Claudia am 08. Dezember 2022 —

Warum ich grade wenig blogge

Gerhard merkte in den Kommentaren an, dass ich hier „reichlich wenig mache“. Stimmt, seit dem 23.November habe ich hier nichts mehr verlautbart. Natürlich folgte daraufhin der Verweis von Bo, bloggen sei schließlich freiwillig und kein Zwang. Auch das stimmt. Immerhin fragt Gerhard nach dem Warum – und fragen ist ja durchaus erlaubt! :-) Zudem ist es auch irgendwie nett, wenn man vermisst wird, oder etwa nicht?

Gerhard hat es leicht mit dem Bloggen. Er hat nicht nur ein, sondern sogar zwei Hobbys, die richtig was zum Zeigen hergeben: Keramik und Makrofotografie. Deshalb gibts auf seinem Blog „Kopf und Gestalt“ sehr häufig Neues zu sehen. Mein einziges Hobby, der wilde Garten ist dagegen im Winterschlaf und hat zudem ein eigenes Blog, in dem die gärtnerischen Inhalte landen.

Zu den „großen Themen“ wie Ukraine, Klimaproteste, Inflation etc. zu bloggen, fehlt mir derzeit jede Motivation. Dazu wird aus dem gesamten Meinungsspektrum derart viel geschrieben, dass jeglicher Beitrag meinerseits vor allem eines wäre: Überflüssig!

Regelrecht angeödet bin ich von der noch häufiger geübten Praxis, über Personen und ihre Äußerungen zu lamentieren. Was jemand wieder mal Skandalöses gesagt hat oder wie übel es doch sei, dass er oder sie zu diesem oder jenem schweigt: Ich kanns nicht mehr ertragen und meide diese Art Schlagabtausch, wo ich kann.

Was mich auch phasenweise davon abhält, zu schreiben, ist die große Bereitschaft, Äußerungen falsch zu verstehen. Sage ich A, B, und C, wird mir unterstellt, ich meinte auch D, E und F – und darauf wird dann reagiert. Es gibt offenbar „Meinungscluster“, die dazu führen, dass Menschen nurmehr in zwei Töpfe sortiert werden: ‚Nazi‘ oder ‚woke Blase‘. Um das zu vermeiden, müsste ich Texte extrem verlängern durch relativierende Sätze und Distanzierungen wie „damit meine ich nicht, dass…“ – für mich schlecht machbar, weil ich eh schon zum längeren Text neige, das würde dann ganz unlesbar.

Der Alltag? Meiner ist von außen betrachtet der langweiligste, den man sich denken kann! Ich sitze im Homebüro, schreibe Artikel für nette Auftraggeber, prokrastiniere mittels Surfen und TV, koche mir was oder bestelle, wenn ich mich belohnen will, bei einem Restaurant. Einen Tag war ich schlapp und fühlte mich „grippal infected“ – eine Impfreaktion auf eine ganz klassische Impfung gegen Gürtelrose. Das muss doch wirklich niemanden interessieren!

Damit Ihr, die Ihr bishierhin den Reigen der Belanglosigkeiten ausgehalten habt, noch „was Besseres“ mitnehmt, ein paar Links zu gehaltvolleren Blog-Artikeln:

  • Antje Schrupp:
    Zum 80. Geburtstag von Alice Schwarzer
    „…die Frage ist doch nicht, ob man ihr dankbar ist oder nicht, sondern ob – wo und wo nicht – man mit ihr übereinstimmt.“ (hab ich zum Anlass genommen, darüber nachzudenken und länger kommentiert)
  • Schräglage:
    Zarte Pflänzchen und Panzer: Ein Dilemma der Individualität
    „…Militante Individualisierung ist wie ein Panzer, der alles platt walzen will.
    Echte Individualität dagegen wird immer an sich zweifeln. Das macht sie so wichtig und so menschlich.“
  • Geist & Gegenwart:
    Hat die Demokratie der USA doch eine Zukunft?
    Eine Analyse zur Situation der Republikaner, die glatt ein wenig Hoffnung macht! Mit einem Schlussteil zur Frage, was wir aus alledem lernen können.
  • Nicole Diekmann:
    Pöbeln, aber richtig
    Eine tolle Form, den Frust über die aktuelle „Debattenkultur“ rauszulassen!
  • Wildgans‘ Weblog:
    Heisersirene
    Eine literarische Resonanz auf den Probealarm.

***

Update: Kein Blogpost, sondern ein engagierter und informativer Text, der mal ein ellenlanger Tweet war:

  • Menno Baumann:
    Gewalt, Herkunft, Flucht und Ursachen…
    Aus Sicht eines Gewaltforschers ist es kaum auszuhalten, wie die Frage der Herkunft eines Täters politisiert wird. Sollten wir diese Frage stellen? UNBEDINGT – aber wir müssen die richtigen Schlüsse daraus ableiten.

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Diskussion

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7 Kommentare zu „Warum ich grade wenig blogge“.

  1. Das ist doch schon mal was!
    Danke Claudia!
    Das Missverstandenwerden ist täglich Brot- und etwas, was mir das Bloggen immer wieder etwas verleidet.
    Meine Hobbys breite ich nicht alle aus. Auch über Politik schreibe ich nicht, ich komnentiere da lieber bei anderen drüber.

    Deine links schaue ich mir morgen an!

  2. Interessante Beobachtung zum Warntag: Jörg Schieb war der einzige Journalist im Vorfeld des Ereignisses, der in den Medien sprachlich zwischen Handy und Smartphone unterschieden hat. War allerdings auch in einer Erklärung dafür, was Cell Broadcast ist und wozu man es braucht.

  3. @Gerhard: Wie, du breitest deine Hobbys nicht alle aus? Keramik und Fotografie aber schon. Du hast also noch mehr Hobbys?

    @Jenny: in meinem umgangssprachlichen Umfeld sind auch Smartphones Handys. Liegt vermutlich daran, dass kaum mehr jemand alte Handys nutzt. Smartphones werden einfach als neuere Generation derselben Sache verstanden – und zudem ist Handy ein deutsches Wort, „Smartphone“ nicht.

  4. Ich bin mit Nokia-Geräten aufgewachsen. Smartphones empfinde ich als nicht langlebig und robust genug.

    Und „Smart“ als Marketing-Buzzword suggeriert Menschen mit Englischkenntnissen, dass es eine schlaue Idee sei, allem einen Internetanschluss zu verpassen.

  5. @Claudia: Ja, einige weitere Hobbys wie Interesse an den vielfältigen Ausprägungen von Musik sind m.E. schlecht bloggbar.
    Weil Du oben Philosophie erwähnt hast:
    Ein guter Blog ist
    https://photo-philosophy.net/.

    Schönen Abend.

  6. Liebe Claudia,

    hier noch ein Link zum höchst informativen Blog einer über 80-jährigen:

    https://christachorherr.wordpress.com/

    Gruß von Sonja

  7. Danke Sonja! Habe sie gleich in „Bloggen 80plus“ aufgenommen!