Claudia am 10. Juni 2010 — 32 Kommentare

Schubumkehr: Vom Buchstabenglück zurück zum Sinn

„Vom Sinn des Lebens zum Buchstabenglück“ ist der Untertitel dieses, jetzt gut 11 Jahre alten Webdiarys. Der Titel bezog sich auf eines meiner ersten Themen im Web: „Sinn des Lebens“ war eine exemplarische Suchanfrage, an deren Ergebnissen entlang ich einen später recht erfolgreichen Artikel über Philosophie im Netz schrieb, zu Zeiten, als die breite Öffentlichkeit noch nicht ahnte, was sich da „online“ entwickelte. Dass ich 42 (!) Jahre alt war, als ich meine erste Homepage baute, spielte ebenfalls eine Rolle – und das „Buchstabenglück“ sollte aussagen, dass es mich glücklich macht, über alles zu schreiben und im Netz zu kommunizieren, was mich bewegt. Ganz unabhängig vom Thema und auch davon, was durch dieses Schreiben BEWIRKT wird.

Ich fühlte mich angekommen in meiner eigentlichen Profession: Schreiben, kommunizieren, Webprojekte entwickeln – für mich und für andere. Auch alle beruflichen Aktivitäten zuvor lagen schon auf dieser Linie, wenn auch noch ohne Netz. Fantasievolle Öffentlichkeitsarbeit war mein Beitrag zu den politischen Themen, für die ich in jungen Jahren kämpfte: es fiel mir leicht und machte riesigen Spass! Nebenbei hatte ich ein Studium zur Dipl-Kommunikationsdesignerin hinter mich gebracht, und später entwickelte ich Kampagnen zur Klima-Problematik, lange bevor das Thema richtig hochkochte. Das Netz entdeckte ich dann 1995 und schrieb ab 1996 Beiträge für Printmedien über „Internet und….“ – bis die kommerziellen Akteure das Web okkupierten und fortan nur noch „nützliche“ Themen gefragt waren (Arbeit finden, Shoppen, Technik, Erotik). Weiter → (Schubumkehr: Vom Buchstabenglück zurück zum Sinn)

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Claudia am 09. Juni 2010 — 5 Kommentare

Vom Guten im Schlechten: zum Sparpaket

Nun ist also Schluss mit „Freibier für alle“: Das Sparpaket der Koalition nimmt den Hartz4ern das Elterngeld und streicht den Rentenbeitrag – auf dass „künftige Generationen“ dann die Grundsicherung bezahlen, die nun mit größerer Wahrscheinlichkeit zum Rentenschicksal vieler wird. Auch Übergangszuschläge zu Hartz4 entfallen, genau wie Heizkostenzuschüsse für Wohngeldempfänger.

Auch die meisten anderen Sparmaßnahmen sind so geartet, dass nicht etwa die „starken Schultern“ mehr belastet werden, sondern die vielen Verbraucher, die bald bei Flugreisen und vermutlich auch bei Fahrten mit der Bahn tiefer in die Tasche greifen müssen. Dass der Arbeitgeberverband das Sparpaket begrüßt, spricht ja für sich genommen schon Bände: von „sozial ausgewogen“ kann nicht die Rede sein, man hat schlicht dort gespart, wo der geringste Widerstand zu erwarten ist. Wogegen die Vorhaben, die bezüglich Banken und Wirtschaft geplant sind, derzeit mehr Luftnummer und Hoffnung sind als reale Fakten. Ganz zu schweigen von der Unverschämtheit, mit der „durch die Hintertür“ die Verlängerung der AKW-Laufzeiten auf einmal zum Sachzwang für die Erreichung der Sparziele gemacht wird! Weiter → (Vom Guten im Schlechten: zum Sparpaket)

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Claudia am 31. Mai 2010 — 25 Kommentare

Hoffnung auf die Jungen: Rifkins empathische Zivilisation

Wie es mit der Menschheit doch noch was werden könnte, vermittelt der amerikanische Soziologe und Ökonom Jeremy Rifkin in seinem neuen Buch „Die emphatische Zivilisation – Wege zu einem globalen Bewusstsein“. Und in diesem Video, das Ihr Euch mal ansehen solltet:

Entdeckt auf der Hyperbaustelle, wo Urb ein wenig mehr dazu schreibt. Und zum Fazit kommt:

„Zu schön, um wahr zu sein? Ein pessimistischer Skeptizismus gegenüber Rifkins Entwurf ist verständlich, wenn man auf das globale Chaos, am Schwelen gehaltene Kriege und die Zockermentalität der Finanzwelt blickt. Aber Pessimismus angesichts gut verargumentierter Visionen ist nichts, was uns weiterbringt und leicht zu einem weiteren Sargnagel werden kann. Rifkin liefert jedenfalls so viele Denkanstöße, dass Zyniker ihre Miesmacherei als Denkfaulheit begreifen lernen könnten. „

Partnerlink zur Amazon-Buchseite: Die emphatische Zivilisation – Wege zu einem globalen Bewusstsein

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Claudia am 30. Mai 2010 — 3 Kommentare

Ölpest, Eurokrise, Oderflut, Gaza und immer wieder Gorleben

Nach der Urlaubswoche ohne Medien ist meine Sensibilität gegenüber den aktuellen Katastrophen-Nachrichten deutlich größer geworden. Alles regt mich weit mehr auf als sonst, was ganz klar zeigt, dass die massive Berieselung mit „News“ üblicherweise etwas Einschläferndes hat.

Oder-Hochwasser: Zuwenig katastrophal für all die Sondersendungen

Am erträglichsten ist mir noch das Oder-Hochwasser: da waltet Natur und der menschliche Eingriff, der so ein Ereignis zur potenziellen Katastrophe macht, zieht sich schon über mehrere Generationen hin. Immerhin gibt es mittlerweile wieder ein paar „Polder“, die man öffnen kann, wenn die Flut kommt. Und derzeit sieht es so aus, als ginge das Ganze glimpflich ab. Sehr zum Missfallen der Medien, denen einfach nicht genug Katastrophe geboten wird: Touristen auf dem Damm und ein Alltag, der einfach so weiter geht – nicht sehr ergiebig! Weiter → (Ölpest, Eurokrise, Oderflut, Gaza und immer wieder Gorleben)

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Claudia am 25. Mai 2010 — 13 Kommentare

Wieder online nach 8 medienfreien Tagen

Eine gute halbe Woche Urlaub hat es gebraucht, bis ich spürte, dass mir ‚was fehlt. Kein Internet, keine Zeitungen, kein TV: meine „Mediendiät“ geriet zur Nulldiät, obwohl ich mir sicherheitshalber einen USB-Stick mit allen Zugangsdaten eingepackt hatte. Das „Real Life“ an der in der Vorsaison noch recht lieblichen Costa Brava nahm mich dann allerdings so in Beschlag, dass dunkle Netzcafés und kühle Monitore einfach nicht lockten konnten – gut so!

Die kurze Reise hatte sich ergeben, da die Eltern meines Liebsten dort ein Ferienhaus haben – und eine Arztpraxis für Touristen, die lieber zu einem deutschen Arzt gehen. So kam ich dazu, eine beeindruckende Landschaft zu erleben, die heute vor allem eines zeigt: Was der Mensch liebt, zerstört er, indem er es besitzen bzw. damit Geld verdienen will. All diese Orte mit hässlichen Bettenburgen an einstmals schönen Stränden, die vielen Siedlungen, die sich wie Geschwüre die Berghänge hoch fressen – und alles quasi „im Schlaf“, denn außerhalb der Saison wohnt da kaum einer. Weiter → (Wieder online nach 8 medienfreien Tagen)

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Claudia am 12. Mai 2010 — 9 Kommentare

Merkwürdigkeiten am Rande des Tiefschlafs

„Wenn Ihr an der Schwelle zum Einschlafen konzentriert den Atem beobachtet, werdet Ihr erstaunliche Entdeckungen machen!“ Diese, nicht weiter erläuterte Bemerkung meines Yogalehrers fällt mir immer wieder ein, wenn ich an eben dieser Schwelle Zustände erlebe, die „weder wach noch Schlaf“, jedoch höchst seltsam sind.

Jeder kennt den Wachzustand und das Träumen, manche erleben gelegentlich luzide Träume jener Art, in der uns bewusst wird, dass wir träumen. Davon unterschieden sind die sogenannten „Out-of-Body-Erlebnisse“ (OOBE), in denen man sich außerhalb des Körpers wähnt, zum Beispiel „an der Decke schwebend“ mit Blick nach unten auf den eigenen, schlafenden Körper. Dieses Phänomen wirkt sehr spektakulär, gleichzeitig beängstigend und beglückend: legt es doch den Schluss nahe, dass wir „nicht nur der Körper sind“, sondern zumindest temporär „außerhalb“ existieren können. Klingt völlig irre, ich weiß, ist aber ein weltweit bekanntes Erleben, das Menschen aller Zeiten auf verschiedenste Weise deuteten: von der Konstruktion besonderer Jenseitswelten bis hin zur Etikettierung als spontane „psychische Dissoziation“ unserer nüchternen Wissenschaften. Weiter → (Merkwürdigkeiten am Rande des Tiefschlafs)

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Claudia am 07. Mai 2010 — 8 Kommentare

Entgrenzte Beziehungen: Problem oder Befreiung?

Irritationen auf dem Weg zu einer Netikette für soziale Netze

In den letzten Wochen haben wir hier viel über „virtuelle Beziehungen“ diskutiert, also vornehmlich über die Wertigkeit und den Umgang mit Netzkontakten, die man nur übers Internet kennt.

Antje Schrupp, deren Beiträge für mich zum Besten gehören, was die Welt der Blogs derzeit zu bieten hat, nimmt nun einen viel bedeutenderen Aspekt des neuen „Geschwurbels“ in den sozialen Medien ins Visier. In „Das Ende der Heuchelei“ betrachtet sie die Folgen eines entgrenzten Miteinanders, in dem auf einmal reale Bekannte, Kollegen, Freunde und Partner auch andere Persönlichkeitsaspekte und Aktivitäten einer Person mitbekommen, um die sie zuvor in der eher „privaten“ oder streng „geschäftlichen“ Beziehung gar nicht wussten:

„da kann es zuweilen zu interessanten Irritationen kommen, wenn die jetzt auf Facebook alle miteinander zu tun haben. Wenn ich also Informationen von mir nicht mehr selbst filtere je nach “Szene”, an die sie gerichtet sind, sondern wenn plötzlich alle alles mitbekommen. Wenn die Gleichstellungsbeauftragte, die mich schon öfter zu Vorträgen eingeladen hat, erfährt, dass ich Anarchistin bin. Wenn mein politisch konservativer Onkel anfängt, sich mit meinen feministischen Freundinnen zu streiten. Wenn meine politischen “linken” Gesinnungsgenossen damit konfrontiert werden, dass ich mit anderen ernsthaft über Gott diskutiere. Oder wenn die Lesben, die mich als radikale Feministin kannten (und womöglich dachten, ich wäre auch lesbisch) plötzlich wissen, dass ich mit einem Mann verheiratet bin.“

Wenn alle alles wissen

Antje begreift die Herausforderungen, die sich so ergeben, als produktive und befreiende Veränderung, die es zunehmend verunmöglicht, Beziehungen allzu eingleisig (und wie sie meint: heuchlerisch) und Nutzen-orientiert zu führen – wie etwa die vom Privaten stark getrennten Geschäftsbeziehungen der alten Welt. Und sie sieht das Wegbleiben, Zögern und Zaudern vieler, die den sozialen Netzen kritisch gegenüber stehen, vor allem als Angst vor dieser Unübersichtlichkeit: je mehr ich öffentlich von mir zeige, desto mehr können „alle möglichen“ Leute auch von mir wissen – ein Machtverlust bezüglich der eigenen Außenwirkung in den bisherigen sozialen Rollen, der nicht jedem behagt. Weiter → (Entgrenzte Beziehungen: Problem oder Befreiung?)

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Claudia am 04. Mai 2010 — 12 Kommentare

Wir sind das Netz! Netzkritik ist Selbstkritik

Hat schon mal jemand das rasant gewachsene Straßennetz für die Qualität der Beziehungen verantwortlich gemacht, die Menschen heute „in die Ferne“ haben bzw. haben könnten? Was ist von den vielen Flugverbindungen zu halten, die dem bloßen Konsum touristischer Sehenswürdigkeiten dienen? Und was bringt ein noch so gut gepflegtes Schienennetz, wenn es uns einander nicht wirklich näher bringt??

Komische Sicht? Nö, ganz normal, zumindest, wenn über das Internet, bzw. das „Social Web“ geredet wird. Dass ich mich zeigen und verlinken kann, dass ich „Leuten folgen“ und mich mit XYZ „vernetzen“ kann, die dann je nach Plattform „Freunde“, „Kontakte“, „Fans“ oder wie auch immer heißen – was ist das denn MEHR als eine technische Möglichkeit? Weiter → (Wir sind das Netz! Netzkritik ist Selbstkritik)

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