Claudia am 13. November 2003 — Kommentare deaktiviert für Leben und Arbeiten: Was anliegt

Leben und Arbeiten: Was anliegt

Immer mehr altbekannte Webprojekte verschwinden aus dem Netz. Langsam wird das „Urgestein“ des Internet der frühen Jahre vom Fluss der Veränderung abgetragen und zerrieben. Viele haben ihre „Herzprojekte“ einfach eingestellt, andere versuchen auf die eine oder andere Art, ihr bisher kostenloses Webschaffen zu kommerzialisieren. Fortlaufend Werte erschaffen, Qualität ins Netz stellen und dafür über die Jahre nur ein bisschen Schulterklopfen und viel Meckereien zurück zu bekommen, ist offensichtlich auf Dauer nicht nachhaltig. Es kostet immerhin Zeit, Herzblut und Energie, die an anderer Stelle fehlt – z.B. dort, wo Geld verdient werden muss.

Mein persönliches Leben & Arbeiten ist eine ständige Suche: Wie schaffe ich es, für das, was ich am liebsten tue, bezahlt zu werden und nicht für irgend etwas Anderes? Ich gehöre nicht zu denen, die da von Anfang bis Ende eine klare Trennung akzeptieren: hier der Brotjob, der mich ruhig anöden darf, dort die Kunst, die Freiheit, das „Wahre, Schöne und Gute“. Das wäre allenfalls lebbar, wenn der „Brotjob“ eine einfache körperliche Arbeit wäre, wie etwa Putzen. Etwas arbeiten, bei dem man sich bewegt und nicht viel denken muss, lässt große Freiräume für „geistige Arbeit“ – kostet dann aber doch zuviel Energie und wird, was sehr ungerecht ist, auch noch extrem beschissen bezahlt.

Meine Schreibkurse sind ein Schritt in Richtung „Verwirklichung“ – mit Gruppen und Individuen online zu kommunizieren, Schreib-Projekte anzuleiten, etwas von dem weiter zu geben, was mich selbst so unendlich bereichert, ist tatsächlich ein Stück Erfüllung! ABER, das sehe ich jetzt schon, nachdem zwei Kurse einige Wochen laufen: es kann nicht das EINZIGE sein! Es ist mir nicht möglich und auch nicht wünschenswert, in der Rolle der „Schreibkurs-Leiterin“ vollständig aufzugehen. Denn ich schreibe ja auch selbst und habe nicht vor, das einzustellen. Würde ich nur noch „vermitteln“, müsste ich ansonsten verstummen – und ich merke, dass ich nicht im Traum daran denke! Im Gegenteil, mir fallen mehr Themen ein denn je, ich fühle stärker als sonst die Lust, zu schreiben, und die neuen „ungeschriebenen Artikel“ kommen mir sogar besser, wichtiger und inhaltsreicher vor als so Manches, was mir schon in die Tasten floss, als ich noch genug Zeit und Muße zum Schreiben hatte.

Damit komme ich wieder an den Punkt, der sich mir nicht zum ersten Mal aufdrängt: Wie schaffe ich mir einen Freiraum zum Schreiben, ohne dass ich diesen Freiraum durch Mehrarbeit auf anderen Ebenen selber finanzieren muss? Ganz klar: Ich brauche dafür ein „passives Einkommen“: Geld, das verdient wird, ohne dass ich dafür ständig neu arbeiten müsste. Denn jedes neue Projekt, jede neue Dienstleistung, die ich mir ausdenke, bekannt mache und vermarkte, zieht mich ja wieder vom Schreiben ab, besetzt jene inneren Ressourcen, aus denen meine Texte fließen, mit den jeweils mit ihr verbundenen Inhalten und Aufgaben.

Neue Impulse

Dass ein langjähriger Diary-Leser im August ganz von selbst damit angefangen hat, „mich zu fördern“, hat mich in innere Bewegung versetzt. So etwas ist also möglich, geschieht einfach so, ohne dass ich es erwartet oder verlangt hätte! Ein anderer bemängelte, dass ich nirgends meine Kontonummer veröffentliche. (hier: 24891109, Postbank Berlin, 10010010) Ich staune und frag mich, ob das eine „Methode“ wäre: Soll ich um Förderer und Spenden werben? Soll ich meine uralte Konditionierung endlich mal ablegen, die mir vorschreibt, bescheiden zu sein, mich nicht anzupreisen, keine Lob-und-Dank-Mails im Web auszustellen, und niemals auf so etwas wie „Return of Investment“ zu achten?

Natürlich müsste ich dann den Förderern etwas „Zusätzliches“ bieten – aber das ließe sich ja durchaus machen! Die ganze Idee könnte ich als Projektidee in eigener Sache begreifen, genauso, wie ich üblicherweise die Interessen und Vorhaben meiner Webdesign-Kunden kreativ aufgreife und ihnen Gestalt gebe. Statt dessen hab‘ ich mich jahrelang nicht mal um die eigene Startseite im Web gekümmert: www.claudia-klinger.de ist gegenüber dem Digital Diary sträflich vernachlässigt – warum eigentlich? Vorgestern hab‘ ich es immerhin geschafft, in einer Nachtsitzung diese Seite mal aufzuräumen. Jetzt zeigt sie wirklich meine gesamte Weblandschaft seit 1996 und ich muss nicht mehr über Google nach eigenen Seiten suchen. Ein erster Schritt – weitere werden folgen, ich weiß nur noch nicht, welche.

Ein alter Freund riet mir, auf dieser Startseite meine Webdienstleistungen zuoberst zu nennen – genau das mach‘ ich nicht, denn die Domain www.claudia-klinger.de repräsentiert mich in meinem Gefühl ALS GANZES. Was dort an erster Stelle steht, wird immer das sein, was mir gerade am wichtigsten ist – und Webdienstleistungen sind das derzeit eher nicht. Natürlich freu ich mich über jeden neuen Kunden, versenke mich nach wie vor in dessen Projekt – aber ganz persönlich bin ich auf der Suche nach MEHR, nach vielfältigeren Einkommensquellen, die der Verschiedenheit meiner Aktivitäten 1:1 entsprechen. Bezüglich Webdesign, wo ich meine gestalterisch-organisatorische Ader auslebe, ist alles lange klar. Und auch die Schreibkurse sind fürs erste erfolgreich und als „zweites Bein“ ausbaubar. DAS ist gerade aktuell, deshalb steht „Transfer 2004 – Wenn die Nacht am tiefsten ist“Rauslink an erster Stelle. Ich werde mich da noch mal ein Stück tiefer einlassen, eventuell selber mitschreiben. Bei nur 16 Tagen Laufzeit ist das auch möglich.

Fehlt noch das eigene Schreiben. Denn schon wieder drängt die Zeit, ein Webdesign-Kunde braucht mich, die Kursteilnehmer erwarten meine Kommentare zu ihren Texten. Ich fühle ich mich als Zeit-Diebin und komme allenfalls zu einem kurzen Bericht über den Stand der Dinge. Nicht aber zu alledem, über das ich furchtbar gerne schreiben würde: Über Krebs zum Beispiel (meine Mutter ist gestern operiert worden), über die subtil ins Totalitäre steuernde Entwicklung des Medizinbetriebs, über Vorsorge, Krankheit und Gesundheit, über das Altern und seine interessanten Qualitäten, über Sex und Erotik, über die spezifisch deutsche Art, Veränderungen abzublocken, zu verurteilen, zu jammern und zu klagen, anstatt neugierig ins „Unversicherbare“ aufzubrechen – Themen ohne Ende bilden eine Art Schlange, einen Rückstau in meinem Bewusstsein, der mir sagt: Ich muss etwas ÄNDERN, um wieder in den Fluss zu kommen. So wie bisher geht es nicht weiter: ich kann nicht bleiben, was ich immer war, tun, was ich immer tat – ich will MEHR.

Für dieses „Mehr“ eine Gestalt zu finden, ist das, was anliegt. Vielleicht finde ich sie in den „16 heiligen Nächten“ – mal sehen.

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Claudia am 02. November 2003 — Kommentare deaktiviert für Veränderungen im Nahbereich

Veränderungen im Nahbereich

Man muss sich Zeit zum Krank-Sein nehmen, um zu gesunden! Zwar bin ich immer noch sehr erkältet, doch in Sachen Mausarm vielleicht ein Stück weiter – und das kam so:

Über den Tag war die Erkältung wieder stärker geworden, ich fühlte mich schwächer, fiebriger – und wagte es schließlich um 14 Uhr, innerlich Schluss zu machen, ohne noch meine Kursteilnehmer besonders zu informieren. Im Grunde hatte ich für heute alles getan – warum dieses komische Gefühl, mich extra „abmelden“ zu müssen?

Ich telefonierte mit einem Freund und fragte ihn, wie es ist, während einer Erkältung „was zu rauchen“ – er bot mir sogleich eine „Hauslieferung“ an, die ich dankend annahm. Kochte also Tee, plauderte kurz mit meinem Gast, wir rauchten einen Joint… dann ging er wieder und ich legte mich aufs Bett. Bekifft und fiebrig, sehr angenehm. Endlich konnte ich einfach abliegen, keine Stimme murmelte mehr im Hintergrund: Du solltest jetzt lieber…!

Ruhe, fließende Wärme. Ich fragte mich, ob die homöopathischen Globuli, die ich vor einigen Stunden eingenommen hatte, wohl etwas bewirken würden. Immerhin, das Gefühl der Übelkeit, das ich beim Husten immer verspürt hatte, war verschwunden. Meine Aufmerksamkeit wanderte weiter durch den Körper. Plötzliche Schauder schickten Empfindungsgewitter durch alle Nerven und Zellen – war es etwa zu kalt? Oder kam das vom Fieber, bzw. von der erhöhten Temperatur? So „richtig“ Fieber bekomme ich nämlich nie: diese großartige Selbstheilungsmethode des Körpers ist leider in der Kindheit mit heftigen Medikamenten unterdrückt und somit „abgewöhnt“ worden. (So wird ein Grundpfeiler gelegt, auf dem der beständige Profit der Pharmaindustrie dann selbstgewiss ruhen kann!).

Einmal noch holte ich eine dickere Decke, bei den nächsten Schauern entspannte ich mich dann, genoss einfach die winzigen stromstoßartigen Sensationen, die mich vielfältig durchfluteten, versuchte, sie möglichst WEIT durchfließen zu lassen – vom rechten Zeh ins Scheitelchakra – und immer mehr zu genießen. Wie angenehm…

Heureka!

Auf einmal realisierte meine Aufmerksamkeit Stellen, wo etwas im Argen lag. Wo es nicht „durchfloss“, sondern im Gegenteil schmerzhafte Empfindungen ihren Ursprung hatten. Zum Beispiel der rechte Oberarm, mindestens an zwei Stellen – und an der Schulter auch, eine beständige Verspannung, wirbelsäulennah. Klar, das war der „Mausarm“, lang bekannter Teil der chronischen Beschwerden, die vom zuvielen Sitzen herrühren. Interessant, dass so als dichte, dunkle Stelle von innen zu spüren! Ich versuchte, die Energien, die mich rieselnd durchwanderten, sämtlich auf diese blockierten Stellen zu „jagen“ – ein bisschen wirkte es auch, die Schmerzpunkte am Arm wurden plötzlich heißer. Ich nahm den Vibrator und massierte die schmerzenden Stellen – nachhaltig, insistierend. Es war sehr „lustvoll“ und ich bekam als „inneres Bild“ fast eine Art Diagnose, was da im Einzelnen eigentlich los ist, physisch gesehen.

Während ich so in den „kranken Bereich“ hinein spürte, erinnerte ich mich auf einmal an die Haltungen, die ich täglich vor dem PC einnehme. Nicht als Bild, von außen gesehen, sondern als „Empfindungserinnerung“, von innen erlebt. Und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen: NA KLAR!!! Ich saß ja ständig SCHIEF, unsymmetrisch, beide Arme und Schultern unterschiedlich belastet und angespannt – immer auf die gleiche „unharmonische“ Art!

Und warum? Wegen der „ausgebauchten“ Form meines neuen Schreibtischs, den ich mir beim Einzug in der Gärtnerstraße als „Fortschritt“ zugelegt hatte. So ein Übereck-Teil, dessen Innenseite im Halbrund nach rechts übergeht. Was zur Folge hat, dass der Arm im Bereich dieses Halbrunds keine „natürliche“ Auflage findet, sondern ständig „im Leeren“ schwebt. Und nicht nur mal kurz, sondern seit zwei Jahren!

GENAU!!! 2001 im Sommer hatte ich den Tisch gekauft, im Frühjahr 2002 fingen die „Mausarm-Beschwerden“ an, und Anfang 2003 musste ich die Maus nach links legen, weil ich vor Schmerz nicht mehr klicken konnte. Seither keine Verschlimmerungen mehr, aber auch keine deutliche Besserung auf der rechten Seite – obwohl da doch gar keine Maus mehr zu bedienen war!

Ich wusste plötzlich: Ich muss auf einer geraden Seite des Schreibtischs sitzen, egal, wie ich ihn dafür hinstellen muss und wie das aussehen wird! HEUREKA, ich hatte es gefunden! Wie konnte ich das nur jahrelang übersehen???!!!

Mach’s jetzt, mach’s gleich…

Sofort aufgestanden und die Lage besichtigt. Mein „Arbeitsplatz-Arragement“ war dergestalt angeordnet, dass der Über-Eck-Schreibtisch einen kleinen Teil des Zimmers gegen den großen Rest abtrennte – wie eine Empfangsdame saß ich da „hinter dem Tresen“, überschaute das ganze Zimmer mit den Türen zum Wohnzimmer, zum Balkon und zum Flur, rechts der Blick aus dem Fenster – Feng Shui-mäßig alles voll in Ordnung. Aber: Auf, unter und hinter dem Schreibtisch zwei Computer, ein Drucker und ein riesiger Kabelverhau, der auch noch den Scanner auf dem Regal hinter mir einbezog, und mich immer wieder durch seine verworrene Unübersichtlichkeit anwiderte. Durch den neuen PC hatte sich das alles noch vervielfacht! In diesem meinem „Cockpit“ klebte ich im Prinzip den ganzen Tag. Alles, was ich brauchte, war in Griffweite, Maus, Tastatur, Telefon – und auch der Aschenbecher und der Tabak. Eine kompakte Situation, aus der man sich „um der Gesundheit willen“ gelegentlich heraus reißt, natürlich nicht oft genug, denn einen „echten Grund“ dazu gibt es ja nicht.

Ich überlegte, wie ich den Schreibtisch umstellen könnte, wo dann der Beistelltisch hinkäme, die beiden PCs, der Drucker – oh, ich merkte sofort, dass es ein Riesenaufwand werden würde, kein Stein würde auf dem andern bleiben! Wollte ich das wirklich tun? Jetzt, in DIESEM ZUSTAND? Egal, ich wusste: wenn ich es jetzt nicht sofort angehe, wird das nichts! Mach’s jetzt, mach’s gleich, mach’s richtig, ermunterte ich mich, und begann, die Kabel eins nach dem anderen abzuziehen. Drei Stunden später war das Zimmer ein völlig anderes!

Ich zuerst – und dann das Gerät..

Das war vor zwei Tagen. Jetzt sitze ich sehr exotisch an der kleinsten geraden Seite des Schreibtisches, die in Richtung Zimmermitte ragt. Mit ein bisschen Monitor drehen und Stuhl rücken kann ich noch zwei andere Sitzweisen mit dieser abwechseln. Der Bildschirm steht vor der Wand, hinter mir (und zu beiden Seiten!) ist freier Raum. Ich kann den Stuhl locker zurück schieben und zum Durchlesen aufstehen! Das Telefon steht zwei Meter weiter am Fenster – ich muss mich erheben und ein Stück laufen, wenn es klingelt, und das ist wunderbar so! Es gibt auch kein Kabelchaos mehr auf engstem Raum, sondern alle Geräte sind über mehrere, an der Wand aufgereihte Tische verteilt, genügend weit auseinander, um ganz übersichtlich vekabelt zu sein. Die „Dünen“ aus vermischten Materialen, Papieren, Technikteilen, Post, Daten- und Musik-CDs sowie Büromaterial sind ganz nebenbei in überschaubare Ordnung gebracht. Der zweite Tisch steht nicht mehr nutzlos rum, bis Gäste kommen, sondern dient als zweiter Schreibtisch für alles, was den PC nicht braucht.

Das Zimmer ist jetzt – sieht man von der „Büro-Zeile“ an der rechten Wandseite ab – ein großer leerer Platz: Ausgesprochen einladend, darin im Kreis herum zu gehen, während ich nachdenke. Es wäre jetzt auch gut Platz für einen Flipp-Chart fürs spontane Malen, bestimmt eine gute Abwechslung für den malträtierten „Mausarm“. Meine To-Do-Listen könnte ich da auch hinschreiben – groß und weithin sichtbar!!! Mal sehen, ob ich mir sowas gönne!

Sogar meiner alten Idee, auch mal im Liegen zu arbeiten, bin ich ein Stück näher gekommen. Im Moment sitze ich im frei nach hinten kippenden Stuhl, die Beine vor mir auf dem Tisch ausgestreckt. Mit den Zehen berühre ich den Monitor, die Tastatur liegt auf den Oberschenkeln. Wegen der Entfernung zum Bildschirm steht die Schrift auf 16 Punkt. Und ich hab mir die Tastaturbefehle von Windows und Word ausgedruckt, um auch mal ohne Maus auszukommen. Ein bisschen sperrig am Anfang, aber es geht.

Klar, das ist nur ein Experiment, der Stuhl ist fürs „Halb-Liegen“ nicht wirklich geschaffen. Ich werde mir eine Spracherkennungssoftware zulegen – etwas, das ich bis heute für gänzlich unnötig und überflüssig hielt – und allen Ernstes versuchen, Texte zu diktieren, langsam im Kreis herum gehend! Denn so, wie ich jetzt „an den PC sitze“, motiviert mich vieles, auch mal wieder aufzustehen, ohne dass ich das Gefühl hätte, mich wirklich von der Arbeit zu entfernen. Warum sollte ich auch immer sitzen bleiben, wenn ich auf den nächsten Satz warte?

Vermutlich wird die Genesung des „Mausarms“ genauso lange dauern, wie seine Erkrankung. Doch ich fühle, ich habe viel mehr gewonnen als nur die Chance auf Gesundung von dieser einen chronischen Beschwerde. Nach dreizehn Jahren „am Gerät“ bin ich zum ersten Mal dabei, das Equipment und alles was dazu gehört, MIR und meinen ganz konkreten individuellen Bedürfnissen anzupassen, anstatt umgekehrt. Dass ich dazu solange brauchte, ist ganz typisch: Selbstveränderung geschieht nicht per Beschluss und Verbesserungsvorsatz, sondern erst, wenn der Status Quo so richtig weh tut!

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Claudia am 26. Oktober 2003 — Kommentare deaktiviert für Andere Saiten aufziehen: Weg vom Monitor!

Andere Saiten aufziehen: Weg vom Monitor!

Heute morgen aufgewacht und gewusst: ich muss andere Saiten aufziehen, muss allen Ernstes ein „Programm“ für meinen Tag, jeden Tag, machen, und es auch ohne Frage durchziehen! Wenn ich nicht damit aufhöre, von früh bis spät vor dem PC zu sitzen, werde ich es bald, sehr bald, nicht mehr können. Nicht psychisch, aber körperlich.

Und da ich mir ein Dasein als Pflegefall ohne PC absolut nicht vorstellen kann, ist es wohl soweit: entweder „sozialverträglich ableben“ oder etwas ändern.

Heute also aufgestanden, eine Stunde Spatziergang, zügiges Gehen durch den nieselnden Regen, es ist warm, entgegen dem, was der Wetterbericht ankündigt hatte.

Winterzeit-Umstellung. Ich habe eine Stunde gewonnen.Wie jedes Jahr werde ich die Uhren erstmal NICHT umstellen, um mir dieses Gefühl zu erhalten: ich bin FRÜHER dran, habe noch MEHR Zeit…

Nachhause gekommen, in der Küche herum geputzt, dankbar, dass es in der Wohnung noch einiges zu putzen und aufzuräumen gibt. Ich werde wissen, WAS TUN, wenn ich in den nächsten Tagen PC-ferne Stunden einlege. Staubsaugen, Papiere und Daten-CDs sortieren, – auch die Steuerbelege ordnen ist eine PC-freie Arbeit, die ansteht. Im schlimmsten Fall könnte ich Fenster putzen!

Seit einer Stunde ist es nicht mehr aufgetreten, das kleine taube Gefühl in der rechten Hand, nur Teile der Finger, nicht GANZ taub, nur ein klein wenig, genug, um zu merken: Das ist NICHT die Durchblutung, das sind die Nerven! Das ist ein neuer Sitzschaden, diesmal nicht vom Lendenwirbel ausgehend, wie der, der den Oberschenkel teilweise taub gemacht hat, sondern von einem Wirbel in der Rückenmitte – einer, der sich mir neuerdings erst als „Problem“ erweist.

Nun ist es wieder weg – für jetzt. Sitze, bzw. hocke auf dem Stuhl, seit einer Stunde erst, und kommentiere die Beiträge meiner Kursteilnehmr. Es ist die „ideale Gruppe“, fünf Männer, fünf Frauen. Alles läuft wunderbar. Im Kurs vermittle ich nicht nicht nur das „in den Schreibfluss kommen“, sondern auch, das Internet kreativ und kommunikativ zu nutzen – so, wie ich es kenne und liebe.

Ich lade also praktisch dazu ein, so zu werden wie ich – netz-technisch betrachtet.

Kann ich das denn wirklich empfehlen??? Obwohl ich erreiche, was ich will, umsetze, was ich mir ausdenke, mich vor dem Gerät weitestgehend verwirkliche, sitze ich doch tatsächlich da und leide! Leide körperlich – und manchmal auch psychisch, wenn ich zulange vor der Glotze allein bin.

Ein Gefühl der Einsamkeit, manchmal, das in sich absurd ist: Ich WEISS genau, dass ich mir jetzt NICHT wünsche, unter X, Y und Z zu sein, irgend etwas zu reden, auf Andere einzugehen, mit ihren Befindlichkeiten mitzuschwingen – nein, tatsächlich WÜNSCHE ich mir das selten. Ich inszeniere es gelegentlich, so alle zwei Wochen. Und es reicht.

Oder doch nicht? WER bin ich? DIE, der das völlig reicht, die ganz zufrieden ist mit sich allein und der Kommunikation mit Anderen über „die Kanäle“ – oder auch die, um die ich mich irgendwie kümmern muss wie um ein krankes Kind? Die ich eigentlich nicht gewohnt bin, zum „Ich“ zu zählen, weil sie keinen Verstand hat und sich nur über Körperbefindlichkeiten und gelegentliche Gefühlseinbrüche unverständlicher Art mitteilt – als Mrs. Hide?

„Als wer“ will ich mich erleben? Das soll ich mich fragen und es „kreieren“, rät mir ein lieber Freund. Himmel, ich kreiere ständig, als was ich mich erleben will, aber offensichtlich reicht das nicht. Offensichtlich ist das, was ich kreiere, viel zu vernünftig, zu vermittelt, zu vergeistigt – ich weiss es selber nicht genau.

Wie aber soll ich aus dem „ich denke, ich möchte gern…“ etwas kreieren, was dem „Ich denke NICHT“ nützt?

Beim Herumlaufen heute Morgen das Wissen: Herumlaufen, putzen, sporteln ist nur dann langweilig, wenn ich dabei „weiter denke“. Immer weiter daran denke, was ich tun werde, wenn ich endlich wieder vor dem PC sitze, also wieder handlungsfähig und wirkungsmächtig bin. Vom Netz abgeschnitten bin ich nur halb.

Das ist der Fehler. Wie ich es ändere, weiss ich noch nicht!

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Claudia am 24. Oktober 2003 — Kommentare deaktiviert für Hinter dem Monitor…

Hinter dem Monitor…

Noch immer schalte ich morgens den falschen Computer ein: bücken, unter dem Schreibtisch den Startknopf drücken, dem Rödeln der Festplatten lauschen – die Gesten sind eingefleischt wie das Zähneputzen, ja, MEHR als das Zähneputzen. Erst wenn der Bildschirm schwarz bleibt, bemerke ich meinen Irrtum, würge den Alt-PC auf halbem Lade-Weg wieder ab und schalte den Neuen ein, der neben dem Monotor steht. Weit sichtbarer zwar, auffällig schwarz – aber physisch ungewohnt.

Neuerdings ist alles schwarz, die Tastatur, die Lautsprecher, der Drucker, die Maus, der PC sowieso, dafür ist die kürzlich angeschaffte Glotze weiß! Ein uralter Text fehlt mir ein, über die „schwarze und die weiße Glotze“, den müsste ich jetzt umschreiben. Ob der Farbwechsel etwas zu bedeuten hat? Präsentiert sich die Gerätschaft dadurch gewichtiger, auffälliger, ernsthafter? An sich liebe ich Schwarz, zumindest bei Klamotten und Kameras. Warum macht es mich also misstrauisch, dass mir das „Hauptgerät“ nun auch farblich entgegen kommt?

Der Neue gehört mir weniger als der Alte, das kommt hinzu. Ich muss ihn mir erobern, seine Vorschläge ignorieren, seine Neigung, alles groß und bunt und in Symbolen darzustellen, in die alte „Sicht der Dinge“ zurück zwingen. Wieviel Lizenzverträge ich schon abgenickt habe, seit ich ihn das erste Mal einschaltete, weiß ich schon gar nicht mehr. Im Handbuch steht zum Thema „Internet-Verbindung“ ein Kapitel über T-Online und eines über AOL, die CDs lagen bei. Nichts über „Netzwerkverbindung“, der selbstbestimmte Zugang zum Netz wird kommunikativ nicht unterstützt. Wie es wohl einem unkundigen Einsteiger mit alledem ergeht? Vielleicht bemerkt er gar nicht mehr, dass noch ein anderes Netz existiert, dass es mehr zu sehen und zu erleben gibt, als die Portale der Konzerne zur Ansicht bringen?

Genug davon! Draußen scheint die Sonne auf das gelbe Laub der Bäume, jeder Windstoß nimmt jetzt viele Blätter mit, wieder mal hab ich den Herbst irgendwie verpasst. Ein paar wenige Spaziergänge durch den bunten Plänterwald mussten dieses Jahr genügen. Macht nichts, ich spüre die Bereitschaft, vom „Außen“ abzusehen, mich in die Welt hinter dem Bildschirm zu versenken, wo es keine Jahreszeiten gibt.

Anfang des Jahres hatte ich beschlossen, mein „Dasein vor dem Monitor“ zu verändern: Das, was ich neben Webdesign am liebsten tue – kommunizieren, schreiben, mit Form und Inhalt, Nähe und Distanz spielen, intensive Gespräche führen – in eine Form zu bringen, die zu meinem Lebensunterhalt beiträgt. Jetzt ist es Oktober, die beiden ersten Schreibkurse sind gestartet, und alles läuft sogar noch besser, als ich es mir vorgestellt hatte. Zwar ist der Arbeitseinsatz ungewohnt, die starke Bindung neu, die mich nun fester denn je „am Draht“ hält, doch ich fühle mich glücklich, spüre: Das ist es!

Dass das kommunikative Geschehen nicht mehr beliebig, nach Bockprinzip und Laune abläuft, ist ein Gewinn, den ich lange schon hätte realisieren können. Mit Menschen zu interagieren, die für sich etwas wollen, die bereit sind, auch etwas zu einzubringen und „am Ball“ zu bleiben, geht weit über das hinaus, was ich aus spontan entstehenden Einzelkontakten und aus der Gruppenkommunikation in Mailinglisten kenne. Die viel beklagte „Beliebigkeit“ der Kommunikation im Netz zeigt sich als das, was sie immer schon war: Mangelnde Bereitschaft, sich einzulassen, Angst, sich zu zeigen und zu öffnen, Unwilligkeit, die Hürden des Technischen gelassen zu sehen und zu lernen, Sorge um den eigenen Status in einer Umgebung, in der die Zeichen und Symbole sozialer Besitzstände zunächst nichts gelten – es gibt ja so viele Gründe, dem Netz und seinen Möglichkeiten reserviert gegenüber zu stehen!

Ein wenig fühle ich mich in die ersten Netzjahre zurück versetzt, als es für die, die sich in den Weiten des Webs trafen, noch selbstverständlich war, dem Anderen mit offenem Visier zu begegnen, die „Räume“, in denen man sich bewegte, selbst zu gestalten und sich auf gleicher Augenhöhe auszutauschen. Das geht heute offenbar nur noch in „geschützten Räumen“ – aber anstatt ohne Ende darüber zu klagen, kann ich ja solche erschaffen und in ihnen etwas veranstalten! Dass die Veranstaltung jetzt Eintritt kostet und die Teilnehmerzahl begrenzt ist, erlebe ich nicht als bedauerliche (wenn auch persönlich nützliche) Kommerzialisierung, sondern als notwendige Bedingung. Im freien „Raum“ der Netze, ohne feste Vor- und Aufgaben, ohne Verbindlichkeit, jedoch mit immer neuen, zufällig sich einfindenden Surfern, kann es einfach nicht funktionieren. Alles bleibt zwangsläufig an der Oberfläche – und deren noch so aufwändige, designerisch und technisch zu Höhen entwickelte Gestaltung kann daran nichts ändern.

Jetzt ist es schon falls halb elf – die Arbeit ruft. Arbeit? Auch dieser Begriff wird mir immer schillernder, vieldeutiger, fraglicher, genau wie andere Basisworte, über die ich immer wieder stolpere, weil ihre Bedeutung nicht mehr selbstverständlich ist. „Persönlich kennen“ zum Beispiel – für die einen bedeutet das ausschließlich, sich „von Angesicht“ getroffen zu haben. Andere sehen erst dann Grund, sich auch mal physisch nahe zu kommen, wenn sie sich bereits kennen gelernt HABEN: per E-Mail-Dialog, durch Besuche auf persönlichen Webseiten, durch gemeinsames Erleben in den öffentlichen Orten der Netze. „Face to face“ ist dann nur ein zusätzlicher Aspekt, unverzichtbar für den Gesamteindruck, gelegentlich sehr angenehm – muss aber nicht zur Gewohnheit werden. Sich regelmäßig im physischen Raum zu treffen, ist keine Garantie für „Beziehung“ im Unterschied zu Beliebigkeit, wie noch immer viele glauben. Die Rede vom „Real Life“ als Bezeichnung für Offline-Ereignisse ist einfach ein bisschen lächerlich, wenn auch derzeit als Hilfsbegriff mangels Alternativen noch in Gebrauch.

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Claudia am 16. Oktober 2003 — Kommentare deaktiviert für Der Neue

Der Neue

Gestern ist er angekommen. Schwitzend wuchtete der Postbote die beiden Pakete zu mir in den dritten Stock. Ich kritzelte meinen Namen auf das rutschige Display, das er mir hinhielt, und schon war ich allein mit ihm: ein Dell Dimension 8300 Premium Class-PC mit 1024 MB RAM Arbeitsspeicher und zwei 128 Gigabyte-Festplatten. Ein Quantensprung! Mein letzter Rechner, auf dem ich diesen Text noch immer tippe, ist schon über vier Jahre alt, begnügt sich mit Windows 98 (zu alt für die meisten Viren) und zwei 18-GB-Platten. Er stürzt gelegentlich ab, tut aber ansonsten seinen Dienst klaglos. Vor ihm hatte ich mir jeweils alle zweieinhalb Jahre die „Next Generation“ zugelegt, doch für die Arbeit für und übers Netz reicht der Jetzige völlig aus, ich spürte keinen „Upgrade-Bedarf“: weder spiele ich grafikintensiven Spiele, noch schneide ich Filme, ich gucke keine DVDs, und auch für die Bildbearbeitung tut’s ein Pentium 3 gut. Bilder fürs Web können nun mal keine Daten-Monster sein, sonst würden sie nicht durch die Leitung passen.

Trotzdem, die Zeit war reif! Schon lange hatte ich keine Lust mehr, neue Programme auszuprobieren oder Dinge, mit denen ich früher mal spielte, wie z.B. Soundbearbeitung, wieder ins Laufen zu bringen. Never touch a running system! Die Bilder, die meine neue Digicam mit den 5 Mio Pixel macht, kann ich ohne Wartezeiten nicht bearbeiten, zudem steht zu befürchten, dass zeitgemäße Programme Windows 98 bald nicht mehr unterstützen. Aber das wichtigste: Computertechnisch zu veralten bedeutet auch, sich vom Mainstream der Anwender abzukoppeln: nicht mehr zu erleben, was sie erleben, und sei es die neueste trickreiche Attacke irgendwelcher bösen Würmer. Wenn ich ein Uralt-System fahre, kann ich irgendwann meinen Kunden keinen Rat mehr geben, weil ich keinen Schimmer habe, was auf ihrem System abläuft. Es gibt viele Gründe für einen zeitgemäßen PC, Gründe, die ich allerdings nicht mal abwägen musste, denn „der Neue“ ist ein Geschenk: Lob und Dank dem großzügigen Spender, der damit meine Kreativ-Arbeit unterstützen will!.

Nun steht er also da, noch immer unausgepackt. Die Größe der Aufgabe schreckt mich erstmal: ein unbekanntes Betriebssystem, das schon „sehr anders“ sein soll, wie eine Kollegin sagte, das Installieren der Programme, ohne die ich nicht arbeiten kann, das Umschaufeln der Daten, das „Reparieren“ von XP, das erst mal eine Reihe mittlerweile erschienener Sicherheits-Patches von Microsoft braucht, bevor man sich damit ins Netz wagen kann; das Einrichten der Norten Internet Security-Tools – jede Menge Arbeit! Und allerlei Gefahren: Noch unwissend und unkundig im Umgang, muss ich mit diesem System mitten in den Krieg der Viren-Programmierer gegen die Anti-Viren-Programm-Entwickler treten. Bisher lebte meine alte Gurke ohne Schutzprogramme, Böses kam nur über Anhänge von E-Mails herein, und nicht „irgendwie“ über die Leitung. Da ich kein Microsoft-Mailprogramm benutze, war ich weitgehend geschützt, wenn ich diese Anhänge nur einfach ignorierte, bzw. die Mails löschte. Ein einziges mal hatte ich versehentlich auf einen Virus geklickt, merkliche Probleme gab das aber erst in dem Moment, als ich ein Virenschutzprogramm installiert hatte und den Feind loswerden wollte. Aufgrund dieser Erfahrung hatte ich es dann wieder deinstalliert: Wenn der Virus den Feind nicht sichtet, schloss ich, hat er keinen Grund, aktiv zu werden. Ich verweigerte mich den Fronten und lebte friedlich und ungestört.

Gott sieht’s

Damit ist es jetzt zu Ende. Mit XP kann man sich ohne hochgefahrene Schutzschilde gar nicht erst ins Netz wagen, sagen mir kundige User, man wäre sofort „verwurmt“. Zu Ende auch die Zeit, in der mich das Betriebssystem FRAGT, ob es ein Problem an Microsoft melden soll – XP fragt nicht mehr, sondern steht in fortlaufendem Kontakt mit dem Imperium. Mehr noch: es bedeutet die technische Ermöglichung totaler Überwachung, denn XP sendet immer wieder eine Identifikationsnummer übers Netz, die meinen Computer kenntlich macht. Was immer ich tue, Microsoft weiß, WER es war. Wenn man dazu noch bedenkt, dass Google die Suchvorgänge aller Nutzer open end speichert, mit IP-Nummer natürlich, so dass zumindest die Telekom nachvollziehen könnte, was ich wann gesucht habe, kommt man sich schon ziemlich beobachtet vor: von Giganten umstellt, die mich bald besser kennen können als ich mich selbst.

Aber ich tue ja nichts, was ich zu verbergen hätte! Der Gedanke liegt nahe, tröstet mich bisher auch ganz gut über die ganze Problematik hinweg, doch ich ahne, dass das nicht ausreicht. Kann nicht morgen schon die Gesellschaft sich so verändern, dass das, was ich bereits getan habe, in den Bereich des Illegalen oder zumindest Unerwünschten fällt? Ist nicht schon bald zu erwarten, dass die Daten, die ich vom alten auf den neuen PC mitnehme, mal eben von irgendwem durchgecheckt werden, ob nicht irgendwelche Copyright-Verletzungen vorliegen? Wobei das Copyright ja immer restriktiver wird: bald sind alle Dateien verdächtig, die alt genug sind, um noch keine Informationen über Nutzungsrechte zu enthalten.

Alles in allem bedeutet der Umstieg auf „den Neuen“ tatsächlich in vieler Hinsicht einen Quantensprung, und zwar einen, der nicht nur Freude macht. Ich werde wieder neu lernen müssen, wie ich das System bändige und zur Not austrickse, um mir ein Minimum an persönlicher Autonomie zu retten. Vielleicht installiere ich auf einer zweiten Partition Linux, damit ich das Netz noch betreten kann, ohne dass alles, was ich installiert habe, anfängt, „nach Hause zu telefonieren“.

Think positiv! Der Neue hat einen Pentium 4 2.80 GHz-Prozessor und 1024 MB Arbeitsspeicher: ich werde riesige Bilddateien bearbeiten können, als wären es kleine Webbildchen! Meine gelegentlich entstehenden Bildkompositionen werden dadurch in hoher Auflösung druckbar und verkäuflich – bald gibt’s hier vielleicht die „Serie Friedrichshain“, ausgedruckt auf Din-A3-Fotopapier, verpackt und zugesendet in den bekannten Papprollen. Könnte ein netter kleiner Nebenerwerb werden und mich motivieren, öfter in die Welt der Bilder einzusteigen.

Morgen werde ich den Neuen auspacken und die Sache in Angriff nehmen. Da ich mir keine Ausfallzeiten leisten kann, muss der alte PC bleiben, und zwar in voll funktionsfähigem Zustand. Bisher hab‘ ich mich immer von der Vergangenheit getrennt, den Alten verschenkt, auch damit ist es vorbei. Genau wie Microsoft mich über XP „am Halsband hält“ und Google und Telekom meine Netzbewegungen erforschbar machen, so hängt auch die neue Hardware am Service von Dell. Vier Jahre Vor-Ort-Service am nächsten Arbeitstag – hört sich gut an, aber bisher war ich gewohnt, meinen Rechner morgens in den Laden zu bringen und ihn abends repariert wieder abzuholen. Und eine „Pflicht zur Mitwirkung bei der telefonischen Fehlerdiagnose“ hatte ich auch noch nicht. Das wird jetzt alles aufwändiger, langwieriger, trotz Vor-Ort-Service. Also muss „der Alte“ bleiben, mein Gerätepark wächst.

Er steht jetzt vor der Tür, immer noch verpackt. Ich genieße die letzten Stunden ohne neue Probleme und Möglichkeiten – und klopfe auf Holz!

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Claudia am 02. Oktober 2003 — Kommentare deaktiviert für Das Problem mit dem Glück

Das Problem mit dem Glück

Endlich wieder ein leerer Kühlschrank! Naja, nicht ganz, aber übersichtlich: Aprikosen- und „Waldbeeren“-Marmelade, Butter, drei Eier, im Gemüsefach fünf Zwiebeln, in der Tür Gewürzgurken, zweimal Artischockenherzen in ÖÖl und ein Rest H-Milch, fettarm, der noch für einmal Kaffee reicht. Die Leere gefällt mir so gut, dass ich sogar Lust zum Putzen verspüre, aber ich bezähme mich. Man muss ja nicht allen Lüsten immer gleich folgen.

Glück. Immer öfter fällt mir auf, wie in völlig banalen Situationen, die nichts derartiges erwarten lassen, Glücksgefühle auftreten. Grundlos. Oder, wenn ich schon darauf bestehe, einen Ursache-Wirkungszusammenhang zwischen gleichzeitig existierenden Erscheinungen herzustellen: aus den seltsamsten Gründen! Ein fast leerer, leicht verdreckter Kühlschrank macht mich glücklich, voll ekelt er mich an.

* * *

Glück. Es überfällt mich aus heiterem Himmel und ich komme schlecht damit zurecht. Da trete ich zum Beispiel in mein Arbeitszimmer, gehe bis in die Zimmermitte, wo mir auffällt, dass ich ja jetzt nicht – wie immer – nach rechts gehen werde, Richtung Cockpit. Hab mich ja grad erst erfolgreich losgerissen, ohne Bedauern, aber auch ohne Freude (Real Life ist schon auch ein bisschen gewöhnungsbedürftig!). Ich stehe also in der Zimmermitte und schaue mich um. Von hier aus kann ich die ganze Wohnung einsehen, durch die Flügeltür vor mir übersehe ich das Wohn-Schlafzimmer, durch die andere blicke ich über den kaum mehr als einen Quadratmeter großen Flur in Bad und Küche – na ja, in der Küche seh ich nicht weit, aber immerhin. Und wenn ich mich umdrehe, schaue ich durch die Balkontüren auf das immer noch grüne obere Drittel einiger Bäume auf dem Rudolfplatz. Darüber Himmel.

Nichts Besonderes also. Und plötzlich: Glück! Eine Welle aus Wärme, Licht und Leichtigkeit, die Erdenschwere scheint weniger zu werden. Dafür erhöht das Herz seine Temperatur (Liebe brennt, im Moment ist es ein warmes, angenehmes Glühen), während ich – weder schwebend noch nicht schwebend – ein wenig umher gehe. Im Gehen ist die Leichtigkeit noch weit präsenter, jede Zelle freut sich, nicht so schwer zu sein. Ich registriere, dass ich erstaunlich enspannt bin, obwohl doch ein typischer Sitztag ohne gesunde Pausen hinter mir liegt.
Prompt wundert sich etwas, ein Fragen will anheben – aber ich kann mich noch mal bezähmen und schaue in die verschiedenen Räume, ohne etwas Bestimmtes ins Auge zu fassen. Freue mich einfach über die Ein- und Überblicke, die Helligkeit überall.

Mein Körpergefühl nähert sich dem Optimum und ich registriere nun auch die innere Ruhe. Keine Angst. Kein Sehnen. Wie wunderbar! Der Atem vertieft sich, wodurch das Empfinden auf allen Ebenen intensiver wird. Noch mehr Wärme, Licht und Leichtigkeit, noch mehr Gefühl im Herzen – ich gehe wieder in die Küche und wasche mir die Hände mit kaltem Wasser, gehe sogar aufs Klo, aber es ändert sich nichts. Stabiles Glück, kaum aushaltbar!

Es steigert sich, indem ich es bemerke. Doch gleichzeitig setzt sich das Fragen durch: Wieso fühl ich mich jetzt so? Gibt es einen Grund? Was soll ich jetzt damit machen? Wohin mit dem Glück? Ist es teilbar, mitteilbar, übertragbar? Es gelüstet mich nach einem Akt der Liebe, ein Verlangen, mich zu verströmen setzt ein. Geliebte Menschen kommen mir in den Sinn, doch mein Geist lehnt sie als potenzielle Adressaten für den Moment ab. Sie sind zu wenig bedürftig, ich will doch nicht Eulen nach Athen tragen! Also weiter. Wie ein Suchscheinwerfer leuchtet mein Denken die Ebenen des Seins aus, um eine Anwendung, eine Augabe, einen Auftrag zu erkennen. Das ist der Moment der Projektideen, mehrere gleichzeitig strengen sich jetzt redlich an, den Augenblick des Glücks für ihre Wiedervorlage zu nutzen. Wenn ich mich zu einer von ihnen bekenne, fällt mir jetzt ein, werde ich gleich nach rechts Richtung Schreibtisch gehen und mich wieder auf den Stuhl vor den Monitor setzen. Meine „Grundeinstellung“, Klinger default. Bei aller Liebe, dazu hab‘ ich grad keine Lust!

Was also tun? Ich gehe weiter umher, ziehe auch mal größere Kreise durch alle Räume – soll ich vielleicht raus gehen, einen Spaziergang machen? Ich trete auf den Balkon und sehe hinunter auf die Straße. Es dämmert, der Abend ist kühl und feucht, der Himmel wolkenverhangen. Nichts zieht mich dorthin. Aber wie wunderbar, dass ich von hier aus so weit sehen kann! Der unverstellte Blick in alle Richtungen war ein wichtiger Grund, diese Wohnung zu nehmen. Mein momentanes Befinden kann daher allerdings nicht rühren. Schließlich hab ich diesen Ausblick immer, nicht aber dieses Glücksgefühl.

Habe ich es denn? Nein, es hat mich. Ich kann mich nur wundern und dumme Fragen stellen, nach Ursachen forschen und mögliche Wirkungen abwägen – ich? Warum sage ich zu den Gedanken, die unabweislich von selber kommen, „ich“, wogegen das Gefühl und die Empfindungen als ein „Zustand“ betrachtet werden?

Tu ich ja nicht! In dem Moment, in dem es gelingt, diese Gedanken loszulassen, BIN ich es. Bin dieses innere Brennen, diese Wärme, Helligkeit und Leichtigkeit. Bemerke es, es intensiviert sich, der Atem vertieft sich, ich gehe weiter umher. Unruhiger jetzt. Will teilen, mich verströmen, vielleicht hinaus gehen, irgendwohin, wo Menschen sind. Doch gleichzeitig will ich auch nicht. Es gibt ja nichts zu sagen. Ich weiß keinen „Weg“ zu diesem Glück, es hat mich überfallen. Aber sie würden versuchen, mich in ihre aktuellen Klagen einzubeziehen und wären sauer, wenn das nicht gelingt. Mit Liebe kann die Welt nicht viel anfangen.

Soll ich etwas schreiben? Nein!!! ICH WILL NICHT vor dem PC sitzen, jetzt nicht. Ich gehe weiter umher. Scanne meinen Körper und spüre nach, was eigentlich mit meinen drei chronischen Zipperlein los ist, aber oh Wunder, nichts nervt! Nicht, dass ich plötzlich gesundet wäre, aber irgendwie ist alles gut, wie es ist. Die Entspannung und Wärme überstrahlen bei weitem die kleinen Reste gewohnter Missempfindungen, ich muss richtig nach ihnen suchen – bin ich eigentlich verrückt? Warum SUCHE ich das Unangenehme, warum stelle ich das Glück laufend in Frage?

Mein Denken beginnt, mir auf den Keks zugehen. Soll ich es überschreiben? Etwas lesen? Eine Zeitung – oder vielleicht eine Mailingliste? Dafür müsste ich an den PC, das fällt also aus. Doch auch nach Gedrucktem gelüstet es mich nicht, wie ich merke. Ich will jetzt nichts wissen, meine Stimmung braucht nicht weiter gehoben zu werden, ich brauche keine Infos und muss nicht erbaut werden. Auf Geschichten aus fremden Leben, echten oder erdachten, hab ich erst Recht keine Lust – allenfalls könnte ich jetzt so was wie „die Meißelschrift vom Glauben an den Geist“ lesen, aber auch sie interessiert mich im Moment nicht. Ich brauche keinen mentalen Input, will eigentlich nur, dass die bereits vorhandenen Gedanken mit ihrem langweiligen Fragen und Rechnen, ihrem Suchen nach Gefahr und Widrigkeiten, nach Aufgaben und Gründen endlich aufhören.

Ich will nicht denken, sondern leben. Aber was heißt das – jetzt zum Beispiel?

*

All das kann ich nicht lange ertragen. Das Befinden neigt dazu, in Ekstase und Euphorie überzugehen, bei steigender Unruhe. Ich tue dann in der Regel etwas Drastisches, um die Situation zu verändern, koche mir was und esse zuviel, oder lege mich in die heiße Badewanne. Oder ich gehe wirklich raus, vielleicht einkaufen, vielleicht einen Besuch machen, Leute treffen (womöglich das Glück in ein paar Glas Wein ertränken…) – was immer ich tue, es ist eine Art Scheitern, ein unangemessener Umgang mit etwas, mit dem ich nicht zurecht komme, obwohl es doch das Allerwundervollste ist.
Glück eben.

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Claudia am 24. September 2003 — Kommentare deaktiviert für Wie ich schreiben lernte

Wie ich schreiben lernte

Ich schreibe. Nicht für „Bewusstheit und Selbsterkenntnis“, nicht um als Autorin unsterblich zu werden, nicht fürs Geld verdienen, nicht um mich meiner selbst zu vergewissern, nicht um mein Publikum zu unterhalten oder gar die Welt zu retten – ich schreibe einfach. Alles das ist vielleicht zeitweise im Kopf, im Gefühl intendiert, aber in Wahrheit schreibe ich einfach nur. Weil ich es gelernt habe. Nicht als „Methode“ mit Werten und Kriterien, sondern als „Geste“. Weiter → (Wie ich schreiben lernte)

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Claudia am 17. September 2003 — Kommentare deaktiviert für Frei vom Anderen, frei vom „Damals“

Frei vom Anderen, frei vom „Damals“

Seit ich alleine wohne, verändert sich mein Leben in staunenswerter Geschwindigkeit. Die Einheit zwischen Leben, Arbeiten, Geld verdienen und über all das schreiben, die über lange Zeit Bestand hatte, gibt es nicht mehr: ich hab sie einfach auseinander fallen lassen, mich sogar begeistert an der Demontage beteiligt. Nun liegen alle Teile unverbunden herum, neue sind hinzu gekommen und ich bin gespannt, welche neue Gestalt das alles noch annehmen wird.

Gespannt? Ja, schon, aber es ist nicht mehr so, dass ich einfach nur zusehe, was „sich ergibt“. Im Frühjahr hab ich beschlossen, in Zukunft mit dem, was mir am meisten Freude macht, auch Geld zu verdienen. Ich will nicht mehr (bzw. immer weniger) Brotarbeit leisten, um freie Zeit für „das Eigentliche“ zu haben, wobei das „Eigentliche“ recht formlos und spontan bleibt und selten zu dem Niveau heran reift wie meine bezahlten Dienstleistungen.

„Im Auftrag“ zu arbeiten, so richtig mit Termin und konkretem Ziel, bedeutet innere Sammlung, Konzentration, Mobilisierung aller Fähigkeiten und natürlich Anstrengung. Dieser Anstrengung entspricht am Ende die Freude über das Werk und das verdiente Geld. Warum sollte diese „High Performance“ immer nur im Dienste Anderer stehen, deren Aktivitäten unterstützen, fremden Werken und Unternehmungen dienen? Womit ich nicht sagen will, dass ich keine Lust zum Dienen hätte, im Gegenteil: gerade das fühlt sich am stimmigsten und glückbringendsten an, wenn man das „Ureigene“ als Beitrag in die Welt setzt und es tatsächlich Menschen gibt, die etwas davon haben und denen es etwas wert ist.

Gedacht hab‘ ich das lange schon, aber nichts gemacht. Dazu brauchte es tatsächlich das alleine Wohnen: es bewirkt eine radikalere Art, auch innerlich mit sich alleine zu sein. Nicht mehr „der Andere“ steht stets bereit, zu sagen, was gut und richtig, was angesagt und überflüssig ist, sondern ich muss es selber tun. Das ist keine nachträgliche Kritik an meinem Ex-Lebensgefährten, denn JEDER Andere sagt bereitwillig diese Dinge. Jeder Mensch gibt das je Eigene nach außen und vertritt es als das Richtige. Und es ist ja so leicht, da zuzuhören, die eigenen Impulse nicht ganz ernst zu nehmen! Der konkrete Andere ist „die Welt“, er begegnet mir als Realität, als Tatsache, wogegen ich mir selber immer als „unfertig“ vorkomme, ständig im Fluss. Ich kann jederzeit umdenken, stelle mich selber ständig in Frage, springe von Idee zu Idee, von Verlangen zu Verlangen, von Meinung zu Meinung, wogegen der Andere einfach so sagt, was Sache ist. Er mag innerlich ebenso unsicher sein wie ich, allein der existenzielle Unterschied zwischen „Ich“ und „Du“ bedingt dieses Erleben.

Nun sind alle „Anderen“ gleich weit von mir entfernt, zumindest empfinde ich das im Alltag so. Ich kann mich sammeln, bleibe automatisch länger bei meinen jeweiligen Ideen und Vorhaben und erlebe, wie es ist, alle Entscheidungen alleine zu treffen und zu verantworten. Dabei ist mir erst richtig bewusst geworden, wie sehr ich das im bisherigen Leben vermieden habe! Zwar war ich immer schon recht aktiv und unternehmungslustig, aber ich brauchte Andere, die gemeinsam das Entscheiden besorgten. In einer Gruppe habe ich kein Problem, meine „Sicht der Dinge“ durchzusetzen, bzw. dies zumindest zu versuchen. Wenn es gelingt, wenn das, was ursprünglich allein meine Idee war, sich als Gruppenbeschluss durchsetzt, gibt’s auch kein „Problem“ mehr: sie haben es geprüft und für gut befunden, jetzt muss ich es nicht mehr alleine verantworten, mir mögliche negative Folgen und schlechte Ergebnisse nicht alleine ans Bein binden.

Die Gruppen hatte ich lange schon hinter mir gelassen, doch zumindest brauchte ich EIN Gegenüber! Einen Auftraggeber, der weiß, was er will. Einen Co-Worker pro Projekt, der mit mir entscheidet, was wir jetzt machen. Und im Privatleben EINEN Gefährten, sicherheitshalber einen, der „im Prinzip nichts will“, denn schließlich wollte ich frei sein, mich nicht groß anpassen müssen, gar einem fremden Willen unterwerfen. Eine Illusion, wie ich im Nachhinein sehe, denn ich habe mich ans „Nichts -Wollen“ angepasst.

All das hab‘ ich gewählt, weil ich es brauchte, weil ich es so wollte, ohne mir ganz klar zu sein, aus welchen Antrieben oder Verweigerungen heraus es geschah.

Und jetzt bin ich also allein! Folge meinen Impulsen, treffe Entscheidungen, mache wieder Pläne, setze um, was ich für gut und erfolgsversprechend halte und tatsächlich: es geht! Es macht sogar ungeheuer Spaß, wenn ich mich auch immer wieder frage: Ist das jetzt richtig? Darf ich das? Sollte ich das? Kann ich das?

Ich kann, darf und sollte auf jeden Fall weit mehr, als ich bisher glaubte. Da mögen Rückschläge kommen, Misserfolge und mancher Ärger: im eigenen Leben sitze ich nicht nur in der ersten Reihe, ich gestalte auch das Stück selber, das gespielt wird. Eigentlich eine verdammt banale Erkenntnis, aber wie langwierig, sie auch wirklich zu leben!

Die Last der Vergangenheit abwerfen

Ebenso schwierig wie die Befreiung vom „schützenden Anderen“ ist die Loslösung vom eigenen „Meinen“. Ich bemerke einen ungeheuren Wust von Meinungen über mich selbst, die ich in etlichen Jahrzehnten angesammelt habe. Die sind zustande gekommen aus Situationen heraus, aus leid- oder freudvollen Erfahrungen, in denen ich mich so oder anders verhielt und daraus dann meine Schlüsse zog, ein Selbstbild aufbaute. Ich will jetzt nicht mit Beispielen langweilen, nehme nur eine typische Schiene, die viele kennen und selber erleben: der Blick in die Kindheit. Immer wieder höre ich Menschen sagen „Ich bin so, weil…“, und dann folgt irgend eine Traumatisierung oder andere, weniger drastische Formungserlebnisse, die als Erklärung für das „Jetzt“ dienen soll, bzw. als Rechtfertigung für eine Einschränkung im Heute.

Nichts dagegen, das alles anzuschauen! Es ist erhellend, die Traumatisierungen, Indoktrinierungen und Konditionierungen zu erkennen, seien sie aus der Kindheit, der Jugend oder der heutigen Gesellschaft. Aber muss das heißen, daran kleben zu bleiben? Bin ich denn ein Stein, von Bildhauern geformt, mit denen sich nicht diskutieren ließ, und heute „fertig“, unveränderbar, leider SO und nicht anders geworden? War ich denn nicht auch schon „damals“ durch mein Denken und Meinen an der Art beteiligt, WIE ich die Realität erlebte? In welcher WEISE zwingt mich Vergangenheit JETZT? Inwiefern ist sie heute „real“, wirk-lich, wirksam?

Sie ist „da“ als mein Gedanke, als Erinnerung, die sich sogar fortlaufend verändert, je älter ich werde, denn meine Einsicht und meine Bewertungen ändern sich. Und sie wirkt fort im Körper: bestimmte Erlebens- und Verhaltensweisen bedingen bestimmte Muskelverspannungen und Körperhaltungen, die dazu neigen „chronisch“ zu werden. Der eine geht dann gebückt durchs Leben, der andere läuft besenstilartig gerade umher und kann das Becken kaum mehr bewegen. Irgendwann entwickeln sich dann die dem entsprechenden „Krankheiten“.

Müssen wir wirklich immer weiter „an der Vergangenheit kranken“??? Zwölf Jahre Yoga haben mir gezeigt, dass die psychophysische Ebene wieder in ihr natürliches, spontanes Zusammenwirken zurückgeführt werden kann (die heftigsten Veränderungen und Lockerungen spürte ich bereits nach einem halben Jahr!). Aber das alleine reicht nicht, auch im Geist muss ich bereit sein, meine Vorstellungen loszulassen. Endlich damit aufhören, mir immer wieder vorzusagen: Ich bin SO, weil..

Wie? Einfach so. Wenn der Gedanke kommt, glatt ignorieren! Ich staune selbst, wie erfolgreich das ist, aber eigentlich wundert es nicht: So ein Gedanke erhält und mästet sich durch meine Aufmerksamkeit, meine innere Resonanz, mein stetes „darauf Eingehen“. Wenn das ausbleibt, kommt er immer seltener und dann gar nicht mehr. Dafür braucht man keinen Therapeuten und spart jede Menge Geld. Das Einzige, was nötig ist, ist die Entscheidung, es für wahr zu halten, dass das SO funktioniert. Mir persönlich hat schon gereicht, es für möglich zu halten – den Rest besorgt die Erfahrung des Erfolgs.

Der Gedanke allerdings, dass ich jetzt (es ist schon halb elf!) dringlich „was Richtiges arbeiten“ muss, lässt sich nicht wegschicken. Das wird sich erst ändern, wenn auch das Digital Diary einen größeren Anteil an meinem Einkommen generiert – aber keine Sorge, das Lesen wird hier immer kostenlos bleiben!

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