Claudia am 16. Juni 2020 —

Corona-App installiert

Grade hab ich die neue Corona-Warn-App installiert. Das ist zwar in meinem Fall nicht besonders sinnvoll, weil ich immer nur diesselben zwei Menschen ausreichend lange und nahe kontakte, und auch sie eher so Einsiedler-Typen sind. Trotzdem mache ich mit, weil ich die App im Großen und Ganzen für eine gute Sache halte.

Die anfängliche Kritik wegen möglicherweise mangelndem Datenschutz wurde voll und ganz berücksichtigt – so sehr, dass der Nutzen der App vermutlich stark hinter einer mehr „überwachenden“ App zurück bleiben wird. Aber was soll’s, besser als nichts ist sie allemal, zudem nur ein Baustein unter mehreren, der das weitere Infektionsgeschehen einschränken soll.

In Berlin steigen die Neu-Infizierten-Zahlen derzeit wieder, vom 12. bis 16. Juni gab es 31, 41, 41, 44, 47 neue bestätigte Fälle. Das wundert nicht, denn vielerorts sieht das Straßenbild wieder fast so aus wie vor Corona. Es gibt auch wieder ein Nachtleben, seitdem ein Gericht die Sperrstunde für Restaurants gekippt hat. Mittlerweile dürfen auch „Schankwirtschaften“ öffnen, natürlich nur mit Hygienekonzept: Abstand, nicht am Tresen stehen, Maske beim Verlassen des Tischs etc. Dass das wirklich eingehalten wird, glaube ich nicht. Aber dass Sperrstunde nicht zu Berlin passt, das ist wahr!

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Diskussion

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6 Kommentare zu „Corona-App installiert“.

  1. Wir laden sie auch runter.
    Zwar leben wir wie Du mit eher spärlichen Kontakten, aber meine Frau wünscht sich generell mehr Freiheit, sodaß sich unser Verhalten in den nächsten Monaten etwas anders gestalten dürfte.
    Gestern waren wir erstmals in einem Buchladen und anschl. alleine in einem Restaurant,an der offenen Tür gesessen.
    Ich denke, schrittweises Erproben ist ein gutes Verfahren für uns. Technopartys auf dem Landwehrkanal und volle Flieger gehören jedenfalls nicht dazu.
    (Wir hörten uns gestern auf Youtube knapp 10 viertelstündige Technokonzerte in der Reihe Resident advisor an.)

  2. Ich lade sie nicht runter – was hauptsächlich an den fehlenden technischen Möglichkeiten liegt… Die hier vorhandenen Handys sind 12 und 19 Jahre alt und ich ziehe jetzt nicht los und kaufe ein Smartphone.
    Ich finde es schon interessant, wie selbstverständlich angenommen wird, daß jeder, wirklich jeder ein Smartphone hat – wobei ja schon da ältere Modelle „aus dem Rennen“ sind.

  3. Habe es auch installiert. Noch ist alles grün, weil meine sozialen Kontakte immer noch auf ein Minimum begrenzt sind. Allerdings habe ich gestern mal wieder meine Mutter besucht und war vorher beim Friseur. Dort habe ich erfahren, dass zwei Kunden aus unserem Ort wegen Corona ihren Termin gecancelt haben. Für eine so kleine Ortschaft – würde ich mal sagen – bedeutet das schon was – oder könnte es. Eine Kundin hat Corona, die andere befindet sich in Quarantäne. Überhaupt bin ich gespannt, wie sich die Hotspots im Land in Kürze darstellen werden. Im Moment flammen vielleicht ein paar Herde zu viel auf?

  4. @Holly: die gehen gar nicht davon aus, dass alle ein solches Handy haben. Es reicht, wenn die Mehrheit aller, die ein zeitgemäßes Handy ihr eigen nennen, mitmachen. Meins ist von 2013 und kann es schon.

    Korrektur: mein Handy ist 2014 erschienen, ich muss es also später gekauft haben, vermutlich 2015/2016, weil ich nie ein ganz Neues kaufe.

  5. Die Gefahr ist aber doch, erstens: daß eine solche App (die ja letztlich ein Überwachungsinstrument ist) ein Einfallstor darstellen könnte für weitere Formen der Überwachung, die dann nicht mehr lustig sind („wenn es doch schonmal da ist!?“); die Akzeptanz in der Bevölkerung für derartige Sicherheitsspielereien dürfte insgesamt steigen — ein weiterer Schritt in Richtung Totalüberwachung. Und zweitens sehe ich die Gefahr, daß früher oder später die Freiwilligkeit nicht nehr gegeben ist, weil die App für bestimmte Bereiche des öffentlichen Lebens als Teilnahmevoraussetzung mißbraucht werden könnte. Das wird umso schneller der Fall sein, je mehr Leute die App tatsächlich nutzen. Deshalb würde ich die App auch dann nicht installieren, wenn ich so ein Schächtelchen besäße.

  6. @solminore: ich vertraue unserem Staatswesen halt mehr als du.
    Aber davon abgesehen sehe ich keinen großen Sinn in einem „Überwachungsinstrument“, das lediglich dezentral „da war jemand 15 Minuten nah“ mittels einer verschlüsselten ID unter den Beteiligten austauscht.
    Eine Warnung durch einen zentralen Computer wird erst dann ans Handy geschickt, wenn einer meiner Kontakte eine bestätigte Infektionsmeldung einträgt.
    Welchen wilden Missbrauch stellst du dir denn da konkret vor?
    Zur Kritik eines Hackers gibt es eine glaubhafte Entwarnung:
    https://www.merkur.de/politik/corona-warn-app-deutschland-test-kritik-daten-sicherheit-akku-internet-appl-android-ios-zr-13801796.html
    „…..IT-Experte Linus Neumann im Gespräch mit chip.de, Hacker müssten massiven Aufwand betreiben, um an Daten zu gelangen, die ihnen dann kaum Erkenntnisse liefern würden. Die Gefahr möglicher Hack-Angriffe sei von Anfang an bedacht worden, erläutert er weiter, und sei dank der dezentralen Struktur der App ausreichend gebannt. Dafür gab es sogar ein indirektes Lob vom gewohnt sehr kritischen Chaos-Computer-Club, der derlei Programme stets auf Herz und Nieren prüft. Die Profi-Hacker warnen nicht vor dem Download. “

    Mittlerweile wünsche ich mir insgesamt eher weniger Datenschutz, da ich ihn nur als Nervigkeits-Expander kenne.
    -> Ganz vorne dran die ständig nötigen Klicks auf Webseiten,
    -> dann die massive Erschwerung der Verfolgung von Leuten, die mein Gartenblog zur Gänze kopieren (DENIC, keine Angaben mehr zu Domaininhabern),
    -> sowie die antisozialen Folgen im Alltag, weil mittlerweils sogar in Kleingartenvereinen das früher übliche Verteilen von Kontaktmöglichkeiten untereinander nur mit hohen Hürden noch möglich ist.
    Von Milliardengräbern wie die eigentlich sinnvoll gedachte Gesundheitskarte gar nicht erst angefangen…

    Es amüsiert mich, einmal im Monat (enn die Mail kommt) die Google-Karte anzuschauen mit den Orten, an denen ich mich (mit Handy dabei) aufgehalten habe (Punkte, nicht Adressen). Das Tracking könnte ich abschalten, genau wie die Standortbekanntgabe, mache es aber nicht. Das ist quasi eín kleiner persönlicher Protest gegen zuviel Datenschutz – mittlerweile bin ich da in der Reaktanz!