Thema: Weltgeschehen

Claudia am 17. Februar 2010 — 20 Kommentare

Wenn alles gesagt ist: die Westerwelle-Debatte rund um Hartz IV

Was mich an politischen Debatten oft so anödet, ist die Tatsache, dass zur Sache schnell alles gesagt ist:

Westerwelle: wer arbeitet, muss mehr verdienen als einer, der nicht arbeitet. Wer dem Volk anstrengungslosen Wohlstand verspricht, lädt zu spätrömischer Dekadenz ein.
Andere: Ja klar, es muss ein Mindestlohn her! Und spätrömische Dekadenz sehen wir eher bei Westerwelles Klientel, bei den Steuerhinterziehern, den Bankern, den Profiteuren der Finanzkrise…
Westerwelle: Arbeitnehmer werden zu Deppen der Nation! Was hierzulande um sich greift, ist geistiger Sozialismus!
Andere: Das Problem sind nicht die paar Hansel, die nicht arbeiten wollen, sondern das Fehlen von fünf Millionen Jobs, von denen man auch leben kann!

Und so weiter und so fort. Wenig variiert wird das vorgegebene Thema seit Tagen quer durch alle Medien geschleift und in den Talksshows widergekäut. Die Diskussion unterscheidet sich nicht von zig anderen, die rund um HartzIV in den letzten Jahren geführt wurden. Die immerselben Argumente treffen aufeinander, doch entsteht daraus kein neuer Plan, kein anderes Herangehen. Es ist ganz offensichtlich ein Westerwellescher Profilierungsversuch in Reaktion auf die drastisch gesunkene Zustimmung zur Politik der FDP: Nur noch acht Prozent würden sie wählen, wäre demnächst wieder Bundestagswahl. (Update: jetzt nur noch sieben!) Und der Mann glaubt offenbar wirklich, dem sei so, weil die FDP nicht drastisch genug „liberalisiert“, nicht schnell genug Steuern senkt und den Sozialstaat zusammen streicht. Weiter → (Wenn alles gesagt ist: die Westerwelle-Debatte rund um Hartz IV)

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Claudia am 30. Januar 2010 — 32 Kommentare

Sterben aus Angst vor dem Arzt?

Man regt sich bei Anderen allermeist genau über die Eigenschaften und Verhaltensweisen so richtig auf, zu denen man selber neigt. Das schicke ich gleich mal voraus, damit nicht der Eindruck entsteht, ich wolle hier ein wenig über Kranke und Verrückte herziehen, während ich mich selbst auf Seiten der Normalität ansiedle.

Normalität? Ein Deutscher geht im Schnitt 18 mal pro Jahr zum Arzt (z.B. auch, weil man bei uns „krank geschrieben“ werden muss). Dem entsprechend hat ein Arzt grade mal acht Minuten Zeit pro Patient, 30% weniger als im europäischen Durchschnitt, womit wir am Ende der Skala liegen. Da bleibt kaum Zeit zum Reden, geschweige denn zum abwägen und diskutieren verschiedener Therapien: es WUNDERT NICHT, dass man auf dieses fabrikartige Durchwinken keine Lust hat.

Zum Beispiel haben sich bei mir im Lauf der letzten 10 Jahre verschiedene, zunehmend behindernde Beschwerden eingestellt (vor allem am Bewegungsapparat wg. zu vielem Sitzen). Jedem dieser „Zipperlein“ – ich verniedliche das gerne – hab‘ ich EINEN Arztbesuch gegönnt, doch hätte ich mir den auch sparen können. Weder interessierten sich die Ärzte dafür, den Dingen auf den Grund zu gehen, noch gab es eine richtige Diagnose, gar eine Behandlungsperspektive. Bei Orthopäden scheint es da allgemein besonders schlimm zuzugehen, wie ich auch aus verschiedenen Arzt-Bewertungsportalen mitbekam. Ich erforsche meine Symtome also im Internet und behandle sie so gut es geht selbst, was bei Beschwerden mit dem Bewegungsapparat ja auch halbwegs gut geht.

Trotzige Verweigerer

Nur ungern denke ich daran, wie das werden wird, wenn ich ernsthafte Krankheiten bekomme. Und im Prinzip verstehe ich diejenigen, die trotzig jeglichen Arztbesuch angesichts des „real existierenden Medizinwesens“ verweigern – einerseits. Andrerseits erlebe ich es als krasse Verrücktheit, wenn mir jemand, dessen Sehkraft sich binnen Tagen so verschlechtert, dass er die Buchstaben auf seinem Monitor fünf Zentimeter groß einstellen muss, erzählt, eine neue Brille wäre nutzlos, da es ja nicht nur das Augenlicht sei, was gerade den Bach runter gehe. Er habe im übrigen alles getan, was er in diesem Leben tun wollte und „wolle nicht behandelt werden“. Weiter → (Sterben aus Angst vor dem Arzt?)

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Claudia am 08. Januar 2010 — 8 Kommentare

Kino-Erfahrung: AVATAR 3D

Wow, was für ein Film! Noch heute beim Aufwachen standen mir die spektakulären Bilder vor Augen, anscheinend hab‘ ich gleich noch davon geträumt. Von der irrsinnig übersteigerten „Natur“ auf Pandora, wo die Berge in der Luft schweben, Blätter und Bodenpflanzen geheimnisvoll leuchten, Bäume kilometerhoch wachsen und die schlanken, ranken, starken und hübschen Einwohner so mystisch-naturverbunden auf ihren Drachen reiten.

Dazu der aufs Schärfste ausgewalzte Kontrast zu den „Himmelsmenschen“ der technischen Zivilisation, die für irgend ein teures Gestein die ganze Schönheit in Schutt und Asche legen wollen, weil die Gesetze nun mal so sind (der Börsenzyklus, Rendite binnen 3 Monaten etc. – wir kennen es!). Und zwar mit wahrlich martialischen Flug- und Kampfmaschinen, die alles übersteigen, was ich in älteren Filmen je zu Gesicht bekam!

Die immerselbe Sündengeschichte „Gute Wilde, die im Einklang mit der Natur leben, werden von bösen Ausbeutern mit Herzen aus Stein angegriffen“ hämmert Hollywood hier ein weiteres Mal meisterlich in die Seelen der Zuschauer. Da stört es nicht besonders, dass die Gegenwehr mit Pfeil und Bogen gegen vielfach gepanzerte Kampfhubschrauber zuerst lächerlich scheitert, später aber mit genau denselben Bögen das Panzerglas der Angreifer locker durchdrungen wird. Und die schönen Humanoiden und Avatare: mit Bäumen und Drachen verbinden sie sich mittels ihres wundersamen Haarschopfes, wenns aber um die Liebe geht, ist auf einmal wieder KÜSSEN und die „klassische“ Vereinigung angesagt – wirkt hier seltsam spießig. Weiter → (Kino-Erfahrung: AVATAR 3D)

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Claudia am 30. Dezember 2009 — 11 Kommentare

Jahresendbesinnung 2009

Wenn ich nach den Themen gehe, die per E-Mail-Spam in meine Mailboxen schwappen, so bewegte in diesem Jahr der Wunsch nach „Abnehmen“ und „mehr Stehkraft im Bett“ die Menschen wie nichts anderes. Das war nicht immer so: es gab Jahre der Penisverlängerung und solche der immer billigeren Hypothekenkredite, wobei letztere eine weltweite Wirtschaftskrise auslösten. Hätte man den Spam damals richtig interpretiert, hätte man sie voraus gesehen!

Lacan: „Das Begehren begehrt das Begehren des Anderen“

Was sagt nun dieser massive Wunsch nach einem schlankeren Körper, der zudem sexuell Olympia-fähig sein soll? Mir scheint, es geht um eine weitere Drehung der Spirale in Richtung Privatisierung und Vereinzelung der Individuen: jeder soll gefälligst sein Glück selber schmieden, sich marktförmig (jung, schlank, straff, superpotent) zurichten und so die „Nachfrage“ nach dem Produkt dieser Bemühungen steigern. Begehrt werden wäre dann die Erfüllung – solange man es schafft, die geforderte Fitness und „Beauty“ aufrecht zu erhalten. Weiter → (Jahresendbesinnung 2009)

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Claudia am 27. Dezember 2009 — 9 Kommentare

Blog-Ladezeiten verbessern: ein Nachmittag als Nerd

So, wie findet Ihr die aktuelle Ladezeit des Digidiary? Gestern – und auch schon in den letzten Tagen – fiel mir auf, dass es mittlerweile unerträglich lahmte. Wer hier mitdiskutiert, hat ja einen Grund, mehrere Sekunden zu warten, bis sich endlich was zeigt. Aber spontane Besucher? Eher nicht…

WordPress-Blogs haben allgemein die Unart, im Lauf der Zeit immer voluminöser und lahmer zu werden: man bindet dieses und jenes Feature ein, probiert Zusatzmodule aus, erweitert die Style-Datei (mit den möglichen Formatierungen), klatscht GoogleAds und interaktive Web2.0-Gimmicks dran – und merkt in der zunehmende Betriebsblindheit gar nicht, dass das Blog kaum noch in akzeptabler Zeit auftaucht.

Testen, testen, testen…

Also machte ich mich gestern dran, das zu ändern. Ein Test mit einer statischen Seite (meine Homepage) zeigte, dass der Server an sich recht schnell ist – es musste also am Blog und seinen vielfältigen Einzelteilen liegen, die ja erst beim Aufrufen zusammen gesetzt werden. Aber WELCHE Teile waren nun der Grund der Langsamkeit? Weiter → (Blog-Ladezeiten verbessern: ein Nachmittag als Nerd)

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Claudia am 24. Dezember 2009 — 6 Kommentare

Fröhliche Weihnachten!

So, meine Ente brutzelt im Ofen und vor mir liegen ein paar wirklich ruhige Tage: an Weihnachten arbeitet (fast) niemand, das ergibt eine fast körperlich spürbare Entlastung von jeglicher Erwartung des Funktionierens. Sehr angenehm!

Ich werde gut essen, vor mich hin träumen, spazieren gehen, im Web lesen, was andere so machen – und vielleicht hier und da auch was schreiben, noch mehr nach Lust und Laune als sonst schon. Es freut mich, dass über Twitter und Blogs ein kleiner Blumenladen in Berlin grade noch gerettet wurde – wär schön, wenn wir mit der ganzen Welt so weiter machen könnten. :-)

Früher war ich Jahrensendzeit-Muffel, weil ich mich zu allerlei Fest-Ritualen fast verpflichtet fühlte. Das ist heut‘ vorbei und so kann ich mich sogar an allerlei Weihnachtlichem freuen – ein „Fest der Liebe“ ist ja eigentlich was Tolles!

Ich wünsch Euch allen rauschende Feste oder ruhige Tage – und nochmal Danke für die angenehme Art, wie hier im Diary immer diskutiert wird!

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Claudia am 19. Dezember 2009 — 33 Kommentare

Klimakonferenz-Desaster Kopenhagen: falsches Format!

Eigentlich hat man es ja VORHER schon gewusst: dass es wenig Aussicht auf ein sinnvolles Abkommen in Kopenhagen geben werde, war bereits in den Vorverhandlungen klar. Doch dann kam – allein durch massives kollektives Beschreien der weltrettenden Wichtigkeit – ein wenig Hoffnung auf: Die Konferenz der 192 Staaten werde die nötige Bewegung schon erzeugen, wenn nicht gleich, dann spätestens mit dem Eintreffen der Staatsoberhäupter. Wer würde schon ein komplettes Scheitern riskieren wollen?

Nun ist man nach durchverhandelten Tagen und Nächten knallhart auf dem Boden der Tatsachen gelandet: keine Einigkeit, kein Abkommen. Was den einen als Reduktionsziel schon zu viel ist, ist den anderen zu wenig – mal ganz abgesehen davon, dass das Ausmaß der zu erwartenden Erwärmung ja selbst auf wackligen Füßen steht. Weiter → (Klimakonferenz-Desaster Kopenhagen: falsches Format!)

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Claudia am 07. Dezember 2009 — 81 Kommentare

Klimagipfel: WIR können, wenn wir wollen

198 Staaten beraten, ob und wie sie es schaffen wollen, den CO2
-Ausstoß so zu begrenzen, dass bis 2040 nicht mehr als zwei Grade Erwärmung dabei heraus kommt. Doch keiner der anwesenden Politiker kann sich dabei einfach vom guten Willen, von einer Aufbruchsstimmung oder von der Angst vor katastrophischen Entwicklungen zu großen Versprechen hinreißen lassen. Alle haben ihre heimischen Interessen, ihre Wirtschaft, die Wachstums- und Konsumbedürfnisse ihrer Bevölkerungen im Blick – die Demokratien ebenso wie die Diktaturen. Die Stinkreichen (wir) ebenso wie die furchtbar Armen.

Würde ein Komet auf die Erde zurasen, meint DIE ZEIT, wäre das anders: alle wären sofort einig, alles Mögliche dagegen zu tun, um ihn vor dem Aufprall abzulenken. Nicht so bei der Klimakatastrophe: viele scheinen zu glauben, es könne da Gewinner geben, denen es nichts ausmacht, wenn der Rest der Welt im Chaos versinkt. Viele sind einfach zu träge, zu ignorant und egoistisch: „Warum soll ich was für künftige Generationen tun, ich wüsste nicht, dass die mal was für mich getan hätten!“ (Goucho Marx) Weiter → (Klimagipfel: WIR können, wenn wir wollen)

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