Claudia am 18. August 2020 —

Bin ich Feministin?

Wieder mal hat mich ein Männerrechtler als „Feministin“ gelabelt. Auf „Genderama“ wurde mein gestriger Blogpost als „gestern veröffentlichter Beitrag der Feministin Claudia Klinger“ zitiert. Und wieder irritiert mich das, obwohl ich im verlinkten Text schrieb:

„Ich bin zu Zeiten der 2.Frauenbewegung sozialisiert und stehe auch heute zu diesen Werten. Das hält mich nicht davon ab, Männerblogs zu lesen, denn „mein Feminismus“ war und ist immer schon ein Humanimus. Gerechtigkeit, Zuhören, Antisexismus (gegenüber allen Geschlechtern), ehrliche Debatten und Argument-gestütztes Verhandeln unterschiedlicher Interessen gehören dazu.“

Damit wollte ich mich allerdings nicht selbst als „Feministin“ bezeichnen. Obwohl sich heute Hinzin und Kunzin gerne Feministin nennt, weil es so „cool“ rüber kommt, ist für mich mit dem Begriff mehr verbunden als das bloße Mittragen einzelner feministischer Forderungen und Kritiken.

Politischer Aktivismus, Publikationen rund um feministische Themen, entsprechendes Netzwerken, Veranstaltungen und Projekte anschieben und gestalten – das ist es doch, was Feministinnen tun. Doch darauf habe ich mich noch nie konzentriert, meine Themen sind meist andere, obwohl ich mich auch gerne mit der Geschlechterthematik auseinander setze (und mich dabei um eine faire Debatte unter Berücksichtigung aller Seiten bemühe).  Ich verdiene die Zuschreibung „Feministin“ mangels eines entsprechenden Schwerpunkts nicht, sehe sogar manche Positionen im heutigen Feminismus recht kritisch (was allerdings auch „unter Feministinnen“ nicht ungewöhnlich ist).

Wenn ich also von „meinem Feminismus“ schreibe, ist das jedenfalls ganz ähnlich gemeint wie etwa:

  • „Meine grüne Seele weint, wenn ich an Artensterben, Insektenschwund und die überall vertrocknenden Bäumen denke“. Deshalb bin ich noch lange keine GRÜNE.
  • „Mein linkes Herz empfindet manche Auswüchse der aktuellen Identitätspolitik als kontraproduktiv und spalterisch“.  Dennoch wäre „die LINKE Claudia Klinger“ eine unpassende Bezeichnung, weil ich auch liberale und punktuell konservative Meinungen vertrete, zudem mit so manchen heute als „links“ geltenden Ansichten nicht mitgehe.

Soweit für jetzt.

 

Diskussion

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4 Kommentare zu „Bin ich Feministin?“.

  1. Ambivalenz löst bei vielen Menschen Panikattacken aus.

  2. Wer Dich liest, weiss, daß Du keine Feministin bist. Das klingt völlig absurd.

    Liebe Grüsse von einem Insektenfreund, der diese liebt, weil ihm sein Makro die Schönheit dieser zeigen kann.

  3. Moin Frau Klinger,
    der Betreiber des Blogs Genderama, Arne Hoffmann, hat diesen Blogbeitrag gesehen und sich korrigiert.
    Hier unter Punkt 6 zu finden
    https://genderama.blogspot.com/2020/08/frauenquoten-im-parlament-spd-politiker.html?m=1

  4. Die wirkliche Bereicherung jedes Beispiels gelebter Überzeugungen beginnt hinter dem Schlagwort. Du bist für mich eine Streiterin für ganz viele wichtige Gleichstellungsfragen – und dabei meint Gleichstellung das Bestreben, in Einklang mit den Dingen und Fragen des Lebens zu kommen und mit einer ehrlich empfundenen und gedanklich erarbeiteten Position dazu beizutragen, dass wir alle unsere eigenen Gedanken entwickeln – und damit auch Verantwortlichkeiten.