Claudia am 04. Februar 2014 —

Kurz verlinkt und kommentiert: Abmahnfallen, Männerfragen, Alices Steuer-Gate

Nicht immer hab‘ ich Lust und Zeit für einen „richtigen“ Blogartikel, wohl aber reicht es für ein paar Bemerkungen zu dem, was mich gerade anspricht, aufregt, mir die Haare zu Berge stehen lässt oder sonstwie erwähnenswert erscheint.

Alsdenn:

  • Abmahnfalle Pixelio-Bilder: Gestern hab‘ ich Stunden damit zugebracht, Pixelio-Bilder aus meinen Blogs zu entfernen oder – wenn sie mir unverzichtbar erschienen – die Bilddatei mit einem Urheberrechtsvermerk zu versehen. Für die Zukunft ist mir allerdings jede Lust vergangen, solches Bildmaterial zu verwenden, auch Bilder aus Datenbanken, für die ich BEZAHLE (z.B. Fotolia), werde ich meiden. Warum? Das Landgericht Köln, das schon kürzlich mit dem absurden Entscheid in Sachen „Porno-Streaming“ richtig Bockmist gebaut hat, hat nachgelegt und entschieden, dass es nicht genüge, den Urheberrechtsvermerk auf der jeweiligen Seite anzubringen, wie es die Nutzungsbedingungen von Pixelio ausdrücklich vorsehen (!). Denn – man staune! – es sei ja möglich, sich Bilder per Browser auch isoliert anzeigen lassen, wobei der Vermerk dann fehle. So so! Dass der jeweilige Fotograf die Nutzungebedingungen doch kennen muss, spielte keine Rolle – und ab jetzt sind hunterttausende Webseitenbetreiber und Blogger abmahngefährdet! Mehr dazu hier und hier und hier.
  • Männer und ihre Themen: Robin (=junge Frau mit feministischem Selbstverständnis) stellt mal wieder interessante Fragen an die (streitbare) bloggende Männlichkeit, die sich aus ihrer Sicht zuviel am Feminismus abarbeitet, anstatt sich mal über „Männlichkeit“ und alles, was damit zusammen hängt, auszutauschen. Eine Antwort gibts bei Christian (Alles Evolution‘), einen weiteren Beitrag im „Gedankensalat“. Mich interessiert das Thema, weil es mich anstinkt, dass Männer, die tatsächlich über ihre Probleme und – ja, das gibts! – Benachteiligungen schreiben, oft nur als blöde Jammerer und Weicheier („MaleTears, Mimimi…“) diskriminiert werden, anstatt dass frau sich mal mit den Argumenten befasst. (Wer weiß, vielleicht bringt mir dieser Absatz ja schon einen Platz auf der „Hassliste“ ein!)
  • Alice Schwarzer als Steuerhinterzieherin: da brauch‘ ich gar nix verlinken, das Thema hat es ja sogar als Top-Meldung in die TV-Nachrichten geschafft. Klar, da ergießt sich jetzt besonders viel Häme und Schadenfreude, weil Schwarzer selber häufigst „die Moralkeule geschwungen“ hat und dabei nicht eben zimperlich war. Ihr Lebenswerk schmälert ihre nicht nur unter Vermögenden recht verbreitete Verfehlung nicht, aber vielleicht hat das Ganze immerhin zur Folge, dass wir nicht mehr nur Alice in den Talkshows sehen, als gäbe es sonst keine Feministinnen auf der Welt. Bei ihr sähe ich gerne eine Transformation von der „Kämpferin“ zur „alten Weisen“ – aber angesichts ihrer selbstgerechten und angriffslustigen Stellungnahme zur Sache zweifle ich, dass die jemals kommt.

Update: Hier die Stellungnahme von Pixelio. Die Firma findet das Urteil aus etlichen Gründen falsch und schädlich für alle Bilddatenbanken in Deutschland und wird sich an der Berufung dagegen beteiligen.

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Diskussion

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21 Kommentare zu „Kurz verlinkt und kommentiert: Abmahnfallen, Männerfragen, Alices Steuer-Gate“.

  1. Zur unergründlichen Weisheit des deutscher Juristenhirns aka LG Köln fällt mir noch ein: Hast Du das Bild, welches auf das Projekt bei betterplace.org verweist, in die Urheberverweis-Einfüge-Orgie eingeschlossen (oder haben die Leute dort das bereits erledigt?), so daß nicht alle, die arglos auf Dein Projekt aufmerksam machen wollen, in diese @*!#!Θ!#!*@-Falle tappen könnten?

    Zu Frau Schwarzer fällt mir leider nichts anderes ein als: Gier essen Seele auf!

  2. Das ist – spätestens jetzt – eine eigene künstlerische Collage! Ich hab das Bilddetail zwar (genau wie das Danke-Motiv) „ordentlich erworben“, aber bei jetziger Nachschau fand ich es nicht mehr. Obwohl ich die Wahrscheinlichkeit, dass das in diesem Fall nötig wäre nahe null einschätze, hab ich es sicherheitshalber noch weit mehr „verkunstet“ – die Widgets haben es ebenfalls bereits aktualisiert.

    Aber was für ein Irrsinn! Ich hoffe sehr, dass der Betroffene in Berufung geht.

  3. nur kurz aus den minen:

    ich find’s toll, wie alice reagiert, ehrlich, besser als sie kann man den eigenen ruf nicht endgültig ruinieren und sich die letzten sympathieen verderben ;-)

    zum thema, das robin bespricht und den vielen, die gleichzeitig als aufschrei des alten gegen das neue so durch die diskussionen wabern, hat … schande über mein haupt … gestern wolfgang benz eigentlich alles gesagt, was noch zu erklären war, wenn er erklärt, wie die mehrheitsgesellschaft gegen ihre bisherigen „minderheiten“ immer vorgeht.

    ein wirklich hörenswertes interview, das du leider so nie irgendwo lesen wirst und das die dinge (für mich jedenfalls) abschliessend in einen klar verständlichen kontext setzt …

    http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2014/02/04/dlf_20140204_0813_13a2fde8.mp3

    so ist das – und deshalb ignoriere ich jetzt einfach mal alle maskulismus/feminismus/gender/schwulen-debatten: es ist zeitverschwendung, diesen jammerheinis zeit und aufmerksamkeit einzuräumen: minderheiten den selben anspruch auf respekt wie die, die die debatten über ihr eigenes unverständnis zwanghaft führen müssen.

    der eigentliche witz: die, die immer schofel mit den minderheiten umgehen, können halt nicht anders, als ihre eigene schofeligkeit auf eben jene zu projezieren und kommen dann eben zu solchen aberwitzigen ideen wie der, daß diese minderheiten sich jetzt genau so dominant wie sie es eben über jahrhunderte ungeniert tun konnten.

    weil sie das so gemacht haben, können sie sich eben nicht vorstellen, daß andere das anders machen könnten.

    tolles interview, wie gesagt.

    zurück in die minen

  4. Ich bin in einem Punke anderer Meinung: denke, dass die Welt, in die die „Söhne der Emanzen“ hinein gewachsen sind, schon eine andere ist als jene, von der die (erfolgreiche!) Frauenbewegung ausging (und die sie auch wesentlich verändert hat!). DESHALB muss zwischen den Geschlechtern neu verhandelt werden, was GERECHT ist – und das geht nicht mittels Ignoranz!

    siehe das aktuelle Posting:

    https://www.claudia-klinger.de/digidiary/2014/02/05/mein-kommentar-zur-care-krise/

    update 6.2. grad höre ich den Podcast… der beezieht sich allein auf die ‚(von mir nur mit Stauenen und Abscheu betrachteten Anti-Schwulen-Bewegung…), nicht auf die von mir gemeinte Problematik.

  5. claudia,

    klar bezieht er sich vordergründig auf die antii-schwulen bewegung, aber benz ist nun mal _der_ antisemitismus-experte und vorurteilsforscher, man kann das, was er sagt, durchaus generalisieren. mir erklärt’s jedenfalls ganz gut, woher plötzlich aus allen ecken und kanten die „reaktion“ aus den löchern springt: die spüren, daß der zug abgefahren ist und um so heftiger reagieren sie.

    das gilt auch für die sog. „maskulisten“. also treten auch alle im interview aufgeführten reaktionsrituale auf, sprich (und da ist dein zusammenhang) die fokussierung auf die fehler der _anderen_, die robin zb. ja schön konterkariert, in dem sie den spieß umdreht. so hatte ich das jedenfalls verstanden ;-)

  6. was mir gerade noch einfiel und was mich an dieser maskulisten/feministen-debatte so annervt:

    entschuldige, aber ich kenne kein „die frauen“ und kein „die männer“, das gibt es nicht – nur die projektion eines wie immer gearteten „feindes“, den man sich worteich ausmalt, um sich selbst zu definieren.

    „ignoranz“ heisst im grunde nur, daß man sich einfach nicht an diesem spiel beteiligt, weil man es für blödsinnig hält und sich auf keiner „seite“ sieht.

    „verhandeln“ geht auch nicht mit einem anderen „geschlecht“ – da kann man nur mit der person, mit der man umgeht. das ist schon schwierig genug ;-)

  7. @Hardy, solche Sätze wie „ber ich kenne kein “die frauen” und kein “die männer”, das gibt es nicht“ bedürfen einer näheren Erläuterung. Selbstverständlich (oder?) hat man ein Bild „von den Frauen“, übrigens auch von den Männern.
    „Männer“ sind von „Frauen“ biologisch verschieden und man kann trotz aller Autonomie als Einzelmensch nicht leugnen, Mann oder Frau zu sein.
    Übrigens gebrauchte ich hier auf Claudias Seite auch mal die Umschreibung: „Ich bin eigentlich kein Mann!“, was natürlich ABSURD ist. Niemand kann sich freisprechen davon, keiner ist autonom bzgl. des Geschlechts.
    Meine Frau hat, zum Exempel, meine Wohnung bei ihrer Stipvisite diese Woche künstlerisch umgestaltet, wahrlich in genau diesem Sinne. Dies ist vornehmlich eine Eigenschaft der Frauen, weitestgehend. Wir Männer haben auch gelegentlich „dieses Gen“, sind da in der Regel weniger fit.
    Eine soziale Errungenschaft? Nicht völlig, meine ich.

  8. gerhard,

    wenn wir schon aus dem nähkästchen plaudern …

    also, eigentlich bin ich _der_ paradekandidat für maskulismus, na gut, meine eher schmerzlichen lebenserfahrungen (du wolltest ja so was mal hören) prädestinieren mich geradezu für diese art selbstverortung.

    in meiner ersten ehe war ich für die betreuung der kinder zuständig, nach der trennung haben die 2 jahre bei mir gelebt und sind dann von einer minute zur anderen meiner damaligen frau zugesprochen worden. die frau war blond und hatte, wie die meisten frauen brüste, ich war nur der drache, gegen den das arme huscherl in schutz genommen werden musste. zu blöd, daß das in den 90ern war und ich es nicht auf die folgeschäden des feminismus schieben kann, aber damals war wohl das buch von matthussek zu diesem thema die perfekte beschreibung dessen, was mir passiert ist. die frau hat in der folge so ziemlich alles versucht, mich nach strich und faden fertig zu machen.

    es ist ihr nicht gelungen. im gegenteil, es hatte was gutes – ich habe mein beuteschema geändert (von blond und unterlegen hin zu brünett und in der lage, mich zu beschützen) und schlicht gelernt, mit starken frauen umzugehen, ja sie sogar genau dafür zu schätzen, daß sie stark sind.

    über „feministenchauvinismus“ habe ich jedenfalls schon in den 70ern „gebloggt“ und muss meine damalige haltung nicht korrigieren, sie war, du ahnst es, mal wieder 10 jahre „voraus“ ;-)

    sei mir nicht böse, aber ich akzeptiere ja, daß es unterschiede zwischen männern und frauen gibt, die zt. noch aus zeiten stammen, als wir noch reptilienhirngetrieben waren, andere daher, daß männer durch die savanne laufen mussten (hevorragende orientierung) und die frauen zuhause die höhle ausgestalteten …

    aber ich rede hier von dem spektrum zwischen „glöööckler ist geil“ hin zu mmaw, die am liebsten mit sägen, hämmern und borhamischinen hantiert. zwischen frauen, die in einem mann nun einmal „den ernährer“ sehen und solchen, die ganz gut ohne männer klarkommen. diese spektren gibt es auch zwischen männern, wobei die, die ich in meiner nähe ertrage, per se nie die eigenschaften hätten, die der „eisenhans“ (so hieß mal ein erleuchtungsratgeber für verstörte männer) wohl vorschreibt und die das verhalten meiner männlichen freunde abgrundtief verachten würde: einfühlungsvermögen zb. galt mal als „weibliche“ eigenschaft ;-)

    du verstehst, was ich sagen will: dieser straßenkampf zwischen maskulisten und feministen ist für mich der fight zwischen den rockern und den mods aus „quadrophenia“, ein ritual zur abgrenzung von der anderen gruppe. das muss ich nur, wenn ich mich nirgendwo „zuhause“ fühle.. dummerweise fühle ich mich aber genau so, zuhause. ich muss mich nicht GEGEN jemanden definieren.

    für mich ist – 40 jahre danach – immer noch esther vilar die person, die das zwischen den jungs und den mädels ganz gut verstanden hat – und alice schwarzer eine deutsche postnazi ideologin, die eben dieses bedürfnis nach abgrenzung befördert.

    ich kann nicht erkennen, daß da was neu verhandelt werden muss schweigen denn überhaupt werden kann. wer spricht denn da bitte für wen? diese ganzen sich selbst überschätzenen bubis und mädels, die gerade im internet alles, aber auch alles auf ein thema zu „derailen“ versuchen. red über fußball (was ich nie tue) und zack kommt eine wildgewordene kleine postpostnazi-maus und fragt dich, wo denn bitte da der der feministiche ansatz bleibt.

    sorry, aber das ist für mich deutsch, ergo postpostpostnazi, damit habe ich nix am hut. ich bin mehr der „teach yozur children well“ typ: krieg kinder und bring ihnen was anderes bei. hat – um die geschichte zu einem erheiternden ende zu bringen – dazu geführt, daß die kiddies heute voller verachtung auf ihre esotussenmom und ihr pseudo reiki getue gucken und ich „gewonnen“ habe.

    während die sich in der zweiten scheidungsrunde befindet und so endet, wie es claudia gerade in einer anderen post diskutiert, also in der alterseinsamkeit und der weg dahin zu fast wöchentlichen einsätzen der polizei führte, die die schlägereien beenden musste, lebe ich heute hervorragend mit einer explizit den feminismus verachtenden frau, die emanzipierter sein dürfte als 90% der jungen kreischerinnen und barrikadenkämpferinnen, die bloß zu jung, zu unerfahren, zu wenig selbstbewusst sind. was auch für ihre männlicehn pendants gelten dürfte.

    sorry, da kann ich mich nicht daran beteiligen. nicht aus „ignoranz“ sondern weil ich weiss, wovon ich rede: free your mind and your ass will follow.

    diese kleinen nazi-urenkel haben keinen freien „mind“. die wollen bloß nicht so sein wie „die“ anderen. von denen sie keine ahnung wohl aber ein festes urteil über sie haben.

    einfach nicht mein geschäft ;-)

    das mit meiner ex habe ich jetzt übrigens zum ersten mal erzählt. fühl dich also gebauchpinselt, damit gehe ich nicht hausieren oder jammere darüber öffentlich herum.

    weil es nichts mit „feminismus“ zu tun hat, damit hätte ich mir damals schön die welt zurechterklären können. nope, es lag an blonden haaren und sekundären geschlechtsmerkmalen, einem richter, der sich zu dem satz „ausgangsperre, soooo was habe ich ja noch nie gehört“ hinreissen ließ und genau 12 minuten brauchte, um genau bescheid zu wissen.

    wie die dinge halt so sind: brüstebonus ;-)

  9. weia, wo bleibt die edit funktion. aber du funktionierst ja auch fuzzy und kannst meine schreibfehler automatisch korrigieren ;-)

  10. @Hardy, danke für die -wie immer – lange Erklärung.
    Aber Du irrst: Ich hatte von Dir nicht explizit eingefordert, daß Du aus Deinem Leben und den Abgründen darin erzählst. Aber dennoch danke für einige der Details.
    Was mich angesichts dessen doch sehr wundert, ist, daß es fast niemand mit einer „perfekten“ Biographie gibt. Das Ausmaß der Löcher, Schrunden und Wunden mag verschieden sein, aber zu umgehen sind sie offenbar nicht.
    Aber genug davon. Have a nice day!

  11. @Hardy: Na, das ist ja nun – zum Glück – das Gegenteil von Ignoranz! Du äußerst dich ja – und in gewohnter, ausführlicher Manier! :-)

    Ich nehm trotzdem mal den Kurzkommentar als Schreibimpuls:

    „entschuldige, aber ich kenne kein “die frauen” und kein “die männer”, das gibt es nicht – nur die projektion eines wie immer gearteten “feindes”, den man sich worteich ausmalt, um sich selbst zu definieren.“

    Na sicher, das stimmt – einerseits. Andrerseits macht es diese Sicht ganz unmöglich, über „Geschlechterfragen“ überhaupt zu reden, geschweige denn zu verhandeln! Denn immer schlägt die Schere im Kopf zu mit: Hey, es gibt aber viele Männer/Frauen, die nicht SO sind, sondern ganz anders…

    Im übrigen hat jede und jeder auch noch etwas andere Vorstellungen davon, was nun „mehrheitlich typisch weiblich“ bzw. männlich ist. Persönlich hab ich zumindest den Streit um anerzogen/angeboren bzw. „sozial versus genetisch“ ad acta gelegt (z.B. wg. Entdeckung der Epigene). Und ansonsten meint mein „männlich“ bzw. „weiblich“ einfach nur „mehrheitlich“ – und ja, so gesehen erlebe ich Unterschiede, schon ein langes Leben lang!

    “ignoranz” heisst im grunde nur, daß man sich einfach nicht an diesem spiel beteiligt, weil man es für blödsinnig hält und sich auf keiner “seite” sieht.

    Ich sehe mich auch nicht „auf einer Seite“, aber ich sehe sozial schädliche Auswirkungen des aktuellen „Geschlechterkampfs“, die nicht dadurch verbessert werden können, dass lautstarke Extremistinnen und Extremisten in ihrer Filterbubble rumnerven, sondern indem auch breitere Kreise die einschlägigen Themen mal wieder in den Blick nehmen und neu prüfen, was im Jahre 2014ff als gut, richtig und gerecht zu gelten hat.

    “verhandeln” geht auch nicht mit einem anderen “geschlecht” – da kann man nur mit der person, mit der man umgeht. das ist schon schwierig genug.

    Doch, man kann. Man nennt das „gesellschaftlichen Diskurs“, demokratische Debatte, bzw. „das große Gespräch über die Angelegenheiten des Gemeinwohls“. Es entsteht viral oder durch „Agenda Setting“ und es ändert auf Dauer die öffentliche Meinung wie auch die Gesetze. Schonb zigmal so geschehen, so ändert sich die Welt!

    Ansonsten: „Brüstebonus“ bzw. deine Scheidungsgeschichte ist ein Fall, wie ihn Männerrechtler nicht besser hätten beschreiben können. Dass Männer als Väter selbst nach Jahre lang gelebtem Beweis nichts bzw. weniger gelten als nett/weiblich aussehende Mütter, ist eine Männer-Diskriminierung, da beisst die Maus keinen Faden ab! Und es gibt noch manch andere deutliche Beispiele, die meinem persönlichen Gerechtigkeitsempfinden krass widersprechen – insofern finde ich es ok, dass es jetzt eine „Männerbewegung“ gibt, auch wenn diverse Spinner und sehr viele wütende, persönlich Verletzte dabei sind, mit denen ein sinnvolles Gespräch kaum möglich ist. Wobei der letzte Satz auch für etliche NeoFemis der Netzszene gilt – irgendwelche Nazi-Keulen schwingen will ich da aber definitiv nicht.

    Dass für dich persönlich das Thema durch ist, ist ja ok – aber mich treibt es eben um. Insofern muss mann und frau hier durchaus mit Folgebeiträgen rechnen! :-)

  12. @claudia

    ausufernd wie immer, sorry, aber halt das einzige, was ich heute zu sagen habe.

    [..] Schere im Kopf

    das war 1978 (für mich chauvi) schwieriger als heute, damals waren die adressatinnen ja potentielle partnerinnen für den austausch von körperflüssigkeiten ;-)

    und ich denke, genau da liegt auch heute noch der hund begraben: ich beobachte mit vergnügen die jungs, die damals in strickkurse gingen, in ihrer jüngeren variante sich feministisch einschleimen. und andere, die denken, wenn sie sich nur heftig genug auf die behaarte brust kloppen, würde ihnen das die „weiber“ in rudeln in die bettstatt treiben.

    weil, naja, am ende geht es immer um sex.

    für viele junge mädchen, die ich so lese, ist dieses „feminismus“-gespenst doch im grunde nur eine schöne ausrede, sich dieser „trollrasse, die ein schnapsglas sperma in dich pumpen wollen“ noch ein bißchen zu entziehen (das zitat stammt von einer englischen rockkritikerin, die in ihrem buch diesem zitat vorangehend schön erklärt, weshalb mädchen auf pferde stehen)

    und für jungs? dito. frauen sind einfach zu kompliziert. warum können die nicht artgerecht die beine breitmachen, wenn man ihnen ein paar plumpe komplimente macht? immer dieses ganze komplizierte zeuchs …

    wie sagt schon lou reeed: „life’s good! but not fair at all“

    [..] Hey, es gibt aber viele Männer/Frauen,
    [..] die nicht SO sind, sondern ganz anders…

    das ist der kern meiner rede, claudia, und ich finde nicht, daß an dieser vorstellung etwas „falsch“ ist. jeder ist anders. wenn also die geschlechterfrage jenseits von „gleicher lohn, gleiche rechte“ verhandelt werden soll, frage ich noch mal: „wer verhandelt? wer setzt durch?“ und vor allem „wie?“.

    das dient nicht dazu, dein argument kaputtzumachen, es dient dazu das eigentliche problem zu nennen: am ende liegen wir im bett miteinander und jeder muss raus mit der sprache. oben? unten? sub? top? hart oder zart? „tabulos?“ (ah, ich liebe die alten anzeigen in der „tip“, wo mich so ein wort noch richtig kirre machen konnte).

    [..] “gesellschaftlichen Diskurs”

    ich bin jetzt mal richtig gemein …

    also, in unserer gesellschaft gibt es eine trilliarde tabuthemen und wir haben nichts besseres zu diskutieren als die feinheiten des „richtigen“ feminismus?

    das ist ein typischer „derailing“-topos, ich weiss, aber … naja, was soll ich sagen? mich interessieren die probleme einer krankenschwester in einer demenzklinik gefühlt hundert mal so sehr wie die einer verwirrten 20jährigen, die sich selbst und vor allem den zustand in der klinik nicht kennen.

    wir gehören zu einer generation, die neben dem einfordern der rechte der (gefühlten) „minderheiten“ (wie frauen etwa) auch so etwas wie eine erziehung zu einem „hör auf zu jammern“ hat.

    ich hätte ja aus meinen persönlichen erfahrungen ein konvolut ideologischer forderungen oder beschwerden ableiten können.

    habe ich? nope. das genaue gegenteil ist passiert: ich habe es mir eben nicht einfach gemacht sondern _dazugelernt_. glücklicherweise hatte ich da ja jemand aus berlin kennengelernt, die meine welt mit „andere leute sind anders“ eigentlich komplett auf den kopf stellte. bis dahin dachte ich ja, im grunde sind alle „gut“, weil ich mich für „gut“ hielt … und die bösen, die können, warum auch immer, nicht frei von der leber einfach „gut“ sein.

    schwerer irrtum das. andere sind zb. auch vollidioten. die werden das nie lernen, denen muss das leben eins in die vollen geben, bis sie gelernt haben, daß es so eben nicht geht. so was macht das leben, ich habe hier akut da beispiel eines alten mannes, der die letzten jahre in einem heim zugebracht hat, der vorher mal eine ganze familie tyrannisieren konnte und am ende eben ohne gewalt auch nur über sein eigenes leben vegetieren musste. oder eben eine frau, die immer dachte, hinter der nächsten ecke kommt was „besseres“ – und am ende feststellen musste, daß am ende auch wieder nur _sie_ war.

    das leben sortiert die dinge schon von selbst.

    das mamabübchen bekommt seine glööckler liebende frisöse ab und muss damit leben, daß sie ihn für den rest seines lebens nervt. und die überspannte femina(r)zi(sstin) eben die erfahrung, daß das leben kompromiss ist und sie einfach nicht gelernt hat, einen solchen zu machen. der maskulist wird wohl damit leben müssen, daß er vor lauter jammern keinen sonnenstrahl abbekommen hat.

    dafür brauche ich keine „verhandlungen“. ich will lösungen mit meinem partner. und ich will natürlich, daß _unrecht_ beseitigt wird. aber ich will nichts, womit sich ein teil der aktiven „bewegung“ wohl fühlen kann – wenn sich andere damit (zurecht) unwohl fühlen würden.

    wohin das immer führt, kann man ganz gut an der rezeption von bdsm durch alice schwarzer und ihre fangemeinde sehen: zu blöd zu verstehen, daß andere anders sind. lieber die eigene ideologie durchknüppeln – von der ich das ebenso behaupte wie ich das auch in bezug auf die öko-, vegetarierer- und veganenbewegung sagen würde, daß sie in ihrer ausprägung nazistoff pur sind.

    wir sind so, wir müssen uns und unser ideen immer über die der anderen erheben. und dann kommt der satz „hey, wir müssen mal reden …“ ach was, manchmal muss man auch mal die klappe halten und zuhören:

    wir dulden nicht, daß der andere „anders“ ist.

    aber, naja, wir werden nichts daran ändern, daß das so ist.

    ich rede hier also nicht dem „derailing“ das wort – ich diskutiere über die essenz: zuerst sollten wir mal lernen, es zu lieben, daß andere anders sind. daß die haarschneidende aushilfskraft eben glööckler liebt und ich das (verdammtnochmal) zu respektieren habe, statt ihr abzuverlangen, daß sie teil eines krieges zwischen den geschlechtern ist.

    es geht also bei diesen debatten einerseits um eine weinerliche selbstüberhöhung der eigenen erfahrungen (deshalb habe ich das mit meiner ex erzählt) und um eine gnadenlose intoleranz dem anderen gegenüber.

    für beides bin ich nicht gemacht.

    [..] so ändert sich die Welt!

    claudia, sie ändert sich dadurch, daß ich meinen kindern die angst vor ihr nehme. sie ändert sich, weil ich kleine kinder in babywagen anflirte und ihnen sage „hey, ist schon alles gut!“. sie ändert sich, wenn ich etwas dazulerne.

    sie ändert sich nicht, wenn ich etwas durchsetze. das macht sie nur schlimmer.

    [..] “Brüstebonus”

    hihi, ich weiss, das war provokativ, aber, wie gesagt: alles dreht sich um sex. kann ich dem affen vorwerfen, daß er ein affe ist? ist es schlimm, daß ich ein angebot begutachte, daß mir freizügig dargeboten wird – und zweimal offen statt einmal nur verschämt hingucke?

    das ist der fluch des ersten blicks. der mann, der richter, ee war ja einer, lebt halt, wie die meisten, in dieser selbstüberschätzung, daß seine lebenserfahrung ihm sagt, daß er schon weiss, mit wem er es zu tun hat. daß ich damals schon dummerweise der mann war, der heute unter schmerzen (elternzeit) geboren wird, wie sollte er das wissen? hatte er vergleichsmöglichkeiten? nope.

    ein mann, der alleine drei kinder zwei jahre mit allen drum und dran durchbringt? die frau quasi angehörige einer esosekte, die sonntags sonnentanzend den tag beginnt, während der mann den kiddies die windeln wechselt und ihnen frühstück macht? in 12 minuten???

    was sich da zu verachten gelernt habe, das waren nicht „die frauen“. das war ein system, das sich nur 12 minuten zeit läßt. 36 verhandlungen an einem tag???? rechne mal nach, wieviel zeit so für ein schicksal bleibt. ich hab’s auf mich genommen, ein bißchen kaukasischer kreidekreis gespielt und das kämpfen eingestellt.

    das einzige, was ich noch konnte, war eine klare wahl zu treffen und die sah so aus, daß für mich dieser planeten jetzt einen menschen hat, der gerade von ihm verschwunden ist und zwar komplett. ich habe seitdem kein wort mehr mit dieser person gewechselt und die beileidsemail, die ich unlängst von ihr bekam (mit der bitte, doch die alten photos auf cd zu brennen), schlicht nicht beantwortet. und hatte ein klitzekleines bißchen das teuflische vergnügen, sie für ein paar tage vergeblich ihr emailkonto checken zu sehen – und es ist keine antwort drin.

    so fühlt sich das halt an, wenn der andere tun und lassen kann, was er will. für die 8 jahre meines lebens, die ich mich so machtlos gefühlt habe, eine angemessene kleine „strafe“.

    dafür brauche ich keine verbindlichen regeln, das leben sortiert schon aus, womit es nichts anfangen kann.

    maskulisten, die sich ein ei auf ihre kleinen dramen backen, gilt eigentlich wirklich nur meine verachtung. dieses starren auf die befindlichkeiten im eigenen bauchnabel und das hausieren mit den ungerechtigkeiten, das ist mir fremd.

    ich erzähle solche dinge, weil ich nur so meine haltung erklären kann: das ist meine erfahrung, das habe ich daraus gelernt. wenn ich was nicht verstanden habe, werter gesprächspartner, erkläre es mir, ich bin dankbar dafür, dinge anders sehen zu lernen oder zu verstehen, wie du dich fühlst und wie du da hingekommen bist.

    ich befürchte, weder die femnazis noch die maskulisten sind wirklich daran interessiert, dazuzulernen. sie haben ihren schmerz, ihre scham, ihre gedanken … und wollen einfach nicht verstehen, daß es nicht um das geht, was _war_.

    es geht immer um das, was wir draus machen.

    das mit den brüsten? ist halt so. wo ist da die ungerechtigkeit? das „kindchenschema“ – weia, mmaw hasst nichts mehr als dieses phänomen – die süße kleine katze, die uns verliebt anstarrt und wir geben die hälfte unseres leckeren schinkens her (also, ich jedenfalls). wir sind kleine affen, leider zu oft gorillas und zu selten bonobos.

    der rest ist anmaßende selbstüberschätzung ;-)

    [..] Folgebeiträgen

    hihi, wäre ja zu schön, aber meine petition, so unernst ich sie selbst nehme, haben auch nur vier leute unterzeichnet. die haben alle gerade schon wieder was besseres zu tun und morgen haben sie wieder was anderes und übermorgen haben sie vergessen, worüber wir heute reden.

    dieses laute kämpfen in kommentarspalten ist doch nur das dampfablassen zutiefst gefrusteter schlaumeier, die endlich mal reden dürfen und sich dem gefühl hingeben, jemand hört ihnen zu.

    ich finde es schön, wenn niemand zuhört oder doch die anzahl derer, die das tun, sehr beschränkt ist. ich spekuliere auf den „gäa“-effekt. 300 platten verkauft, die masterbänder und der rest landete auf dem müll. heute eine vielgeliebte rarität. und deshalb hinterlasse ich eben auch keine twitter-like kommentare in der wenigen zeit, die ich gerade mal wieder habe.

    lieber eine einzige, in der vielleicht der eine oder andere gedanke drin ist, der soooo verkehrt nicht ist.

    so und jetzt wieder ab in die minen – wobei: gerade bin ich auf die goldader gestoßen …

  13. @Hardy: ausufernd, aber hallo! :-) Ich bin auch der Ansicht, dass man einander niemals wirklich verstehen kann, wenn man nicht die eigene Geschichte erzählt, die zu dieser oder jener Sicht der Dinge geführt hat. Von daher: voll ok!

    ABER: auf so einen langen Kommentar kann ich nicht auf alles antworten, was du da – oft durchaus provozierend formuliert – so hinschreibst, denn das würde glatt doppelt so lang und damit komplett unlesbar. Also picke ich mir dies und das raus – womit aber das „Problem“ entsteht, dass evtl. noch Mitlesende annehmen, ich sei mit dem Nicht-Kommentierten so einverstanden – was definitiv nicht für alles stimmt.

    Kann dir doch egal sein, wirst du sagen – ist es mir aber nicht! Und zwar nicht, weil ich meine, dass mich alle lieben müssten, sondern weil ich auf Klarheit meiner Statements und Bewertungen des Weltgeschehens im eigenen Medium stehe: man soll mich lieben, hassen oder ignorieren für das, was ich selber denke – nicht für das, was man mir unterstellt. Frommer Wunsch, ich weiß – aber es ist ja nur ein Appel, beim schreiben zu prüfen, ob wirklich ALLE Teile eines Kommentars für die Aussage/Antwort unverzichtbar sind.

  14. Also zum Inhalt: Dir ist nicht klar, warum ich meine, dass die sozialen Umgangsweisen, Rechte und Pflichten der Geschlechter neu verhandelt werden sollten. Denn du meinst, dass müsse eh jedes Paar mit sich selbst ausmachen – es gehe letztlich um Sex: „am ende liegen wir im bett miteinander…“

    DAS ist nicht mein Ansatzpunkt, wegen mir dürfen da alle soviel Stress miteinander ausleben, wie sie es eben für sich brauchen. Meine Sorge hab ich im neueren Posting zur „Care-Krise“ sehr deutlich gemacht und eigentlich sollte dieses Gespräch „dort“ stattfinden! (bitte lesen, ich zitier das der Kürze halber hier nicht!).

    Im übrigen geht eine über das persönliche Erleben hinaus wirkende Weltveränderung nicht entweder per öffentlicher Diskussion ODER per privater Auseinandersetzung – sondern indem BEIDES stattfindet und sich gegenseitig verstärkt (=“das Private ist politisch“) Das passiert nur selten, nur dann, wenn wirklich längere Zeit ein Missstand zum Leiden vieler führt.

    Derzeit leiden nicht genug Leute unter Überwachung, also passiert nicht viel, obwohl das vehement öffentlich diskutiert wird. In den 70gern bzw. ab ’68 ging dagegen die neue Frauenbewegung in die Vollen: aus der Erfahrung heraus, dass schon wieder eine „Revolution“ von Männern gemacht werden sollte, die noch immer ganz selbstverständlich erwarteten, dass Frauen allenfalls Kaffee kochen und Flugblätter verteilen. Hinzu kam die Kulturrevolution in Sachen Sex (Entdeckung der weiblichen Lust, Shere Hite etc.), der Kampf ums Recht auf Abtreibung und vieles mehr. Das erfasste große Teile der Weiblichkeit, die tatsächlich in den eigenen Beziehungen Ernst machten mit der „Gleichberechtigung“ – zum Erstaunen/Erschrecken vieler Jungs, die gar nicht wussten, wie „böse“ sie als „Erben des Patriarchats“ sind.

    Das zum Thema privat/politisch, persönlich/öffentlich – und Alice Schwarzer war mit ihrem „kleinen Unterschied und seinen großen Folgen“ definitiv die Frontfrau in Sachen Öffentlichkeit – ohne sie wäre das ganze Thema nie so schnell und massiv durchgedrungen!

    Brüste- und Mütterbonus, Kindchenschema und auch die traditionelle Männerbevorzugung, die zum Glück in vielen Bereichen abgebaut/weggekämpft wurde: das alles hat „bei Gericht“ und beim Verfassen von Gesetzen, sowie in den allermeisten beruflichen Bereichen NICHTS ZU SUCHEN!!!

    Sich damit abzufinden und Gelassenheit zu üben, kann ein Individuum für sein persönliches Seelenheil gerne als das Richtige ansehen, aber auf der Ebene des Politischen ist all das genausowenig akzeptabel wie Korruption und Steuerhinterziehung.

    Meine Adressatinnen beim Wunsch nach „Neuverhandeln“ sind im übrigen NICHT die von dir immmer wieder beiläufig gebashten zornigen Mädchen („Neo-Netz-Femis“). Deren Themen sind ja (sic!) gar keine Frauenthemen mehr – mal abgesehen von der als diskriminierend empfundenen Erfahrung des „angemacht-werdens“ in falscher Form, zur falschen Zeit, am falschen Ort, vom falschen Mann. Sie beschäftigen sich eigentlich nurmehr mit Rassismus, weißen Privilegien, Queer-Problematiken – warum wohl? Weil hierzulande von allgemeiner (!) Frauenunterdrückung nicht mehr die Rede sein kann! Dazu passt, dass man über Feminismus in Masku-Blogs und Kommentarspalten mehr lernt als in jenen der Mädchenmannschaft et al – da gibts wirklich einige Männer, die alle „Schriften gelesen“ haben und sich mit Ansichten auseinander setzen, mit denen viele dieser Neo-Femis sich gar nie befasst haben. Warum auch?

    Nö, ich denke bei alledem eher an „klassische Feministinnen“ in sämtlichen Schattierungen. Jene, die lange schon nurmehr in akademischen Zirkeln diskutieren (wenn überhaupt), ansonsten aber einen „Marsch durch die Institutionen“ erfolgreich hinter sich gebracht haben und nun an vielen Schaltstellen mit Macht das verteidigen und ausbauen, was sie für sich und alle Frauen errungen haben. Ein (netz-)öffentlich fast unsichtbares, gleichwohl wirkungsmächtiges „Feminat“, das nicht etwa – wie manche zu Verschwörungstheorien neigende Maskus meinen – irgendwie „abgesprochen“ agiert, um Männer gesellschaftlich und rechtlich nieder zu machen. Derlei Unterstellungen sind absurd – ABER es gibt sehr wohl ein „über das Ziel hinaus schießen“, wo das Eintreten ausschließlich für Fraueninteressen ungerechte Folgen hat.

    Soweit für jetzt. Ist lang genug…. :-)

  15. @Claudia, ich denke manchmal, deine Sachen müssten mehr gelesen werden. All diese Einsichten. Ich denke, das verpufft hier sozusagen. Was schade ist.
    Im übrigen kann ich mit Eurer (Hardy) fulminanten Schreibe garnicht mithalten. Das ist sozusagen „Bullet-Schreiben“, im Anklang an das Blitz- oder Bulletschachspiel, in der pro Sekunde viele Züge gemacht werden.

  16. @Gerhard: ich finde, es geht relativ gemütlich zu – halbe und ganze Tage liegen zwischen den Texten! :-)

    Das hier ist jetzt gleichzeitig ein Test des neuen Editier-Plugins – mal sehen, ob es funktioniert (offenbar nicht…).

  17. @Claudia, mit „Bullet“ meine ich ja das Herausschleudern eurer ellenlangen Texte. Das hier mal länger nichts passieren kann, o.k. Aber Hardy und Du schreiben offenbar in einer Geschwindigkeit, daß ich da nicht mithalten kann.
    Viel Spaß mit dem Fix des Plugins, hatte gestern Abend auch einiges Technische an meiner „Schreibmaschine“ zu tun.

  18. gerhard,

    danke.

    sei so lieb und lass dich davon nicht abschrecken. ich schreibe so schnell wie ich denke oder rede und denke wirklich nicht mehr drüber nach. eher so was wie automatisches schreiben oder einfach nur „das gedachte festhalten“. das macht die sprunghaftgkeit aus und ich zelebriere die, damit andere sich auch dieses recht nehmen können ;-)

    @claudia

    [..] Derzeit leiden nicht genug Leute unter Überwachung

    sehr schön. siehst du, das ist mein punkt: wir haben wirklich ne menge „echter“ probleme und was tun wir: wir diskutieren sog. „orchideenthemen“. bei diesem angeblichen feministischen themen geht es darum, sich eine wohlfeile nische auszusuchen und aus ihr heraus „recht“ zu haben und anderen vorzuschreiben, wie sie zu leben und zu reden haben.

    das ist jetzt explizit kein maskulistischer standpunkt, ich beklage mich nicht durch das überhandnehmen feministischer sichtweisen oder daß sie mein leben irgendwie über gebühr einengen. es ist einfach die feststellung, daß „nischen“ besetzt und aus diesen heraus ein krieg geführt und aufgezwungen werden soll. nicht mein ding.

    wir hätten wirklich dinge von größerer tragweite zu verhandeln: was ist mit dem privaten? wird das jetzt alles einer sichtweise unterworfen, in der das individuum sich wie auch immer „korrekt“ verhält. auch hier: ich bin nicht auf einem kreuzzug gegen „PC“.

    ohne daß du das bemerkst, ist der satz „das private ist politisch“ längst in eine doktrin mutiert, die dem gegenübersteht, wie man die dinge in unserem alter betrachten kann: aus der veränderung des individuums heraus verändert sich die welt.

    mir ist es egal, wer gerade wo die herrschaft über den virtuellen stammtisch besetzt hält, ich weiss und wusste schon immer, daß ich – um die welt zu ändern – zuerst einmal mich selbst verändern muss.

    wie, das würde ich mir allerdings nur äußerst ungern von deutschen sagen lassen, schon gar nicht von alice, die – hey, sage ich seit jahrzehnten – esther vilar nicht einmal ansatzweise intellektuell das wasser reichen kann – aber hört sich esther nicht irgendwie „jüdisch“ an und „villar“, was ist denn das für ein name???

    kein wunder, daß dummerweise diese heuchlerische steuerhinterzieherin damals das „duell“ „gewonnen“ hat. ich kann mir eine welt vorstellen, in der vilar nicht „gewonnen“ sondern „überzeugt“ hätte. es wäre eine bessere und der feminismus wäre heute ein MITEINANDER.

    [..] Weil hierzulande von allgemeiner (!)
    [..] Frauenunterdrückung nicht mehr die Rede sein kann!

    eben. orchideenthemen. wir haben nichts besseres zu tun, als uns zu verzetteln. ursache: die komplexität der welt. warum sich auf so was einlassen, wenn man sie sich schön einfach stricken kann „mann dumm / frau klug“.

    [..] das alles hat “bei Gericht” und beim
    [..] Verfassen von Gesetzen, sowie in den
    [..] allermeisten beruflichen Bereichen NICHTS ZU SUCHEN!!!

    guck, claudia, das problem ist: du hast „recht“.

    naja, solange du aussen vor läßt, daß wir – sagte ich das nicht – im grunde selbstüberschätzende affen sind. wir folgen unseren instinkten. wenn ich ganz in das dekolleté einer frau versunken deren spöttisches grinsen verpasse, weil sie sich dessen bewusst ist (also, daß ich ein kleiner bonobo bin und nicht anders kann) und für sie die wirklichen machtverhältnisse klar, steht das in einem lustigen widerspruch zu deiner forderung, daß das irgendwo nichts zu suchen hat.

    sorry, es ist – unterschwellig – der motor von allem, wir werden das nie „verbieten“ können und wenn, naja, in der welt würd ich gerne leben, every action leads to another reaction und an der revolution gegen die neuen jakobiner würde ich nur zu gerne teilnehmen.

    sorry, claudia, das eine ist das hehre politische ziel – das andere ist unsere verfasstheit als affe. sie führt zu vielen vielleicht seltsamen dingen … aber sie ist auch der quell all der süßen, zärtlichen dingen wie des virtuellen entlausens und „schnäbelns“. das zu beenden, wie auch immer, wird uns sehr viel ärmer machen. wir sollten lernen, den affen in uns zu lieben statt ihn austreiben zu wollen, als wäre er belzebub.

    [..] mit denen viele dieser Neo-Femis
    [..] sich gar nie befasst haben

    in meinem verständnis kann und muss man das nicht. ich bin nun wirklich einer, der wissen in sich rein stopft wie andere bonbons, aber – hast du mein hamsterrad nicht gelesen? das ist ein für mich „konstitutiver“ post – ich bezweifele stark, daß irgendjemand auf dem planeten wirklich „bescheid“ weiss.

    ich weiss, wieviel zeit ich damit verbringe, mutmaße, daß andere gerade mal die überschriften gelesen haben und nur so tun als ob – ich weiss, daß wir DUMM sterben werden.

    man kann schlicht nicht alles lesen. man kann untr gar keinen umständen alles wissen. und genau deshalb tut sich jeder mit dem, was er weiss, so dick und so ideologisch – wir wollen uns nicht dabei ertappen lassen, dumm zu sein.

    dabei ist dummheit, wohl verstanden, der quell der erleuchtung. klugheit ist das KZ neuer gedanken ;-)

    [..] “über das Ziel hinaus schießen”

    so ist das: es geht um die macht, anderen vorschriften zu machen.

    ich plädiere für toleranz. für das verstehen des „anderen“ im „anderen“ – und dafür, sich den dingen zuzuwenden, die wirklich unser leben bestimmen. und das ist – für mich – das verschwinden des privaten und eben das recht auf „anders“ sein, unangepasst.

    [..] das private ist politisch

    ich bin so was von froh – so sehr ich sie liebe – daß die 68er nicht „gewonnen“ haben. die in diesem land jedenfalls sind die kinder und enkel von nazis, die das nie reflektiert haben, sich also gar nicht bewusst sind, daß ihre verve auch zu fackelmärschen und deren konsequenzen führen kann. also kein „die 68er sind schuld“ (sind sie nicht) sondern ein g*ttseidank ist dieser kelch an uns vorüber gegangen.

    wie gesagt, ich bin ein hippie, kein 68er. mir ist das ideologische fremd, ich mag theorie nicht, ich will, daß die dinge ausprobiert werden – egal ob die jeweiligen „recht“-(macht)haber das nun schätzen oder nicht, weil ich mir der permanenten widersprüche bewusst bin, die theorien nun einmal ausblenden müssen, um zu „funktionieren“.

    [..] auf der Ebene des Politischen

    für mich kommt das politisch von unten, grassroots.

    im verständnis der meisten, die ich lese, läßt sich das verordnen, einfordern, verhandeln.

    nein, es muss gelebt werden, es müssen erfahrungen gesammelt und weiter gegeben werden. ich jedenfalls hinterlasse irgendwann einmal ne welt, die sich das erlaubt, weil unsere kinder sich – von uns animiert – das recht nehmen, das zu tun.

    das werden sie sich von niemandem mehr nehmen lassen auch nicht von sexuell verklemmten #aufschreierinnen ;-)

  19. zu lustig, muss ich mal grade hier posten:

    „Bedauerlicherweise für uns, waren sie dort so sehr mit den Problemen russischer Gefängnisse beschäftigt, dass sie darüber die Bestrebungen und Ideale unserer Gruppe vollkommen vergessen haben – Feminismus, unabhängigen Widerstand, den Kampf gegen autoritäre Systeme und Personenkult. All die Dinge, die ihnen ihre unrechtmäßigeBestrafung eingebracht haben.“

    du ahnst, worum es geht: die zwei jetzt freien pussy riot frauen kümmern sich jetzt um richtige probleme und … naja, das ist verrat am feminismus.

    ich liebe den feminismus und die feministinnen!

  20. @Hardy: anregender Text – inkl. der Kommentare!!