Claudia am 02. März 2021 —

Täglich 20 Minuten aufräumen – ein Weg zur Ordnung?

Dieser Blogpost handelt vom unordentlichen Status Quo und einer Idee aus Japan, nachhaltig (!) Ordnung zu schaffen.

Die physische Umwelt liegt bei mir durchaus im Argen. Zwar lebe ich in zwei großen Zimmern, an Platz mangelt es nicht, jedoch verbringe ich die meiste Zeit im „Arbeitszimmer“ vor dem PC.  Der Übergang vom Digitalen ins Analoge ist etwas, zu dem ich mich aufraffen muss. Dabei ist die PC-Zeit im Lauf der Jahre schon weniger geworden, ich wechsle irgendwann dann doch ins Wohnzimmer oder in die Küche, koche mir was und werde dann auf dem Sofa „sesshaft“.  Dort werfe ich meist das TV an: wieder mediale Wirklichkeit statt handfeste physische Realität.

Es wundert mich gelegentlich, dass trotz meiner geringen Nutzung der physischen Welt diese die starke Tendenz zeigt, ihre Ordnung zu verlieren und zu verstauben. Da sind zum einen die Papierdünen, die sich rechts von meinem großen Schreibtisch über zwei direkt angrenzende Tische erstrecken.

Unordnung

Schriftverkehr mit allerlei Institutionen, der über den Briefkasten kommt, Ausdrucke, die „wegen Steuer“ irgendwann sein mussten. Dazwischen sammelt sich Kleinkram wie Brillen, Masken, Digicam, Kabel, Schreibzeug – eben alles, was ich „mal“ kurz brauche und dann „irgendwohin“ lege.  Wirklich nicht schön, von Ordnung weit entfernt!

Dabei ist die Infrastruktur für Ordnung durchaus vorhanden! Zum Beispiel seht Ihr auf dem Foto einen typischen Schreibtisch-Unterschrank für Akten. Die oberen beiden Schubladen sind gefüllt mit noch kleinerem Kleinkram, das Fach für Hängeordner darunter enthält URALTE Papiere und Dokumente, so wie ich sie mal vor Jahren einsortiert habe – in einer der (selten aber doch!) wieder kehrenden Anwandlungen, jetzt mal richtig Ordnung zu schaffen.

Dieser Aktenschrank ist nicht der einzige. Noch einer, sogar größer, enthält ähnlich altes Zeug und dient nurmehr als Kommode, um DARAUF etwas abzulegen:

Kommode

Immerhin wacht hier eine holzgeschnitzte Apsara über das Chaos, ein Mitbringsel aus Kambodscha. Sie sollte eigentlich ganz alleine dort stehen, doch immer wieder sammelt sich „Zeugs“ – und bleibt eher länger als kürzer da liegen.

Ein weiterer Stauraum sind die beiden überfüllten Billy-Regale, in denen sich Bücher, Akten und allerlei Kästen stauen. MEHR passt da nicht rein und was drin ist, vergilbt und verstaubt und lässt sich nur mit großem Aufwand wieder vom Staub befreien.

Regale

DIe Akten reichen zurück bis 1997, dem Beginn meiner Selbständigkeit. Und dass nurmehr vier Regalbretter mit Büchern gefüllt sind, darauf war ich mal richtig stolz!  Bzw. es waren nur drei, als ich hier von einer Aufräumorgie berichtete. Das war im Jahr 2012, kein großes Wachstum also – wenn man vom Regal im Wohnzimmer absieht, wo sich weitere 2 x 100 cm Bücher und zwei frei liegende Stapel auf einer Kommode angesammelt haben.

Unordnung nervt!

Meine Unordnung nervt mich, weil ich beim drauf schauen immer wieder denke: Jetzt wirds aber mal Zeit! Ich sollte hier dringend den ganzen Verhau, der offen liegt oder im Regal steht, auflösen, sortieren und sinnvoll einräumen. Dabei jede Menge Papierkram, Akten, altes Zeugs und Bücher, die ich sicher nicht mehr lese, endlich los werden, wieder problemlos cleane Oberflächen entstauben können. Das wär es doch, ist jetzt wirklich schwer angesagt!

Das denke ich, dann setze ich mich an den PC und gehe meiner Arbeit nach oder lese die News, Twitter, Blogs… Aber irgendwann ist es dann soweit, ich „opfere“ einen halben oder ganzen Tag und schaffe Ordnung, entsorge und putze. Für kurze Zeit freue ich mich über die neue, übersichtliche Optik, dann geht es weiter wie bisher. Die Dünen wachsen wieder an, der Staub sammelt sich, der Ordnungslevel sinkt ins Bodenlose. Bis sich – nach langer langer Zeit – eine neue Aufräumaktion nicht mehr vermeiden lässt. Do it again, Sam – na toll, so wird das nie ‚was mit der Ordnung!

Mit so wenig „Zeugs“ und ganz wenigen Möbeln bin ich hier Anfang 2003 eingezogen (damals brauchte das Web noch deutlich kleinere Fotos):

wenig Umszugslast

Täglich 20 Minuten aufräumen: ich bin dran!

Gestern nach dem Aufstehen war ein Stück Küche dran: ein großer Stapel leerer Kartons ist nun zerkleinert und teils schon raus in die Papiertonne gewandert. Der Rest steht in gut tragbaren Tüten zum Abtransport bereit. Heute früh war es eine Ecke vom Wohnzimmer: ein weiterer Kartonstapel im Arbeitszimmer, der noch gestern den Blick auf die Regale fast verstellt hat, musste weichen, dann konnte ich da putzen. Immer nur 20 Minuten räume ich herum, wenns 30 werden ist es auch ok, aber dann ist Ende!

Ein lieber Freund hat mir vom Rat eines Japaners berichtet: Täglich gleich nach dem Aufstehen 20 Minuten aufräumen und putzen! Grundsätzlich, also auch dann, wenn schon alles in Ordnung zu sein scheint (Staub ist ja immer!). Bis dahin wird es bei mir zwar dauern, aber die Herangehensweise gefällt mir. Die Gewissheit, schon nach kurzer Zeit wieder wie gewohnt an den PC zu kommen, macht die Sache ziemlich leicht. Man beginnt den Tag mit physischen Handlungen, deren Erfolg sofort sichtbar wird. Das ergibt auch das gute Gefühl, bereits etwas Sinnvolles geleistet zu haben: zwar nicht wahnsinnig viel, aber immerhin.

Ich bin fest entschlossen, so weiter zu machen! Weil ich meine „Dünen“ nicht wegräumen kann, ohne die Stauräume aufzuräumen, ist als nächstes das Regal dran, bretterweise! Länger als zehn / elf Jahre muss ich alte Akten nicht aufheben, die werde ich also nach und nach höchst persönlich händisch schreddern! Bisher hat mich der Gedanke abgehalten, dass ich mir erstmal einen kleinen Schredder kaufen sollte – aber wozu? Soviel ist das nun auch nicht und mit der Methode „nach und nach“ ist es gut leistbar. Auch mit der nötigen Aufmerksamkeit, ob nicht hier und da doch etwas Erhaltenswertes drin ist. (Irgendwo ist z.B. auch mein Impfpass und mein Original-Mietvertrag).

20 Minuten am Tag, da gilt die Ausrede „keine Zeit!“ einfach nicht. Das Verstreichen von 20 Minuten spüre ich kaum, wenn ich am PC durch die virtuellen Welten streife. Da verplempere ich locker Stunden – etwas, das ich mir nicht verbieten muss, wenn ich nur 20 Minuten davon abzweige.

Im Moment freue ich mich sogar auf das nächste Aufräumen und werde vielleicht sogar eine Pause am Nachmittag für nochmal 20 Minuten nutzen. Aber bloß nicht übertreiben, das führt in die Aufräumorgie, die – wie sich gezeigt hat – auf Dauer nicht viel bringt.

***

Und Ihr so? Immer alles „in Ordnung“? :-)

 

 

Diesem Blog per E-Mail folgen…

Diskussion

Kommentare abonnieren (RSS)
7 Kommentare zu „Täglich 20 Minuten aufräumen – ein Weg zur Ordnung?“.

  1. Werde mir Ihren Tpp mal zu Herzen nehmen – morgen vielleicht.

    https://noemix.files.wordpress.com/2019/06/buero.jpg

  2. […] aber komm ich jetzt dazu über aufräumen zu schreiben? Die Claudia brachte mich heute durch ihren Blogbeitrag dazu etwas darüber nachzudenken und zu […]

  3. @nümix: Scherzkeks! Das ist nicht dein Arbeitszimmer, sondern ein Stock-Photo, das schon x-mal zur Chaos-Illustration verwendet wurde, z.B. hier.

    @Willi: freut mich, dass dich der Artikel anregt, es vielleicht auch so zu versuchen. Das hätte ich dir auch in dein Blog geschrieben, aber leider gibts da keine Kommentiermöglichkeit. Danke jedenfalls für die Verlinkung!

  4. Dieses Ordnungsproblem habe ich auch; aufräumen und wegräumen – oder auch wegwerfen? Sachen, die eigentlich nur noch Erinnerung sind, wie ein altes Spulentonbandgerät, defekt – da zu entscheiden, fällt schon schwer.

  5. @Klaus-Peter: hau weg den Scheiß! :-) Wenns nicht defekt wäre, könnte man als Nostalgikerin ja zweifeln, aber so? Warum nutzlosen Müll aufbewahren? Mach doch einfach ein Foto davon, zur Erinnerung. Damit kannst du heutzutage glatt mehr anfangen als mit dem Original!

    Ich hab‘ heute früh die Steuerordner 1997 und 1999 durchsehend geschreddert. Wenn ich so weiter mache, bin ich in 12 Tagen mit dem durch, was ich nicht mehr aufbewahren muss. Dabei auch das Regalbrett gesäubert – wirkt alles nicht viel, aber wenns jeden Tag passiert, bringts das eben auch!

  6. Da bin ich eher „kreativer Chaot“.

    Wenn ich an etwas dran bin, dann sieht es schon mal wüst aus in der Bude und wenn beim Schrauben, Basteln und Ausprobieren wenig Platz dazu kommt, wirkt das ohnehin schnell unordentlich.

    Seitdem jedoch die Kinder ausser Haus sind, ist die Hausarbeit um einiges weniger und gemeinsam schnell erledigt. Seitdem ist auch eine gewisse Grundordnung in der Bude. Andererseits halten es meine Frau und ich auch aus dem (für mich negativen) Erfahren anderer bis heute so, dass eine spontane Aktion im Zweifel mehr bringt als eine aufgeräumte Wohnung. Sonst wäre es ja auch keine Wohnung, sondern ein Museum.

    Was jedoch definitiv stimmt, dass ein Reduzieren der wirklich benötigten Dinge bereits in sich ordnet ganz ohne extra Aufräumen.

  7. Liebe Claudia,
    auch ich als unordentliche Frau möchte etwas dazu sagen: Vorm Lockdown im Herbst habe ich im Schönen Laden in der Wiener Straße eine Karte gekauft:
    Lieber 15 Minuten schämen, als 30 Minuten aufräumen.
    Mir fehlt das Ordnungsgen, deshalb schöpfe ich beim Schreiben und Malen aus meinem kreativen Chaos und gehe ohne Listen einkaufen, wegen des Gedächtnistrainings (koche aber öfter etwas anderes oder aus dem Gefrierschrank.) Auch vergesse ich oft etwas, weil ich schon beim nächsten Gedanken bin. Ich finde aber vieles im Chaos ohne danach zu suchen und fast alles, was Engelbert verlegt. Dafür verbringt er manchmal fast Stunden vor dem Frühstück in der Werkstatt und im Keller um neben seinem auch mein Chaos (herumstehendes Geschirr, Wäscheberge) zu ordnen.
    Erstaunlich, in den Geschirrschränken und Besteckkästen habe ich ein System, auch in den Glasschränken mit Kobaltglas und all den schönen Stücken, die ich seit 1980 gesammelt habe.
    Liebe Grüße Nila
    Gemeinsam Altern wird im Biografienforum täglich aufgerufen.