Claudia am 03. November 2022 —

Alltag: mein gesunkener Gaspreis

Während ich in den Medien und über Twitter mitbekomme, was für dramatisch erhöhte Gasrechnungen manche bekommen, ist mein Gaspreis gesunken: Von 11,35 ct/kWh auf jetzt 10,27 Cent/kWh brutto. Da ist alles drin, denn ich habe einen Tarif ohne Grundpreis gewählt, um mehr Anreiz zum Sparen zu haben. (Bei mir läuft Heizen, Kochen und Warmwasser über die Gasetagenheizung).

Den 2-Jahres-Vertrag mit den 11,35 hatte ich Ende Januar abgeschlossen, weil ich vermutete, dass der Ende August auslaufende Vertrag (7,83 ct/kWh) gewiss nicht zu denselben Konditionen verlängert würde. Es herrschte schon Gas-Panik deutlich vor Putins Einmarsch in die Ukraine und es erschien mir sicherer, mich rechtzeitig selbst zu kümmern als nach Vertragsende annehmen zu müssen, was mir DANN angeboten wird. Schon damals kursierten ja ganz andere, viel drastischere Gas-Preise, auch für Neukunden bei meinem Vertragspartner. Ich war also trotz der Erhöhung um 45% recht zufrieden, diesen Vertrag – wieder für 2 Jahre – zu bekommen.

Die Senkung auf 10,27 gilt nun ab 1.November und ist durch die Senkung der MwSt. auf 7% begründet. Im Dezember soll sogar der gesamte Abschlag von aktuell 63,-/Monat entfallen: als Entlastung, die ich eigentlich nicht brauche, denn mein Gaspreis liegt schon jetzt deutlich UNTER der angekündigten Deckelung auf 12 ct/kWh ab Februar (oder März).

Warum angesichts dieser Entlastungen so manche Funktionäre grade lautstark über die „Januarlücke“ klagen, kann ich echt nicht nachvollziehen! Im Dezember gar kein Gas zahlen müssen mindert ja wohl den Januar-Betrag um bis zu 50%, wahrlich keine Kleinigkeit.

Aber hey, wenn der Staat schon mal Geld regnen lässt, darfs doch auch gleich ein bisschen mehr sein! Deutlich gezieltere und dann auch gerne höhere Entlastungen für wirklich Armutsbetroffene fände ich sehr viel angemessener.

Diesem Blog per E-Mail folgen…

Diskussion

Kommentare abonnieren (RSS)
7 Kommentare zu „Alltag: mein gesunkener Gaspreis“.

  1. Tolle Nachricht! Ich habe in Abstimmung mit meinem Gaslieferanten die Abschlagszahlung erhöht, von 80 auf 106 Euro mtl. Das geht, finde ich. Unabhängig von alledem finde ich richtig, was du schreibst. Die staatlichen Unterstützungszahlungen sollten diejenigen erreichen, die dringend auf sie angewiesen sind. Wir haben überlegt, dass wir die 600 Euro, die irgendwann im Dezember mit der Rente ausgezahlt werden, an Bekannte weitergeben werden. Die brauchen das Geld dringender.

  2. Großartig, @Horst, Respekt, das finde ich klasse.

  3. @Horst: das finde ich toll – und hoffe, Ihr setzt es auch um! Auch ich werde Entlastungen, die ich nicht benötige, spenden – z.B. erstmal die Dezember-Rate, sollte sie übernommen werden. Entweder direkt an Einzelne, oder über EineSorgeWeniger,

  4. Das ist ja voll toll von dieser Regierung. Die Kindeskinder zahlen über Generationen hinweg die kurzfristigen Entlastungen ihrer Vorgänger, die den Sums erst verbockt haben. Grandios, da kann man gar nicht so viel Applaus spenden, wie man möchte. Konstruktiver geht es gar nicht!

    Stellt sich bloß raus, weder Gas noch Strom sind wirklich knapp, nur die Endverbraucherpreise sind teuer. Nur da geht man gar nicht erst bei. Strombörse zu Leipzig? Strombörse zu Amsterdam? Nun, irgendwohin muss ja die bucklige Verwandtschaft der Magnaten und Politdynastien verklappt werden. Mal schauen, wie es dann nächstes Jahr aussieht, wenn die LNG Terminals nicht fertig werden (BER lässt grüßen). Dann wird wieder munter gezockt und schauen wir mal, wie dann noch entlastet werden wird. Ob bei Schulen, Kultur und Sozialem noch passend gespart werden kann? Wie das wohl aussieht, wenn selbst die Sozialverbände ihre Hütten dicht machen, da unbezahlbar?
    Es bleibt nichts, wie immer, es se denn der Deutsche feiert sich wieder selbst für sein Herumdoktorn an Symptomen.
    Ursache & Wirkung? Potenz und Tendenz?Egal. Hauptsache es sieht gut aus.

    Wenigstens die Kids weigern sich Inzwischen, für ein Almosen Leib und Leben den Konzernfürsten zu opfern und diktieren ihnen schon, wie Arbeit auch funktionieren kann. Fachkräftemangel sei Dank.

  5. @Juri: und wie meinst du, könnte die Regierung eingreifen, um die Energiepreise zu senken? Ganz konkret: Welche Maßnahmen könnten (=rechtmäßig) ergriffen werden, die die Ampel verweigert?
    (Dass Gas nicht knapp sein soll, wenn nicht wie bisher 60 Prozent aus Russland kommen, kann ich auch nicht nachvollziehen, lasse mich aber gerne von Dir informieren!)

  6. Grundsätzlich gilt für einen Sozialstaat: Die Grundversorgung gehört in staatliche Hand.

    Wie bereits oben beschrieben, müsste zumindest die Strombörse zu Leipzig dicht gemacht werden. Das lässt sich genauso machen, wie Bankaktien vom Handel auszusetzen, wenn es brenzlig wird. Oder Lusthansa & so
    Die Ampel greift in Preis ein, indem sie sagt, die Spekulation und Mitnahmegewinne greifen wir nicht an. Wir deckeln einfach ab einen gewissen Preis, was Deine Kindeskinder dann bezahlen dürfen. Selbst Jens Berger von den NDS hat es schon geschafft, dazu was Vernünftiges zu publizieren.
    https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&url=https://de.statista.com/statistik/daten/studie/289437/umfrage/strompreis-am-epex-spotmarkt/&ved=2ahUKEwjfhqelnpX7AhWxif0HHcRRD5gQFnoECCUQAQ&usg=AOvVaw2M54Acop9QGuUxmuwcHObB

    https://www.nachdenkseiten.de/?p=89917

    Man mache sich gerne selbst einen Reim darauf.
    Es gibt natürlich viele weiter Quellen. Ich werde ggf. später noch mehr anfügen.

    Gas ist nicht knapp, nur die Handelspartner. Das ist selbst verschuldet.
    Die Speicher sind zu 95 % voll, nicht weil Du gespart hast, sondern alle auf Kosten der Steuerzahler alles von Markt gekauft haben. Gerne auch illegal.
    Hier reiche ich die Links noch nach,. Nur ist das Modell Dagobert natürlich wenig resilient. Dazu braucht es dauerhafte Einkommen.

  7. Danke Juri für deine Erläuterungen!
    Der Spotmarkt-Link zu Statista zeigt die Strompreisentwicklung, der Nachdenkseiten-Artikel erläutert den absurden Preisbildungsmechanismus im Strommarkt (wo der Preis des höchsten Anbieters entscheidet und – so meine Info – das Ganze immer schon irgendwie dem Gaspreis nachfolgt).
    Ob man diese Börse einfach schließen und Preise politische bestimmen könnte, weiß ich nicht! Ich hab jedenfalls mal kurz danach gesucht, warum Ampel den Preisbildungsmechanismus nicht ändern will und fand – auf die Schnelle – mal diese Argumentation:
    https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2022-09/56981037-finger-weg-vom-preis-kommentar-zum-strommarkt-von-annette-becker-007.htm
    Klingt zumindest nicht ganz blöd, es erscheint jedenfalls SEHR systemfremd, da sehr krass in die Preise einzugreifen und einen ganzen „Markt“ auszuhebeln. Aber wie gesagt: ich kann nicht beurteilen, was da ginge und was nicht und wie das rechtlich aussähe.

    Nun ist ja durchaus ein Eingriff geplant, der die „Zufallsgewinne“ billig Strom Produzierender abschöpfen soll:

    “ Erlösobergrenze für Produzenten: Diese „Zufallsgewinne“ sollen nun beschränkt werden, indem die Produzenten billigeren Stroms eine „Erlösobergrenze“ gesetzt bekommen. Die Differenz zum höheren Großhandelspreis (der vom Preis für Gas bestimmt wird) soll dann über die Netzbetreiber verteilt werden, um die Stromkosten der Verbraucher zu deckeln. Die Ampel plant dafür eine „Strompreisbremse für den Basisverbrauch“.“

    (Tagesspiegel)

    Auch ist der Strom/Gasmarkt immer schon teilreguliert, wie bei der Netzagentur zu lesen ist.

    Das Thema ist ungeheuer komplex und deshalb ist es ungemein zeitfressend, wollte man sich in die Details richtig einlesen. Schon das bisschen Reinlesen und kommentieren jetzt hat mich über eine Stunde gekostet, die ich eigentlich hätte arbeiten wollen!
    Wie auch bei anderen Themen muss ich deshalb darauf vertrauen, dass die politischen Akteure meiner Wahl keinen kompletten Nonsens veranstalten, sondern ihre Gründe haben für das, was sie jeweils tun. Dass in der Ampel die FDP ein nerviger Bremsklotz ist, war und ist klar – aber was wäre denn die Alternative gewesen?
    Soweit für jetzt, die Arbeit ruft… :-)