Claudia am 15. Mai 2022 —

Technisch angestoßene Rückschau: Meeting mit dem jüngeren Ich

22 Jahre an gleicher Stelle bloggen bedeutet, ab und an das eigene Medium an die gewandelte Technik anzupassen. Im März ’99, als ich mit den Digital Diary anfing, gab‘ es noch keine Blogs, die Seiten hatte ich noch „handgebastelt“. Immerhin gab es Möglichkeiten, Webseiten aus vorbereiteten Teilen zusammen setzen zu lassen (die Älteren kennen evtl. noch Frames, dann SSL), doch auch das war noch ziemlich aufwendig, verglichen mit dem, was die neue Blogtechnik in Sachen „einfach drauf los schreiben“ zu bieten hatte.

Irgendwann in den Nullerjahren bin ich also auf WordPress umgestiegen. Alle vorherigen Artikel wurden dadurch zur Altlast, denn sie  waren nicht einfach importierbar.  Wenn ich also Vollständigkeit wollte, musste ich die Artikel einzeln neu anlegen und die Inhalte übertragen, nachformatieren – was für eine elende Arbeit!

Aber wozu überhaupt? Ich legte ein Archiv an, in dem die ins Blog (WordPress) beschriebenen Artikel automatisch angezeigt werden – und darunter trug ich „händisch“ die alten Diary-Artikel ein, sortiert nach Jahren und Monaten. So konnte das prinzipiell stehen bleiben, was dazu führte, dass das Übertragen sämtlicher Alt-Artikel noch immer nicht fertig ist.

Immerhin bin ich schon zurück bis ins Jahr 2001. Ich arbeite mich rückwärts durch die Jahre, hab‘ also schon viel geschafft. Heute war ich wieder mal dran und hatte so zwangsläufig ein Meeting mit meinem jüngeren Ich. Das hat besser geschrieben und interessanter gebloggt, einiges davon ist mir ein Zitat wert – warum, steht jeweils dabei.

  • In „Der Terminierte Mensch“ kotzt sich mein jüngeres Ich über die schiere Unmöglichkeit aus, spontan Menschen zu treffen. Nach zwei Jahren „auf dem Land“ in einem kleinen Ort in Mecklenburg hatte ich offenbar dieses Bedürfnis. Heute wirkt das fast wie ein seltsames Suchtverhalten! :-)
  • Einander verstehen – zwei Wochen nach 9/11 stand meine Internet-Welt Kopf! Zum ersten Mal erlebte ich, wie ein krisenhaftes Ereignis sämtliche Gruppen spaltete. Plötzlich gingen alle aufeinander los…
  • Überfluss und Armut – dieser Artikel brachte mich ins Grübeln: „…Der Abschwung, die Konjunkturflaute, die Baisse an den Börsen, das aktuelle Nullwachstum…“ Wir hatten also 2001 eine Wirtschaftsflaute? Dann die Frage aller Fragen, die sich vielleich auch jetzt wieder stellt: „Muss denn alles „marktförmig“ ablaufen? Ist es nicht fantasielos, elend und fern der Liebe, dass auch alle Kultur und fortgeschrittene Lebenskunst in Gestalt eines Marktes stattfindet, oder eben gar nicht?“
  • Schlag mich bitte! –  „Da gibt es Leute, die surfen durchs Web aus dem einzigen Grund, um irgendwo Stunk anzufangen. Der Gegner ist ziemlich egal, auch auf den Inhalt kommt es prinzipiell nicht an, Hauptsache, es fetzt, Hauptsache, man wird bemerkt und steht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.“  Wow, ein erster Rant über miesepetrige Miesmacher im Netz. Gegen heutigen „Hass im Netz“ ist das Beschriebene aber eher noch Kindergarten!
  • Böse Welt: Was der Hochleistungsstrohalm mit uns macht – könnte aus der Reihe „das war dann mal weg“ stammen, aber filmisch hat das wohl noch niemand aufbereitet.

Jetzt aber genug vom alten Kram!

Diskussion

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5 Kommentare zu „Technisch angestoßene Rückschau: Meeting mit dem jüngeren Ich“.

  1. Schlag mich bitte! Find ich gut! Ein Störfeuer gegen die narzisstische Gesellschaft. Bringt natürlich nix, ist wie ficken für den Frieden, aber konnte schon mal aufzeigen, wo es uns gesellschaftlich hinführt. Nicht, dass das auch schon ein Herr Maaz getan hätte (Buch: Die narzisstische Gesellschaft).

  2. @Juri: danke für deinen Kommentar! Freut mich, dass einer meiner Uralt-Texte noch Gefallen findet. Mich erstaunt der Vergleich damals/heute – heute ist es viel schlimmer, die damaligen Trolls wirken vergleichsweise moderat!

  3. @Juri, nach Corona und dem Ukraineüberfall sehen wir die Dinge schon etwas anders. Wenn du dich noch auf einen Schwurbler und Pegidasympatisanten beziehst macht es auch nicht leichter. Irgendwie müssen wir die Vergangenheit neu überdenken. Wir müssen uns der Realität stellen (was immer das auch ist) und wohl mit dem Narzissmus leben müssen wohl wissend dass das nur ein kleiner Aspekt ist sonst verfangen wir uns in der Welt des Putin. Der begründet daraus seinen Angriff.
    ~ottmar~

  4. @Ottmar Ich beziehe mich auf das Buch von 2012, nicht auf den Autor, nicht auf Pegida (die gab es da noch nicht mal), nicht auf Corona oder was Du mir sonst noch unterstellen möchtest. Aber ich teile auch nicht alle Positionen des Buches. Es war schlicht das Erstbeste, das mir gerade einfiel. Es gibt sicher noch andere.
    Mit Narzissten kann man indes nicht leben. Das bedingt das Krankheitsbild. Wenn man das familiär kennenlernen durfte, weiß man das.
    Vielleicht findest Du da ja https://karrierebibel.de/narzissmus/
    eher überzeugend?
    Im Übrigen halte ich Putin nicht für einen Narzissten. Der trägt eher psychopathische Züge in sich, was dann eher die Freundschaft zu Schröder erklärt. Denn Psychopathen spielen auf einem Narzissten, wie auf einem Instrument.
    Diese aktuellen Themen haben indes nichts zu tun mit dem Text für den ich Claudia gelobt habe.

  5. ja, genau – und nach Pegida, nach Corona, nach dem Ukraineangriff müssen genau diese Überlegungen neu gemacht werden und es ist so dass die Antworten jetzt um 180° geändert haben, das was gestern war ist Schnee von gestern. Ja, wir sind nicht mehr die Jüngsten, aber die Totenstarre hat uns noch nicht ergriffen. Genau so lese ich die Texte aus unserer Vergangenheit.