Claudia am 01. Mai 2010 — 5 Kommentare

Freizeit, freie Zeit – gibt es das?

Die Frage wird einige irritieren, doch legt der Beitrag „Flucht vor freier Zeit“ auf Einschau diese Frage nahe. Da schreibt Götz über einen Tag, der frei hätte sein können:

„Obwohl der Tag “objektiv” betrachtet eher entspannt war, fand ich mich in einem Wust von Aktivitäten, in denen wieder dieses Stressgefühl aufkam, bzw. dieses Gefühl, nicht genug Zeit zur Verfügung zu haben. Es waren aber allesamt Aktivitäten, die weder “wichtig” noch “wertvoll” waren. Ich hatte sie mir einfach völlig ohne Not aufgehalst. „

„Freizeit“ ist ein Begriff, der die Trennung von Arbeit und restlicher Zeit voraussetzt, die für das Industriezeitalter typisch war und noch heute (wenn auch abnehmend) das Leben vieler dominiert. Man versteht darunter die Zeit, in der man sich von der Arbeit erholt, sich Freunden und Familie, sowie diversen „Hobbys“ widmet. Vorrangig ist jedoch der Aspekt der Wiederherstellung bzw. Erhaltung der Arbeitskraft, was die Freiheit dieser Freizeit durchaus fraglich macht:

„Im spätindustriellen Zeitalter bleibt den Massen nichts als der Zwang, sich zu zerstreuen und zu erholen, als ein Teil der Notwendigkeit, die Arbeitskraft wiederherzustellen, die sie in dem entfremdeten Arbeitsprozeß verausgabten.“ (Adorno/Eisler)

Wer nun – freiwillig oder gezwungenermaßen – aus den althergebrachten Welten des Angestellten-Daseins heraus tritt, bekommt mit der „Freizeit“ naturgemäß ein Problem. Umso mehr, je freudiger und weniger „entfremdet“ die nun frei gewählte Arbeit erlebt wird: Wenn mein Hobby zur Arbeit wird, von dem ich leben kann – wozu dann noch Freizeit? Weiter → (Freizeit, freie Zeit – gibt es das?)

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Claudia am 27. April 2010 — 13 Kommentare

Freundschaft in den Zeiten sozialer Medien

Heute kommt mich ein lieber Freund besuchen: ganz real wird er hier in den dritten Stock steigen, mit mir auf dem Sofa sitzen, reden, Kaffe trinken. Er kommt nicht zufällig vorbei, sondern reist nach Berlin, um mich zu treffen. Ein „Netzkontakt“, aus dem sich eine echte Freundschaft entwickelte, seit wir uns 2005 „irgendwo im Internet“ in einer der vielen Plauderrunden trafen.

Damals hat er einfach angefangen, mir privat zu mailen, was mich zunächst wunderte: Was will der von mir? Sein Interesse war nicht etwa erotisch, auch ist er kein Schreibender, dem es schon mal darum gehen kann, neue Leser auf seine Seiten zu ziehen. Ja, nachdem ich bereit war, mich aufs mailen mit ihm einzulassen, stellte sich heraus, dass er nicht mal Lust hatte, wesentliche Themen per Text zu verhandeln – und das mir! Weiter → (Freundschaft in den Zeiten sozialer Medien)

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Claudia am 22. April 2010 — 26 Kommentare

Stadt, Land, Netz? Verändert das Internet unser Wohnen?

Das Kommentargespräch zum Artikel Privatheit ade: verschwindet die Anonymität des Stadtlebens? hat alles in den Schatten gestellt, was ich dazu erwartet hätte! Es entspann sich eine intensive Auseinandersetzung über die Vor- und Nachteile des Lebens auf dem Land bzw. in der Stadt – ein Thema, mit dem ich mich erlebend und experimentierend lange schon befasse. Nach zwei recht ernst gemeinten Versuchen der „Auswanderung“ (einmal „Pendeln in die Toskana“, später zwei Jahre Umzug in ein kleines Dorf in Mecklenburg) hab‘ ich meinen Frieden in der Stadt gefunden. Allerdings erst so richtig, seit ich einen Kleingarten in nicht allzu weiter Ferne betreibe: 20 Minuten mit dem Fahrrad, wenn ich mich beeile, auch schneller – da ist das „Cardio-Training“ gleich inbegriffen – gut so! Weiter → (Stadt, Land, Netz? Verändert das Internet unser Wohnen?)

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Claudia am 21. April 2010 — 4 Kommentare

Gelesen: Meinhard Miegel – Wohlstand ohne Wachstum

„EXIT“ steht in großen roten Lettern auf dem Umschlag des Buchs von Meinhard Miegel, mit dem „einer der renomierstesten Sozialwissenschaftler Deutschlands“ (Klappentext) antritt, Wege aus dem Dilemma unserer Zeit zu weisen. Er widmet sein neuestes Werk „denen, die über den Tag und Tellerrand hinaus schauen“, womit ich mich durchaus gemeint fühle. Zudem bewegt mich das Wachstumsproblem schon länger, erscheint der Zwang zum ständigen „Mehr von allem“ doch schier unlösbar, ähnlich einem ZEN-KOAN, das auch nicht mit dem Mitteln des Intellekts gelöst werden kann.

Miegel schrieb sein Buch 2009 inmitten der Finanz- und Wirtschaftskrise, die ihm für sein Thema eine Steilvorlage bot. Im Einleitungskapitel „Wachstum Wachstum über alles“ geht er mit einer Politik ins Gericht, die mit Rettungsschirmen, Abwrackprämien und riesigen Konjunkturprogrammen den Karren noch weiter in den Dreck schiebt und sämtliche hehren Ziele (Haushaltskonsolidierung, Umweltpolitik, Generationengerechtigkeit, Ordnungspolitik etc.) in die Tonne tritt, sobald das Wachstum mal ein wenig schrumpft. Und zwar im Konsens von rechts bis links, national und international, im Konsens auch von Unternehmern und Gewerkschaften, die allesamt wie Süchtige am Tropf des Wachstums und seiner Finanzierung aus immer mehr Schulden hängen. Weiter → (Gelesen: Meinhard Miegel – Wohlstand ohne Wachstum)

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Claudia am 16. April 2010 — 6 Kommentare

Eyjafjallajoküll

Wie eigenartig: da hat man sich ausgiebig an die menschengemachten Katastrophen gewöhnt, da zeigt uns ein Vulkan, dass es auch noch anderes zu fürchten gibt. Sogar mitten in Europa, das bisher den Erdbeben und Vulkanausbrüchen eher von Ferne mitleidig zusah.

Kein Flugverkehr mehr wegen zuviel Asche am Himmel – es klingt wie eine kurzzeitige Maßnahme, aber wer will wissen, wie lange der Vulkan so weiter machen wird? Die Wolke sei jetzt schon etwas „reiner“, heißt es im SPIEGEL, doch bedeute das kein baldiges Ende des Ausbruchs. Weiter → (Eyjafjallajoküll)

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Claudia am 09. April 2010 — 59 Kommentare

Privatheit ade: verschwindet die Anonymität des Stadtlebens?

Stefan Münz schreibt in seinem Forum Webkompetenz über ein extremes Verständnis von Privatheit, das durch Werbung und Medien derzeit noch dominiere:

„Für viele Zeitgenossen definiert sich Privatsphäre mittlerweile dadurch, dass man in einem Haus wohnt, das von außen uneinsehbar ist, dass man direkt aus der Garage durch lauter selbst öffnende Türen bis in die firmenausweisgeschützte Tiefgarage der Firma fahren kann, wo man arbeitet, und dass die Kinder direkt mit dem Auto von der Garage bis vors Schultor gefahren werden, weil im Schulbus viel zu viel passieren kann. Und für alles hat man eine Versicherung. „

Nun, wer findet so ein abgeschottetes Leben schon wirklich gut? Es zeugt von Angst und Abgrenzung gegenüber der „bösen Welt“ und benötigt einen ungeheuren Aufwand, um es auch so durchzuhalten, bzw. dauerhaft finanzieren zu können. Weiter → (Privatheit ade: verschwindet die Anonymität des Stadtlebens?)

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Claudia am 04. April 2010 — 25 Kommentare

Warum ich kein privates Tagebuch schreibe

Thinkabout hat ein paar interessante Texte rund ums Tagebuch schreiben veröffentlicht. Ich konnte und wollte das nie und weiß nicht mal genau, warum. Langeweile ist das Gefühl, das ich am meisten damit verbinde: warum sollte ich Gedanken in Sätze fassen, um sie dann in der Schublade zu lassen?

Von sich schreiben

Entdeckt hab‘ ich das selbstreflexive Schreiben in Briefen an meinen Yoga-Lehrer, die ich wöchentlich schrieb. Ich berichtete, was ich in den Yoga-Stunden erlebte und was ich zu alledem dachte, was er da so erzählte – bezog also die Lehren (Yoga, ZEN, westliche Philosophie) auf mein alltägliches und nicht-alltägliches Leben und betrachtete es durch die Brille der neuen Erkenntnisse und Erlebnisse. Es war nicht angedacht, dass er brieflich antworten sollte, doch manchmal nahm er in der Stunde einen Gedanken oder eine Frage aus meinen Briefen auf und sagte etwas dazu.
Dieses Schreiben ergänzte die auf „Erleben“ ausgerichteten Yoga-Stunden aufs Beste. Ich erlebte große Inspiration, schrieb ungemein gern diese immer mehrseitigen Briefe und schätzte es sehr, mich dabei in die Themen richtig zu vertiefen, mir selber schreibend Dinge klar zu machen… toll! Weiter → (Warum ich kein privates Tagebuch schreibe)

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Claudia am 24. März 2010 — 15 Kommentare

Warum ich keinen virtuellen Chor brauche

Ja, das ist eine beeindruckende Sampling-Arbeit: Der Amerikaner Eric Whitacre hat aus rund 185 Sängern einen „virtuellen Chor“ erschaffen. Die beteiligten Sänger und Sängerinnen haben ihren jeweiligen Part alleine aufgenommen und in Gestalt eines Videos beigetragen, die dann von Whitacre „zusammen gebastelt“ wurden. Das gesungene Stück ist – wen wundert’s! – kein bekanntes Chorwerk, sondern von ihm selber nach einem Gedicht von Edward Esch komponiert. Lux Aurumque heißt es („goldenes Licht“, wenn mich mein Latein nicht im Stich lässt). Weiter → (Warum ich keinen virtuellen Chor brauche)

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