Manchmal bemerke ich an mir eine große Müdigkeit Menschen gegenüber. Sie bezieht sich nur selten auf konkrete Menschen, sondern taucht auf, wenn ich die üblichen Aggressivitäten und Miesepetrigkeiten mitbekomme: Das Insistieren auf je eigenen Interessen und Befindlichkeiten, die volle Blindheit fürs Gegenüber, das Pfauenradschlagen und Abwerten anderer, die Nicht-Akzeptanz anderer Meinungen und Haltungen, das Eintüten in Schubladen und Klischees anhand irgend welcher Details, das Herauspicken von Äußerungen aus dem Zusammenhang und „zur Schnecke machen“ des Redners, das Jammern und Klagen über persönliche Verluste und Umstände, an denen immer andere Schuld sind, der Ruf nach dem Staat bei gleichzeitigem Politiker-Bashing und persönlicher Politik-Abstinenz, die immensen Ansprüche an den Intimpartner, die zunehmende Unduldsamkeit gegen alles Abweichende, die wachsende Unwilligkeit zu solidarischem Handeln, die Überheblichkeit, die anderen sagt, was für sie gut ist und wann sie „im falschen Bewusstsein“ leben, der Scheuklappenblick, der immer nur das möglichst Negative bemerkt, das sich zum Schüren weiterer Streitigkeiten nutzen lässt – alles in allem scheint der Wille, sich in den Anderen zu versetzen und SEINEN Standpunkt, SEINE Möglichkeiten als ebenso wahr und real zur Kenntnis zu nehmen wie den eigenen, langsam aber sicher zu verschwinden. Weiter → (Menschenmüdigkeit)
Diesem Blog per E-Mail folgen…