Seit letztem Herbst litt ich unter einem seltsamen Schnupfen, der meist gegen Abend fast Schock-artig einsetzte: erst eine Reihe heftiger Niesanfälle, dann schwoll binnen weniger Minuten die Nase zu, so dass ich kaum mehr sprechen konnte. Das Ganze dauerte jeweils so zwei Stunden, in denen ich eine Menge Taschentücher verbrauchte. Dann ließ es ebenso abrupt nach, wie es gekommen war.
Da keinerlei andere Erkältungserscheinungen mit dem Schnupfen verbunden waren, tippte ich auf „was Allergisches“. Ein Versuch mit den Anti-Histamin-Tabletten eines Heuschnupfen-erfahrenen Freundes brachte allerdings nichts.
Mit kleinen Pausen setzte sich das Phänomen über den ganzen Winter fort, womit Jahreszeit-abhängige Allergene wie Pollen etc. schon mal ausschieden. Tiere habe ich auch nicht, am Essen konnte es nicht liegen, denn auch drastische Veränderungen brachten keine Besserung.
„Geh doch zum Arzt“, denken jetzt sicher viele. Das mache ich definitiv als Letztes, wenn mir zu einer Krankheitserscheinung gar nichts mehr anderes einfällt und die jeweilige Sache unaushaltbar wird – und das war sie ja noch lange nicht: ich kann auch mit verstopfter oder fließender Nase gut arbeiten! Natürlich hab‘ ich im Netz recherchiert, was mich beim Arzt erwartet: vielerlei Allergietests mit begrenztem Aussagewert, danach evtl. eine Jahre-lange Immunisierungsbehandlung, die – so hörte ich von Menschen, die das hinter sich haben – auch nicht in jedem Fall hilft.
Und überhaupt: gegen WAS sollte ich denn allergisch sein, das immer pünktlich um 18.30 Uhr diesen Schnupfen hervor kitzelte?? Hausstauballergiker leiden, wie meine Recherchen ergaben, vor allem morgens, nachdem sie die Nacht im Hausstaubmilben-verseuchten Bett verbracht haben – bei mir kam es gegen Abend.
Ich wartete also einfach ab, wie es sich entwickeln würde, wenn sich ALLES, die gesamte Umwelt ändert. Hoffnungsfroh flog ich für gut fünf Wochen nach Phnom Penh und lebte dort in einem täglich nass gewischten, durchweg gefliesten Appartement. Anderes Essen, andere Luft, andere Kleider, andere Pflanzen – ha, mein Schnupfen blieb unbeeindruckt! Ich beobachtete ihn genauer und stellte fest, dass er immer acht Stunden nach dem Aufstehen akut wurde. Legte ich mich zuvor zu einem Mittagsschlaf hin, konnte ich ihn dadurch in den späteren Abend verschieben – interessant!
Wochenlang hielt sich der Schnupfen, was vor allem dann nervte, wenn ich mit Menschen zusammen war und eigentlich locker plaudern wollte. Ansonsten bin ich ziemlich leidensfähig, indem ich solche Erscheinungen nicht groß bewerte, sondern einfach neugierig betrachte, so in etwa wie das Wetter, über das ich mich auch nicht aufrege, da ich es ja nicht ändern kann. Und die Niesanfälle kann man glatt auch ein wenig genießen…
Dass ich allerdings trotz meiner genauen Beobachtung so gar keine THEORIE des Schupfens bzw. seiner Ursache finden konnte, ärgerte mich! Im Web fand ich einige wenige Infos über den sogenannten „ganzjährigen nicht-allergischen Schnupfen“, der genau meine Symptome umfasste, aber eben NICHT allergisch sein sollte: Ursache unbekannt, Behandlung „auf gut Glück“ analog der Allergiker-Behandlung. Na danke!
Nach der dritten Woche in Kambodscha hörte der Schnupfen schlagartig auf. Noch ist er nicht wieder gekommen, gelegentliche leichte „Anflüge“ verstärkten sich nicht. Könnte es sein, dass so eine Allergie (Hauptverdächtiger: Hausstaub) eine Symptomatik auslöst, die zum Abklingen wochenlang braucht? Ich hatte immer geglaubt, allergische Reaktionen seien etwas, das bei Kontakt mit dem Allergen ohne jedes Zögern sofort auftritt und bei dessen Abwesenheit sofort verschwindet.
Mittlerweile bin ich dabei, in der Wohnung den Kampf gegen den Hausstaub aufzunehmen, sicherheitshalber. Und ich plane sogar, zum Arzt gehen, um die „herrschende Meinung“ zumindest mal zu hören. Insgesamt finde ich die „Theorie der Allergie“ allerdings hochgradig unbefriedigend. Mal angenommen, es ist Hausstaub: Warum hätte der mir denn 52 Jahre meines Lebens nichts geschadet, um im 53. dann plötzlich unerträglich zu werden? Wieso wird jemand auf einmal „allergisch“ gegen irgend etwas? Da fehlen mir die Antworten!
Nun, ich genieße jetzt mal die Symptom-freie Zeit, solange sie noch währt – und nehme die drohende Wiederkehr des Schnupfens als zusätzliche Motivation zur Renovierung meiner Wohnung.
Update 5.9.08: Auf diese Seite leitet auch die in meinem Besitz befindliche Domain „allergischer-schnupfen.de“ weiter, die ich gerne abgebe, sollte jemand ein Angebot machen! (Bin offensichtlich vom Schnupfen geheilt…)
Update 13.6.2012: Nein, ich bin keineswegs geheilt! Es kommt immer wieder.. derzeit um 17 Uhr, nur an manchen Tagen nicht. Warum nicht, dazu fällt mir definitiv nichts ein, denn diese Tage haben keine Besonderheiten.
Update 10.09.2020: bei mir ist es seit ein paar Jahren vorbei – einfach so. Alter? Bin Jg. 1954.
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174 Kommentare zu „Allergischer Schnupfen“.