Claudia am 04. November 2017 —

Zum 23. Klimagipfel: Wer will noch was retten?

Schluss mit den Marginalien! Ab Montag findet in Bonn der 23. Klimagipfel statt, eine Weltkonferenz, die sich immerhin die Aufgabe gestellt hat, den Planeten für die Menschheit bewohnbar zu halten. In der Presse wird der Mega-Event zwar pflichtschuldig gemeldet, aber wirklich zu interessieren scheint es nicht. Unsere derzeit „sondierenden“ Politiker können auch kaum etwas zum Gipfel beitragen, denn Einigkeit über das Vorgehen in Sachen Energiewende, Verkehr, Landwirtschaft ist nicht in Sicht. Und die USA sind sowieso ausgestiegen, dank des Irren Trump. Was soll das Ganze also noch?

Nicht einmal in der Theorie scheint es machbar, weltweit die Emissionen zu senken, die das Klima aus dem Takt bringen. „Wachstum“ ist nach wie vor die heilige Kuh, und jeden Tag können wir lesen, wie sich Zentralbanken engagieren, es in Gang zu halten, womöglich zu steigern. Denn wenn das nicht gelingen sollte, bricht wegen dann uneintreibbbarer Schulden das Finanzsystem zusammen und die Welt versinkt im Chaos vielfältiger Kriege und Verteilungskonflikte. So jedenfalls das Angstszenario, das selten ausgesprochen wird, aber (neben den „Systemzwängen“) gegen einen anderen Kurs spricht.

Technische Fortschritte, die tatsächlich Emissionen senken, werden regelmäßig überholt von der aufholenden Entwicklung in der ehemals „3.Welt“. Die aber – insbesondere in Afrika – bei weitem noch nicht reicht, um der massiv wachsenden Bevölkerung eine Perspektive zu geben (ein Thema, das Linke ungern bedenken). In den entwickelten Märkten sehen wir immer kürzere Produktzyklen, die auch noch regelrecht gefeiert werden – man denke nur an die Smartphone-Hypes! Und bei Gerätschaften und Gegenständen des täglichen Bedarfs bemerken bewusste Käufer schon lange: das Neuere ist oft das Schlechtere und kommt noch schneller auf den Müll als die älteren Produkte.

Ich könnte schier endlos weiter schreiben über all die ungebrochenen Trends, die dem Bemühen, für das die Klimakonferenz steht, zuwider laufen. Oder über all die Schäden am Ökosystem, die unsere Lebensart bereits angerichtet hat. Zuletzt publik wurde das Insektensterben: 80% weniger, sogar in Naturschutzgebieten. Dass damit eine wesentliche Grundlage der Nahrungskette und Artenvielfalt zu verschwinden droht, scheint die Politik wenig zu jucken: Wir wollen so weiter machen, wie gehabt, koste es, was es wolle! Was übrigens nicht alleinige Schuld böser Politiker ist, sondern allgemeine Einstellung der Wahlbürger. Wer will schon gerne verzichten? Auf Bequemlichkeit, Flugreisen, Autobesitz, viel Fleisch und Luxuskonsum, den es zum Leben nicht wirklich braucht?

Wir schaffen es einfach nicht, zu Gunsten langfristiger Gefahrenabwehr auf kurzfristigen Nutzen zu verzichten. Weil wir gar nicht so langlebig sind, dass uns die (hierzulande!) wirklich drastischen Klimaänderungen noch treffen könnten. So zumindest wird vielfach gedacht, was auch verständlich ist. Menschen mit Kindern sind evtl. etwas besorgter und engagierter (ist das so?), weil ja absehbar ist, dass wir den Kindern eine deutlich unangenehmere Erde vererben werden.

Wie unangenehm, dafür empfehle ich den grandiosen Artikel

  • Der Planet schlägt zurück – Apokalypse Hunger, Stürme, Kriege und eine Sonne, die uns kocht: Wie der Klimawandel die Welt verändern wird.Der Text beruht auf einer höchst umfangreichen Recherche und ist

„…das Ergebnis von Dutzenden Interviews mit Klimatologen und Wissenschaftlern. Er berücksichtigt Hunderte Studien und Aufsätze zum Klimawandel. Was Sie hier lesen, ist – nach bestem Wissen und Gewissen – eine Darstellung, worauf unser Planet zusteuert, wenn wir nicht aggressive gegensteuern.“

Wirklich sehr lesenswert (für alle, die sich trauen), denn da werden mal nicht nur die gängigen Folgen („Meeresspiegel steigt“) unter die Lupe genommen, sondern ziemlich viele andere Schrecknisse, die uns blühen werden. Und nicht nur in der Zukunft, auch schon in der Gegenwart bringt der Klimawandel Menschen um, aber lest selbst!

Untergangsfilme

Über die Hälfte des Kohlenstoffs, den die Menschheit in ihrer Geschichte in die Atmosphäre geblasen hat, wurde in den vergangenen drei Jahrzehnten ausgestoßen (auch eine Info aus dem Artikel). Das korreliert mit meiner persönlichen Medien-Erfahrung: in der Zeit davor erschien die Zukunft noch als eine Besserwelt. Science Fiction malte tolle Utopien, man konnte sich auf diese Zukunft freuen, die immer eine „bessere, schönere, großartigere“ sein würde als die Gegenwart.

Das hat sich gewaltig geändert. Zukunft ist seit 30 Jahren zunehmend Angstgegner. Grade startet N24 den November mit spektakulär inszenierten „Dokus“ (Wir zeigen den WELTUNTERGANG!), wobei die Untergangsszenarien (1. Asteroid schlägt ein, 2. Erde wird vom schwarzen Loch verschlungen) gemeinsam haben, dass sie zügig ablaufen und unvermeidbar sind („there is nothing you can do“). Detailreich wird dann gezeigt, wie das im einzelnen ablaufen würde. Woher bloß diese Faszination am unabwendbaren Untergang?

Der real ablaufende „Untergang“ verläuft schleichender, eignet sich also weniger fürs Drama. Und wir KÖNNTEN sogar etwas dagegen tun, zumindest gegen die allerschlimmsten Verläufe. Das aber ist es uns anscheinend nicht wert. Nicht individuell und erst recht nicht kollektiv.

Trotzdem weiter Klimakonferenzen? Petra Pinzler zeigt in der ZEIT auf, warum sie sinnvoll sind und bleiben. Ich kann mich grade nicht zu positiven Ausblicken aufraffen. Bei der Klimakonferenz 2009 war ich noch etwas motivierter und schrieb am Ende:

„Heute hab‘ ich meine Heizung auf 19 Grad gestellt. Kein großer Sprung, denn ich war eh schon bei 20/21. Mal schauen, wie mir das bekommt, vielleicht ist es auch ein Anreiz, den Tag vor dem Monitor öfter mal durch ein paar Kreislauf anregende, wärmende Yoga-Übungen zu unterbrechen. Klimaschutz ist meistens auch gleichzeitig gesund.“

Ich ergänze: kühlere Temperaturen helfen auch beim Abnehmen – und DAS ist uns ja immerhin verdammt wichtig!

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Diskussion

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22 Kommentare zu „Zum 23. Klimagipfel: Wer will noch was retten?“.

  1. Zufälligerweise sah ich einen Beitrag zum Permafrostboden, dessen gänzliches Abtauen jede Möglichkeit, das Klima noch zu beherrschen, ad absurdum führte. Die ganze Dokumentation gibts auf arte.

  2. bei 17:07
    https://www.arte.tv/de/videos/030273-639-A/arte-reportage/

    wie anders ist doch wissenschaft,
    wenn sie begreifbar in zahlen, daten fakten
    geZEIGT wird.

    wie anders ist doch „klima“
    wenn die Dimensionen weltweit in einen massstab gebracht werden, der den Irrsin der Idee mittels gesetzen einem ganzen Planetensystem Grenzwerte aufzuzwingen ad absurdum führt.

    ich bin kein wissenschaftler, glaube mittlerweile an garnichts mehr, aber: den vollgefressenen saturierten Typen die im regelmässigen Turnus millionen von Euros für ihr Rutschiputschi „Klimagipfel“ verschleudern, sind nicht in der Lage mir persoenlich glaubhaft zu beweisen dass auch nur der minimalste ansatz einer weltweiten Veränderung des CO2 gehalts durch ihre hirnrissigen gesetzesvorhaben erreicht und umgesetzt werden kann.

    wenn ein halber kontinent (wie hier in der Doku Sibirien)
    mittels auftauendem Permafrost soviel CO2 freisetzt wie wenn sämtliche Wälder des Globuses 2x komplett verbrennen würde, dann kann ich mir vorstellen, was eine verringerung von CO2 aus-stoss bei KFZs, Wohnungen Industrie etc gemessen an diesem Wert für eine tatsächliche
    Bedeutung haben können: 0-. Nada. nichts.

    also was solls.
    weiter wie gehabt,fresst euch voll am Catering der klimagipfeltagungen, labert weiter dummes Zeug kassiert eure Tantiemen aber verschont mich mit eurem hirnlosen Gewäsch.

    gruss von der Rems
    ingo

  3. https://www.arte.tv/de/videos/030273-639-A/arte-reportage/
    dort bei 33:40

    eine konstruktive idee wäre,
    dem Mann seine 50000 Mammuts zur Verfügung zu stellen,
    slebst wenn dieses Vorhaben mehrere Millionen/Milliarden, (scheissegal wieviel) euronen kosten sollte.

    vermutlich wäre diese Kohle vernünftiger angelegt
    wie diese Kohle in den Mägen der klimagipfelkonsumenten
    zu verheizen.

    nur um nicht nur rumzumeckern
    :)
    gruss von der Rems
    ingo

  4. Klar, das mit dem Permafrost klingt erstmal ungemein apokalyptisch. Schaut man aber genauer auf die Forschung, sind die Dinge gar nicht so klar. Denkt mal an die Prognose „Golfstrom stoppt“, die müsste nach diversen Vorhersagen bereits eingetreten sein und was ist? Nix.

    Fürs Schulwissen knapp zusammen gefasst klingt das so:
    „Uneinig sind sich die Forscher bisher darüber, wie schnell die Permafrostböden auftauen werden. Auch die Frage, wie viel Treibhausgase dabei tatsächlich frei werden, ist bisher noch ungeklärt.“

    Im Detail, auf „Welt der Physik“ sieht man die ganzen Unwägbarkeiten:

    „Viele Oberflächeneigenschaften ändern sich gleichzeitig, zum Beispiel die Schneedecke und die Vegetation, und dadurch kommt es zu teilweise gegenläufigen Effekten; außerdem greifen auch die Menschen in die Landschaft ein. Vorhersagen sind darum mit großen Unsicherheiten behaftet.

    Die Erwärmung und schließlich das Tauen des Permafrosts können sowohl Prozesse auslösen, die seinen Zerfall noch beschleunigen, als auch solche, die ihn bremsen. So bilden sich in Sibirien durch das Tauen des Permafrosts vielerorts Seen, und Erosionsprozesse nagen an der Landschaft. Wasser und Wärme dringen rascher in den Boden ein, wodurch der Permafrost beschleunigt tauen kann. Andererseits wird das Schmelzwasser mancherorts durch Erosionsrinnen schneller abgeführt.

    Stark kompliziert werden die Prozesse, die den Permafrost verändern, durch den gleichzeitigen Wandel der Vegetation aufgrund der Klimaerwärmung. Die Ausbreitung von Büschen nach Norden hat in den verschiedenen Jahreszeiten entgegengesetzte Wirkungen auf den Permafrost. Im Winter fördern Büsche die Anhäufung dickerer Schneedecken, deren starke Isolationswirkung die winterliche Abkühlung der Böden verringert. Im Sommer jedoch schatten Büsche die Bodenoberfläche stärker ab als flachwüchsigere Tundrapflanzen und haben somit eine kühlende Wirkung, die den Permafrost stabilisiert. Man sieht: Diese Vorgänge sind kleinteilig und hochdynamisch. Sie zu simulieren, stellt für die Forschung eine große Herausforderung dar. „

    Über Zeiträume lese ich noch gar nichts.

  5. das ist ja gerade der Knackpunkt:
    die Tiere scharren im Winter den Schnee weg und in diesen
    bereichen gefriert der Boden bis auf 20grad minus anstatt, von der Schneedecke gechützt nur wenige Grad unter null zu kommen.

    die zentrale idee von dem PermafrostnaturschutzgebietsForscher:)

    im unterschied zu den ganzen Labergesellschaften sind die zwei, sein Sohn und er, dabei tatsächlich Tiere anzusiedeln und hufkratzer um Hufkratzer mehr dafür zu sorgen, dass der Permafrostboden nicht auftauen kann, bzw diesen Prozess zu verlangsamen.

    jetzt ist natürlich die Frage, wie 2 (!!!) 2 Menschen einen ganzen Globus retten sollen.. hm..
    bisserl wie supermann und seine geschwader?
    nein, die beiden tun einfach was notwendig ist.
    aus überzeugung.

    es sollten dort im Grunde 100 oder 1000 solcher Idealisten versuchen das machbare in die Tat umzusetzen, dann wäre eine tatsächliche veränderung durchaus möglich, wenn die Grundannahmen des Experiments korrekt sind.

    (der Forscher hat zunächst anhand von Knochenfunden
    aus dem Pleistozän errechnet wieviel Tiere pro qm2 dort früher gelebt haben und siedelt nun in seinem Park genau diese Anzahl von Tieren wieder an)

    das ist es was mich fasziniert:
    scheissegal was der Rest der Welt denkt und tut:
    anpacken und das notwendige tun.

  6. Ja, richtig. Spannend auch, dass Trumps Haltung dazu führt, dass jetzt US-amerikanische Staaten (z.B. Kalifornien) und Städte eigenständig am Klimagipfel teilnehmen. Nach dem Motto: was schert uns dieser Irre, wie machen mit unseren Bemühungen weiter…

  7. Danke, Claudia, für diesen Artikel. Der bringt einiges auf den Punkt, was ich zur Zeit auch sehe. Zu deiner Frage, ob Menschen mit Kindern da besorgter sind: Eindeutig ja – was mich betrifft. Aber ändern wir unser Verhalten? Mein Sohn ist jetzt 16 Monate alt und ich ertappe mich eigentlich bei jeglicher Lektüre zum Klima beim Rechnen: Wie alt wird mein Sohn dann sein? Ich bin inzwischen dank meines Sohnes viel bewusster darüber, dass die langfristigen Folgen gar nicht so weit von uns weg sind und ihn garantiert einholen werden.

    Aber ändere ich deswegen mein Leben? Nein. Im Gegenteil: Seit er da ist, produzieren wir noch viel mehr Müll, fahren mehr mit dem Auto, verbrauchen generell mehr Energie. Jedenfalls wenn man das Fliegen nicht mit einrechnet, denn das hat vorerst zum Glück dramatisch abgenommen.

    Ich glaube nicht, dass Menschen jemals hinter das einmal erreichte zurückfallen wollen. Da gibt es wenig Hoffnung auf „Reduktion“ oder freiwilliges „Gesundschrumpfen“. EIne Hoffnung bleibt: Zu allen Zeiten schien der Menschheit die Apokalypse kurz bevor zu stehen. Bisher blieb sie in globalem Ausmaße aus. Die wahren Apokalypsen waren bisher astronomischer oder vulkanischer Art. Mal sehen… oder hoffentlich nicht.

  8. […] Claudia hat einen Artikel zum Thema geschrieben, der viele Gedanken zusammenfasst. In den Kommentaren dort […]

  9. Zun Festhalten am Status Quo (koste es, was es wolle) äußert sich der Soziologe Stephan Lessenich ausgiebig:

    Wer zahlt für unseren Wohlstand? „Wir sind verantwortlich“

    Er scheut sich nicht, eine „große Utopie“ zu formulieren, nämlich die „globale Demokratie“. Im kleinteiligeren Jetzt setzt er auf Debatte und alternativ auch auf den „hellsichtigen Gesetzgeber“, z.B. bei einem angedachten Verbot von Inlandsflügen.
    Klingt wenig chancenreich. Allerdings hatten wir ein Beispiel, das eine andere Sprache spricht: eine überwältigende Mehrheit von Rauchern war einverstanden, dass das Rauchen in Restaurants und am Arbeitsplatz verboten wird. Es ist also schon mal möglich, aus Einsicht für das Sinnvolle zu sein, auch wenn es den eigenen „niederen“ Gewohnheiten widerpricht und die eigene Freiheit einschränkt.

  10. Ja, das Richtige tun und auf „niedere“ Gewohnheiten zu verzichten ist möglich. Jedoch geht es bei den hier diskutierten Dingen um die „höheren“ Gewohnheiten. Der Mensch gibt seine Entlastung nicht mehr ab, weil die Entlastung einem ganzen Streben zugrunde liegt. Mensch sein heißt, sich zu entlasten.

  11. Die ganze menschliche Geschichte ist in meinen Augen eine ununterbrochene Anreihung von Katastrophen: Ungeheure Gewalt vor allem, in keiner Weise mehr in der Summe vorstellbar, durchzieht die Menschheitsgeschichte von Anfang an.
    Seine Agression, die ihn Schritt für Schritt aus dem Tierreich an – und abhob (ich folge da Wolf Schneider „Karriere Mensch“) und ihn wahre Wunderdinge, vom Ackerbau und Zähmung von Tieren angefangen, vollbringen lies, bringt ihn jetzt zu Fall. Da der Mensch nicht zu kurieren ist, muss man ihm auch keine Träne nachweinen.
    Gerade jetzt, wo es offensichtlich wird, worauf wir zusteuern, wird im Großen und Kleinen auf Teufel konsumiert und der letzte Kuchen noch schnell verteilt.
    Man sieht es reihum.

  12. @Gerhard: deine Distanziertheit kann ich nicht nachvollziehen. Es sind schließlich WIR Menschen, um die es geht – nicht „sie“ oder „der Mensch“. Und da gibt es doch so vieles in unserer Welt, was wir mit Fug und Recht lieben und wertschätzen: andere Menschen, die Vielfalt der Arten, die Natur, die Menschenwerke in der Kunst und JA, auch in der Technik und Wissenschaft. Es ist doch so viel Großartiges dabei – dem allem keine Träne nachzuweinen, da kann ich nicht mit!

  13. Ich bin inzwischen auch nicht mehr sicher, ob sich die planetare Klimakatastrophe noch abwenden lässt, aber dass wir es mit aller Kraft versuchen müssen, ist klar. Zynismus ist fehl am Platz. Aber ich frage mich auch, warum wir erst so spät aufgewacht sind. Seit 1970 (Club of Rome) wussten wir Bescheid. Ich bin sofort bei den Grünen eingetreten, als sie gegründet wurden und habe sie seitdem immer gewählt, mit dem guten (aber trügerischen) Gefühl, damit meinen Beitrag zur unvermeidlichen Rettung der Menschheit geleistet zu haben. Unvermeidlich, weil ja wissenschaftlich alles klar und belegt ist und die Vernunft siegen wird. Als die Grünen dann mitregierten, war für mich vollends sicher, dass alles gut werden wird, und habe mich beruhigt zurückgelehnt. Und das haben wohl zu viele Leute gemacht. Wenn wir uns nicht hätten einschläfern lassen mit einem endlos langsamen und halbherzigen Atomausstieg und ein bisschen Dosenpfand, wenn wir weiter Druck ausgeübt hätten und den Grünen den Weg in die „Mitte“ nicht hätten durchgehen lassen … wir hätten die meisten der heutigen Probleme nicht, denn (fast) alle Probleme hängen irgendwie miteinander zusammen.
    Was ist jetzt zu tun? Den persönlichen Lebensstil umstellen? Ab sofort auf Flugreisen verzichten? Die Heizung runterdrehen? Wo es geht aufs Auto verzichten? Fleisch und Milchprodukte reduzieren? Keine Sachen mehr neu kaufen, die man gebraucht bekommen kann, oder etwas reparieren lassen? Nicht dauernd Klamotten waschen, die noch gar nicht schmutzig sind? Das ist alles gut, aber damit allein wird es nicht gehen. Wir müssen die Politik zwingen, die Rahmenbedingungen zu ändern. Mit Verboten zum Beispiel. „Verbotspartei“ wird irgendwann ein Ehrentitel werden. Aber bis eine Verbotspartei massenhaft gewählt wird, ist es wahrscheinlich zu spät sein. Ich weiß auch nicht wirklich, was wir machen können. Aber einen Hoffnungsschimmer sehe ich darin, dass maßgebliche Medien immer mehr aufklärerische Beiträge bringen. Das erhöht den Druck auf die Politik.

  14. @Sigrid, Langsame Maßnahmen und Umdenken, das reicht ja nicht anhand des Erdrutsches, der uns gerade überkommt. Mit Erdrutsch meine ich die Nachrichten, die uns wirklich nach und nach aufzeigen, wie es schon um unsere Erde bestellt ist.

  15. Während der Klimakonferenz ein paar wenige für viele um ein paar Prozente mehr oder weniger schachern, scharren andere schon mit den Hufen, dass das Packeis verschwindet, um dort die Gier nach mehr Ressourcen und Profit zu befriedigen.

    Während viele Dumme (allen voran Trump) meinen, es gäbe keinen Klimawandel, bauen andere Dumme zB in Miami Straßen und Gehwege schon mal prophylaktisch ein paar Zentimeter höher, um dem nächsten Sturm zu begegnen.

    Während in der 2. Welt um Energieeffizienz, Engergiesparlampen, korrekten Reifendruck gerungen wird, wird unser Wohlstandsmüll in der 3. Welt entsorgt wird, um diesen dort unter katastrophalen Umweltzuständen zu recyceln.

    Während in vielen Ländern der Regenwald rigoros abgeholzt wird, um Biosprit und anderes „sinnlose“ Zeugs zu produzieren, stockt zB bei uns die Versorgung mit alternativen Engergien.

    Da geht Beispielhaft gezeigt viel zu viel einfach nicht miteinander auf. Schon lange nicht. Und es wird letztlich scheitern. Politik und Wirtschaft versuchen nur einen „mehrfachen Bruch mit Aspirin zu heilen“: Klimakonferenz zB. Hilft vlt für den Moment ein wenig, aber die Apokalypse wird kommen, ist nur eine Frage der Zeit.

    Dein gezeigter Artikel „Der Planet schlägt zurück“ zeigt es überdeutlich. Auch warum: „Mangel an Vorstellungskraft“.

    Trotzdem regle ich weiter Nachts meine Heizung runter, habe kein Auto, kaufe regionale Produkte… halt Zweckoptimismus, ganz unwissenschaftlich.

  16. @Claudia: Es gibt viel Großartiges in der Welt, das brauchst Du mir nicht erzählen! Gerade deshalb hadere ich ja damit, daß diese Schätze den Bach runter gehen.

  17. Hallo Ihr Lieben, herzlichen Dank für Eure Beiträge, die mir so ziemlich aus der Seele sprechen. Heute startet ja nun die Klimakonferenz und die Berichterstattung wird tatsächlich hochgefahren – immerhin.

    @Ingo: das mit den Tieren, die die Tundra frei kratzen, ist interessant! Spricht ja für die Lebensweise als mit Herden herum ziehende Nomaden, die es in diesen Ländern tatsächlich noch gibt.

    @Sigrid: dass es mit „grün wählen“ getan ist, hab ich nicht gedacht. Es gibt zuviele Zwänge und Gegebenheiten, in die man als erfolgreiche Parte nach und nach hinein wächst – und wenn man das verweigert, ist man schnell wieder weg vom Fenster. Erst recht in Koalitionen, die ja hierzulande immer schon normal sind. Zudem lässt sich die Klimaproblematik nicht rein national lösen – es ist ein wahrlich dickes Brett, das da zu bohren ist!

    @Peter: volle Zustimmung! Schön, wenn man wenigstens noch einen „Zweckoptimismus“ aufrecht erhalten kann!

  18. Als ein sich eher dem Pessimismus zuneigender Mensch bin ich auf der Wellenlänge mit Gerhard. Früher, als gläubiger Mensch, hätte mich ein schöneres Später, eine Belohnung für erlittendes Ungemach, sicherlich getröstet. Jetzt muß man sehen, wo man bleibt. Dabei geht es mir recht gut, denn ich habe fast 52 Jahre auf dieser wunderbaren Erde verbringen dürfen, behütet, friedvoll, geborgen in einem reichen Land. Das ist doch etwas, wofür sich dankbar sein läßt, oder?

    Die apokalyptische Gemengelage verdüstert das Gemüt, klar. Bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt. Um die Erde selbst braucht man sich wenig Sorgen macht. Sie würde die Menschen abschütteln wie eine lästiges Insekt. Doch der Mensch ist schon ein Gewiefter, Einfallsreicher. Selbst eine Nuklearkatastrophe würde vielleicht doch jemanden übrig lassen. Oder es kommt jemand daher, der etwas erfindet, was die Atmossphäre reinigt. Oder wir besiedeln tatsächlich Mond, Mars & Co. Kurzum, einen Warmstart der Menschheit halte ich für das Mindeste. Langfristig bin ich also hoffnungsfroh. Was man JETZT tun kann, weiß ich jedoch nicht, abgesehen von den von den Vorschreibern erwähnten kleinen Schritten. Das einem Mögliche tun, den Rest ins Weltvertrauen.

  19. Irgendwann, ich glaube es war Anfang der 80er Jahre, wurde der Gedanke immer stärker, dass unser Umgang mit unseren Ressourcen uns irgendwann zum Verhängnis werden muss. Zu Beginn der 70er Jahre hatte ich das Riesenwerk Global 2000 vom Club of Rome gelesen (natürlich nicht alles). Aber unser Ressourcenverbrauch deckte nur einen Teil der Aspekte ab, die mich beschäftigt haben. Ich wunderte mich schlicht und ergreifend darüber, wie ein System (der Kapitalismus) so fundamental auf die Menschen wirkte, dass sie scheinbar gar nicht wahrnahmen, wie umfassend sein schlechter Einfluss war. Die Brotkrumen und andere Vorzüge der Moderne (Brot und Spiele), mit denen uns die Reichen und Mächtigen, ruhigstellten, reichten dafür aus. Beim letzten Finanzcrash dachte ich kurz, wir hätten es verstanden. In Wahrheit lief alles weiter wie davor.

    Ich mache mir keine Illusionen mehr. Wir steuern einer gewaltigen Katastrophe entgegen. Bevor uns die Klimaveränderungen richtig erwischen, die nach der Meinung vieler bequemerweise gar nicht durch unser unverantwortliches Handeln herbeigeführt werden, werden uns die Folgen unserer Gier in Form des Zusammenbruch der Weltwirtschaft und des Geldsystems einholen.

  20. war global 2000 nicht ein bericht an den chef der amis?
    hab das buch damals auch studiert und neben her „die grenzen des Wachstums“ intravenös verarbeitet so weit ich mich erinnere, war dgdw vom club of rome?

  21. […] Claudia hat einen Artikel zum Thema geschrieben, der viele Gedanken zusammenfasst. In den Kommentaren dort […]

  22. […] Claudia hat einen Artikel zum Thema geschrieben, der viele Gedanken zusammenfasst. In den Kommentaren dort […]