Claudia am 30. Mai 2020 —

Corona-müde

Mir hängt das Thema „Corona“ so dermaßen zum Hals raus! Ich verfolge nurmehr rudimentär die Infos, soweit sie Berlin betreffen. Da lese ich dann, dass jetze mehr Leute sich treffen können, ja toll! Mein persönlicher Eindruck ist, dass sich sowieso niemand mehr an irgendwelche Vorgaben hält. Das wird in der Berliner Abedschau eher nicht thematisiert, da herrscht Friede, Freude, Eierkuchen und das Bemühen, Gemeinschaft zu genierieren, richtig nett.

Andrerseits ist meine Angst, mich zu infizieren, durchaus gestiegen. Weil mittlerweile viele Infos kommen, die zeigen, dass die vermeintlich „Genesenen“ gar nicht wirkjlich genesen sind, sondern heftige Spätfolgen erleiden. Corona ist eben doch nicht „wie eine normale Grippe“.

In dieser Ambivalenz lebe ich, schütze mich persönlich durch ein vergleichsweise kontaktarmes Leben, das mir keine besonderen Verluste abverlangt. Stellenweise ärgere ich mich über Leute, die sich gegen die restlichen Schutzmaßnahmen stemmen, als wäre „Maske tragen in Geschäften“ eine Riesensache. Sie erscheinen mir als provokant unsolidarisch:  ich schütze SIE mit meiner Maske, aber Sie pfeiffen drauf, mich zu schützen.

Gegen den Frust über Mitmenschen hilft recht gut die Gartenarbeit.

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Diskussion

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16 Kommentare zu „Corona-müde“.

  1. Ich hab sogar empirische Daten zu meiner Corona-Müdigkeit, und zwar aus den Daten meines Smartmeters. Am Beginn der Corona-Geschichte ist der Stromverbrauch täglich um ca. ein bis eineinhalb KWh gestiegen – offenbar hatte ich da am Tag ein paarmal die Nachrichtensendungen im TV laufen. Das ging etwa so einen Monat so, seither hat es sich wieder auf das Normalmaß eingependelt, sogar eine halbe KWh weniger, da ich jetzt fast keine Nachrichten mehr schaue, da es nur ein Thema gibt!

  2. „Provokant unsolidarisch“, das trifft es genau.
    Ein Freund von mir sagte : Eine Maske zu tragen, ist ein Akt der Freundlichkeit, ähnlich wie ein „Guten Morgen“.
    Diese Wurstigkeit vieler Mitmenschen, die es AUCH schon zu Anfang der Krise zu beobachten gab, stimmt nicht gerade hoffnungsfroh.
    Ich schaue mir im übrigen nachwievor die Nachrichten an. Die Inhalte verändern sich durchaus und es gibt m.E. noch viel zu lernen, allein schon über bestimmte gesellschaftliche und politische Fragen, die im Zusammenhang auch mit der Krise stehen.

  3. @Werner: ein- bis eineinhalb kw für mehr Nachrichten – ne ganze Menge! :-)

    @Gerhard: „Nachrichten-Trotz“ ist immer nur phasenweise, das meiste bekomme ich ja doch mit, über Twitter oder beim kurzen Blick auf GoogleNews.

    „gesellschaftliche und politische Fragen, die im Zusammenhang auch mit der Krise stehen“ interessieren mich eigentlich sehr, das war der Grund, warum ich die ersten Corona-Wochen zun News-Junkie mutierte und schier alles las, was ich finden konnte. Dass das auch mal eine gewisse Müdikeit erzeugt, wundert mich nicht. Es ist auch eine Reaktion auf weitgehend sinnloses Gestreite mit Corona-Maßnahmen-Gegnern, die eigentlich gerne den Staat in die Tonne treten würden – frustriert mich einfach.

  4. Das kann ich so gut verstehen, liebe Claudia. Im Moment hoffe ich, dass die neue Leichtsinnigkeit nicht zu den Ergebnissen führt, die von manchen Experten befürchtet werden. Die R-Zahl liegt leicht über 1 und die Zahl der Neuinfektionen stagniert auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Dafür erreichen uns neue alarmierende Meldungen über Krankheitsverläufe und -folgen. Trotzdem hören die Vergleiche mit der Influenza nicht auf. Und trotz aller anderslautender Daten wird behauptet, dass es keine Übersterblichkeit gäbe. Ich frage mich, was die Leute, die so etwas in die Welt setzen, wohl genommen haben mögen.

    Trumps WHO-Kündigung oder die Ausschreitungen in den USA zeigen, welches Potenzial das Auseinanderdriften der Gesellschaften haben. Wir könnten ganz schnell verlieren, was wir alle gemeinsam uns in Jahrzehnten aufgebaut haben.

  5. @Horst: es gibt auch Leute, die gar nicht mehr auf diese sachlichen Vorhaltungen eingehen, sondern nur noch auf „Mainstreamer“, „Merkel“ und überhaupt alles schimpfen.
    Die Komplexität unserer Welt scheint nicht wenige zu überfordern, die dann in allerlei persönliche Bredouillen geraten und jeden Anlass nutzen, um ihren Frust und Hass rauszulassen – auch wenns nur das Tragen einer Maske gegen Ansteckung ist.
    Es braucht m.E. einen Coach für jede/n!

  6. @ auch wenns nur das Tragen einer Maske gegen Ansteckung ist.
    Allerdings gab es unsinnige Anordnungen gerade im Hinblick auf Masken, diese etwa auch im Freien zu tragen – mir sind pausenlos Fahrradfahrer, Jogger und verängstigte Ältere auf meinen Spaziergängen entgegengekommen. Da hätte das Abstandhalten doch genügt! Auch ist leider nicht zu leugnen, dass das durch Masken erzeugte Mikrobiom nicht so ohne ist – vor allem beim längeren Tragen. Hinzu kommt ja, dass man die Masken nicht an der Außenseite angreifen durfte, sie also etwa beim Verrutschen eigentlich nicht korrigieren konnte, ohne gegen diese Anordnung zu verstoßen. Und Ablegen durfte man sie auch nicht irgendwo auf einem Tisch … Ich denke, dass in vielen Bereichen einfach ein größeres Vertrauen auf die Vernunft der Menschen genügt hätte …

  7. Ich fürchte, die Idee mit den Coaches ist bei aller Modernität, die solch ein Konzept hätte, nicht wirklich zielführend :-) Wenn ich mir anschaue, wie Professoren und Doktoren sich in der Krise geäußert haben und es weiterhin tun (ich lass die Namen mal beiseite), könnte ich an der Menschheit verzweifeln. Ich frage mich, wenn Bildung und Intelligenz nicht mehr vor Verblendung und Einsicht schützen, was können wir von dieser Welt schon noch erwarten? Wir wählen Menschen wie Trump, Bolsenaro und Johnson, um unsere Geschicke zu bestimmen und sehen die Fehler selbst dann nicht ein, wenn sie offensichtlicher nicht mehr sein könnten. Ich hoffe, es liegt nur an meinem Alter und an meiner mangelnden mentalen Flexibilität. In meinen guten Jahren hätte ich all das einfach nicht für möglich gehalten.

  8. @Werner: wo gab es denn diese Anordnungen für Maske im Freien? Hier (und wie ich lese auch in den anderen Bundesländern) gilt das nur in Geschäften und im ÖPNV – in der kurzen Zeit schadet man sich wohl nicht besonders.
    Die Details zum Umgang mit der Maske kenne ich nur als Empfehlung. (Wo ist denn das verordnet worden?) Und kenne niemanden, der sich akribisch dran hält. Das ist dann doch etwas zuviel verlangt, nachdem man erst wochenlang gehört hat, sie nützten sowieso nix!

  9. Es ist vieles nicht explizit angeführt worden, nur wurde gesagt, dass man sich in allen SItuationen, in denen man sich zu nahe kommen kann, eine Maske zu tragen hat. So wurden etwa Wanderwege bei uns gesperrt! Ich kenne Leute in meinem Haus, die sind nicht ohne Maske aus dem Haus getraut haben und schief schauten, wenn ich ohne eine solche daherkam. Die Leute haben die Bilder aus Asien im Kopf gehabt, wo alle überall Masken getragen haben. Lustig war bei uns ja, dass sich nachträglich herausgestellt hat, dass man problemlos Freunde besuchen konnte, denn in der Wohnung gab es rechtlich keine Möglichkeit zur Nachschau für die Polizei … Ich hab derzeit einen richtigen Bammel vor meiner Reise mit dem Zug nächste Woche nach .de zu meinem Sohn bzw. zu meiner zwei Wochen alten Enkelin, denn da werde ich über acht Stunden gezwungen sein, eine Maske zu tragen!

  10. @horst

    Wir wählen Menschen wie Trump, Bolsenaro und Johnson

    Ich kann weder Trump, Bosenaro noch Johnson wählen! Wie schön dass du dich immer als „Wir“ siehst/beziehst, ich nicht.

  11. @Doris B: Ein Fehler, den ich gern mache. Und er ruft immer die gleichen Widerstände hervor. Mal drüber nachdenken. Ich tues auch.

  12. @Doris B. und Horst:
    Da denk‘ ich gerne mal mit drüber nach:

    Mir ist das „wir“ an der Stelle auch aufgestoßen, weil es in dem Fall wirklich gar nicht passt, da es ausländische Staatschefs sind, die „wir“ nicht wählen können.

    Damit es passt, muss man ein „Menschheits-Wir“ mitdenken – und das Anecken zeigt, dass wir im nationalen „Wir“ stecken, wenn überhaupt.

    Was ist nun der Sinn des gebräuchlichen nationalen oder auch mal europäischen „Wirs“?? Wer so spricht, will nicht schon sprachlich einer Spaltung das Wort reden:

    -> Dort die vielen Verblendeten, die das Falsche wählen („sie“, „Ihr“)
    -> Hier die Vernünftigen, die so etwas nie tun würden („wir“)

    Indem man sich mit dem großen „wir“ für das nach eigener Meinung Falsche als mit verantwortlich zeigt, will man vermeiden, direkt in den Streit mit „ihnen“ einzutreten. Bzw. hegt die Hoffnung, dass „sie“ aufgrund des verwendeten „wir“ nicht nur wieder auf „uns“ einhauen, sondern den Weg der Selbstreflexion gedanklich erstmal mitgehen.

    Ob’s gelingt, steht nicht mal in den Sternen… vielleicht manchmal, vielleicht öfter, vielleicht nie, je nach Leserschaft.

    ***
    Was fällt diesem WordPress eigentlich ein, mir zu sagen, ich schriebe die Kommentare zu schnell? Ständig muss ich dreimal das Absenden versuchen… nervt.

  13. @Claudia, besser hätte ich mein Motiv gar nicht beschreiben können. Ich muss aber zugeben, dass ich mit dieser nicht gerade subtilen „Methode“ häufig auf Widerspruch stoße. Mein Schwager kritisiert mich deshalb ohne Unterlass. Es gebe kein WIR, meint er. Und wenn man die Welt so betrachtet, müsste ich meine Versuche längst eingestellt haben. Dass ich niemanden „vereinnahmen“ oder animieren möchte, meine Meinung zu teilen, müsste ich jedes Mal dazu schreiben. Aber dann könnte ich das WIR auch gleich weglassen.

    ***

    Das mit den Kommentaren kenne ich von Facebook und hab nie kapiert, welcher Algorithmus da durchgedreht hat. Ob es was mit dem Stück Code zu tun hat, den du zur Begrenzung der Kommentare mal eingestellt hattest?

  14. @Doris B
    Zustimmung – in der Hinsicht hatte ich mich schon einmal geäußert ;-)
    https://p-adler.de/man-wir-ich-wie-geht-es-uns/

  15. @Horst: Wer jegliches „wir“ leugnet, ist fürs Nachdenken über das „Gemeinwohl“ wohl verloren und ein Opfer des hypertrophierten Individualismus, den das neoliberale Denken so sehr befördert hat.

    Diese reflexartigen Reaktionen a la „nein, ICH nicht, ich gehöre nicht dazu, ich bin anders, ICH bin besonders, bin mit keiner Verallgemeinerung zu erfassen“ nerven mich gelegentlicht.
    Wobei ich aber auch den Ärger kenne, wenn allzu Privilegierte ihr „wir“ absondern – und doch recht deutlich ist, dass sie vom „normalen Leben“ und den Sorgen der Bürger wenig Ahnung haben, weil nicht betroffen.

    (Deine Idee zu WP werd ich mal checken)

  16. Ich hab zum Beispiel prinzipiell auch nichts gegen das Wir, aber es kommt schon darauf an, wer dieses Wir wo und in welchem speziellen Zusammenhang in den Mund nimmt. Es kommt für mich auch darauf an, welche konkrete Beziehung ich zu dem Sprecher oder Schreiber habe. Die Sprecherinnen und Schreiberinnen sind natürlich inkludiert. Ich hoffe wir verstehen uns!😉