Claudia am 13. Mai 2020 —

Corona-Traum

Der Bahnwagen sah sehr anders aus als die modernen Regio- und ICE-Wagen, die man so kennt. Irgendwie klapprig, Holzwände, nur wenige kleine Fenster. Der Boden abgerieben, auch aus Holzplanken, an denen jemand herum reparierte, um Lücken zu schließen.

alter Bahnwagen

Wie es so ist beim Träumen hat mich die ungewohnte Optik nicht weiter irritiert. Ich suchte nach dem Automaten, um mein Ticket abzustempeln .In der Realität gibts den gar nicht, nur in Bussen und Trams, aber hey, so einem Traum ist das doch egal! Ein Schaffner in altertümlicher Uniform nestelte am Ticketautomaten (uriges Holz und Metall-Materialmix), mit ihm wechselte ich ein paar Worte, nix Besonderes.

Dann schritt ich den Wagen entlang, der sehr bodennah mit bequemen Halbliegen und Matratzen (!!!) ausgestattet war. Alles schon etwas zerschlissen, aber naja… Ich wunderte mich auch jetzt nicht, sondern fand ganz hinten eine freie Matratze und legte mich hin.

Irgend etwas kam mir dann aber doch komisch vor: all die jungen Menschen, vermutlich mit ermäßigten Tickes in einem schlechten Wagen unterwegs – vielleicht war ich hier ja ganz falsch? Etwas stimmte einfach nicht.

Ein Blick hinter mich zum Durchgang in den nächsten Wagen: Aha, der schien „normal“ auszusehen. Ich beschloss, den Platz zu wechseln, erhob mich und wollte los, doch SCHRECK LASS NACH: zwischen mir und der Tür saßen dicht an dicht (!) eine Menge Jugendliche (Schüler?), die sich jetzt alle zu mir umdrehten, denn ich musste zwischen ihnen durchlaufen.

Kein Abstand möglich! Niemand trug Maske – auf einmal fühlte ich mich in Lebensgefahr. Wie konnte das sein, dass die hier alle taten, als gäbe es das Virus nicht? In einem geschlossenen Bahnwagen, wo jedes Ärosol ewig in der Luft steht und seine Virus-Passagiere zu neuen Wirten befördert?

Ich hielt den Atem an und begann, mich durchzudrängeln – und wachte auf.

***

Wie seltsam, dieser Traum! Denn im Wachzustand empfinde ich keine Angst. Ich treffe sowieso kaum Leute, gehe mit Maske in den Supermarkt und halte Abstand, wo nötig. Warum sollte ich mir Sorgen machen? Offenbar ist aber doch etwas eingesickert…

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Diskussion

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5 Kommentare zu „Corona-Traum“.

  1. @Claudia,
    ich habe genau die gleiche Art von Träumen: Ich saß mit einer Gruppe von Studenten um einen Tisch herum und plötzlich fiel mir ein: Dürfen wir denn das, so nah beieinander sitzen?
    Ich glaube, es ist das kollektive Unterbewusstsein, das in manche von uns einsickert und sich in solchen Träumen offenbart. Viele sensible Menschen
    spüren das, dass wir in einem Irrenhaus und in einer weltweiten Diktatur gelandet sind. Was vorher unbemerkt unter der Oberfläche versteckt war, wird jetzt sichtbar.
    Erst wenn wir erkennen, dass wir Menschen keine Sonderrolle in der Natur spielen können, dass wir nicht vernichten können, was uns stört, dass wir den Tod nicht besiegen können, erst dann wird so etwas wie Friede entstehen.

  2. @Konrad: was die Wirkungen eines kollektiven Unbewussten angeht, stimme ich dir insofern zu: Diffuse Ängste vor Nahkontakt sickern ein, was ja nicht wundert.
    Dass Menschen an eine „weltweite Diktatur“ glauben, verstehe ich allerdings nicht. Diktaturen haben wir in Nordkorea, in Weißrussland, im Iran, in den Emiraten u.a. – aber nicht bei uns. Im aktuellsten Demokratie-Ranking quer über alle Länder liegt DE auf einem respektablen 13.Platz (von 167).
    Die Idee, dass die verschiedenen autoritären Regime sich auch noch EINIG sein könnten,finde ich geradezu weltfremd. Ganz im Gegenteil trendet „jeder macht seins“, Nationalismus, Gegeneinander statt Miteinander, „Deals“ statt multinationaler / globaler Institutionen und Gesetze.

  3. „…sein könnten,finde ich geradezu weltfremd“

    @Claudia, du mahnst hier gerne einen respektablen Umgang an. Ich möchte dich hiermit daran erinnern, diesen ebenfalls einzuhalten.

  4. @Mendel: etwas „weltfremd“ zu nennen, was ganz offensichtlichen Gegebenheiten widerspricht, ist doch nicht respektlos (meintest du vermutlich). Wer ein klein wenig die Nachrichten verfolgt, kann doch kaum übersehen, dass autoritäre Regime nicht auf globales Miteinander ausgelegt sind, sondern ihrem Nationalismus frönen. Ganz sicher verbinden sie sich nicht zu EINER globalen Diktatur – ich weiß gar nicht, wie man auf so etwas kommen könnte!

  5. […] spüre ich keine Angst vor Ansteckung – außer einmal im Traum, in dem ich mich gezwungen sah, durch eine eng stehende, maskenlose Menschenmenge zu gehen. Das war […]