    die andere erst dann beurteilen, wenn sie mindestens
    eine Meile in deren Mokassins gelaufen sind.

    gruss aus ingo

  27. nächsten monat, um diese zeit ist wieder eine kleine
    erinnerungsmarke in meinem sternstaubkalender
    ich hefte die mal hier rein, ohne nun genau zu wissen warum
    und wieso, hier klappern die tasten, kann sein, dass es auch nur dieses geräusch ist, das mich antreibt.

    und ein klitzekleinwenig „ichbinauchda“, nicht direkt ffc
    aber halt ein beitrag im netz der netze von einem der
    vor langer zeit auszog, das gruseln zu lernen.

    und putin soll gesagt haben:
    „wenn ich die amis wäre, ich hätte welche gefunden“
    da gings irgendwie um Massenvernichtungswaffen, öl und
    sonstigen terrorismus.

    mission accomplished.

    ich weiss es nicht, vorweg bemerkt,
    ich bin einer der denkt dass er denkt-
    und jahre später feststellt, dass reines denken
    sowiso für die Katz ist, wenn sich nichts
    beweisen lässt.

    ein rasiermesser voller zweifel,
    ein sack voll geruechten
    rauchende colts, miese geschäfte
    und der Rest ist schweigen.

    und was neu ist wird alt
    und was gestern noch galt
    stimmt schon heut oder
    morgen nicht mehr.
    (ich liebe diesen kerl)

    internet ist for porn.
    internet is for porn
    iifp

    but, what if..

    und ausserdem verliert sich nichts,
    man muss nur die schaufel finden.
    alles was sie hier sagen,
    kann und wird gegen sie verwendet werden.

    zeitenwende

    wortwandern, es ist elf. immer elf, immer september,
    die jahreszeiger sind stehengeblieben, es ist
    zweitausendund.

    und die lungenuhr tickt,leise wie der blutstrom
    in den adern der verdammten. es bleiben ihnen
    dreissig jahre, in denen ihre fresszellen nicht
    mit den zwanzigmillionen fasern pro kubikmillimeter
    fertig werden koennen,
    zeit genug fuer ein langes gebet.

    Sie
    sind ein naturprodukt, in einer stadt, asbest,
    im tagebau aus der erde gerissen, in
    gleichmaessiger konsistenz auch in schutzfarbe
    vermengt, schutzfarbe gegen feuer.

    sie waren ueberall in den tuermen die nicht mehr sind.
    sie dienten ohne bemerkt zu werden, wurden uebertuencht
    als ihre gefaehrlichkeit bekannt wurde und lauerten
    lange unter neuen anstrichen.

    https://www.youtube.com/watch?v=mtuTpH3bYdg

    dreissigtausend von ihnen pro kubikmillimeter
    reichen aus ein gebauede von der baupolizei
    schliessen zu lassen. sie sind gefaehrlich,
    sie sind winzig, sie sind nicht zu vernichten.
    und sie haben zeit.

    und sie wurden befreit von der last der gebauede,
    hinausgeschleudert in die umgebung, schweben noch
    heute dort, sie sind zu winzig um von irdischer
    schwerkraft wirklich angemacht zu werden,
    sie sind dessinteressiert an newtons gesetzen,
    Sir Isaak haette lange warten muessen,
    sie fallen zu sehen .

    sie wurden heiss abgerissen von den waenden,
    die sie vor flammen schuetzen sollten,
    sie gingen auf in dieser unendlichen staubwolke
    zertruemmerter traeume.

    https://www.youtube.com/watch?v=vVujXTt89FQ

    und sie wurden eingeatmet, millionenfach.
    fuer sie steht die zeit still, fresszellen
    in lungen versagen und nach dreissig jahren
    bleibt die lungenuhr in der regel stehen,
    still das blut.

    http://asbestose.de/berufskrankheit-asbestose.html

    und sie werden verschwiegen, verschwinden
    in den sendungsbewussten aeusserungen der
    krieger, sie, die einzig wirklichen
    massenvergiftungsmittel sind schon in ihnen,
    warten auf ihre zeit und haben keine eile.

    https://www.youtube.com/watch?v=8nM2poUOmXc

    zweitausendzweiunddreissig wird eine welle
    aufbranden und wieder erloeschen, mit ihnen
    gehen sie hinueber auf schwankenden schiffen,
    in schiffen und mit einer muenze auf den augen.

    es ist zweitausendvierzehn, zeit vergeht

    der lohn des lebens heisst tod.
    nicht nur dort, hier, ueberall.

    graus aus sz ingo

  28. Oh je, da gibts immer noch mal mehr Elend als das, was man schon kennt!

    Man wusste allerdings zu Zeiten der Asbest-Verarbeitung noch nichts von den Partikeln – und als man es wusste, wurde es verboten. (=nur mein Wissensstand)

    Das schafft sie natürlich nicht aus der Welt.