Claudia am 09. April 2013 — 2 Kommentare

Griechenland im Jahr 4 der Krise – Dirk Müller macht das bessere TV

Auf Cashkurs.com, dem Magazin von Dirk Müller (Mr.Dax) steht eine sehr sehenswerte Video-Dokumentation über die Situation in Griechenland im 4.Jahr der Krise. Es werden ganz unterschiedliche Leute zu ihrer Situation und ihrer Sicht der Dinge befragt: Reeder, Lehrer, Arbeitslose, Immigranten, Anarchos, Mittelständler und viele mehr. Es ergibt sich ein sehr komplexes Bild, das ich als sehr viel informativer empfinde als das, was wir so in unseren Mainstream-Medien üblicherweise zu sehen bekommen – jeweils auf einen spezifischen „Aufreger“ verdichtet und massiv verkürzt.

Zum Video schreibt Dirk Müller:

„Wir versuchen ein möglichst realistisches Bild der Situation zu malen, sind uns aber stets bewusst, dass es immer nur eine Momentaufnahme verschiedener subjektiver Meinungen sein kann. Dennoch haben wir uns um größtmögliche Objektivität bemüht und alle sonst oft üblichen Überzeichnungen weggelassen. Ich finde, dass dabei eine sehr realistische und unaufgeregte Darstellung der Lage der Menschen in Griechenland gelungen ist. Das ganze Verbunden mit der Hoffnung, dem von vielen Interessensgruppen geschürten Konflikt zwischen Deutscher und Griechischer Bevölkerung etwas entgegenzusetzen. Freundschaft und Respekt vor dem Menschen ist unser wichtigstes Ideal in Europa. Lassen wir uns bei allen sachlichen Themen diese Grundlagen nicht zerstören. „

Dem möchte ich mich anschließen! Und hier gehts zum Video:
Athen – Schauplatz einer modernen griechischen Tragödie?

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Claudia am 07. April 2013 — 44 Kommentare

Eine Frage an die Empfindsamen – und die Yoga-Übenden

SchulterstandMeine Frage versuche ich gar nicht erst zu googeln, denn ich wüsste nicht, wie ich sie auf ein paar prägnante Begriffe herunter brechen sollte. Versuchte ich es z.B. mit „Leichtigkeit, Frühling, Energie“ kämen allerlei esoterische Lobpreisungen eines MÖGLICHEN gesteigerten Daseins, plus Rezepte, wie man das HABEN, erringen und erleben kann. Und natürlich Kurse, Bücher, Workshops, mindestens aber der „kostenlose Newsletter“ – ach, Ihr wisst schon…

Aber ich will jetzt nicht länger über die Weltreligion Konsumismus lästern, die uns alle so machtlos macht, sondern hab‘ tatsächlich eine Frage, die sich mir heute während meiner wöchentlichen Yoga-Stunde stellte.
Weiter → (Eine Frage an die Empfindsamen – und die Yoga-Übenden)

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Claudia am 05. April 2013 — 5 Kommentare

Deutschland 2013: 2 x 2 Stunden warmes Wasser und eine Küche für 120 Menschen

Den folgenden, ziemlich erschütternden „offenen Brief“ fand ich bei der Mädchenmannschaft, die auch ein Protest-Fax zum herunter laden zur Verfügung stellt. Man kann aber auch mailen, die zuständigen Amts-Adressen haben E-Mail.

An das Landratsamt Eichsfeld, die Eichsfelder Ausländerbehörde und das Eichsfelder Sozialamt

Wir leben in einem alleinstehenden Wohnhaus, 2 km von dem Ort Breitenworbis entfernt. Nebenan befindet sich eine stinkende Kläranlage sowie eine Mastanlage, was das Wohnen besonders im Sommer unerträglich macht. 120 Menschen – Familien und Alleinstehende – müssen sich wenige Toiletten, Duschen und Küchen teilen. Um einzukaufen, zum Arzt, zur Schule oder zum Kindergarten zu gelangen, müssen wir mehrere Kilometer zu Fuß auf einer unbeleuchteten Straße laufen. Eine Bushaltestelle gibt es nur im Ort.

Wir fühlen uns von der Gesellschaft isoliert und ausgegrenzt. Besonders für Frauen, die krank sind und schlecht laufen können sowie Mütter mit kleinen Kindern ist dieses Leben unerträglich. Hinzu kommt, dass wir mit unseren Problemen nicht ernst genommen werden.

Einmal, als es einer alten Frau sehr schlecht gegangen ist, sind die Frauen, die sich um sie gekümmert haben, zum Hausmeister vor Ort gegangen, um einen Taxischein zum Arzt zu bekommen oder zu fragen, ob sie jemand mit dem Auto mitnehmen kann. Die Frau schaffte es selbst nicht mehr zum Arzt. Da wurde uns gesagt, da würde doch ein Einkaufswagen stehen, da könnten wir die Frau doch reinsetzen und zum Arzt schieben. Diese absolut demütigende und herablassende Umgehensweise erleben wir als sehr belastend und macht uns wütend.

Katastrophal ist die ärztliche Versorgung. Es steht uns nur eine Arzt zur Verfügung, der alles mit den selben Medikamenten behandelt – Paracetamol, Magenmittel und Beruhigungsmittel. Wir können uns mit ihm auch nicht richtig verständigen. Außerdem werden wir nicht richtig darüber informiert, welche Hilfe ( z.B FachärztInnen oder PhysiotherapeutInnen…) wir noch in Anspruch nehmen können. Obwohl wir ein Recht auf freie Arztwahl haben, wird uns dies vom Sozialamt verwehrt. Sie behaupten, sie hätten einen Vertrag mit diesem Arzt und deswegen müssten alle dort hin und der Krankenschein wird nur für diesen Arzt ausgestellt. Wenn wir doch Mal eine Überweisung zum Facharzt bekommen, ist der Weg sehr weit und wir müssen die Fahrtkosten selbst bezahlen. Erst wenn es ganz schlimm ist und andere einer helfen sich zu beschweren, können wir den Krankenwagen rufen, der uns ins Krankenhaus bringt. Einmal hat sich sogar ein Arzt aus dem Krankenhaus über die schlechte Behandlung beschwert, aber auch das hat nichts bewirkt.

Viele von uns brauchen dringend auch psychologische Hilfe, wegen dem was wir schon im Heimatland erlebt haben und jetzt kommt die Isolation hier dazu. Wir bekommen in dieser Hinsicht aber keinerlei Unterstützung und wir können uns auch nicht selbst informieren, weil alles zu weit weg ist.

Auch unsere Kinder leiden sehr unter dieser Lebenssituation und wir machen uns große Sorgen um sie. Einige Kinder haben immer noch keinen Kindergartenplatz, wo sie was lernen und mit anderen Kindern spielen können. Der Kinderraum im Lager ist meist zugeschlossen. Wir wollen, dass unsere Kinder deutsch lernen und in einen richtigen Kindergarten mit ausgebildeten ErzieherInnen gehen. Gute Bildung für unsere Kinder ist uns sehr wichtig.

Einige von uns hält nur noch die Tatsache am Leben, dass sie die Verantwortung für die Kinder haben. So verzweifelt sind sie oft. Die Kinder sollten doch Ruhe haben, das war das Ziel der Flucht. Jetzt sind sie in diesem Loch gelandet, in diesem Lager, wie in einem Gefängnis.

Es gibt im Lager aktuell für alle Frauen nur 3 funktionierende Duschen und so müssen wir oft anstehen. Außerdem ist es so, dass es nur morgens und abends jeweils für 2 Stunden warmes Wasser gibt. Das ist besonders für Frauen mit kleinen Kindern und die kranken Frauen schwierig, die dann auch anstehen müssen oder kalt duschen. Weil sich die Duschen im Keller befinden, ist das zusätzlich problematisch, wenn Frauen mehrere Kinder haben und dann weit weg von den Räumen sind, wo sich die anderen Kinder aufhalten.

Unsere Wäsche dürfen wir nicht selber waschen. Wir müssen sie der angestellten Wäschefrau bringen, die dann regelmäßig wäscht. Dafür müssen wir zahlen, auch wenn wir lieber selber waschen wollen, aber die Wahl wird uns nicht gelassen.

Pro Etage gibt es nur eine Küche für jeweils 40 Menschen, aber nur eine Küche im ganzen Haus hat funktionierende Herde. Das bedeutet, dass dort alle Menschen aus dem Lager kochen. Die hygienischen Bedingungen in den Küchen und den Duschen sind so schlimm, dass es im Lager sowohl Ungeziefer als auch Mäuse gibt. Im Winter funktionieren die Heizungen nicht immer gut, so dass die Räume zu kalt sind.

Sobald wir nicht machen, was der Hausmeister sagt, droht er damit, die Polizei zu rufen. Die Polizei kommt dann zwar nicht aber viele haben Angst davor und machen deshalb, was der Hausmeister sagt, auch wenn es nicht in Ordnung ist.

Schon lange beschweren wir uns über diese schrecklichen Zustände im Lager aber wir wurden nicht ernst genommen und über unser Anliegen nach einer eigenen Wohnung wurde sich lustig gemacht. Das Einzige, was sich bisher geändert hat, ist, das einige Wände neu gestrichen wurden. Das ändert aber nichts an unserem Leben in der Isolation. Ein schönes Gefängnis bleibt ein Gefängnis!

Wir wollen hier raus, wir wollen selbstbestimmt in Wohnungen leben.
Wir wollen selber entscheiden wo wir wohnen.
und wir wollen endlich ein Aufenthaltsrecht bekommen.

Frauen aus dem Flüchtlingslager Breitenworbis

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Claudia am 03. April 2013 — 2 Kommentare

Kommentiert – man muss ja nicht immer selber bloggen…

„Zwischenzeitlich kann ich ja auch kommentieren… „ schrieb Olaf kürzlich zum gelegentlich auftretenden Inspirations-Mangel. Da hat er recht, auch ich kommentiere in so deprimierend „blockierten“ Zeiten noch immer anderswo. Und warum nicht die Artikel, die mich zur Teilhabe verleiten konnten, sowie meine Kommentare hier einfach mal zur Ansicht bringen?

Als denn:

1)

Zu Alexander Marguier am 3.3.13 auf CICERO:
In Europa stirbt die Demokratie – und alle schauen zu

„Ein Spitzen-Artikel, wäre da nicht …der komplett überflüssige Seitenhieb auf die tage-, ja wochenlange kommunikative Beteiligung vieler Menschen am Mem „#aufschrei“!
Das gesellschaftliche Leben spielt sich zum Glück auf vielerlei Ebenen ab. Durch #Aufschrei begann eine spontane Neudiskussion sozialen Miteinanders mit Blick aufs Geschlecht. Diese war und ist nötig und nützlich, also die Aufmerksamkeit WERT, die sie bekam. Wir sollten FROH sein, dass es noch nicht so weit gekommen ist, dass Krisenpolitik und Bewältigung unseren gesamten Alltag unabweisbar bestimmen!

Ansonsten ein sehr guter Artikel, der den Status Quo und die Perspektiven des „weiter so“ klar auf den Punkt bringt. Das beschriebene (und wohl auch beklagte) „Sterben der Demokratie“ findet ja – noch – nicht durch Gewalt statt, sondern es läuft, wie es läuft, weil viele Mitdenkende tatsächlich in „Alternativlosigkeit“ landen. Auch dieser Text formuliert keine Idee, auf welche Weise eine direktere Demokratie wohl machbar wäre. Dass sie NOT-wendig ist, darüber könnten sich viele einigen, aber im HowTo der Umsetzung liegt eben die Krux.

Klar, wir kennen die „Netz-Utopie“, der auch Grillo anhängt, doch ist deren „Programmwerdung“ kein ganz kleines Projekt (in DE arbeiten sich im kleinen Rahmen die Piraten daran ab und kommen nicht mal richtig in die Gänge…). Sehr bezeichnend und desillusionierend dann die Info am Ende dieses Artikels: dass dort, wo eine solche BEWEGUNG durchschlagenden Erfolg hat, in Wahrheit ein Charismatiker und „Chefideologe“ das Sagen hat, der dem großen Rest sogar Maulkörbe verhängt.“

2)

Am 3.4. zu Claudia Kilians Knutschdebatte auf „Sammelmappe“:

„In meiner wilden Jugendzeit war öffentliches Knutschen und “Fummeln” eine REVOLUTIONÄRE Geste. Damit konnte man alle Alten, Etablierten, “Herrschenden” so herrlich aufbringen – und ihnen so mal zeigen, was Fortschritt, freie Liebe und Freiheit etc. ist! :-) Nie hätt ich es für möglich gehalten, dass mal aus einer jungen Anti-StatusQuo-Szene gerade das Gegenteil kommt!

(Im übrigen sollten auch alle FINANZIELL Privilegierten ihre teuren Apple-Produkte in Strickhüllen stecken. Damit sich auch niemand unwohl fühlt ;-))“

3)

Zu Joachim Goldberg am 28.3. auf blognition.de Es gibt keine Gerechtigkeit

„Endlich mal jemand, der diesen “Kritik-Wettlauf” kritisiert, der oft wirkt, als wünschten sich die Kommentatoren den Bankrun und jegliches Chaos herbei, das sie so plastisch an die Wand malen – während die normalen Menschen in DE zum Glück recht gelassen bleiben.

Unter einer kleinen Presse-Schau mit Reaktionen auf die Zypern-”Rettung”, die ich in meinem Blog zusammen gestellt hatte, argumentiert nun eine Leserin mal in die andere Richtung: Haben sich nicht viele gewünscht, dass das PRIMAT DER POLITIK in dem ganzen Finanz-Casino mal wieder deutlicher würde? Und ist es nicht genau das, was hier mittels des Haircut an den Zypern-Konten der gesamten Finanzwelt ins Bewusstsein gehoben wurde? (der ganze Text hier).

Auch Staaten können nur Geld ausgeben und mit Geld bürgen, für das letztlich ihre Steuerzahler gerade stehen. Und es war ja mittlerweile überdeutlich, dass weitere “Rettungen” allein mit Steuermitteln von der Mehrheit der Bürger nicht mehr gutgeheißen wurden.

Dennoch ist es sicherlich für manche eine ungerechte Härte, wenn eine gesetzeskonform angelegte Geldsumme, die man für “sicher” hielt, auf einmal zur Bankenrettung heran gezogen wird. Risiko-Abwägungen waren ja bisher Sache von Investoren in Aktien und Anleihen, nicht von jenen, die einfach Geld auf einem Konto ablegten. Andrerseits kann man wiederum sagen: Wer in einem Niedrigzins-Umfeld bei Banken Zinsen >4% kassierte, musste eigentlich wissen, dass dieser Zinsgewinn nur mittels riskaner Spekulationen zustande kommen konnte – wozu auch die seit Jahren leider üblich gewordene Spekulation auf Rettung durch den Steuerzahler gehört.

Letztere ist jetzt wohl etwas eingedämmt.“

Drei Themen, drei Kommentare – immerhin besser als nichts! Zudem ist es gelebte Linkliebe und meine geschätzten gerne-hier-Mitlesenden haben die Wahl, sich „dort oder hier“ zu äußern. Oder gar nicht, klar.

Und ich werde daran sehen, ob ich dieses „Format“ fortführe.

***

Und weil ich grad dabei bin und weiter kommentiere:

4)

Zu Jörg Kantel auf Google+ „Soldaten sind Mörder….“

„Ich finde den Spruch falsch. Mord ist klar definiert, darunter fallen soldatische Tötungen nicht. Was nicht bedeutet, dass man diverse militärische Einsätze und ihre „Kollateralschäden“ toll finden muss, ganz im Gegenteil. Aber am „Soldat“ lässt sich das alles nicht festmachen, denn er ist nur der „entsendete Kämpfer“ einer Gesellschaft, die in ihrer jeweils mehr oder weniger demokratischen Struktur ihre Befehlsgewalt ausübt.

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Claudia am 02. April 2013 — 6 Kommentare

Inspiration und Begeisterung: eine knappe Ressource?

An manchen Tagen ist es total vertrackt: Ich lese mich durch die Main- und Nebenstream-Medien, sichte meinen Google-Reader mit tausend-und-mehr Artiken, schaue in die Blogroll, was es dort Neues gibt – aber nichts, nichts, rein gar nichts von alledem inspiriert mich zu einem neuen Artikel.

Kein Beinbruch, werden jetzt manche denken: Dann schreib‘ halt nichts, bloggen ist doch kein Zwang! Ja, richtig, aber doch unbefriedigend: Für mich ist Bloggen eine unverzichtbare Geste der Teilhabe am Weltgeschehen, auch wenn ein einzelner Artikel kaum je etwas bewirkt. Zudem ist Schreiben Selbstverortung, Klärung der Gedanken zu einem Thema, und hier im Digital Diary auch immer Einladung zur Diskussion.

So beobachte ich also fassungslos, wie mich an manchen Tagen gar nichts motiviert. Dabei sind die „Aufreger“ nicht etwa weniger geworden, viele Texte reizen mich nach wie vor zum Widerspruch, Ereignisse empören oder erfreuen mich – aber eben nicht so sehr, dass ich wirklich in die Tasten haue.

Warum nicht? Wovon hängt das ab? Wieso hält mich so ein inneres „wozu denn?“ tagelang davon ab, mich zu äußern? Sonst glaube ich doch auch nicht, mit Diary-Artikeln großartig ‚was zu bewirken, und schreibe trotzdem mit einiger Begeisterung (auch mal in der Variante „Empörung“) nieder, was ich denke.

Lebensratgeber empfehlen, sich zu fragen: Was ist mir wirklich wichtig? Das hilft mir kein Stück weiter, weil die Antwort wenig spezifisch ist: Frieden mit den Mitmenschen, im Kleinen und im Großen (Weltfrieden!), ein gutes Auskommen für alle und Wertschätzung für all die anderen wundervollen Lebewesen dieser Welt. Das gibt aber nun mal grade keinen Blogartikel her, bzw. er würde unendlich langweilen.

Also lasse ich’s jetzt eben bleiben und schau‘ mal nach, wie es den Tomaten-Keimlingen auf der Küchenfensterbank geht.

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Claudia am 29. März 2013 — 3 Kommentare

Karfreitag als Feiertag – noch zeitgemäß?

In meinem Homebüro vergehen die Tage äußerlich recht gleichmäßig, Feiertag hin oder her. Dennoch ist da ein Unterschied: an gesetzlichen Feiertagen erwartet niemand von mir, auf E-Mails „zeitnah“ zu reagieren. Dadurch fühle ich mich ruhiger, auch das Hintergrundrauschen der Stadt ist abgeflaut, es fahren weniger Autos und Laster herum. Dass es zudem noch schneit, verstärkt den Eindruck der Stille.

Gestern hab‘ ich mir erst ergoogelt, ob Karfreitag ein bundesweiter Feiertag ist. So sicher war ich mir als religiös nicht Engagierte da nicht. Den Morgen verbrachte ich wie meistens mit dem Lesen diverser Nachrichtenübersichten: GoogleNews (Mainstream), Rivva (Blogosphäre), NetNewsGlobal (NonMainstream) und natürlich auch ein Blick auf meine aus Newsfeeds zusammen gestellte Blogroll. „Karfreitag“ fand in all diesen News praktisch nicht statt (Ausnahme: Thinkabout). Man musste schon mit Stichwort danach suchen. Was sich dann findet, sind vielfältige Klagen über die verordneten Beschränkungen, Proteste gegen das Tanzverbot, sowie ein Aktíonsbündnis, das unter dem Motto „Ich lass dich beten – lass du mich tanzen!“ bundesweite Veranstaltungen und Aktionen durchführen will, inkl. Kirchenaustritte zu Ostern.

Die Protestierenden halten die staatlich verordnete Einschränkung von Grundrechten zugunsten christlicher Feiertage für eine nicht mehr zeitgemäße Bevormundung. Anhänger/innen 80 verschiedener Religionen und Weltanschauungen seien mittlerweile in Deutschland heimisch, in vielen Gegenden Ostdeutschlands gäbe es nur ca. 30% Christen, während der große Rest konfessionslos sei. Und in den Großstädten (also da, wo man am Veranstaltungsverbot am meisten leidet) hingen weniger als die Hälfte noch einer christlichen Glaubensrichtung an. Dennoch werden ALLE mittels empfindlicher Geldstrafen dazu gezwungen, an Karfreitag drastische Einschränkungen ihrer Grundrechte hinzunehmen.

Ob diese Zahlen stimmen, mag ich jetzt nicht recherchieren, doch der allgemeine Trend geht unbestreitbar weg von den hierzulande „etablierten Religionen“. In Hamburg gibts mehr Muslime als Katholiken und viele junge (und auch ältere) Menschen mit spirituellen Interessen wenden sich anderen Lehren zu: Buddhismus, Sat-Sang/Advaita, Neo-Schamanismus, Tantra etc. usw.

Warum also nicht darüber nachdenken, Feiertage „für alle“ an die Stelle der spezifisch-christlichen zu setzen? Allerdings vermute ich, dass ein Konsens über einen „Tag der Stille“ nicht zu erreichen wäre. (Es wird immer Menschen geben, die erst tanzen wollen, wenn es mal einen Tag lang verboten ist). Also sind mir christliche Feiertage immer noch lieber als keine. Was tatsächlich droht ist ja kein christliches Mullah-Regime, sondern die totale Dominanz der „Märkte“: durchweg arbeiten, konsumieren, verbrauchen – und bloß keine Ruhezeiten, um über all das nachzudenken!

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Claudia am 25. März 2013 — 8 Kommentare

Kleine Presse- und Blogschau zur Zypern-„Rettung“

Zu Dokumentationszwecken liste ich hier mal vielerlei Reaktionen auf die Zypern-„Rettung“ auf. Im ersten eigenen Artikel zum Thema „Zypern“ war ich zu schnell mit einer – entsprechend oberflächlichen – Meinungsbildung. Mittlerweile hab‘ ich viel gelesen und sehe die Dinge jetzt anders. Es geht nicht vornehmlich um „russische Oligarchen“ und etwaige Schwarzgelder, alles ist viel komplzierter und es tut mir leid, spontan einem solchen Reflex aufgesessen zu sein.
Weiter → (Kleine Presse- und Blogschau zur Zypern-„Rettung“)

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Claudia am 21. März 2013 — 4 Kommentare

Über Krisen-Tango und Zahnweh

Abends kommt der Schmerz. Seltsam, denn eigentlich sollte so ein angeschlagener Zahn – wenn schon – doch durchweg schmerzen! Was kaputt ist, kann doch nicht einerseits „ganz normal“ funktionieren, um dann zu nächtlicher Uhrzeit in den Krisenmodus zu fallen, der nach sofortiger Action schreit. Und doch ist dem so.

Zum Glück ist der Winter zurück und auf meinem Balkon türmt sich der Schnee. Den reibe ich mir auf die Wange, was kurzzeitig den Schmerz lindert. Tabletten wirken kaum. Mein Zahnarzt macht Urlaub bis zum 2. April und seine Vertretung ist jene Zahnärztin, mit der ich mich vor eineinhalb Jahren überworfen hatte. Weil sie immer gleich ZIEHEN und Ersatz einbauen will. Sie würde triumphierend sagen: „Sehen Sie, ich hab’s ja gesagt!“ und wieder nicht verstehen, dass 18 Monate mehr mit eigenem Zahn festgehaltene Lebensqualität bedeuten. Insbesondere dann, wenn die anstehende Sanierung den großen Schritt hin zum mobilen Zahnersatz erfordert.

Durchwursteln…

So mache ich es also wie die EU und wurstele mich so durch die Zahn-Krise: mal eine Tablette hier, noch eine dort, zwischenzeitlich scheint es, als hätte sich das Problem verzogen, um dann umso wuchtiger zurück zu kehren. Dann renne ich alle zehn Minuten auf den Balkon und kühl‘ mir die Backe.
Weiter → (Über Krisen-Tango und Zahnweh)

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