Claudia am 21. Dezember 2021 —

Gleichmacher Omikron: G2 muss weg!

Die neue Virusvariante mischt die Karten neu: Auch Geimpfte und sogar Geboosterte können sich und andere anstecken, über die Schwere der Verläufe weiß man noch nicht viel. Auch sind Lockdown-Maßnahmen in Arbeit, die auch Geimpfte/Geboosterte treffen. Damit entfällt m. E. die Verhältnismäßigkeit der Regeln, die Ungeimpfte von vielem ausschließen.

Der Plan war, durch die Impfung „Freiheit zu erimpfen“, doch hat sich gezeigt, dass das schon mit der Delta-Variante nicht funktioniert hat. Nicht nur, weil die Impfquote zu niedrig blieb, sondern weil sich immer mehr Impfdurchbrüche ereigneten und auch immer mehr Geimpfte auf den Intensivstationen landeten.

Statstik Symtomatische Fälle

Quelle: wöchentlicher Lagebericht des RKI, S.24

Natürlich bei dieser Statistik zu bedenken, dass es weit mehr Geimpfte als Ungeimpfte gibt! So relativieren sich die hohen Anteile der Durchbrüche bei Geimpften deutlich. Das erläutert auch ein Faktencheck von Correctiv detailreich und überzeugend.. Aber: Wer fühlt sich denn JETZT noch sicher in einem Raum, in dem sich nur Geimpfte (G2) treffen dürfen?

Denn jetzt kommt Omikron, sehr viel ansteckender, auch für Geimpfte. Aktuell schätzt das RKI das Risiko wie folgt:

„Die Infektionsgefährdung wird für die Gruppe der Ungeimpften als sehr hoch, für die Gruppen der Genesen und Geimpften mit Grundimmunisierung (zweimalige Impfung) als hoch und für die Gruppe der Geimpften mit Auffrischimpfung (dreimalige Impfung) als moderat eingeschätzt. Diese Einschätzung kann sich kurzfristig durch neue Erkenntnisse ändern.“

Wie extrem ansteckend Omikron sein kann, zeigt der bekannt gewordene „Oslo-Ausbruch„.

„117 Menschen waren am 26. November bei einer Weihnachtsfeier in einem Restaurant im norwegischen Oslo. 96 Prozent waren vollständig geimpft, alle haben zuvor einen Schnelltest oder einen PCR-Test gemacht, alle waren negativ. Ein Partygast war zwei Tage zuvor aus Südafrika wiedergekommen und hatte sich mit der Omikron-Variante des Coronavirus infiziert……..

Am Ende der Feier haben sich mindestens 66 Menschen mit der Omikron-Variante angesteckt, bei 15 weiteren Positiv-Getesteten ist die Variante noch unklar….. …….
Das Norwegian Institute of Public Health hat nun in einer Kohortenstudie herausgefunden, wie der Ausbruch abgelaufen war. Im Schnitt war die letzte Impfung bei den Gästen 79 Tage her, eine Auffrischungsimpfung hatte zuvor kein Partygast erhalten. Das Partyvolk war relativ jung, im Schnitt 38 Jahre alt. Die Infektionen zeigen, dass Omikron auf der Osloer Weihnachtsfeier eine Gesamtbefallsrate von 74 % hatte. …….
Keiner der Fälle musste bislang ins Krankenhaus (Stand: 13. Dezember). Doch trotz der vollständigen Impfung verlief die Infektion bei 91 Prozent symptomatisch. Am häufigsten war Husten (83 %), gefolgt von einer verstopften Nase (78 %), Müdigkeit (74 %), Halsschmerzen (72 %), Kopfschmerzen (68 %) und Fieber (54 %).“

70 weitere Personen, die im selben Restaurant waren und offenbar Kontakt mit den Gästen der Feier hatten, haben sich ebenfalls infiziert.

Das Geschehen zeigt eines deutlich: Die Beschränkung auf Geimpfte und Genesene (G2) schützt nicht gegen Omikron. Ebenso wenig hilft 3G, denn der kostenlose Schnelltest erkennt Omikron nicht während der sehr kurzen Inkubationszeit, wie Oslo zeigt. Dennoch gilt derzeit noch großflächig G2 (und G3), obwohl das Ansteckungsrisiko der Geimpften, Genesenen (und sogar Getesteten) jenes der Ungeimpften nicht mehr wesentlich übersteigt.

Und die Geboosterten? Dazu meldet Focus heute:

„Sandra Ciesec von der Uni-Klinik Frankfurt hat mit ihrer Arbeitsgruppe einen der weltweit ersten Datensätze vorgelegt, der die Infektionsgefahr mit Omikron unter Geimpften und Geboosterten erfasste: …..Den Daten zufolge erreichte die Impfung selbst bei Personen mit Drittimpfung nur eine Schutzquote zwischen 58 und 78 Prozent, je nach Impfstoff.“

Immerhin etwas, aber „sicher“ ist anders!

Aber der Krankheitsverlauf?

Es besteht zumindest die Hoffnung, dass der Krankheitsverlauf mit Omikron weniger schwer bzw. seltener schwer verläuft. Es gibt aber auch andere Prognosen, die ähnliche Verläufe mit entsprechend hoher Hospitalisierungsrate vorhersagen. Weil die Zeit seit Entdeckung und symptomatischer Erkrankung der Infizierten noch recht kurz ist und die Übertragbarkeit der Daten z.B. aus Südafrika nicht 1:1 auf die hiesige (viel ältere) Bevölkerung übertragen werden kann, liegen dazu wirklich gesicherte Erkenntnisse derzeit noch nicht vor. Ich erspare mir also das Herauspicken und gegeneinander Stellen entsprechender Zitate, das kann tagesaktuell besser über Google, Twitter, Presse erkundet werden.

Maßnahmen müssen immer geeignet und verhältnismäßig sein

Fakt ist, dass praktisch alle erkranken können: Ungeimpfte, Geimpfte und sogar Geboosterte – wobei nur letztere ein derzeit schon erfassbares geringeres Risiko haben. Die Booster-Kampagne ist so „nur ein Baustein“, der alleine nicht ausreicht, um die kommende Omikron-Welle zu verflachen, gar ganz abzuwenden. Deshalb empfiehlt die Expertenkommission und jetzt auch das RKI neben dem Boostern mehr Kontaktbeschränkungen – und die Politik folgt dem zumindest zu großen Teilen, wie die heutigen Beratungen (Corona-Gipfel) zeigen, deren Ergebnisse allerdings noch nicht in Gänze vorliegen.

Selbst bei minder schwerem Verlauf wird derzeit eine Krankheitswelle befürchtet, die unsere „kritische Infrastruktur“ lahm legen könnte. Es gilt also, möglichst viele Ansteckungen zu verhindern, wofür Kontaktbeschränkungen das beste Mittel sind. Aber warum wird die Ausgrenzung der Ungeimpften nach wie vor aufrecht erhalten? Ihr Verlaufsrisiko mag derzeit noch etwas größer sein, aber wie sich das bei Omikron entwickelt, ist noch völlig unklar. Ein Gesetz, das Grundrechte beschränkt, muss in jedem Fall „geeignet“ sein, um das jeweilige Ziel zu erreichen, sowie verhältnismäßig. Kann das dieser Tage für die massiven Ausgrenzungen von Ungeimpften wirklich noch angenommen werden?

G2 im Einzelhandel wurde bereits vom OVG Niedersachsen ausgesetzt, weil die Regierung leiglich Studien aus dem Sportbereich zur Begründung eingereicht hatte. In Geschäften könnten FFP2-Masken getragen werden, was die Lage ja verändere. Dagegen hat das OVG Schleswig-Holstein die 2G-Regel gebilligt und den Antrag der Kläger zurück gewiesen. (Wikipedia sammelt die Gerichtsentscheidungen zu 2G). Bisher also ein Patt, weitere Verfahren sind in allen Bundesländern anhängig.

Warum G2 weg muss

Neben rein rechtlichen und epidemologischen Argumenten müssen aus meiner Sicht auch sozialpolitische Argumente bei der Beurteilung beachtet werden. Schließlich sind noch viele Millionen Menschen ungeimpft, wie aus dem offiziellen Impfdashboard  tagesaktuell zu ersehen ist. Hier der Impfstatus vom 20.12.:

„61,1 Mio. Menschen (73,5 % der Bevölkerung) haben bisher mindestens eine Impfdosis erhalten. Davon sind 58,5 Mio. Menschen (70,4 %) bereits vollständig geimpft. 27,1 Mio. Menschen (32,6 %) haben zusätzlich eine Auffrischungsimpfung erhalten.
Aktuell sind 22,1 Mio. Menschen nicht geimpft (26,5 % der Bevölkerung). Für 4,0 Mio. dieser Menschen im Alter von 0 bis 4 Jahren (4,8 %) steht bisher kein zugelassener Impfstoff zur Verfügung.“

Abzüglich der Menschen, für die kein Impfstoff zugelassen ist (hauptsächlich Kinder), sind also 18,1 Millionen ungeimpft und aus dem gesellschaftlichen Leben ausgegrenzt. Das sind bei weitem nicht alles Corona-Leugner, umsturzwillige Querdenker und Verschwörungstheoretiker. Viele haben echte Angst vor der Impfung, vertrauen offiziellen Verlautbarungen nicht mehr, haben es schlicht verschusselt oder hören auf Leute des persönlichen Umfelds, die sie mit FakeNews füttern oder sonstwie gegen Impfung agitieren. Agitatoren, die das Impfthema für ihre Zwecke missbrauchen, werden umso mehr Menschen erreichen, je ungerechter die Ausgrenzung wirkt.  Für einen nurmehr kleinen Unterschied in Sachen Infektionsrisiko und einen derzeit nicht ausreichend belegbaren Unterschied beim Krankheitsverlauf unter Omikron (!) wird mit Aufrechterhaltung der Ausgrenzung sehr viel Schaden angerichtet.

Darf man Ladenpersonal zu Türstehern machen?

Gegen das Argument, dass G2 und G3 sowie weitere G-Varianten nicht flächendeckend kontrollierbar seien, wird gerne eingewendet, dass auch der Führerschein kaum kontrolliert werde und man deshalb ja nicht etwa die Führerscheinpflicht aussetzt. Das Beispiel hinkt gewaltig, denn niemand erwartet von irgendjemandem außer von KfZ-Verleiern und der Polizei (bei Verdacht), Führerscheine zu kontrollieren.

Anders bei G2 / G3 et al: Hier sollen die Geschäftsinhaber die Zugangsvoraussetzungen kontrollieren (hier z.B. die InfektSchVO Berlin), es drohen sogar hohe Geldbußen, wenn sie das unterlassen. Das ist leicht verordnet, aber eine große Zumutung für die Beschäftigten, die sich nun ständig mit Leuten auseinander setzen müssen, die die geforderten Nachweise nicht vorzeigen und womöglich aggressiv werden bis hin zur Körperverletzung.

  • Prompt haben sich die Betreiber von Bussen und Bahnen auch geweigert, die nun auch im ÖPNV geforderten Kontrollen durch ihre Fahrscheinkontrolleure vornehmen zu lassen. Kontrolliert wird stichprobenartig, begleitet von der Polizei.
  • Wir sehen derzeit auch fast täglich, wie Polizisten unangemeldete „Spaziergänge“ und angemeldete Demos., deren Teilnehmer die Auflagen nicht einhalten, nur am Rande stehend beobachten. Sie wollen die Dinge „nicht eskalieren“,  sie fürchten also, dass sie auf Widerstand treffen, dass es Ärger und handgreifliche Auseinandersetzungen gibt.

Aber das Personal der Läden und Geschäfte soll Impfzertifikate von jedem kontrollieren und auch noch mit dem Ausweis abgleichen!

Gleiche Maßnahmen für alle!

In einem 2G-Geschäft fühle ich mich weniger sicher als in einem Laden, der alle rein lässt, aber auf eine begrenzte Personenzahl, Abstände und FFP2-Masken achtet. Dass sich die große Mehrheit sinnvoll verhält, sieht man derzeit auch an den sinkenden Inzidenzen (noch Delta!) und den Klagen der Läden und Geschäfte über „mangelnde Kauflust“. Veranstalter berichten von massenhaften Absagen von Festen und Zusammenkünften aller Art. Geboostert wird in hoher Geschwindigkeit und in großer Zahl, obwohl auch das nicht die volle Sicherheit bietet und die Wirkung nach drei Monaten wieder drastisch nachlässt. Und heute werden diverse Lockdown-Maßnahmen (Schließungen) verkündet werden, die alle treffen, nicht nur Ungeimpfte.

Mein Fazit (als vollständig Geimpfte und Geboosterte):  Weil Omikron alles umstößt, was bisher gegolten hat, sollte man nicht nur verschärfte Kontaktbeschränkungen „auch für Geimpfte und Genesene“ verordnen, sondern die Ausgrenzung der Ungeimpften beenden. Weil sie unverhältnismäßig geworden ist und mehr Schaden anrichtet als sie der Allgemeinheit noch nützt..

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Diskussion

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14 Kommentare zu „Gleichmacher Omikron: G2 muss weg!“.

  1. Danke für die gute Zusammenfassung der aktuellen Lage. Du hast völlig Recht. Die G2-Regel ist unter den gegebenen Umständen nicht länger vertretbar. Dass die Unsicherheit im Vorfeld der Ausbreitung der Omikron-Variante noch zugenommen hat, finde ich angesichts der Stimmung im Volk schlimm aber das war absehbar. Nicht absehbar war, dass die neue Regierung eine so schlechte Figur macht. Nun gibt es einen Krisenstab, auf den doch irgendwie „alle“ hören wollten. Und jetzt? Heute hat Wieler den sofortigen Lockdown gefordert. Also nichts anderes als der Krisenstab vor ein paar Tagen. Wieler war ja auch dabei. Die Politik traut sich nicht. Mir ist ganz gleich, ob die FDP nun eine schlechte Rolle spielt oder wem wir dieses neue Tohuwabohu zu verdanken haben. Uns stehen vermutlich schwere Wochen / Monate bevor. Wir sind übrigens auch alle geboostert (ich kann das Wort bald nicht mehr hören!). Und am Ende – so meine Sorge – zeigt sich noch, dass diese ganzen elenden Skeptiker mit ihren verfluchten Tiraden richtig gelegen haben. Dabei ist es eigentlich doch so einfach. Wer das Risiko (wenigstens das!) einer Infektion und Erkrankung mit den zu Gebot stehenden Mitteln senken möchte, dem bleibt im Moment wenig mehr als die Impfung. Was über die Impffolgen zu sagen wäre, wird auch nicht in hinreichender Weise getan. Wenn ich den Skandal um Tschentscher und Söder (wer ist infiziert, wer geimpft, wer genesen und wer ungeimpft) wird mir ganz anders. Wie kann man nur so dilettantisch arbeiten? Das macht das Restvertrauen zunichte, auf das wir doch jetzt gerade so dringend angewiesen wären.

    Woher hast du die Information, dass das Boostern nach 3 Monaten auch schon wieder wirkungslos sein soll? Das habe ich verpasst.

  2. Ich habe es gefunden. Das mit den 3 Monaten nach Boostern und dem Abo-Modell. :-)

  3. Also im März wird mein Home Office, das erst ein Pan Office oder Emergeny Office war, 2 Jahre alt. Ich gehe felsenfest davon aus, dass das noch länger der Fall sein wird.

    Ich war immer sauer auf all die Leute, die keine Lust aufs Impfen hatten. Auch in meinem engsten Umfeld. Einer hatte mit dem Grundgesetz gewedelt, um zu legitimieren, sich nicht impfen zu lassen. Einer war eben nicht überzeugt. Wieder andere behaupteten, sie wollen selbst entscheiden, ob sie Corona haben wollen.

    Was habe ich mich darüber aufgeregt. Ich sperre mich Monat für Monat weg, und die glauben als Laien, es besser als Ärzte zu wissen.

    Das führte dazu, dass ich mich weitgehend aus Social Media zurückgezogen habe. Und dann siehst du Omikron und weißt, dass deine Impferei dich eben nicht besser stellt. Da das Virus eben keinen Unterschied macht. Du krepierst wahrscheinlich etwas seltener an der ECMO. Aber sonst?

    Meine Erkenntnis ist, dass ich das mit meiner Frau richtig gemacht habe. Wir haben alles runtergefahren, was man runterfahren kann. Wir haben demnächst unseren dritten Termin, bleiben aber beim Shutdown. Welche Wahl haben wir denn?

    Darüber hinaus komme ich aber gar nicht zum Grübeln. Wir als IT Dienstleister liefern unsere Dienstleistungen nach wie vor. Unsere Kunden im Öffentlichen Dienst, in den KRITIS, Gesundheitsbranche etc. verlassen sich auf uns. Das ist derart viel, weil die Firmen eben auch durch Verbrecher angegriffen werden, dass ich kaum noch selbst zum Bloggen komme. Aber ich habe deinen Artikel sehr gern gelesen. Denn ich fange an, alles etwas anders zu bewerten.

  4. Bald erfasst euch eh alle in Berlin das Virus.
    Habt ihr schon Euren Nachlass geregelt ?

    ….

  5. Ein zunehmendes Problem sehe ich derzeit auch in der Vielzahl von Studien, in denen auch Hans und Kunz eine Preprint veröffentlichen, die von den Medien gerne und willkommen zu Klick-Headlines genutzt werden, vorausgesetzt, diese „Studien“ bieten auch genügend „Erregungspotentional“.

    Mittlerweile kann auch für jede Argumentationslinie ausreichend auf diese Beweisstudien zugegriffen werden. Die Frage ist, wie und wo finden wir uns da wieder zurecht? – zumal wir mittlerweile erfahren mussten, wie manipulativ Söder oder Tschentscher das Datenmaterial für ihre Performance nutzen ( mal nur als zwei von vielen Beispielen).

    Fakt ist, die Ü60 sind „bisher“ mit Abstand die gefährdeste Gruppe, was sich auch aus deinen Zahlen oben ableiten lässt. Ich denke auch, dass diese Gruppe, wozu auch ich gehöre, das mittlerweile überwiegend erkannt und verstanden hat und in Abwägung ihrer eigenen Risikobereitschaft adäquat damit umgeht.

    Das sollte jeder mit sich selbst ausmachen, dementsprechend verfahren und seine eigene Befindlichkeit nicht zum Maßstab eines allgemein gültigen Verhaltenscodexes zur Verbindlichkeit erklären. „Kant!“ – war gestern.

  6. @Horst, sorry, habe deinen Kommentar erst gesehen, als ich meinen schon abgesandt hatte. Stimme mit dir absolut überein.

    Das heutige „erwachen“ nach dem historischen Selfie der Ampel-Gespräche empfand ich heute nach der Veröffentlichung des Expertenrat als extrem deprimierend. Die haben ja gar keinen „Arsch in der Hose“ war mein erster Gedanke. Und ja, es ist schon ein Unterschied, ob man als Opposition Stimmung macht oder selbst Verantwortung übernehmen muss. Aber „politische Verantwortung“ ist ja ein sehr breites Gebilde, das sich nicht allein auf „belegte Intensivbetten“ konzentrieren sollte.

    Zumal es heute einen Artikel in der „Welt“ dazu gab, das Intensivbetten-Belegung auch davon abhängt, wie viele es davon gibt. Dabei ist Deutschland ein Spitzenreiter in der Intensivbetten-Beleguneinfach auch, – weil es so viele davon hat. So viel mal wieder von den Studien, von denen es mittlerweile viel zu viele gibt.

  7. Einige Wissenschaftler vertreten sogar die Meinung, dass man in eine laufende Pandemie nicht reinimpfen darf, da man sonst in ein System kommt, in dem man durch die Impfung einen Selektionsdruck auf die Viren ausübt, dem
    diese in einer solchen Situation durch Mutationen noch leichter entkommen
    können als sonst.

    Das klingt zwar ziemlich abenteuerlich, wenn das allerdings etwas dran ist, dann kämen wir ja sozusagen in eine Impfspirale mit der Folge von etlichen Impfungen jährlich. In dem Fall wäre es interessant zu erfahren, was eine Dauerimpfung mit dem Immunsystem macht.

  8. @Peter Lohren
    Ob ein Virus mutiert oder nicht hat nichts damit zu tun, ob geimpft wird oder nicht. Insofern gibt es da auch keinen Selektionsdruck. Und zum Dauerimpfen würde ich einfach Mal diejenigen fragen, die sich jedes Jahr gegen Grippe impfen lassen, was das so mit ihrem Immunsystem macht.

  9. Eine jährliche Grippeimpfung schwächt das Immunsystem nicht – im Gegenteil
    Es gibt keine Belege dafür, dass Menschen, die jedes Jahr eine Grippeimpfung erhalten, ihr Immunsystem im Laufe der Zeit irgendwie „schwächen“, erklären norwegische Forscher. Tatsächlich ist eine jährliche Grippeimpfung sogar mit einer stärkeren Aktivität der Immunzellen verbunden, so das Ergebnis einer Studie der Universität Bergen“

  10. Was es mit Mutationen von Viren und Impfungen auf sich hat, findet sich hier verständlich erklärt: https://www.transgen.de/aktuell/2827.corona-impfstoffe-virus-mutationen.html

    Generell gilt, Mutationen entstehen zufällig. Je ungebremster ein Virus sich verbreiten kann, um so mehr Mutationen entstehen. Alles, was hilft, die Ausbreitung eines Virus zu verhindern, schränkt die Masse an Mutationen ein, also auch die Wahrscheinlichkeit einer Mutation, die infektiöser und tödlicher ist als das vorangegangene Virus. Deshalb ist es so wichtig, möglichst weltweit und gleichmäßig zu impfen. Verständlich, dass wir uns individuell durch Dritt-, Vier- und irgendwann Fünffachimpfung schützen wollen. Aus globaler Sicht jedoch riskant.

  11. Vielen Dank. Wenn ich das richtig verstanden habe, entsteht neben den zufälligen Mutationen sozusagen zielgerichtete Mutationen, immer dann, wenn trotz Impfung der Virus weitergegeben wird. Das ist also das, was wir derzeit bereits schon mit der Delta-Variante gesehen haben. Das Impfen schützte vor Corona in der Alpha-Variante vor Ansteckung und Weitergabe des Virus. Bei jeder weiteren Mutation schwächte sich der Impfeffekt ab, von der Delta-Variante, wo der Geimpfte erkranken und das Virus weitergeben konnte bis zur Omikron-Variante, bei der unklar ist, in wie weit selbst eine Dreifachimpfung wirkt. Jede weitere Variante wird doch demnach vorhandene Mutationen selektieren und zwar genau danach, wie sich die Immunantwort nach einer Impfung aufbaut. Da die mRNA Impfung immer nur auf einen bestimmten Bestandteil des Virus abgestimmt ist, züchten wir sozusagen die Variante, die dem Immunsystem am ehesten entkommt.

    Demnach ist die Pandemie erst vorbei, wenn ein Impfstoff die Weitergabe der vorherrschenden Variante verhindert.

    Die Materie ist aber wohl so komplex, dass ein theoretisieren nicht wirklich weiterhilft und wir darauf vertrauen müssen, mit der Impfung wenigsten die schweren Verläufe unter Kontrolle zu haben.

  12. ich würde sagen, wir regen uns alle ein stück weit ab und halten uns an die dinge, die wir in den letzten 2 jahren schön eingeübt haben, sprich abstand, masken, reduzierung der kontakte. aber ich bin bis jetzt nicht in panik verfallen, brav geimpft und geboostert und meine grundsätzliche devise gilt weiterhin:

    „alles ist in perfekter ordnung. wir verstehen diese ordnung bloß (noch) nicht. wenn wir sie verstanden haben, werden wir die zeit, die wir damit verbracht haben, an ihr zu verzweifeln, als verschwendete zeit verstehen und bereuen, wie blöd wir doch waren.“

    in diesem sinne: habt ein schönes fest, macht euch nicht mehr sorgen als unbedingt nötig und geniesst einfach, daß wir nach 2 jahren immer noch leben.

  13. Was sollen zielgerichtete Mutationen sein im Gegensatz zu zufälligen? Die Mutationen sind immer zufällig. Es gibt kein Mastermind, das hinter irgendetwas steckt.

    Wir züchten auch kein Virus durch eine Impfung. Omikron wäre auch ohne Impfstoff entstanden und hätte sich auch so gegen Delta durchgesetzt, einfach weil es sehr viel ansteckenden ist. Je mehr das Virus eingeschränkt wird durch Impfung, MSN, Kontaktreduzierung und sicherlich auch demnächst durch Medikamente, um so weniger Mutationen können entstehen. So einfach ist das. Und so schwer in der Praxis umzusetzen, wie unsere Schwurbler einerseits und die zutiefst ungerechte globale Verteilung des Impfstoffe andererseits zeigen.

    Wann und wie die Pandemie vorbei ist, ist momentan völlig unklar. Am für wahrscheinlichen halte ich momentan eine Entwicklung wie bei den Grippeviren. Die mutieren auch ständig und es werden jedes Jahr Impfstoffe gegen mehrere Mutationen entwickelt in der Hoffnung, dass man auf die Richtigen gesetzt hat. Kein Mensch käme auf die Idee zu behaupten, durch die Grippeschutzimpfung würde ein Grippevirus gezüchtet, das dem Immunsystem am ehesten entkommt.