Claudia am 07. April 2007 — 8 Kommentare

Ostern ?

Dass schon wieder Ostern ist, hab‘ ich erst letzte Woche bemerkt. Innerlich lebe ich einen Tages- und Wochenrythmus, in dem Feiertage (außer Weihnachten) nicht ohne Anstöße von außen auffallen. Bis Samstagmittag arbeite ich, dann ist Wochenende – Montags geht es wieder weiter. Als mein Liebster mich jetzt darauf aufmerksam machte, dass vier freie Tage am Stück zur Verfügung stehen, wurde mir bewusst, dass ich die Feiertage bisher nur am Rande registriert hatte: als Tage, an denen ich davon ausgehen kann, dass niemand etwas von mir will, zumindest nicht geschäftlich – also eine gute Zeit, um in Ruhe Dinge abzuarbeiten, die ansonsten leicht von „Wichtigerem“ verdrängt werden.

Nun hab‘ ich also beschlossen, endlich auch „die Feiertage zu heiligen“, selbst dann, wenn sie nicht auf den Sonntag fallen. Da es die erste Saison des wilden Gartens ist, der mir im letzten Sommer in den Schoß fiel, ist das auch nicht wirklich ein Problem: es gibt jede Menge zu pflanzen, zu gießen, zu beobachten und zu fotografieren – und wenn es warm genug ist, liege ich auch gerne einfach nur im Liegestuhl und blinzle in die Sonne.

Wenn ich allerdings im Kiosk die Schlagzeilen der Zeitungen lese oder mal im TV durch die Kanäle zappe, bemerke ich, wie ferne mir „Ostern“ als Feiertag ist. Weiter → (Ostern ?)

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Claudia am 27. März 2007 — 21 Kommentare

Die eigene Welt erschaffen?

Inwieweit ich selbst es bin, die die eigene Welt erschafft, interessiert mich lange schon. Es gibt da Extrempositionen, z.B. die, dass die Welt im Bewusstsein entstehe und nicht das Bewusstsein in der Welt: Das Subjekt, das wir genauso wenig erkennen können wie sich das Auge selber sehen kann, „erschaffe“ das Dasein von Augenblick zu Augenblick.

Schon als Jugendliche hat mich das aufgeregt, egal, ob diese Lehre östlich oder westlich daher kam. Das Ding an sich ist unerkennbar – ok, Herr Kant, aber es ist doch trotzdem DA. Wenn ich sterbe, wird die Welt nicht verschwunden sein, sondern weiter bestehen. Ich konnte nicht ernst nehmen, was da gesagt wird, denn es widersprach allen lebenspraktischen Überlegungen und Erfahrungen, die mir so selbstverständlich sind wie Essen und Trinken, oben und unten, Nacht und Tag. Weiter → (Die eigene Welt erschaffen?)

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Claudia am 21. März 2007 —

Mich selbst erkennen

Endlich versteh‘ ich, was meinen Yogalehrer motivierte, uns Übende wieder und wieder zu ermahnen, auf uns selbst zu schauen und nicht nach außen, wenn wir etwas über unser „Mensch sein“ erfahren wollten. Da ich länger schon nicht in Gefahr stand, zu glauben, man fände „sich selbst“ in der Wissenschaft und Statistik, im Politischen, in einer Religion oder spirituellen Lehre, rannte er bei mir offene Türen ein. Auch meine Mitschüler waren mehrheitlich durchaus selbstbeobachtungsfähig und willig. Warum also immer wieder diese engagierten kleinen Reden?

Ha, damals hatte ich ja noch keine Ahnung, wie weit das „von sich absehen“ bei der Mehrheit meiner Mitmenschen reicht! Und auch selbst hatte ich noch weit mehr Konzepte im Kopf, über die ich viel lieber diskutierte, als dass ich für die Details „meiner selbst“ großes Interesse aufgebracht hätte. Zwar hatte ich im Zuge der Yoga-Übungen ausgiebig erfahren, wie Geist, Körper und Gefühl ineinander verschränkt sind, hatte gelernt, mich zu entspannen und mit Freude entdeckt, dass ein entspannter Körper weder Furcht noch Ärger kennt. Doch wurde „ich selbst“ mir auch weiterhin nur bei Gelegenheit eines Problems zum Thema, nicht einfach so. Schließlich hab‘ ich mich immer dabei, was sollte ich denn da suchen? Statt auf die damals so angesagte „Suche nach dem Selbst“ zu gehen, suchte ich lieber das, was mir fehlte oder nicht genügte: den großen Anderen, das Gegenüber, mit dem ich mich verstehen könnte – „ich“ war mir vergleichsweise uninteressant. Weiter → (Mich selbst erkennen)

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Claudia am 13. März 2007 — 3 Kommentare

Vom eigentlichen Leben

Gerade hab‘ ich mir das neue Buch von Gerd-Lothar Reschke „Selbsterkenntnis und die Erfahrung der Leere“ gekauft und bin hin und weg! In der Mitte aufgeschlagen und angefangen zu lesen, konnte ich kaum wieder aufhören. Seine Sprache und die Klarheit seiner Gedanken, die ganz aus dem eigenen Erleben schöpfen, faszinieren mich, ganz unabhängig davon, wie mich das Gesagte im Einzelfall anmutet. Er ist für mich der einzige Autor weit und breit, den ich in Sachen Erleuchtung & Erwachen (und damit leben) richtig ernst nehme, denn er setzt sich nicht auf ein Podest und belehrt die Leute, wo sie lang zu gehen hätten. Wer das tut, verschweigt in der Regel all die problematischen und verstörenden Seiten, die mit mancher spirituellen Erhellung einher gehen. Gerd-Lothar thematisiert sie ausführlich, nicht theoretisierend, sondern anhand der Alltags-Erfahrung, die durch die größere Wachheit allerdings gar nicht mehr „alltäglich“ wirkt.Michael fragte im Webzettel neulich nach dem „eigentlichen Leben“. Das Thema ist einen eigenen Artikel wert, doch nach allem, was ich erfahren habe, ist das „eigentliche Leben“ nichts, was bestimmte Außenbedingungen benötigt, sondern ein Zustand größerer Wachheit. Dieser Zustand ist – im Prinzip – in jedem Augenblick erreichbar, doch braucht es mehr Energie, ihn zu halten, als der übliche alltägliche Halbschlaf. Deshalb empfehlen so viele Yogis und andere spirituelle Lehrer ein gesundes Leben als Voraussetzung, denn falsches Essen, Genussgifte und ein dem Körper wenig bekömmliches Sitzleben vernichten die Energie, die es braucht, um (absichtslos!) im Augenblick ganz wach und aufmerksam zu sein.

Es hilft aber auch nichts, sich nun zielgerichtet zusammen zu reißen und ein „reines Leben“ zu führen, in der Hoffnung, das bedeute automatisch das Ticket zur Wachheit. Man muss auch motiviert sein und wer nur im Geist des „nice to have“ an seiner „spirituellen Entwicklung“ arbeitet (!), wird in der Regel nichts erreichen. Echte Motivation ist meist ein LEIDEN, und zwar eines, das sich niemand wünschen kann. Mir persönlich geht es einfach (noch?) zu gut, als dass ich mich gefordert fühlen würde, nach mehr zu streben als nach der einen oder anderen kleinen Verbesserung im Alltag. Dass der Draht zum „ganz Anderen“ nicht völlig abreißt, danke ich im Wesentlichen der Lektüre von Lothar-Reschkes Selbsterkenntnis-Texten.

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Claudia am 07. März 2007 — Kommentare deaktiviert für In der Erde wühlen und Webseiten bauen

In der Erde wühlen und Webseiten bauen

Seit Anfang der Woche hab‘ ich mich wieder für gesund erklärt. Ein bisschen schwach noch, aber was soll’s, vor dem Monitor sitzen ist ja nicht sooo anstrengend. Mittags gehe ich oft in den Garten, der zur Zeit jeden Tag neue Überraschungen bietet. Ich bin ja keine alteingesessene Hobby-Gärtnerin und hätte letztes Jahr um diese Zeit noch nicht im Traum geglaubt, dass ich mal Herrin über so eine „grüne Wildnis“ sein werde. Noch dazu in fußläufiger Entfernung von meiner Wohnung in Berlin-Freidrichshain! Weiter → (In der Erde wühlen und Webseiten bauen)

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Claudia am 03. März 2007 — 8 Kommentare

Krank 2: What the Bleep do we know….

Kaum zu glauben: nun ist eine Woche verstrichen, doch bin ich immer noch nicht wieder gesund. Dabei hab‘ ich mich brav „geschont“, bin die ersten Tage im Bett geblieben, dann immer nur stundenweise an den PC gesessen, um das Allernötigste zu arbeiten, ohne Stress, ja, mit Vergnügen. Und jetzt ist es schon wieder Samstag, 10 Uhr früh, aber ich fühl‘ mich immer noch matschig und schwach – eine Zumutung!

WAS wird mir da zugemutet? Was mute ICH mir da zu? Fortgesetzte Besinnung, ich komme daran nicht vorbei. Das Erkennen, wie sehr ich an meinen Aktivitäten hänge und wie weitgehend entkoppelt dieses bloße „Machen“ bzw. tätig sein von irgend einem Sinn bereits ist, habe ich geahnt, aber nicht wirklich ins Bewusstsein dringen lassen. Im Gegenteil: jede „Lücke“, die sich irgendwo zwischen dieser und jener Aktivität auftat, schüttete ich eilig zu, meistens mit dem Konsum irgendwelcher Medien. Bloß nicht den Blick vom Außen abwenden und nach innen richten, lieber der nächste schöne Naturfilm bei Phönix über die neuen Nomaden in Sibirien oder das Abschmelzen des Eises in der Arktis.

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Claudia am 28. Februar 2007 — 5 Kommentare

Krank

Vor ein paar Tagen dachte ich noch, ich sei immun gegen den grassierenden Infekt, der meine Nächsten und auch viele Ferneren in diesen Wochen mal eben aufs Krankenlager streckte. Falsch! Nun hat es mich auch erwischt: Matschbirne, Fieber, Schnupfen – das Übliche und daher kaum erwähnenswert. Wäre es nicht das erste Mal seit weiß-nicht-wieviel Jahren, dass ich mich tatsächlich ins Bett lege und nicht arbeite, jetzt gar schon den zweiten Tag!

Wie seltsam, solange im Bett liegen zu bleiben. Kein Buch, in das ich mich versenken könnte, keine Zeitung, keine Lust zu gar nichts. So zappe ich durch die Kanäle und erlebe das mediale Deutschland: Kinderbetreuungsdebatte, Koch-Shows, Zoo-Shows, Gerichtssendungen, Frauentausch, Talksshows – um Himmels Willen, wie muss jemand drauf sein, der all das dauernd guckt und nicht nur bei Fieber? Weiter → (Krank)

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Claudia am 17. Februar 2007 — Kommentare deaktiviert für Melanie Delfft: Mein Lied

Melanie Delfft: Mein Lied

“Analyse eines Lebens – fast ein Roman” – der Untertitel zu Melanies Buch wirkt harmlos, zurückhaltend, sehr bescheiden, und enthält keinerlei WARNUNG vor dem schockierenden Inhalt dieser Berichte aus dem realen Leben. Als ich um die Jahrtausendwende noch in Mecklenburg wohnte, hatten wir übers Netz zueinander Kontakt gefunden. Sie schickte mir verstörende Texte, die so ganz anders waren als das, was ich selbst als “persönliches Schreiben” in meinen rücksichtsvollen Diary-Artikeln zelebrierte: ich verschone den konkreten Menschen, auch dann, wenn ich in besonders miesanthropischer Stimmung bin.

Anders Melanie in ihren sezierenden Betrachtungen, die auch vor dem Allernächsten nicht halt machen. Da heißt es zum Beispiel:

“Ich habe schon lange nicht mit meinem Mann gesprochen. Wenn er nicht schläft, sitzt er auf dem Sofa und sieht fern. Er geht zivilisierten Beschäftigungen wie sich waschen, Zähne putzen, rasieren, sich saubere Sachen anziehen nicht mehr nach. Er trinkt Rotwein, schläft, steht auf, schüttet sein Glas wieder voll, nimmt Pillen zum Weiterschlafen, schläft wieder, schlürft ins Klo, holt sich ein anderes volles Glas, schläft wieder, liest ein wenig Zeitung, holt ein neues Glas Rotwein, schläft wieder, steht gegen fünf nachmittags auf, setzt sich auf die Couch, sieht fern, trinkt Rotwein. Er bewegt sich tagaus, tagein nur im engen Triangel von Bett, Sofa und Toilette und riecht mit der Zeit so stark, daß ich am liebsten mit dem Taschentuch vor der Nase ins Wohnzimmer ginge.”

Von solchen Passagen, mit denen Melanie nicht spart, war ich regelrecht geplättet und fragte mich: Warum tut sie sich das an?? WER ist diese Frau? Wie kann sie so leben und so schreiben???

Die Oldenburgische Volkszeitung schrieb dazu:

“Die Autorin versteht es trefflich, ihr Leserpublikum tief in ihre eigene Geschichte hinein zu ziehen, Empathie zu erzeugen. Mit wachsender Faszination folgen wir ihrem Lebensweg, der sie nach Paris und Kalifornien und nach einem Zwischenspiel in München wieder nach Paris führt, mit Erschütterung und Bewunderung folgen wir ihr in das Leben neben ihrem dahin siechenden Mann und fragen, wieso sie nicht einfach fort geht, ehe wir erkennen, dass die erniedrigende Existenz mit dem vom Alkohol zerstörten Mann ein Teil des Befreiungsprozesses ist, den sich diese starke Frau verordnet hat”.

Anhand der Texte, damals noch Stückwerk, konnte ich die positiven Aspekte einer Selbstbefreiung noch nicht erkennen. Ich stellte mir die Autorin als unglückliche, leidende, in nicht nachvollziehbaren Zwängen gehaltene Frau vor, die sich nicht einmal den Ausdruck ihres Leidens gestattet. Denn alles, was sie da an verstörenden, demütigenden Details aus ihrem Leben berichtete, kam seltsam emotionslos daher, so als stünde sie neben sich und berichtete über jemand anderen. Manchmal blitzt eine Art trockener Humor durch, doch kann das auch meine Projektion sein. Die Emotionen entstehen jedenfalls erst im Leser, die Erzählerin klagt nicht und schimpft nicht – es hat mich tief beeindruckt!

Als sie mich dann bei Gelegenheit einer Deutschlandreise aufsuchte, staunte ich einmal mehr. Elegant, heiter, zeitlos schön, sehr gebildet, jedoch gar nicht eingebildet, stand eine Wahl-Pariserin vor mir, die vom Kind meiner Nachbarn spontan als “die Dame” bezeichnet wurde. Und ja, das war sie, ich hätte mich nur nicht getraut, es zu benennen! Neben ihr kam ich mir verlottert vor, doch störte das unser Miteinander nicht. Ich bewundere Frauen mit Stil, die davon kein Aufhebens machen!

In den Plauderstunden, die wir dann in der weiten Mecklenburger Landschaft miteinander verbrachten, erkannte ich, dass sie auch “von Angesicht zu Angesicht” kein Leiden zeigen würde – zumindest nicht das große Lebensleid, das ich aus ihren Texten kannte. Einmal mehr hab’ ich begriffen, dass es Menschen gibt, die es verstehen, aus ihren tiefen Gefühlen und prägenden Erfahrungen wahre Literatur entstehen zu lassen – und das bedeutet, sie eben nicht auf die plumpe Art zu Tage treten zu lassen und so zu “verbrauchen”.

Ich freue mich, dass aus den Texten ein Buch geworden ist und mehr noch, dass Melanie (sie heißt nicht wirklich so!) meinem Rat gefolgt ist, eine Website dazu zu veröffentlichen. Es ist eine Website “im alten Stil”, kein Schnickschnack, nur das Wesentliche: der Text.

meinlied
Analyse eines Lebens – fast ein Roman.
390 Seiten, 19,80 Euro.

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