Claudia am 11. April 2019 —

Ein Abend auf Youtube

Für alle, die da eher nicht reinschauen.

Youtube ist für viele meiner Generation kein Medium der ersten oder zweiten Wahl. Verschrien als Hort der Verschwörungstheoretiker (stimmt!) und Arena selbstdarstellungsgeiler Influencer/innen, die Kosmetika und andere Produkte in die Kamera halten und lobhudeln (stimmt auch!). Dass es neben alledem eine nicht zu toppende Vielfalt angebotener Inhalte gibt, die man so anderswo nicht oder nicht mehr besichtigen kann, macht jedoch nach wie vor den Charme dieser Plattform aus.

Und wenn mich grade alles andere langweilt, dann schau ich da mal rein. Und staune immer wieder, was es nicht alles gibt! So auch gestern Abend – hier mal ein paar Kostproben in der Reihenfolge meiner Sichtungen:

  • KURKUMA HAT MICH GEHEILT I Jahrelang übersäuert ! I Haarausfall gestoppt nach 11 Jahren.
    Ja, das ist so eine „Influencerin“, eine Arzthelferin namens „Fulya“, die in diesem Video allerdings ein Gewürz lobt, für das garantiert niemand Werbegeld ausgegeben hat. Bemerkenswert ist ihr Charme, ihre Begeisterung, ihre warme Zugewandtheit („Hallo meine schönen Freunde!“), mit der sie die Geschichte ihrer Heilung von Haarausfall und Bauchgrimmen berichtet. Obwohl meine Haare nicht forciert ausfallen, bin ich dran geblieben – und hab‘ hinterher glatt mal „Kurkuma“ recherchiert, das ja ein wahres Wundermittel zu sein scheint.
  • Was beim Sterben wirklich geschieht | Im Gespräch mit Peter Fenwick
    Peter Fenwick (geb.1935) ist Neurologe, Psychiater und ein Pionier in der Sterbeforschung und was er erzählt, ist ziemlich spannend. Er hat mehrere Studien zum Thema durchgeführt, Pflegepersonal in Hospizen befragt und gibt hier wieder, was in den verschiedenen Sterbephasen so erlebt wird. Weit interessanter als Kübler-Ross! Dass dabei Phänomene auftreten, die eigentlich nicht in unser Weltbild passen, nimmt er nicht zum Anlass, eine eigene quasi-religiöse Jenseits-Theorie vorzutragen. Insgesamt für alle, die es für möglich halten, eines Tages selbst zu sterben, durchaus sehenswert.
  • Jenny Cockell: Weshalb wir nicht nur einmal leben
    Diese Frau erzählt, dass sie sich schon als Kind an ein „früheres Leben“ erinnerte – und wie sie sich als Erwachsene auf den Weg machte, diesen Erinnerungen nachzugehen. Unglaublich, was dann folgt, denn sie „verifiziert“ ihre Erinnerungen auf so eindrückliche Weise, dass es fast gruselt! Da sie im „vorigen Leben“ relativ jung gestorben war, trifft sie sogar ihre mittlerweile alten Söhne wieder und tauscht Erinnerungen aus deren Kindheit aus – unfassbar! Wieder mal bin ich irritiert: Wie kann so etwas sein? Alles zusammen getragene „Fake News“ und Fälschungen? Aber…  So ist es mir immer schon gegangen, auch in der Gutenberg-Ära. Ein einziges Buch über sich erinnernde Kinder mit unzähligen zusammen getragenen Fakten – was soll man da sagen? Dennoch hat sich etwas in meiner (grundsätzlich ungläubigen) Haltung dazu im Vergleich zu früheren Kontakten mit diesem „Wissen“ geändert: Wo ich früher dachte „Schön wärs!“, denke ich heute „Oh je, bloß nicht!“. Denn mittlerweile bin ich ganz froh, die Folgen der Klimakrise nicht miterleben zu müssen….
  • NDR: Die Ernährungsdocs
    Dankenswerterweise werden diese großartigen NDR-Sendungen vor dem zeitgesteuerten Verschwinden in den Mediatheken gerettet! Es ist wirklich das Beste, was ich so zum Thema Ernährung gesehen habe: Egal ob Übergewicht, Athrose, Herzschwäche, Bronchitis, metabolisches Syndrom, Reizdarm oder MS: die Probanden suchen die Ernährungsdocs auf und bekommen einen auf ihr Leiden abgestimmten Ernährungsplan. Keine „Diät“, sondern meist eine auf Dauer gedachte Ernährungsumstellung. Beeindruckend ist jeweils auch die Erläuterung und Visualisierung des Problems, das durch die jeweilige Krankheit Ausdruck findet. SEHR MOTIVIEREND! Ebenso wie die Erfolge der Menschen, die die Vorschläge auch umgesetzt haben. Spektakulär, wenn man bedenkt, dass so viele unter typischen Zivilisationskrankheiten leiden, diese aber lediglich mit Pillen bekämpfen – mit mäßigen Erfolgen und in der Regel ohne die Ursachen wirklich anzugehen.

Da bin ich dann dran geblieben und hab‘ mir einige Folgen angeschaut – passt grade gut zum Abnehmen, das ich derzeit wieder ernsthaft voran treibe.

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Diskussion

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8 Kommentare zu „Ein Abend auf Youtube“.

  1. Vielfältige Anregungen, aus dem Mainstreamrahmen fallend, tausend Dank dafür, liebe Claudia.
    Gruß von Sonja

  2. Auf YouTube kannst Du die Weihnachtsansprache der Kanzlerin sehen genauso wie den Historiker Ganser, der über illegale Kriege spricht. Wer bestimmt, was „Verschwörungstheorie “ ist ? Die Kanzlerin oder Herr Ganser oder Du oder ich?
    Für mich ist immer die Frage, welche Fakten sind überzeugender. Ich( Jg.61) bin froh, dass ich nicht mehr auf den Staatsfunk angewiesen bin. Den Fernseher habe ich abgeschafft.

  3. @Bri: Verschwörungstheorien basieren auf Fälschungen, Falsch-Interpretationen von Fakten und bloßem Glauben – manchmal auf purer Dummheit bzw. auch dem Willen, aufzufallen / einer Abweichlergemeinde anzugehören.

    Grade schaute ich z.B. in ein Interview mit einem vermeintlich vernüftig wirkenden älteren Herrn ‚rein, der allen Ernstes die „hohle Erde“ vertrat und behauptete, irgendwelche Herrschenden würden uns diese Tatsache verschweigen. Ich fasse es immer nicht, wie jemand so drauf sein kann… Wenn dann auch noch Träume und „ich hab im Internet recherchiert und vieles gefunden“ als Beweise angeführt werden…. mich macht das wie gesagt ratlos, es erschüttert geradezu mein Menschenbild, das offenbar viel zu positiv war. Und DAS ist eine eher unschöne Wirkung vieler Medien auf Youtube.

    Update: und ganz vergessen: die NDR-Sendungen sind super, wie überhaupt vieles im ÖR. Das möchte ich keinesfalls missen!

  4. Liebe Claudia – Stichpunkt ‚hohle Erde’…Könnte es nicht sein, dass es unterirdische Gebiete (!) gibt, welche weder erforscht noch entdeckt worden sind? – Hast Du irgendwelche Beweise dafür, dass dem nicht so ist?
    Warum werden solche und ähnliche ‚Vermutungen‘ als Verschwörung gebrandmarkt, auch dann wenn’s keiner ‚besser‘ weiss? Dasselbe gilt auch für ein mutmassliches (?) Leben nach dem Tod oder weitere ebenfalls noch zu wenig erforschte Themen. – Jedenfalls finde ich (eine Gebiets-weise) ‚hohle‘ Erde immerhin plausibler als ein flache ;-) Und was das generell unter sogenannten Besserwissern weit verbreitete Aburteilen von youtube betrifft, da bin ich schon länger echt allergisch drauf und dies nicht ohne konkreten Grund. Im eigenen Forum hatte ich vor längerer Zeit auf ein youtube-video aufmerksam gemacht, welches konkrete Hinweise auf die Machenschaften u.a. der Clintons enthielt. Als Reaktion erhielt ich vernichtende Anwürfe, welche zurfolge hatten, dass mir die Lust am Forum gründlich vergangen war…“Waas – Du schaust youtube-Filmchen?“ war nur einer davon, den ich als ziemlich dümmlich und beleidigend empfunden habe…In der Zwischen zeit hat sich alles bewahrheitet, was jenes Video enthielt und noch einiges mehr…Und meine Erfahrung mit youtube gestaltet sich genauso wie meine Gesamt-Erfahrung im Net: Es enthält alles was das Leben ‚da draussen‘ auch enthält und WIR haben die Wahl, womit wir uns beschäftigen wollen. So einfach ist das – und manchmal ist es eben auch so, dass das Sprichwort zutrifft: „Wer die Wahl hat, hat die Qual!“ ;-)

  5. Liebe Myrna,

    hab Dank für deinen ausführlichen Kommentar! Freut mich!
    „Unterirdische Gebiete“ im Sinne unentdeckter Höhlensysteme gibt es natürlich, grade neulich ist wieder eine große, weit verzweigte Höhle entdeckt worden. Das ist es allerdings nicht, was die Hohl-Erdler meinen, die – entlang an einer lange widerlegten Theorie aus dem 17.Jahrhundert und diverser fantastischer Literartur- die Erde tatsächlich als „Hohlkörper“ imaginieren, teils sogar mit eigenen Wesen und Zivilisationen.

    Das alles ist wirklich Humbug, denn die Existenz der Schwerkraft bedeutet, dass bei der Bildung der Planeten die Kugelform entsteht, mit den schwersten Bestandteilen im Inneren. Hätte die Erde keinen Metallkern, hätten wir auch kein Magnetfeld, das uns vor der harten kosmischen Strahlung schützt, der Sonnenwind würde die Atmosphäre wegreissen und atmendes Leben wäre nicht möglich.

    Youtube grundsätzlich abzulehnen, weil dort jeder auch noch so seltsame Meinungen verbreiten kann, finde ich genauso unsinnig, wie das Web abzulehnen, wo all das ja ebenfalls vertreten ist – und zuvor auch in Form von gedruckten Erzeugnissen, wenn auch wegen der Kosten und des beschränkten Zugangs weniger massiv.

    Für mich hat Youtube durch all die verrückten Inhalte durchaus auch einigen Unterhaltungswert. Und bevor man an der Menschheit verzweifelt, hilft oft auch ein Blick in die Kommentare, wo sich immer wieder Leute die Mühe machen, abstruse Theorien zu widerlegen.

  6. Da der Untertitel des Blogeintrages „Für alle, die da eher nicht reinschauen“ heißt und die Beiträge mittelfristig auch auf YouTube zu sehen sind, erwähne ich mal meine Entdeckung des feministischen Journals „Kreatur“ auf dem Sender, für den der Untertitel ja ebenso passend sein könnte. Ausgabe 5 widmet sich dem Thema Gendermedizin. Und, um on topic zu bleiben, erwähne ich noch die Dokumentation „Der große Umbruch – Wie wird Künstliche Intelligenz unsere Arbeitswelt und unseren Alltag verändern?“, welche ebenfalls auf YT gesehen werden kann.

  7. >Youtube grundsätzlich abzulehnen, weil dort jeder auch noch so seltsame Meinungen verbreiten kann, finde ich genauso unsinnig, wie das Web abzulehnen-< schreibst Du, liebe Claudia. Genauso sehe ich das auch und möchte noch hinzufügen, dass ich sehr froh darüber bin, dass wir es noch immer mit Vielfalt zu tun haben, was hoffentlich auch so bleiben möge! Auch sehr viel lehrreiches ist dort vorzufinden, insbesondere, was das Praktische betrifft. Zum Beispiel konnte ich für das Drehen an der Töpferscheibe einiges dazulernen und das in aller Ruhe, ohne kostspielige Kurse besuchen zu müssen. – Allerdings werden solche natürlich ebenfalls angeboten, aber niemand wird zur Teilnahme gezwungen…Unzählige andere Fertigkeiten kann sich so aneignen, wer die nötige Motivation mitbringt. Es verhält sich eben auch da wie mit dem halb vollen oder halb leeren Glas :-) Schön, dass Du Dich über meinen Beitrag gefreut hast! Und danke für die näheren Erläuterungen zum Hohle Erde-Thema. – Aufwiederlesen!

  8. YouTube nutze ich sehr oft. Schon vor mindestens 10 Jahren konnte man hochkarätige Vorlesungen ansehen, heutzutage ist das Angebot multiple ausgedehnt. Zweifelhafte Darstellungen laufen mir sehr wenig über den Weg, weil ich sehr gezielt suche.