Thema: Alltag

Claudia am 12. November 1999 — Kommentare deaktiviert für Lasst Millionen wilde Blumen blühen!

Lasst Millionen wilde Blumen blühen!

Heute morgen liegt Reif über der Landschaft und alles ist winterlich weiß, auch die Wiese hinter dem Schloß. Bald wird das letzte Laub verschwunden sein und ich werde durch das Wäldchen hindurch sehen können. Wie schnell das alles geht! Um halb sechs abends ist es bereits stockdunkel und ich erinnere mich, daß ich in Berliner Zeiten immer fragte: was treibt das Landvolk wohl an diesen langen Abenden? Nichts, weiß ich jetzt. Ich gehe immer früher schlafen und wundere mich, daß es in der Stadt selbstverständlich war, auch winters die Nacht zum Tage zu machen, zumindest bis Mitternacht zu lesen, fernzusehen, zu arbeiten, oder auszugehen. Es ist, als hätte die allgemeine Wachheit einer großen Zahl Menschen zur Folge, daß man ebenfalls wach bleibt. Und hier ist die „Menschendichte“ sehr gering und also fällt man in den Schlaf, sobald es lange genug dunkel ist.

Bis zum Jahresende hab‘ ich mir ‚frei‘ genommen: Aufträge und kommerzielle Arbeiten auf ein Minimum heruntergefahren. Jetzt ist also Platz für eigene Aktivitäten: Die Schloß-Gottesgabe-Site macht mir große Freude, ich bin geradezu in einen Design-Rausch verfallen und lerne auch mal wieder etwas Neues. Dann (es kann sich nur noch um Tage handeln) kommt endlich mein Lehr-Projekt, das ich schon lange plane und zu dem es mich immer stärker hinzieht: Ich werde – zusammen mit einem Kollegen, der vom Journalismus kommt – das Thema „Schreiben für das Internet“ didaktisch aufbereiten. SCHREIBEN ist der Ausgangspunkt und NICHT Design, Grafik, HTML, Netztechnik – obwohl all das natürlich eine Rolle spielen wird, ausnahmsweise aber mal eine DIENENDE!

Noch immer gilt: Selber machen geht!

Durch die Professionalisierung des Webdesigns entsteht mehr und mehr der Eindruck, mensch könne nicht selber dem Medium entsprechend die eigenen Inhalte veröffentlichen, ohne riesigen Aufwand an Zeit und Geld. Die Rede vom „Webseiten programmieren“ hat sich etabliert und damit auch der Abschreckungsfaktor, der dem Wort PROGRAMMIEREN schon immer anhing, gerade für Leute, die eher mit Texten als mit Technik umgehen. Doch genau wie dereinst lesen & schreiben gehört heute „Medienkompetenz“ zu den Schlüsselfähigkeiten, ohne die bald niemand mehr ein Bein auf den Boden der (nicht nur Erwerbs-) Gesellschaft bekommen wird. Millionen neue „User“ kommen ins Netz, doch wird es ihnen alles andere als leicht gemacht, die Chancen und Gefahren richtig einzuschätzen und vor allem, es FÜR SICH zu nutzen, jenseits der platten Möglichkeiten des E-Commerce.

1996, als ich meine ersten Seiten baute, ging das noch leicht, die Webgemeinde war klein, der kommerzielle Bereich dominierte noch nicht und die Idee „selber machen“ lag nahe. Doch wer heute ins Netz kommt und – natürlich! – erstmal die in der Printpresse besprochenen Webseiten absurft, kommt nie auf die Idee, sowas läge im Bereich eigener Möglichkeiten – etwa so wenig, wie die Möglichkeit, ein eigenes Fernsehprogramm zu starten. Doch, entgegen dem ersten Anschein, ist genau diese Möglichkeit die zentrale Neuerung des Netzes, und nach wie vor ist das machbar, ja sogar immer besser machbar, denn es gibt unzählige Hilfen, Programme und Mailinglisten, die das ‚webben‘ erleichtern. Und wo heute nur Text und Bild und ein paar Animationen die Mittel des Ausdrucks sind, werden es morgen auch bewegte Bilder sein – ich bin mir sicher, daß in einigen Jahren auch das „eigene Fernsehprogramm“ aus vielen Homepages herauswachsen wird, schließlich gibt es eine riesige Szene engagierter Hobbyfilmer.

Jede Minute, die DU hier in diesem Diary liest, geht einem Printmedium oder einem Fernsehsender (oder einer E-Commerce-Site) verloren – klar, daß der kommerzielle Sektor darüber „not amused“ ist und über den „vielen Schrott“ im Netz lästert. Sollen sie lästern, der Leser liest doch, was er lesenswert findet! Ich möchte, daß VIELE Schreiber zu Webgestaltern werden, daß Millionen wilde Blumen neben den aufwendigen Züchtungen stehen – genau wie in der ‚realen‘ Pflanzenwelt!

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Claudia am 04. November 1999 — Kommentare deaktiviert für Zahn um Zahn

Zahn um Zahn

Wir sterben nicht von jetzt auf gleich, sondern Stück für Stück. Wenn es „nur“ ein Zahn ist, der vorzeitig verlustig geht, denkt normalerweise niemand ans Sterben, höchstens ans Ersatzteil und seine Kosten. Vielleicht ist es der November, der mich so denken läßt, draußen hängt dicker Morgennebel und macht die Welt fast unsichtbar – irgendwann wird sie ganz verschwinden, genau wie der Zahn! Weiter → (Zahn um Zahn)

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Claudia am 29. Oktober 1999 — Kommentare deaktiviert für Schloss Gottesgabe im Herbst (viele Bilder)

Schloss Gottesgabe im Herbst (viele Bilder)

Nun wohne ich dreieinhalb Monate hier und bin jeden Tag aufs Neue entzückt und dankbar, hier leben zu können. Und nicht nur im Sommer und bei Sonne macht es Freude, nein, auch diesig-verhangene Tage, ganz allgemein das sich schnell verändernde Wetter, Nebel, Regen, das Absterben der Natur: es ist schön, das hautnah mitzubekommen, einfach raustreten zu können und mitten drin zu stehen. Weiter → (Schloss Gottesgabe im Herbst (viele Bilder))

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Claudia am 23. Oktober 1999 — Kommentare deaktiviert für Ausflug ins Real Life?  

Ausflug ins Real Life?  

„Real Life ist auch nur ein Fenster unter mehreren – und nicht einmal mein Bestes!“ WER diesen denkwürdigen Satz gesagt hat, ist mir entfallen, doch ich erinnere mich noch gut, daß er 1996 euphorisch durch die Drähte geflüstert wurde. Der NetHype schwappte gerade von USA herüber: virtuelle Welten, der Cyberspace, neue, unendliche Weiten öffneten sich der Eroberung und wer schon einen Anschluß hatte, gehörte zur Avantgarde. Alle waren nett zueinander! Weiter → (Ausflug ins Real Life?  )

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Claudia am 14. Oktober 1999 — Kommentare deaktiviert für Eine kurze Reise

Eine kurze Reise

Heute fahr‘ ich zu meiner Family nach Wiesbaden (Mutter, Schwestern, Familie und WG der Schwestern). Es wird erfahrungsgemäß eine stressige aber fröhliche Unternehmung. Ich freu‘ mich drauf, es ist eine wunderbare Abwechslung vom Leben vor dem Monitor. Montag geht’s dann weiter nach Essen, zu einem Freund und Kollegen, mit dem ich ein Projekt entwickle: etwas NÜTZLICHES! Was, das verrate ich noch nicht!

Am 21. abends bin ich zurück.

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Claudia am 11. Oktober 1999 — Kommentare deaktiviert für Oh diese Gegenstände!

Oh diese Gegenstände!

Gegenstände sind Objekte, die sich mir entgegen stellen, ja, entgegen werfen, in ihrer harten Materialität nicht mit sich reden lassen – und allzu oft sind sie plötzlich weg!

Immer schon war ich etwas schusselig in Bezug auf die konkrete Dingwelt. Merke mir nicht, wo ich etwas hingelegt habe. Ich suche nach dem Feuerzeug, nach der Rechnung von Christine, nach meinen Hausschuhen, dem Autoschlüssel, dem Stadtplan, dem KFZ-Schein und sogar nach meinem Schlüssel, obwohl ich den – im Prinzip! – mittels Kette und Karabinerhaken an der Handtasche befestigt trage, für alle Fälle. Weiter → (Oh diese Gegenstände!)

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Claudia am 08. Oktober 1999 — Kommentare deaktiviert für Spielzeit und Herbstwinde

Spielzeit und Herbstwinde

Freie Zeit! Mir kommt es vor, als wäre es Jahre her, daß ich das zum letzten Mal hatte – wie jetzt. Zwar liegen noch Nacharbeiten zum aktuellen Auftrag an, aber der Druck ist raus. Und ganz langsam merken die einzelnen Bestandteile, aus denen sich ein Mensch zusammensetzt, daß es jetzt wieder lockerer zugeht – komisch, daß das bis zu zwei, vielleicht drei Tagen dauert. Weiter → (Spielzeit und Herbstwinde)

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