Thema: Autobiografisches

Claudia am 16. Oktober 2000 — Kommentare deaktiviert für Autobio: Freiheit?

Autobio: Freiheit?

Jeden Tag ereignen sich Momente, in denen ich mich frage: „Und jetzt? Was soll’s? Warum eigentlich? Was bringt das angesichts des Universums?“ Das sind keine bewußt herbeigeholten Gedanken, sie drängen sich unaufgefordert auf, als würde der Arm eines altmodischen Plattenspielers aus der Rille springen. Ich muß ihn dann wieder richtig einlegen, wobei sich jedes Mal die Frage stellt: In WELCHE Rille? Ich kenn‘ doch schon alle Songs, oder nicht? Und dahinter lauert immer wieder das „warum?“.

Wäre ich unter Druck, hätte ich dieses „Luxusproblem“ nicht. Doch seit ich denken kann, lege ich Wert darauf, ein Maximum an Unabhängigkeit zu bewahren, bzw. erst mal zu erkämpfen. Das hat ganz gut geklappt, nicht nur nach aussen (keine Kinder, kein Besitztum, kein 9-to-5-Job), sondern auch nach innen: Änderungen akzeptieren, nehmen, was kommt, möglichst wenig festhängen an Dingen oder Eigenschaften.

Vom Ekel

Dass ich immer mit dieser Präferenz lebte, ist nicht meine „Leistung“, sondern es ist mir eingewachsen durch den Ekel, den ich in der Kindheit spürte, ohne noch ein Wort für ihn zu haben. Bis zum fünften Jahr wohnte ich im Drei-Generationen-Haushalt, in dem meine Großeltern das Sagen hatten. Es war eine Stadtwohnung ohne die Möglichkeit, die Wohnung als Kind eigenständig zu verlassen. Die Konflikte zwischen meinen Eltern und den Großeltern, wie auch zwischen Vater und Mutter, bekam ich heftig zu spüren ohne sie zu verstehen. Ständig konnte die Situation gewittrig werden, es war sehr bedrückend und machte mir Angst. Ich wurde auch oft „umgezogen“, hin und zurück vom Zimmer meiner Eltern in einen Alkoven bei Oma & Opa, je nachdem, wie mein Vater sich gerade aufführte, der des öfteren mittels einer Saufphase gegen seine Machtlosigkeit in dieser Familie rebellierte. Natürlich erkannte ich das nicht, sondern erlebte ihn als gefährliche Katastrophe, die jederzeit uns alle in den Untergang reissen konnte.

Oberflächlich war trotz allem meistens Friede. Ein Friede, in dem ich mich ständig beobachtet und beurteilt fühlte, denn ich war praktisch nie allein. Ich lernte früh lesen und schreiben, denn wenn ich mit meinen Stiften vor dem Papier saß oder in ein Buch schaute, wurde ich in Ruhe gelassen und mußte auch meine geliebte Großmutter nicht fürchten, die mir gelegentlich mit der Polizei, dem Teufel oder dem Schwarzen Mann drohte. Wenn wir dann mal irgendwohin gingen, ohne dass ich wußte, wohin, und ich an der Hand eines Erwachsenen die Treppen ‚runter stieg, überkam mich so ein Gefühl von Übelkeit, als musste ich gleich erbrechen. Es war aber keine vorrangig körperliche Empfindung, es war Ekel, ein zunehmender Ekel vor dem Leben, vor diesem ausweglosen Eingesponnensein in unerklärliche Mechanismen übermächtiger Gestalten, die ich doch liebte. Die Hand, die mich hielt, die Treppen, die vor mir lagen – unausweichlich, ich spürte meine völlige Machtlosigkeit und fand es einfach zum Kotzen.

Ich nehme an, dass mein dominierender Drang nach Freiheit und Unabhängigkeit in diesen Jahren wurzelt. Keine Liebe und kein einzelner Mensch konnte mich vom Ekel befreien, ja, sie hatten gar keinen Begriff davon, wie ich empfand und natürlich konnte ich es nicht in Worte fassen, nicht mal in Gedanken.

Als wir den großelterlichen Haushalt endlich verließen und von Ulm nach Wiesbaden zogen, wurde einiges besser, anderes schlechter. Es gab jetzt einen Hof mit Wiese hinter dem Haus, ich konnte endlich RAUS! Doch traf ich dort auf eine Kinderbande, die mich als Ausländer behandelte – ich will das nicht vertiefen, Kinder sind grausam, das ist ja bekannt. Unsere Familie wurde größer, mit zwei Schwestern teilte ich ein winziges Kinderzimmer, das Leben war völlig verplant, man kann auch sagen, in „geregelten Bahnen“: Im Frühjahr und Herbst der große Familieneinkauf in den Versandhauskatalogen, dann der Sommerurlaub, auf den wir das ganze Jahr hinlebten und sparten, das immergleiche Ritual zu Weihnachten, das mir mit jedem Jahr peinlicher wurde – und gelegentlich die Saufphase meines Vaters, der als Angestellter in einer Bundesbehörde zwischen BAT 9b und 4a vegetierte. Ist ihm wohl recht langweilig gewesen, doch sagte er, ich müsse ihm nachfolgen. Vor seinen Ausrastern schützten jetzt keine Großeltern mehr…

Es wundert nicht, dass mein bewußtes Leben eine stete Bemühung um Befreiung geworden ist: Befreiung von der Familie, von Bindungen und Plänen, von vorgestanzten Tagesabläufen, von allen auf Sicherheit bedachten Gedanken und von einer Arbeitswelt, die mir zu öde schien, um auch nur ein paar Monate dort auszuhalten. In jungen Jahren befreite ich mich auch von den Männern, mit denen ich lange Beziehungen hatte. Obwohl wir immer beide verkündet hatten, heiraten sei völlig out, haben sie doch meine jeweilige Nachfolgerin geheiratet. Es lag also allein an mir, dass unter meiner Beteiligung keine Familie zustande kam.

Heute fühle ich mich so frei und unabhängig, wie man in dieser Welt nur sein kann. Was ich als Grund zum Widerstand mitbekommen hatte, ist vorbei und nicht neu entstanden. Und auch der Gegenentwurf, den ich als Folge meines Widerstandes entwickelt hatte, ist weg, Mitte dreissig nahe der Selbszerstörung endlich zerfallen.

So stehe ich jetzt relativ jung vor dem Nichts. Irgendwie dachte ich nämlich, man brauche sein ganzes Leben bis ins hohe Alter, um letztlich erst im Tod die Befreiung zu finden. Ich meine keine „absolute Freiheit“, wüßte nicht, was das sein soll, sondern die relative Freiheit von den Dämonen, die sich am Kinderbett einfinden und einen mittels Angst und Ehrgeiz durchs Leben treiben.

Und jeden Tag ereignen sich jetzt viele Momente, in denen ich mich frage: „Und nun? Was jetzt? Was soll’s? Warum? Was bringt das angesichts des Universums?“ Ich frage das nicht ernsthaft, es ist nur wie ein Stocken und Stottern in den Abläufen, von deren psychischen Zwängen ich mich ja weitgehend frei gemacht hatte. Und weil das nicht unbedingt angenehm ist und die Prägungen nach wie vor existieren, entfalten die Schrecken meiner Kindheit manchmal verführerischen Glanz: Such dir Familienanschluß, es gibt genug gestresste Eltern, die dich brauchen (mein Schwester zum Beispiel hat 3 Kinder und kaum Geld…). Such dir mehr Bindungen, übernehme mehr Verantwortung, spinne dich ein in Aufgaben, die dich nicht mehr nachdenken lassen über das Warum und Wozu. Das wird dir neue/alte Freuden und Leiden bringen, vor allem aber BEFREIT es von diesen unbeantwortbaren Fragen, von den Lücken in der Motivation, von allen Momenten der Leere.

Essen, wenn man hungrig ist, muss sein; essen aus Appetit macht immerhin Freude. Aber essen, nur weil da ein Gefühl der Leere im Magen ist, macht dick und krank. Es kann also nicht der Weg sein, einfach in das mühsam Abgelegte zurückzufallen, nur weil mir sonst nichts einfällt.

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Claudia am 10. Oktober 2000 — Kommentare deaktiviert für Tauschgeschäfte

Tauschgeschäfte

Vor den Zeiten des Netzes dauerte mein längster Job gut zwei Jahre, eine kleine Ewigkeit. Per Netz arbeite ich nun seit 1996, lange voller Euphorie über die Bequemlichkeit und Effektivität, mit der ich von zuhause aus heute dieses und morgen jenes tun kann. Web-Aufträge dauern nicht lang, dazwischen passen eigene Projekte, bei denen ich tun kann, was ich will. Ein Paradies! So dachte ich lange, sehr sehr lange. Jetzt vergeht das fünfte Jahr, der dritte Computer rumpelt, der zweite Monitor strahlt 19 Zoll breit, der dritte und teuerste Bürostuhl meiner Sitz-Karriere schont meine Wirbelsäule – und seit einem guten Jahr sitze ich sogar in der gewünschten Wohnung auf dem Land. Und jetzt? Weiter → (Tauschgeschäfte)

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Claudia am 02. September 2000 — Kommentare deaktiviert für Die Last der Möglichkeiten

Die Last der Möglichkeiten

Was ist Freiheit? Jenseits allzu philosophischen Tiefschürfens kann man es vorläufig ganz einfach sagen: Die Möglichkeit, zu tun, was wir gerade tun wollen, zu einem Zeitpunkt, den wir selber wählen. Zu jeder Zeit an jedem Ort die Freunde erreichen, von überall aus arbeiten, rund um die Uhr shoppen, etwas lernen, wenn man es benötigt, Service on Demand.

Wir raffen also Möglichkeiten und nehmen alles dankend an, was uns Zeit-Souverainität verspricht. Virtual World wächst in staunenswerter Geschwindigkeit: Im Reich der Texte, Bilder und Bestellformulare ist alles zu jeder Zeit möglich, Ideen und Konzepte sind schnell eingespeist und machen etwas her, es ist leicht, in den Köpfen der Leser (Kunden, Auftraggeber, Fans, Klienten…) ganze Welten von Möglichkeiten entstehen zu lassen und beiläufig die eigenen Schäfchen ins Trockene zu bringen. Ein immer größerer Teil der Arbeitswelt tut nichts anderes und wird dafür besser bezahlt als all die armen Gestalten, die noch im Physischen für 10 oder 20 Mark fünfzig die Stunde zu Gange sein müssen.

Kampf gegen den Stoff

In den Anfängen des Netzes träumte ich davon, dass die Virtualisierung dazu führen könnte, die physische Welt zu entlasten: Weniger Gegenstände, weniger Papier, ganz allgemein weniger Stoff. Leider ist das nicht eingetroffen, im Gegenteil. Durch E-Commerce entsteht mehr Verkehr denn je, ein wachsender Warenstrom wird in immer mehr Fahrzeugen von immer mehr Logistik-Dienstleistern durch die Gegend gefahren. Unrettbar konservativ drucken Menschen noch immer jede Menge aus, stauen es in Ordnern und Ablagen, wo sie es kaum mehr wieder finden, ja, gar nicht finden müssen, denn wer braucht schon den einmal gelesenen Text ein zweites Mal? Die Büromöbel, Regale, Ablagen und Ordner stehen aber herum und werden immer mal wieder erneuert, wie es die Mode ansagt.

Schon seit vielen Jahren kämpfe ich gegen Stoff-Ansammlungen. Das hat damit angefangen, dass ich Anfang der 80ger oft umgezogen bin, zwar immer im selben Stadtteil von Berlin, doch war es trotzdem jedes Mal eine elende Schlepperei. Und jedes Mal eine neue Gelegenheit zu fragen: Brauche ich das wirklich noch? Sollte ich das nicht lieber wegwerfen, um es nie mehr herumzutragen, aufzuräumen, abzustauben und in neue Möbel umzuräumen, die auch immer wieder herumgetragen, abgestaubt und eines Tages entsorgt werden müssen?

Jeder Gegenstand, den ich so mit der Frage „Kann der weg?“ anschaute, zeigte mir ein Stück von mir selbst. Der innere Widerstand, den ich gegen das Wegwerfen spürte, kam nicht aus einer Liebe zu den Dingen, wie sie etwa ein nicht vom Geld motivierter Kunstsammler für ein schönes Bild empfindet, sondern allein aus dem Bestreben, Möglichkeiten zu erhalten: Ich könnte das ja nochmal brauchen, kann doch sein, dass ich das irgendwann nochmal lesen will.

Glücklicherweise war meine Faulheit größer und ich warf fast alles weg. Sogar das „Allerheiligste“ aller Symbolisierer, die Bücherwand, reduzierte ich im Laufe von drei Umzügen auf ca. 150 Bücher, von denen ich meinte, die seien nun wirklich wichtig und unverzichtbar. (Auch von diesen hab‘ ich übrigens höchstens ZEHN noch einmal angesehen!).

Seither bin ich im Physischen recht spartanisch – nicht aus ehrenwert ökologischen, ethischen oder gar spirituellen Gründen, sondern aus Faulheit und weil die Selbstbeobachtung allzu oft gezeigt hat, dass ich die Dinge tatsächlich nicht mehr ansehe, nachdem ich sie gekauft und EINMAL benutzt (oder gelesen, gesehen, ausprobiert) habe.

Konsequent meide ich heute alle Schenk-Termine und wenn ich plötzlich den Wunsch spüre, etwas unbedingt haben zu wollen, warte ich grundsätzlich 24 Stunden ab, oder – bei größeren Anschaffungen – bis zu vier Wochen, um zu sehen, ob sich der Wunsch hält. Meist ist das nicht der Fall, wenn aber doch, dann zeigt sich wieder das Übliche: ich probier es aus und stell es dann in eine Ecke, die später wieder als Aufräumproblem ins Bewußtsein tritt. Kaufen und gleich weiterschenken ist manchmal die Lösung, doch fühle ich mich nicht gut dabei, denn der Beschenkte weiss ja nicht, dass ich nicht vorrangig ihm, sondern MIR etwas Gutes tue.

Trotz aller Abbau- und Vermeidungs-Haltungen steht hier für mein Empfinden immer noch zuviel Zeug: Von den ca. 200 Büchern im Regal könnten 150 weg, die 30 Aktenordner wären auf 10 zu reduzieren und die ca. 15 Schuber mit Fotos, Texten, Werken haben keinen anderen Zweck, als zu dokumentieren, dass es mich gegeben hat, dass ich in der Welt etwas geleistet habe. Brauche ich das?

Nein. Und wieder nicht aus ehrenwerten Gründen, sondern einfach deshalb, weil meine Werke und Leistungen mittlerweile in Virtual World ausreichend dokumentiert sind, sich dort spreizen wie eitle Pfauen und von mehr Menschen gesehen werden, als je in diesem Leben an meinen Regalen vorbei kommen könnten, selbst wenn ich sie an einer Bundesstrasse aufstellen würde.

Virtueller Ballast

Es ist also eine Täuschung, zu glauben, mit dem (schlecht & recht) erfolgreichen Kampf gegen den Stoff sei alles erreicht: Im leeren Zimmer mit den wenigen funktionalen Möbeln steht dominant das Gerät, in das alles verschwindet und doch nicht verschwindet, wie in ein schwarzes Loch! Je „weniger“ ich im physischen repräsentiert bin, desto größer wird mein virtueller Kosmos. Damit meine ich nicht nur Webseiten, Domains, laufende Projekte und künftige Vorhaben, sondern ebenso Beziehungen, Verpflichtungen, Abonnements, Beteiligungen, Kooperationen, Mitgliedschaften. Dabei sein ist alles, die Chancen scheinen unendlich, ich horte Möglichkeiten, nach wie vor.

Doch seit einiger Zeit spüre ich die Last, die auch diese Form von Besitz und Verstrickung bedeutet. Das Erhalten von immer mehr Möglichkeiten kostet Zeit, die man mit schlichter Verwaltungsarbeit verbringt. Kleine Pflichten (Kontakte, Rechnungen, Reklamationen, Konten, Sortierarbeiten, veraltete Links…) summieren sich zu einem Wust von Dingen, mit denen man sich doch eigentlich nie befassen wollte. Zeit-Souveränität? Aber sicher: Ich kann das alles machen, wann ich will, aber ich muss es machen! Und Geld kostet es auch: Ich zahle für Domains, die ich nicht nutze, habe Zeitungen abonniert, die ich nicht mehr lese, verfüge über Netz-Zugänge, die ich seit der Flatrate nicht mehr brauche, aber noch immer nicht gekündigt habe.

Auch hier ist also Abbau angesagt, wenn ich nicht von alledem aufgefressen werden will. Man lässt das ja lange geschehen, solange man noch unbewusst glaubt, ewig zu leben. In der zweiten Lebenshälfte wird aber immer deutlicher, dass die Zeit begrenzt ist. Dass es nicht darauf ankommt, für die Zukunft 1000 Möglichkeiten zu erhalten, sondern den Augenblick genießen zu lernen. Ich bin froh, dass mir das „schon“ mit 46 klar ist und nicht erst mit 60 oder 80, und zudem glücklich, mich nicht in die üblichen Kredite, Vermögen, Hausbau-Aktivitäten oder Unternehmensgründungen verstrickt zu haben, die so viele Menschen gefängnisartig binden, die damit doch ursprünglich nur ihre Möglichkeiten erweitern wollten. Alles, was ich angehäuft habe, ist recht leicht abbaubar – wenn es auch jedes Mal eine Überwindung kostet, eine „Möglichkeit“ zu verabschieden. Die „Freiheit von“ ist schwerer zu erringen als die so nahe liegende „Freiheit zu“.

Es geht voran, aber langsam. Diese Woche immerhin zwei Abos gekündigt! Und die bisher ungenutzte Domain medienverdrossen.de hab‘ ich abschalten lassen, damit sie keine monatlichen Kosten verursacht. Ganz aufgeben konnte ich sie aber noch nicht: Ist doch eine tolle MÖGLICHKEIT, mal die Aufmerksamkeit der Medien zu versammeln, falls ich das mal wieder für irgend etwas brauche….

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Claudia am 18. August 2000 — Kommentare deaktiviert für Wünschen & wollen

Wünschen & wollen

Seit gut einem Jahr wohne ich nun hier in „Schloß Gottesgabe“. Mein in den letzten Jahren Berlin stärker gewordener Wunsch nach einem Leben auf dem Land ist auf bestmögliche Weise erfüllt. Es war kein romantischer Wunsch. Ich fand es einfach schrecklich, nur dreimal im Jahr die Metropole zu verlassen und „die Jahreszeit zu besichtigen“. Von Kreuzberg aus musste man in jede Richtung mehr als eine Stunde fahren, um überhaupt den Stadtrand zu erreichen: nicht lohnend, wenn das Wetter nicht stabil ist, wenn man nur eben mal Luft schnappen oder eine grüne Wiese sehen will, die nicht völlig „übernutzt“, sprich vermüllt ist. Das ewige Dröhnen des Strassenverkehrs: Niemals Stille! Heute scheint es mir schon unvorstellbar, wieder in diesen Verhältnissen zu leben. Und wenn ich nach Berlin ‚reinfahre, hab‘ ich erstmal zwei Stunden Kopfschmerzen und leide unter dem Stadt-Smog. Weiter → (Wünschen & wollen)

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Claudia am 01. August 2000 — Kommentare deaktiviert für Die Farbe der Angst

Die Farbe der Angst

Im Forum schrieb Andreas K. zum Stichwort „Schwarze Stimmung“:

„Claudia, ist es möglich, daß Du wie ich unter einer ganz speziellen Angst leidest – der Angst vor dem (vorerst relativen) Alter? Ich „ertappte“ Dich in Deinen Artikeln jetzt schon zum zweiten Male bei Formulierungen, die mich zu dieser Annahme verleiten, und ich fürchte, da haben wir etwas gemeinsam – ich habe etwas Angst vor dem Ende der Jugend.“

Weiter → (Die Farbe der Angst)

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Claudia am 25. Juli 2000 — Kommentare deaktiviert für Kind sein

Kind sein

Es schüttet. Von meinem Fenster aus sehe ich die Zelte einiger Schloßbesucher, die nach dem Fest am Samstag noch ein paar Tage bleiben wollten – ob sie dem wohl Stand halten?

Regen, Schlosswiese

Die schönste „unwichtige Kleinigkeit“ an der Maisonette-Wohnung hier ist ein Oberlicht in der Diele, auf das der Regen hörbar prasselt, durchsichtiges Hartplastik. Fast wie im Zelt – nur ohne die Nachteile! Zelten hat mir früher sehr gefallen, meine Eltern leisteten sich ab 1963 einen Camping-Urlaub in Italien. Es war das große Abenteuer, auf das unsere Familie das ganze Jahr hinlebte – besonders für mich, denn in diesen vier Wochen konnte ich tun und lassen, was ich wollte, niemand kümmerte sich um mich. Weiter → (Kind sein)

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Claudia am 04. Juli 2000 — Kommentare deaktiviert für Selbstdarstellung im Web

Selbstdarstellung im Web

„Immer wenn ich auf Deine Seiten komme (gestern z.B. im Forum) und dann sehe, wie Du Dich präsentierst, sagt mein erster Reflex: Meine Güte, ein bisschen selbstdarstellerisch ist sie schon. Auf der anderen Seite: Na und? Es ist persönlich und individuell statt abstrakter Clip-Art. Ich kann dazu nur sagen, dass jede Seite meiner Domains, auf denen ich was ÜBER mich schreibe, ein Zugeständnis an die Tatsache ist, dass ICH SELBST auch gerne was vom Menschen sehe – aber wohl fühle ich mich nicht dabei“.

Besser – und zudem so freundlich – könnte man das Spannungsfeld, in dem sich nicht nur meine Art persönlichen Webpublishings bewegt, kaum auf den Punkt bringen! Ich danke dem Schreiber für den guten Aufhänger, das Thema hat es in sich: ich sinne ihm denkend, schreibend, publizierend und experimentierend seit Jahren nach. Weiter → (Selbstdarstellung im Web)

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Claudia am 30. Juni 2000 — Kommentare deaktiviert für Consumed

Consumed

„Du suchst Musik, die dich berührt?“ hatte er gefragt. Ja, und ich bin es lange schon satt, mir für’s „berührt werden“ zehn bis 25 Jahre abgehangene Oldies anhören zu müssen. Sentimentale Besuche in den Sound-Museen der eigenen Vergangenheit langweilen mich. Selbst wenn ich niemals davon loskomme, wie ein Automat auf Stücke wie „I ‚ve got life“ (aus dem Musical „Hair“) oder „Avalance“ von Leonard Cohen mit einchlägigen Gefühlen zu reagieren, ödet es mich doch schon an, während es geschieht. Also lebe ich seit den Zeiten der neuen deutschen Welle mangels Alternative in musikalischer Stille. Weiter → (Consumed)

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