Claudia am 14. Juli 2019 —

Es werde #Kreuzfahrtscham!

Kreuzfahrten boomen, ganz ebenso wie Billigflüge und das Fahren mit SUVs, mittlerweile sogar als Schnäppchen bei ALDI. Die zu monströsten Giganten angewachsenen Schiffe ermöglichen ein Urlaubserlebnis, das ausschließlich die Rosinen aus dem großen Kuchen der weltweiten Sehenswürdigkeiten heraus pickt.

Wer einmal den Massenauflauf mitbekommen hat, wenn ein Kreuzfahrtschiff seine Gäste zum kurzen Landgang entlässt, weiß, wovon ich rede. Nicht nur der immense Schadstoffausstoß der Schiffe nervt, auch die Anwohner der Zielorte leiden unter dem „Overtourism“, der ihnen im Fall der Kreuzfahrer noch nicht mal mehr Einkommen durch Konsum vor Ort einbringt.

Massenauflauf

Kreuzfahrtschiffe verschmutzen mit ihrem Emissionen die Umwelt nicht nur auf hoher See, sondern auch, wenn sie in den Häfen ankern: Meist lassen sie die Motoren weiter laufen, um ihren immensen Strombedarf zu günstig zu decken. Landstrom gibts nur selten, und wenn doch, ist er ihnen zu teuer. Viele Anwohner der Häfen, aber auch Einwohner der überlaufenen Zielorte wollen sich das nicht mehr gefallen lassen.

Hier eine kleine Linkliste über die zunehmenden Proteste und alles, was an Kreuzfahrtschiffen nervt:

  • Aktivist über Kreuzfahrt-Protestaktionen: „Den Wahnsinn klarmachen“
    „Es geht um den Umweltaspekt, aber auch um die sozialen Aspekte für die Beschäftigten. Außerdem kritisieren wir die Steuervermeidung, die die Kreuzfahrtkonzerne betreiben.“
  • Untragbar für Klima, Umwelt und Gesundheit:
    „Trotz der Gefahren für Umwelt und Gesundheit dürfen Kreuzfahrtschiffe weiterhin Schweröl verbrennen. Mit ihrem Widerstand gegen Umweltmaßnahmen an Bord umgeht die Schiffsbranche ihre Verantwortung für Natur und Menschen.“
  • Wie viel Kreuzfahrt verträgt Warnemünde?
    „Die Kreuzfahrtschiffe brachten rund 17.000 Besucher in das normalerweise etwa 8.000 Einwohner zählende Ostseebad. Da drei der schwimmenden Hotels auch Passagierwechsel vornahmen, wurden noch einmal mehrere Tausend Menschen zusätzlich erwartet.“
  • Hamburg subventioniert Landstrom: Absurdes Geschenk für die Dreckschleudern
    „Die Schiffe müssen an den Strom, hoffentlich ist es Ökostrom! Aber das muss ohne Subventionierung passieren. Wer Dreck verursacht, muss auch dafür bezahlen. Das diktiert die ökologische Vernunft! Das lehrt auch ein Blick nach Schweden, dort gilt das Verursacherprinzip. Dort dürfen die Schiffe nur im Hafen anlegen, wenn sie den Landstrom auch nutzen und selbst bezahlen.“
  • NDR: Neue Staatshilfen für Kreuzfahrtschiffe
    „Am Kreuzfahrtterminal Hamburg-Altona steht seit 2016 eine Landstromanlage. Aber nur eines von 40 Kreuzfahrtschiffen, die den Hamburger Hafen anlaufen, nutzt sie. Die übrigen 39 erzeugen während ihrer Liegezeiten im Hafen den Strom, der für den Hotelbetrieb an Bord benötigt wird, mit Dieselgeneratoren und in ganz wenigen Fällen mit Flüssiggas. Während einer Liegezeit von zehn Stunden verbraucht ein mittleres Kreuzfahrtschiff rund 50 Tonnen Diesel für die Stromproduktion. Das entspricht etwa dem Tagesverbrauch von 25.000 Dieselautos, die im Durchschnitt rund 30 Kilometer zurücklegen. Dabei stößt ein Schiff allerdings ein Vielfaches der Stickoxide und Feinstaubpartikel der 25.000 Dieselautos aus, weil im Schiff beim Verbrennen schlechter gefiltert wird als in den Fahrzeugen.“
  • Venedig-Bürgermeister: Unesco muss die Lagunenstadt als gefährdet einstufen
    „Die Unesco warnt Venedig bereits seit einiger Zeit, dass große Kreuzfahrtschiffe das Welterbe gefährden. Umweltschützer sehen wegen der Schiffe vor allem das Ökosystem der Lagune in Gefahr.“
  • Norwegen: Kampf gegen Kreuzfahrtschiffe
  • Eckernförder wollen Gäste aufrütteln
    Protest gegen Kreuzfahrtschiffe in Eckernförde: Das „Bündnis gegen Kreuzfahrt“, hervorgegeangen aus „Fridays for Future“, hat am Sonnabend gegen die Stippvisite der MS „Deutschland“ protestiert.
    „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr unsere Luft versaut“
  • Kreuzfahrten: „Ich bezeichne sie als Monster“
    Autor Meyer-Hentrich, früher Kreuzfahrer, hat umgedacht: „Irgendwann konnte ich nicht mehr mit gutem Gewissen dabei zuschauen, wie sich die Gäste von Kreuzfahrtschiffen massenhaft durch historische Altstädte schieben und nichts anderes tun, als den Selfiestick nach oben zu halten. Ganz ähnlich war es beim Abendessen auf dem Schiff: Die Gäste laden sich an den Buffets die Teller voll, lassen sie dann aber halb voll stehen. Teilweise werden auf solchen Reisen bis zu 30 Tonnen Lebensmittel in einer Woche weggeworfen.“
  • Kreuzfahrttouristen werden immer umweltbewusster (Lahhs Cartoons, unbedingt ansehen!)

Zu diesem Beitrag inspiriert hat mich der Kommentar von Ingo unter dem letzten Beitrag.

Diskussion

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8 Kommentare zu „Es werde #Kreuzfahrtscham!“.

  1. Als Autofahrer muss man beim Parken den Motor ausmachen – wenn die Schiffe keinen Landstrom wollen, sollte es ohne keine Einfahrtgenemigung geben.
    Segelschiffe bauen wär‘ ein gutes Konjunkturprogramm, wenn all die Braunkohleförderer und Autobauer neue Arbeit brauchen.

  2. https://www.golem.de/news/flettner-rotoren-wie-schiffe-mit-stahlsegeln-treibstoff-sparen-1710-130583-3.html

    es tut sich ja schon einiges,
    Flettner Rotoren, Windsegel
    Windbegünstigter Schiffsbau (der Bau vom Schiffsrumpf spart 70 % Treibstoff (in diesem Link oben das untere video)

    es ist vieles machbar, ich denke es wird über solche dinge viel zuwenig öffentlich berichtet.
    die Nachrichten sind voll von REZO Greta Thunberg und wie sie alle heissen; das was wirklich änderbar IST und gemacht WERDEN KANN und WIRD gibt keine Schlagzeilen und schon gar keine öffentliche, allgemeine Diskussion.

    besser ist es eine CO2 Steuer einzuführen und das Volk weiterhin für dumm verkaufen. im Grunde sind diese Politikdarsteller und mit ihnen der IPCC eine einzige Verschwörungsgesellschaft die ihre eigene
    Unfähigkeit mit undurchschaubaren Regulierungen und Forschungsmethoden (Klimawandel) vertuschen.

    extrem ärgerlich sowas.
    gruss vonner rems
    ingo

  3. In Norwegen hatte ich einmal das zweifelhafte Vergnügen, hoch über der Bucht, benzingeruch wahrzunehmen. Unten dümpelten gleich zwei Schiffe…

  4. @@Klaus-Peter: ja, das hab ich auch schon gedacht. Was wäre, wenn auf einmal tausende Camper in der Stadt parkten und die Motor laufen ließen? Das würde man auch nicht einfach hinnehmen!

    @Ingo: bei der Recherche zu diesem Artikel bin ich auch auf einiges gestoßen, was machbar ist und partiell gemacht wird – im Hinblick auf Kreuzfahrtschiffe. Das ist alles in allem aber ein Tropfen auf den heißen Stein!

    Ich bin nicht gegen eine Co²-Steuer, weil ich denke, jetzt ist mal Klotzen angesagt statt kleinteiliges Kleckern. Und dass das Verteuern z.B. der Heizenergie zum Sparen bewegt, habe ich ja selbst erfahren. Das Gutachten der Weisen, auf das Altmaier als „letzte Ausrede“ zum Verschieben und Vertagen gewartet hat, ist ja nun da und recht deutlich – es spricht jedenfalls nicht den Regierenden (die eher nichts bzw. wenig machen) nach dem Munde!

    Deine Aversion erkläre ich mir eher mit einer allgemeinen Aversion gegen Steuern bzw. jegliche Erhöhung – richtig?
    Dagegen halte ich es mit dem „Steuerungseffekt“ von Steuern. Wenn sie das eingenommene Geld tatsächlich über andere Kanäle „dem Bürger zurück geben“, dann ist dagegen doch nichts einzuwenden. Es sollte aber nicht über Subventionierung des Strompreises erfolgen (das konterkariert ja die CO²-Steuer), sondern z.B. über die Senkung der MwSt. oder eine andere „allgemeine“ Steuer. Über die EkSt. könnte man das sogar schön sozial staffeln.

    @Gerhard: üble Stinker!

  5. Hhm, ich habe mir gedacht, ob es wohl derzeit noch Beiträge im Internet gibt: „Warum ich Kreuzfahrten liebe?“ Tatsächlich, es gibt sie noch.

    Kreuzfahrtschiffe. 0,52 % der maritimen Flotte.

    Ich selbst bin kein Kreuzfahrtschiff-Fan, wie wohl die meisten Opportunisten. Aber eine Woche auf dem Nil, oder die 20 Stunden von Genua nach Palermo, wow…, das hat was und ist einzigartig, was bestimmt die meisten bestätigen können, die ähnliches erlebt haben.

    Schippern ist so alt wie die Menschheit. Eine Ein-Sündenpolemik macht uns nur blind für den Mix, den es neu zu gestalten gilt. Sonst, um mal bei dem Bild des Beitrages zu bleiben, gehen unsere Kinder unter.

  6. @Mendel: ein gewisser Druck auf die Erbauer und Halter der Schiffe kann sie aber dazu bewegen, das Machbare für den Umweltschutz zu tun, was bisher nur in wenigen Einzelfällen passiert!
    Es muss natürlich an allen erdenklichen „Stellschrauben“ gedreht werden – aber nicht in einem einzigen Blogpost!

  7. D`accord, Claudia.

  8. […] Nahrung geboten – völlig entgegen diesem ungeschriebenen Gebot sind die Verhältnisse bei Kreuzfahrtschiffen: “Teilweise werden auf solchen Reisen bis zu 30 Tonnen Lebensmittel in einer Woche […]