Claudia am 02. Juni 2022 —

Arbeit und Rücken und Rammstein

Eigentlich hatte ich gedacht, von Rückenschmerzen verschont zu bleiben. Viele Jahre hatte ich kein Problem, während doch angeblich jeder dritte Bundesbürger betroffen ist. Ich führte das darauf zurück, dass ich im Schneidersitz auf dem Stuhl vor dem PC sitze – eine etwas andere Position als die übliche. Aber nix da, seit drei Wochen hat es mich erwischt!

Grund ist die intensivierte Arbeit im Mai. Einerseits hab‘ ich wahnsinnig viel geschrieben, weil einer meiner Auftraggeber extra Bedarf hatte, der nicht abzuweisen war. Andrerseits ist Mai High Noon im Garten: Alles muss ausgepflanzt werden, was immer mit Hin- und Her-Wuchten diverser Säcke und Eimer mit Erde verbunden ist. Kompost abbauen ist auch keine ganz leichte Arbeit, sogar das Mähen mit dem Elektro-Mäher ist anstrengend durch die leicht vorgebeugte Haltung und das Manövrieren in unwegsamem Gelände.

Ergebnis war, dass ich mehrfach schon morgens auf allen Vieren aus dem Bett gekrochen bin, bevor ich mich – laaaangsam, Aua! – aufrichten konnte. Schmerzen im unteren Rücken, manchmal sogar mit Ausstrahlung ins linke Bein, ich glaube am unteren Rücken bzw. oberen Beckenrand setzen Nerven an, die dann auch gleich gereizt reagieren.

Ich „behandle“ das mit Yoga-Übungen, Rotlicht-Strahler, heißem Bad – hilft auch alles halbwegs, aber dauerhaft weg ist es noch nicht. Bewegung – wieder im Garten – tut auch gut, sofern ich mich nicht so anstrenge. So war es vorgestern nach der leichten Gartenarbeit mal ganz weg. Ich dachte schon: das wars! Aber nix, es kommt wieder, sobald ich länger sitze und auch morgens nach der doch eigentlich anstrengungslosen Nacht ist der Schmerz wieder da, nicht mehr so schlimm, aber doch.

Nun bin ich also Mitglied in der großen Gruppe „mit Rücken“!

Diese Klage schreibe ich – ausnahmsweise! – mal ins Diary, auch als Erklärung für die lange Stille. Zum Weltgeschehen zu posten hab‘ ich grade gar keine Lust, schon gar nicht zum Hauptthema Ukraine und dem politischen Gezerre.

Zum Rammstein-Verriss im Stern

Einen kleinen Aufreger will ich aber noch zum Besten geben: Es hat mich wirklich empört, was für einen miesen Verriss Jonah Lemm Anfang Mai im Stern über Rammstein geschrieben hat! „Warum die Band Rammstein nur noch verachtenswert ist“ müsst Ihr ergoogeln, falls es interessiert. Ich denk‘ nicht dran, diesen absurden Erguss auch noch mit einem Link zu belohnen!  Selbstverständlich soll jeder seine Meinung äußern dürfen, aber was ich wirklich nicht ab kann, sind Behauptungen, die klar zeigen, dass der Autor nicht mal zugehört, sich kein bisschen mit Rammstein auseinander gesetzt hat. Bewusst nutzt er z.B. das Zitat „Deutschland über allen“ aus dem Song „Deutschland„, indem er es ohne den Zusammenhang zum Besten gibt (es ist eher ein Anti-Deutschland-Lied mit Zitaten aus der deutschen Geschichte!). Na klar, er will ja zeigen: Rammstein und all ihre Fans sind nix als testosteron-geschwängerte Nazis!

Zum Kotzen! Für mich machen Rammstein große Multimedia-Kunst, Ihre Videos sind großartig, auf ihre Art sind Rammstein so besonders wie „Einstürzende Neubauten“, aber mit viel größerem weltweiten Erfolg. Der Vorwurf „Nazi-Ästhetik“ bezieht sich meist auf besonders bombastische Szenen oder den Pathos in Song-Passagen. Aber Bombast und Pathos sind Stilmittel, die es immer schon gab und auch weiter geben darf = meine Meinung!

Wie ich sehe, ist der STERN-Artikel jetzt unter Zahlschranke. Es gibt allerdings ein sehr aussagekräftiges Video eines Rammstein-Fans:

Rammstein VS Stern: „Verachtenswert“ – Musik für Rechtsextreme?

das die einzelnen Behauptungen sowohl zitiert als auch auseinander nimmt! Den Anfang (roter Stern…) find‘ ich nicht so gelungen, aber zur Sache wird er dann sehr ausführlich – und spricht mir phasenweise (!) aus der Seele, obwohl ich geschätzt ein halbes Jahrhundert älter bin als dieser Fan.

Diskussion

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7 Kommentare zu „Arbeit und Rücken und Rammstein“.

  1. Hallo Claudia

    Dir wünsche ich gute Besserung und dass die Spuren der Arbeit und des Gartens für Deinen Rücken nur vorübergehend sind!

    Wir haben das nicht mehr so ängstlich und machen auf Norm. Gerade beim Garten soll es ja irgendwo auch Entspannen und Genuß sein. Wenn der einmal in Schuß ist, dann ist der Aufwand m.E. nicht mehr so hoch. Anfangs ist es schon heftig, bis vor allem das Unkraut im Griff ist und viele Beete „selbstpflegend“ sind. Mir graut es am meisten immer vor dem ersten Mähen, weil wir den Erstaustrieb für die Insekten relativ lange stehen lassen. Ansonsten darf das ruhig auch seine wilden Ecken haben.

    Bei Rammstein hat das m.E. eher etwas mit dem typischen Clickbaiting zu tun, um per Provokation Aufmerksamkeit und damit Einnahmen zu erregen – beating around the bush und über´s Stöckchen springen lassen, wer darauf reagiert.

    Dieser stets angeheftete Anruch Rammsteins vor allem wegen ihres martialischen Auftretens in Riefenstahl-Ästhetik ist schon seit „Mein Herz schlägt links“ auf die Band-eigene Art widerlegt worden und wer diesen Quark heute wieder ausbuddelt, muss es schon sehr nötig haben. Vielleicht kommt da auch eine persönliche Aversion dazu.

    Ein hiesiger Lokalredakteur hat vor Jahren auch einen Auftritt der Band in der Stuttgarter Schleyer-Halle ähnlich versägt. Man kann´s ja immer wieder mal probieren.

    Selber finde ich, dass die nicht mahr ganz so taufrischen „Jungs“ immer wieder wunde Punkte treffen, die viele der typischen gesellschaftlichen Klischees konterkarieren. Bisher haben sie es mit fast jeder Scheibe geschafft, sich bei den Themen neu zu erfinden und die Annahme zu widerlegen, dass an Provokation alles durch sei.

    Lieber die Rammsteiner als geistlosen Einheitsbrei aus Schlager oder Ballermann- und Feten-Hits…

    Gruss
    Thomas

  2. @Thomas: dank für dein Mitgefühl, ich hoffe auch, dass es nicht bleibt!
    Deinen Weiterungen zu Rammstein stimme ich voll zu – hab mich selbst ein wenig gewundert, dass ich viele Werke dieser Band toll finde (seit „Amerika“) – aber wie du sagst: die sind auch nicht mehr „taufrisch“, was offenbar ein Vorteil ist: Erfahrung, Gespür für Zeitgeist, Sorgfalt in Wort und Bild – und immer noch auch Kreativität.

    Im Garten machen wir alles andere als „Norm“, müssen aber „ein Drittel kleingärtnerische Nutzung“ vorzeigen, weil unsere Gärten (2 per Durchgang verbundene Parzellen, zusammen >800 m²) in einer Kleingartenanlage liegen. Billige Pacht, aber eben Vorschriften, die genau genommen durchaus ihren jeweiligen Sinn haben, aber eben schubweise Arbeit machen.
    Zu allem rund um den Garten gibt es das wilde GartenblogVom faulen Gärtnern und der Liebe zu allem was wächst.

  3. @Claudia
    Auch ich wünsche dir eine möglichst baldige Besserung deiner Beschwerden. Ich kann übrigens gut nachvollziehen wie du dich fühlst. Habe derzeit auch mit Rückenproblemen zu kämpfen.
    Zu Rammstein hast du schon alles Wichtige geschrieben und ich schließe mich deiner Meinung an.
    Gruß
    Fred

  4. Gute Besserung! Wenn es eher ein Hexenschuss ist hilft kurioser Weise Bewegung. Laufen und tanzen und sowas. Falls nicht, dann ist eher Schonung angesagt.

    Den Verriss vom Maschinisten finde ich bezgl. Rammstein passender. ;)
    Ohne Zweifel liefert die Truppe aber immer noch ein Mordsspektakel ab.

  5. Auch ich wünsche Dir gute Besserung;)

  6. Bei unserer Gärtnerei sind wir glücklicherweise an nichts gebunden, weil der zur Bude dazu gehört und wir dort machen können, was wir wollen.

    Das Bohnengestell finde ich ja klasse für den Zweck. Ob das jetzt ein gekauftes war oder mit den Vorschlägen aus dem Kommentarbereich hätte billiger lösen lassen, ist dabei wurscht. Muss ja jeder selber wissen und Gscheitles gibt es genug. Ich stelle mich auch gerne dämlich an, aber bisher hat mir trotzdem keiner deshalb die Arbeit abgenommen von denen;-)

    Unser Spalier sind einfach ein paar in das Beet gekloppte Holzstangen mit einer Querlatte über das gesamte Beet. Das müsste also eigentlich Längslatte heißen.

    Dafür können wir bei unserem Lehmboden ständig hacken, wenn der Boden die richtige Konsistenz hat und zweimal im Jahr noch die Motorhacke durchziehen, sonst macht man sich dabei auch ziemlich fertig.

  7. […] „Erde schaufeln“ im Garten mich heftig erwischen kann. Im letzten Frühsommer waren die Folgen richtig schlimm, so dass zur Zeit der Liebste diese Arbeit übernimmt. Eine Schubkarre Kompost hab ich trotzdem in […]