Claudia am 28. März 2024 — 10 Kommentare

Hexen hängen zu Ostern

Die ungewöhnlich lange Pause in diesem Blog entstand durch einen wunderschönen Urlaub in Apulien: Wir machten Station in Bari, Lecce und Martina Franca, sowie Tagesausflüge in kleinere Orte. Geht man nach der Anzahl der Kirchen und Heiligenschreine in den Straßen ist das eine sehr religiöse Gegend, die allerdings seltsame Osterbräuche pflegt. Immer wieder trafen wir auf Hexenpuppen, die an über die engen Gassten gespannten Seilen baumelten.

aufgehängte Hexe

Eine Begründung für den seltsamen Brauch konnten wir nicht finden. Vielleicht ist es ja so etwas Ähnliches wie die Austreibung der Wintergeister zu Fastnacht?

aufgehängte Hexe

Apulien ist touristisch noch nicht so überlaufen wie lieblichere Gegenden Italiens, um diese Zeit sowieso nicht. Die Landwirtschaft widmet sich vor allem dem Olivenanbau und ist seit Jahren von der größten Katastrophe betroffen, die jemals stattgefunden hat. Insbesondere im Salento zerstört das Bakterium Xylella fastidiosa uralte Olivenbäume – flächendeckend!

kaputte Oliven

In einem Artikel der ZEIT wird berichtet, dass vor zehn Jahren erst 8.000 Hektar von diesem Pflanzenschädling befallen waren, heute sind es 8.000 Quadratkilometer. 40 Prozent der Region seien betroffen. Die Zahl der tödlich infizierten Olivenbäume werden auf 10 bis 15 Millionen geschätzt. Da die Olivenbäume in Apulien 40 bis 50 Prozent aller italienischen Oliven ausmachen, sind die Verluste immens!

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Diskussion

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10 Kommentare zu „Hexen hängen zu Ostern“.

  1. Danke für die Eindrücke, die du mit uns teilst. Wir haben unseren Hintern nicht hochgekriegt und harren auf den hiesigen Frühling, der, abgesehen von wenigen vereinzelten Tagen, nicht kommen will.

    Ein trauriges Kapitel, das mit den Olivenbäumen. Dazu kommt, habe ich gerade irgendwo gelesen, dass die Qualität des Olivenöls infolge der Dürreperioden stark nachgelassen hat. Jedenfalls in bestimmten Gegenden.

  2. Xylella fastidiosa, gerade erst nachgelesen, was das für ein Bakterium ist.

    Auf einer kleinen Versammlung des Naturschutzbundes lernte, ich, daß Pestizide bis 2300 Höhe nachweisbar sind. Dadurch sind so seltene Schmetterlinge wie der Schmetterling des Jahres , der Mosel-Apollofalter, gefährdet.
    Ich habe mich zu Anfang meiner Makrofotografiererrei immer gewundert, wieso manche Rainfarnstauden keine Insekten hatten, eine andere doch erheblich. Nun, die Nähe von Feldern.

  3. @Horst: Die Qualität der billigen Supermarkt-Öle ist eh nicht besonders, aber gefühlt gleich bleibend. Dort kauften wir eine kleine Flasche (250ml) für sieben Euro – ganz toll!

    @Gerhard: Pestizide helfen nicht gegen das Bakterium, es gibt kein Mittel dagegen, außer die Verbreitung der Zikade einzudämmen, die es überträgt. Das machen die Bauern, indem sie unter den Bäumen den Boden durchackern, zu Zeiten, wenn die Zikaden schlüpfen.

  4. Das mit Apulien war eine sehr gute Idee, Claudia. Ich freu mich für dich und selbst mag ich diese Ecke auch sehr. Zumindest im Moment scheint ja das Wetter dort großartig zu sein. Ich hoffe, das war es auch schon während eures Urlaubs.

  5. Ja, die Austreibung des Bösen wird mit den Puppen vollzogen. Diese stellen Hexen dar und werden am Ende verbrannt. Nichts für woke Gemüter. Warum die allerdings konkret in den Straßen hängen, konnte ich nicht finden. Wahrscheinlich wissen Lokalhistoriker mehr über diesen Brauch.

    https://austria-forum.org/af/Geography/Europe/Italy/Pictures/Trulli/Locorotondo_-_Witches_1

    https://reisenexclusiv.com/ostern-in-italien/

    Hier ein Artikel zu weiteren Bräuchen in Apulien, in dem auch die hängenden Puppen kurz erwähnt werden (nach knapp der Hälfte).
    https://www.dasmeerundapulien.com/2017/03/25/settimana-santa-heilige-woche-in-apulien/

  6. @Menachem: das Wetter war jedenfalls durchweg besser als in Berlin! Vor allem wärmer, auch abends. Geregnet hat es an ein bis zwei Tagen mal kurz. Dass die Italienier mit wattierten Winterjacken rumlaufen, finden wir jedes Mal verwunderlich! Aber das Kälteempfinden ist eben relativ…

    @Brendan: danke für die erklärenden Quellen! Die zweite Hexe hängt auch wirklich in Locorotondo und war nicht die Einzeige.

  7. Hallo Claudia,
    ich versuche es nochmal, waren vielleicht zu viele Links für den Spamfilter: Die schwarz gekleideten Puppen symbolisieren eine Witwe, siehe z. B. hier:
    https://www.beautifulpuglia.com/quarantane-tradition/
    „The Quarantana, also called Caremma, is the puppet of an old lady that represents the widow of Carnival, a superstitious and exorcising figure. The Quarantana is dressed in rags and her head is covered with a handkerchief, all strictly in black as a sign of mourning.“

  8. @Claudia:

    Pestizide helfen nicht gegen das Bakterium

    Klar, ich hatte das mit den Pestiziden nur erwähnt, um anzuzeigen, was sich alles so in der Umwelt befindet: Dieses miese Bakterium eben und Pestizide und Mikroplastik und und…

  9. […] noch eine Fundsache aus dem Urlaub in Apulien: Ein italienischer Joint-Automat („Cannabi light“ mit geringem […]

  10. Oha, das mit den Hexen ist ja wirklich eine spannende Geschichte.

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