Claudia am 02. Juni 2006 —

Bundestag beschließt staatlich verordnetes Verhungern

Da läuft mir doch die Galle über: gestern hat der Bundestag in den „Harzt-IV-Optimierungsgesetzen“ beschlossen, dass einem Arbeitslosen, der dreimal in einem Jahr ein Arbeitsangebot nicht annimmt, die Leistungen auf Null gekürzt werden! Was das heutzutage für „Arbeitsangebote“ sein können, weiß man ja – Spargel ernten zum Beispiel, wer weiß, was in Zukunft da noch alles kommt!

Dass es nun in DE möglich sein soll, Leute verhungern zu lassen, will mir nicht in den Kopf! Geht das wirklich? Bei Streichung aller Leistungen muss derjenige ja betteln oder kriminell werden. Ich hoffe doch, dass der erste, den das trifft, nicht geheim bleibt, sondern der dann vor der Behörde sitzt und dort bettelt. Unter bundesweiter öffentlicher Aufmerksamkeit, versteht sich!

Ich bin FÜR staatlich vermittelte, soziale und kulturelle Arbeit von arbeitsfähigen Arbeitslosen, die eine Grundsicherung einbringt (also MEHR als das Existenzminimum) – aber GEGEN eine „verfolgende Betreuung“, die Arbeitslose diskriminiert und überwacht wie im offenen Strafvollzug! Da droht noch die „telefonische Präsenzpflicht“, von der ich nicht weiß, wie der Stand der Dinge ist. Im Wunschkatalog der Politik ist sie jedenfalls enthalten – warum nicht gleich die elektronische Fußfessel??

Es ist empörend und unsäglich DUMM, die Problematik der verschwindenden Erwerbsarbeit auf dem Rücken der Arbeitslosen auszutragen. Klar gibt es immer einige, die nicht arbeiten wollen, doch ist es keinesfalls typisch für Erwerbslose, dass sie gerne „auf der faulen Haut liegen“. Die 1-Euro-Jobs zum Beispiel sind ja von vielen bereitwillig angenommen woren. Es braucht gar kein „Reinzwingen von Unwilligen“, denn die mittlerweile geschaffenen „Arbeitsgelegenheiten“ sind eher zu wenig als zu viel. Die Stellen für „AWEler“ (Aufwandsentschädigung) werden tatsächlich eher nach „Gerechtigkeitsgesichtspunkten“ zugeteilt, nach dem Motto: jeder soll mal dran kommen können, Verlängerung gibts auf Antrag, aber nur einmal. Das ist die Realität und ich bin mir sicher: würde man die soziale Arbeit Arbeitsloser (diskriminierungsfrei!) anders organisieren, ihre Fähigkeiten besser nutzen und ihre Initiative, sich selbst etwas zu suchen, befördern, könnte im Reich der „Arbeit am Menschen“, die ja zu ehemals „normalen Bedingungen“ immer unbezahlbarer wird, noch eine Menge gewonnen werden – zum Nutzen der Arbeitslosen, die etwas Sinnvolles tun könnten, und zum Nutzen der Gesellschaft.

Zwangsverpaarung

Weiter hat die Koalition beschlossen, dass „Paare“ nach einjährigem Zusammenleben als Bedarfsgemeinschaft behandelt werden: das ist das AUS für Zweier-WGs, bedeutet die finanzielle Zwangsverpaarung bis dahin wirtschaftlich eigenständiger Individuen!

Was wird das Ergebnis sein? Dass viele es nicht soweit kommen lassen bzw. Paare wieder auseinander ziehen. Folge: Noch MEHR Bedarfsgemeinschaften, noch mehr Mietkosten etc. – nicht etwa weniger! Ich höre schon wieder die Politiker-Klagen: das läuft uns aus dem Ruder.. tja, wenn man in die falsche Richtung rudert, muss man sich nicht wundern!

Seit über 20 Jahren war ich nicht mehr auf einer Demo, aber morgen gehe ich hin:

Bundesweite Demonstration am 03. Juni 2006 in Berlin

13 Uhr am Roten Rathaus

Weitere Infos auf www.protest2006.de

Infoseite zum bedingungslosen Grundeinkommen: unternimm-die-zukunft.de

Diskussion

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26 Kommentare zu „Bundestag beschließt staatlich verordnetes Verhungern“.

  1. Staatlich verordnetes Hungern – und es geht immer noch kein Ruck durch diese Gesellschaft und durch dieses Land.
    Die anhaltende Lethagie der Bevölkerung verursacht durch den Konsum ist ein tödliches Virus.
    Für uns alle

  2. Ich dachte, der Konsum lässt im Binnenmarkt zu wünschen übrig! Daran kann es eigentlich nicht liegen. Eher an allgemeiner Trägheit und Ignoranz: solange es MIR noch halbwegs gut geht, gibts keinen Grund für einen persönlichen „Ruck“!
    Das ist „normal“ in einer Gesellschaft, die soziale Mitverantwortung und politische Mitbestimmung weitestgehend an „Systeme“ und Profis delegiert hat. Solange alles flutscht, ist es ja auch schön, sich um nix mehr außer den persönlichen Interessen kümmern zu müssen. Langsam sollte aber auch dem Dümmsten dämmern, dass es nicht mehr flutscht, im Gegenteil, es knirscht an allen Ecken und Enden. Es ist also Zeit, wieder hinzusehen, sich die Mühe zu machen, die komplexen Zusammenhänge zu durchblicken, um sich als Bürger wieder mit der politischen Klasse über Richtung und Grenzen politischen Handelns auseinander zu setzen.

  3. Mit Konsum meinte ich nicht nur den „Binnenmarkt“ sondern eher, das „ganzkörperlich-konsumorientierte“ Verhalten in unserer Gesellschaft. Eigene Meinungen und Ansichten bilden sich nicht mehr. Es wird nachgeplappert, was nur oft genug in den Medien erzählt wird.

    Individuelle Lebensziele und Träume haben die Menschen schon nicht mehr. Sie ist karg geworden – unsere Gesellschaft.

  4. Passend zu diesem Thema will ich mal ein kurzes Gespräch mit folgendem Inhalt schildern: gestern Abend, ich wollte noch meine WM-Tipps in meiner Fußballkneipe abgeben, sah ich eine neue Kellnerin, die sich mit einem anderen Gast unterhielt. Rechtzeitig zur WM habe sie einen neuen Job bei der Hamburg Tourismus GmbH bekommen, einen 1€ Job. Sie soll für die Zeit der WM im Hauptbahnhof das Büro verstärken. Sie mukierte sich nun darüber, dass Sie nur dunkelblaue Hosen tragen dürfe, sie bereit sein muss, eventuell Überstunden zu machen und das das Essen in Hamburgs Innenstadt doch deutlich teurer ist, als in den Randgebieten. Das die Arbeitszeit dann noch von morgens um 6 bis Nachts 24 Uhr dauert, also Schitarbeit, war ebenfalls ein Kritikpunkt.
    Soweit mir bekannt ist, bekommt sie Ihren Kellnerlohn dann schwarz, also neben Harz IV und dem 1 € Job. Wenn ich das richtig zusammenaddiere, dann komt Sie auf monatlich 705 € + 178 € aus dem 1 € Job und dem kellnerhonorar von ca. 400 €. Alles in Allem kein schlechtes Geld, bedenkt man, das viele Friseure, oder Leute aus dem Einzelhandel auch nur zwischen 900 € und 1.100 € netto verdienen.

    Sicherlich gebe ich dir jetzt Recht, das gerade bei H IV einiges aus dem Ruder läuft, aber für jemanden dem es mal als Angestelltem zu DM Zeiten recht gut ging, der Krankenkassenbeiträge von 600 € monatlich zahlt und für die angeratenen 4 Kronen ins Ausland fliegt, weil es dort inkl. Flug und Zahnarztkosten nur die Hälfte der Zuzahlung kostet. der Rentenbeiträge in einer Höhe zahlt, die er niemals als monatlie Rente bekommen wird, der ist dann schon enttäuschend, über diese angeblichen „Rechte“ von Hartz IV insbesondere nach diesem zufällig belauchten Gespräch. Allerdings halte ich es für sehr verwerflich, Leuten, die zwanzig Jahre und mehr brav gearbeitet haben und immer schön in die „Kassen“ eingezahlt haben, denen an die mühsam aufgebauten Ersparnisse zu gehen und sie nach 12 Monaten in die Schublade der Langzeitarbeitslosen zu stecken,damit sie erstaml dieses Geld verbrauchen, ihnen somit jegliche Würde zu nehmen, ihnen einen Zwangsumzug zuzumuten, welcher sie auch ihrem sozialen Umfeld reisst. Das ist sicherlich auch kein Weg. Genauso wenig ist es ein Weg, das Firmen Mitarbeiter entlassen und dann 1 € Jobber als Praktikanten einstellenm was doch schon mehrfach vorgekommen ist. Es wird Zeit das sich etwas in diesem Land ändert und zwar schnell.
    Dir Claudia viel Erfolg bei der heutigen Demo. Ich als Angestellter muss noch etwas arbeiten gehen über Pfingsten, da ich mir noch eine teuerere Digicam leisten wollte dieses Jahr. Kronen und Cam in einem Jahr, das geht entschieden über meine Verhältnisse….

  5. so wie ich das verstanden habe, wird die miete weiter bezahlt und es soll essensgutscheine geben – verhungern sollten die leute damit nicht. was das ganze allerdings nur unerheblich harmloser macht. die soziale grundsicherung kommt ja nicht nur aus reiner menschenfreundlichkeit, sondern auch um den sozialen frieden zu sichern und kriminalität zu vermeiden. weitere streichungen dürften tatsächlich zu einem kriminalitätsanstieg führen. ob das dann im sinne des erfinders ist…

  6. Wie soll denn ein Ruck durch das Land gehen, wenn jeder was anderes darunter versteht? Der Herzog hat mit der Ruck-Rednerei ja angefangen, und zu dem Ruck, den der meinte, gehört das neue Gesetz ja wohl! Und wieso soll es denn an der eigenen Meinung fehlen? Jeder hat hier doch seine eigene Meinung, bis zur Lächerlichkeit, und die ganze Bloggerei hat ja offenbar nur den Effekt, dass sich ein jeder noch mehr in seiner Meinung und seiner Individualität einhausen kann, und sei sie auch noch so läppisch und beliebig.

    Aber klar, vor dem globalen Markt, da verschwinden alle Meinungen, da zählt die schöne Seele nichts, und dagegen aufzumucken wäre töricht, denn er ist ja nur die Kehrseite der vielen eigenen Meinungen und der vielen intransingenten Iche. Vor dem verschwinden auch all die Phrasen von der sozialen Welt, der demokratischen Beteiligung, dem politischen Handeln usw.; Demonstrationen und Streiks sind nichts als Mückenstiche, Bestandteil der Standortqualität, ein Kostenfaktor, und wenn der zu wünschen übrig lässt, wird halt woanders investiert. Wo es keine polis und keine societas mehr gibt, sondern nur noch Illusionen à la Fussball-WM, da gibt es auch keine Politik, keine „soziale Mitverantwortung“ und keine „soziale und kulturelle Arbeit“; da gibt es nichts mehr mitzubestimmen, sondern nur noch Reste zu verwalten. Der Markt kennt nur private Launen und Bedürfnisse, Konsum, in der Tat, der Rest sind Worte ohne Sinn.

    Die Welt der totalen Freiheit und Bauchpinselei, die man sich gegönnt hat, schlägt um in den universalen Zwang aller gegen alle; die uneinnehmbare Festung, als die man sich selber hergerichtet hat, die ist das Gegenüber schon allemal. Das, was jetzt sichtbar wird, ist nur die Konsequenz von Prämissen, die seit langem selbstverständlich geworden sind. Die Mentalität und Gewitzheit der Stützeempfänger dürfte der der Steuer- und Beitragszahler kaum nachstehen, möglichst hoher Output bei wenig Input, das ökonomische Prinzip hat, legal, illegal, sch…; nur dass manche dabei halt erfolgreicher sind als andere. Man hat die Raubtiere von der Kette gelassen, man hat alle Kultur, Würde, Moral etc. in technische Klugheitsregeln und ansonsten in leere Subjektivismen verwandelt, und wundert sich jetzt, wenn die Stärkeren den Schwächeren das Fell abziehen. Nix von wegen „verschwindender Erwerbsarbeit“. Bezahlung zum Weltmarkttarif, jenseits aller nationalen Vorurteile und diskriminierenden Marktverzerrungen, das ist das weltoffen-völkerverständigende Devise, das ist der Sinn des allgemeinen und gleichen Menschenrechts, nach Abschaffung der Menschenpflicht, das ist die pax americana; jeder ist für sich selbst verantwortlich und wer nicht oben mitschwimmen kann, bei den Highflyern, wo ordentlich davon profitiert wird (und gelacht, dass sich die Balken biegen, so locker wie man ist), oder wer wenigstens nicht wenigstens in der schwindenden Mitte, bei den Zuarbeitern mithält oder irgendwelche Flausen im Kopf hat, der ist auch mit Hartz IV noch klar überbezahlt, nach Weltmarktpreisen, versteht sich. Und die, die das Hauen und Stechen akzeptieren, aber bitteschön in Watte gepackt und auf der Basis eines bedingungslosen Grundeinkommens, so als eine Art Abenteuerurlaub mit Rückfluggarantie, die werden sehen, dass sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht haben.

    Glaubt doch nicht, dass man es dabei an sozialtechnischer Klugheit werden fehlen lassen, von wegen Kriminalität und so! Die Militarisierung der Gesellschaft ist doch längst im Anmarsch. Sogar ein Frühwarnsystem für Amokläufer gibt es jetzt schon! Glaubt doch nicht, es ginge um bessere „pragmatische Lösungen“, darum, die „komplexen Zusammenhänge“ besser zu durchblicken, dass es nur des kompetenten Machers oder der Gemeinde der zukunftsmächtigen Problemlöser bedürfte, statt der Poliker, die zu DUMM sind, ihre Maschinerie zu bedienen; – dieses aktivistische, ego-logische Management-Denken, das so flink bei der Hand ist, die Trägheit und Ignoranz der anderen zu beklagen (der man dann gewöhnlich abzuhelfen gedenkt, indem man ihnen den Brotkorb höher hängt!), das Fragen von Gerechtigkeit, Solidarität, Fürsorge, Caritas oder dergleichen nur noch als Fragen der technischen Klugheit und des Machenwollens behandeln kann, ist selbst das Problem. Daran, wie selbstverständlich und unreflektiert das heute gerade auch den Frauen von der Zunge geht, kann man ermessen, wie tief das mittlerweile sitzt und wie sehr das alles erst der Anfang ist…

  7. Eine einzige, kurze Frage von mir zu dieser Thematik:

    Ist es SOZIAL GERECHT, dass jemand, der gar nicht arbeitet und Harz-4 erhält, mehr unterm Strich übrig hat als jemand, der 20 Stunden pro Woche in einem ehrlichen Job schuftet?

    Wenn solch wichtige Wertesdiskussion zu einem Konsens innerhalb der Bevölkerung geführt haben, kann man sich über weitere Details gerne unterhalten. Vorher ist aller Frust verschwendete Energie.

  8. @Kassandra

    und was ist jetzt der Sinn deiner Brandrede?? Was soll denn geschehen? Etwa Weltrevolution???

    @Stefan

    ist es denn irgendwie „unehrlich“, arbeitslos zu sein?? Und ist es die Schuld der Arbeitslosen, dass es viele mies bezahlte Jobs gibt?? Willst du etwa noch die 348,-/Monat „wg. Gerechtigkeit“ kürzen? 20 Std. Wochenarbeit würd ich auch nicht gerade als „schuften“ bezeichnen – und die „Arbeitsgelegenheiten“ werden ja doch massenhaft angenommen! Was willst du denn mit deiner „Wertediskussion“ erreichen??

  9. Kassandra kann eben nur sagen was ist, und was sein wird, und das ist nie erfreulich, wenn der Gott, der ihr die Sehergabe gegeben hat, sich von ihr abgewandt hat. Und der Mythos lässt sie ja auch nicht schweigen, obwohl niemand sie versteht und die Rede keine Wirkung hat; Kassandra ist halt eine Frau und trägt ihr Herz auf der Zunge.

    Aber ich muss dir Recht geben, die pragmatische Frage ist berechtigt, ob das einen Sinn hat, ob Sätze, die keine implizite Handlungsanweisung enthalten und auch keinen Konsens oder Unterhaltungswert für sich in Anspruch nehmen können, sondern einfach nur wahr sein wollen, noch oder überhaupt einen Sinn haben. Manchmal denke ich das, aber meistens bevorzuge ich das Schweigen. Si tacuisses philosophus manisses. Leider fällt mir das wie Wittgenstein immer einen Satz zu spät ein.

  10. @Kassandra

    es macht dich sympathisch, dass du „die pragmatische Frage“ nicht in Grund und Boden verdammst! :-) Du schreibst wunderschön, finde ich, mal abgesehen vom Inhalt (den ich damit nicht insgesamt als „falsch“ abtun will!). Am Ende schreibst du übrigens, eine bestimmte Sicht der Dinge sei selbst das Problem – und konterkarierst damit das, was du zuvor als quasi unbeeinflussbaren Tsunami beschrieben hast, der da über uns kommt.
    Mich stören die einfachen Feindbilder: hier die bösen reichen Mächtigen (Banker, Konzerne, Heuschrecken, Amerikaner…), da die armen Ausgebeuteten, die nichts als machtlose Opfer sind. Es gibt keine zwei Sorten von Menschen, die einen solidarisch, gerecht, fürsorglich, die anderen raffgierig, ignorant, machtversessen etc. Der Schnäppchenjäger handelt im genau gleichen Geiste wie der Manager, dem seine Gehaltserhöhung und seine weitere Karriere wichtiger ist als die Arbeitsplätze, die er grade abbaut. „Kultur, Würde, Moral“ sind tatsächlich nicht Angelegenheiten des „Marktes“, doch benötigt Markt ein gewisses Maß an sozialem Frieden, Rechtssicherheit und Konsumenten, ohne die er nicht funktionieren kann. Oh ja, es gibt viele „komplexe Zusammenhänge“, die eine Betrachtung lohnen, aus der dann auch Politik entsteht – den Menschen nur ihre Machtlosigkeit angesichts übermächtiger Strukturen um die Ohren zu hauen, macht höchstens depressiv. Daran beteilige ich mich nicht, das verbietet mir meinerseits mein Herz – aber auch der Verstand!

  11. […] Claudia Klinger schreibt in ihrem Blog ihre Meinug zu den Hartz-IV “Optimierungsgesetzen”. […]

  12. @Claudia Kl. Das ist SO nicht richtig. DEN Schnäppchenjäger gibt es nämlich auch nicht. Wer arm ist und das billigste nehmen muss, handelt eben NICHT so wie dieser Arbeitsplätze abbauende Manager – abgesehen davon, dass der Manager eine deutlich höhere Gestaltungsmacht über das System hat und dem die weitreichenden Folgen seines Handelns i.d.R. wesentlich bewusster sind. Wer freilich sowieso reich ist und trotzdem noch Kosten spart, dem Billigsten hinterher jagt, Schnäppchen sucht und dann noch runterhandelt, so jemand ist wirklich mies. Zumal Vermögen ohnehin nicht wirklich sozial ist. Dass keiner die Albrechts aus ihren Villen rauszerrt und wegnimmtr was nicht niet- und nagelfest ist, wundert mich doch. Sie können das ganze Geld sowieso nicht ausgeben! Und Bill Gates mit seinen Spenden oder die Hertie-Stiftung (über die ich nach einem Beitrag in mobil gebloggt habe) sind auch nicht wirklich hilfreich, weil sie, selbst wenn ihre Spendenaktivität auf den ersten Blick großzügig erscheint, nicht die Füllhorndimension erreichen, die eben nötig ist, um auch und gerade die Ärmsten zu versorgen.

  13. @Manfred

    für die Gates-Stiftung stimmt das, wenn ich recht informiert bin, nicht. Die gibt z.B. in Sachen Aids-Bekämpfung mehr aus als die WHO – dem Forschungsbetrieb in DE sollen die Gates-Projekte gar einen ganz neuen „Ruck“ an Effizienz und Zielgerichtetheit vermittelt haben (Infos dazu hab ich aus der ZEIT, kann das jetzt aber nicht suchen).

    Mit dem Vergleich Schnäppchenjäger versus Manager meine ich im Grunde die Tatsache, dass sich jeder in seinem Bereich meist rational bzw. ökonomisch verhält, sprich: für wenig Geld den größten Nutzen raus holen will. Das kann ich wirklich überall beobachten, bei mir selbst angefangen, bei Freunden und Bekannten – jeder wählt aus mehreren Angeboten das GÜNSTIGSTE, sofern es die eigenen Ansprüche noch gerade so abzudecken scheint. Und Gewerkschaften sind nicht etwa die BESSEREN Arbeitgeber, Betriebe im Besitz der Belegschaft schaffen gern erstmal die Kantine ab und dergleichen Kosten verursachenden Firlefanz – es ist einfach nicht Sinn des Wirtschaftens, des Produzierens und Konsumierens, Arbeitsplätze zu schaffen und zu erhalten. Wer daran festhält, meint es gut, geht aber an den Realitäten vorbei. Die Befreiung von der Arbeit ist sehr viel eher Ziel des ganzen Geschäfts – und das Problem ist, wie man den Reichtum so verteilt, dass alle was davon haben (und weiter konsumieren können).

    Grüße

    Claudia

  14. Arbeitslos und verunglimpft – ein kalkuliertes Zahlenspiel


    Der ‚Bundestag beschließt staatlich verordnetes Verhungern‘ (Claudia Klinger) und die bundesweite öffentliche Aufmerksamkeit ist ein zustimmendes Lächeln.

  15. @CK

    Der Tsunami ist nichts, was von außen kommt, als Naturkausalität oder als orientalischer Fatalismus, davon habe ich nicht gesprochen. Sondern indem die Menschen sich ihr Ich reflektieren, sich in ihrer Zufälligkeit verstocken und jede Allgemeinheit, die sie nicht selbst definieren, sei es Moral, Anstand, Sitte, Staat als eine fremde Zumutung wegzuräsonieren wissen, indem sie sich zum undurchdringlichen Atom verhärten, dadurch verwandeln sie den sozialen Zusammenhang in einen quasi-naturgesetzlichen von Druck und Stoß, gegen den sie nichts mehr vermögen, und der sie im übrigen immer nur noch mehr zwingt sich zu wappnen und hart zu machen. Aber solange diese Reflexion so tief sitzt, ist Politik und dergleichen ein Schimäre bzw. das Management tritt an ihre Stelle; die Politiker verstehen sich heute ja ganz offen als Dienstleister, so wie die Telekom, ganz im Dienste ihrer Kundschaft.

    Der Dualismus, den du mir ankreidest, ist ein Missverständnis; das Phänomen der Verpöbelung der Unterschichten leugne ich durchaus nicht, ich habe ja gesagt, dass ich die Mentalität der Stützeempfänger nicht überschätze. Der Fisch stinkt nicht vom Kopf her, wenn er vergammelt, sondern von allen Gliedern her gleichzeitig. Nur macht es das hinsichtlich des Handlungsproblems nicht einfacher – dem Dualismus geht der Kampf gegen die Bösen locker von den Lippen, oder wenigstens der gegen die Strukturen oder die Manager; er kann locker die Weltrevolution ausrufen, oder für die für Freiheit und Menschenrechte (die nichts als die Rechte des Privatmenschen meinen), so als da nicht noch etwas anderes gäbe. Der, der in der gegeseitigen Entfremdung und Verhärtung der Momente des Ganzen, der Entzweiung des Einen, selbst das Problem sieht, der kann das nicht. Bist du denn nicht auch viel dualistischer als ich? Ich würde z.B. niemals sagen, dass der Manager die Karriere den Arbeitsplätzen vorzieht, was ja immerhin noch eine moralische Entscheidung wäre, die er treffen könnte; sondern seine Alternative ist nur: entweder mache ich es, oder ein anderer; entweder ziehe ich das durch, oder die Firma geht vor die Hunde, die Konkurrenz macht es nämlich. Er kann seinen Job machen, oder es sein lassen, aber das ändert nichts, nicht anders als bei dem, der den Straße kehrt. Der Manager ist im übrigen viel stärker unter Kontrolle und Erfolgszwang als der Normalsterbliche; ein paar Nachlässigkeiten, und man wird ihm bedeuten, dass man sich an dieser wichtigen Position keinen Low-Performer leisten kann. In der dezentrierten Welt ist niemand mehr verantwortlich zu machen – oder alle. Die „Strukturen“ sind nichts als der Wirbel der Individuen, der den einzelnen mit der Wucht eines Airbags trifft, obwohl doch nichts ist als die Bewegung einiger loser Gasmolküle.

    Ja, man darf die Kuh, die man melken will, nicht schlachten; sicher braucht der Markt ein gewisses Maß an sozialem Frieden und Rechtssicherheit, aber wo dies Maß liegt, das versucht er ja gerade herauszufinden. Das ist die alte Geschichte der Hungeraufstände, die politisch zwar nie eigentlich etwas bewirkt haben, aber trotzdem gefürchtet waren – von denen wir aber wohl noch weit entfernt sind. Und das mit den Konsumenten ist ein gerngeglaubtes Märchen, die berühmte Kaufkrafttheorie der Nachfrage, nach der die Kaufleute am besten daran täten, ihren Kunden beim Eintritt in ihr Geschäft einen Batzen Geld in die Hand zu drücken, weil so ja am meisten gekauft würde. Hast Du schon mal überlegt, das das Geld, das man den Armen wegnimmt, ja nicht einfach weg ist? Dass es jetzt halt ein anderer hat, der es genauso ausgibt und Nachfrage entfaltet? – Du hältst dich da an einer Variante des alten liberalen Credos von der prästabilierte Harmonie der freigesetzten Individualinteressen fest, dessen wahrer Name der vom survival of the fittest ist, nur um konsequent der Frage nach der Prämisse des ganzen aus dem Weg zu gehen. Wo aber die Prämisse gilt, wo es keine irgendwie verbindliche (oder auch nur verständliche) Idee von Gerechtigkeit und Zusammenleben mehr gibt jenseits des Marktes, da folgt die Konsequenz messerscharf, und weil das mittlerweile fast jeder weiß, deswegen kann da gar keiner mehr aufmucken.

    Nun, was bleibt also fürs „Herz“? Ist es herzlos, wenn man den Menschen sagt, dass sie alle Grund und Teil des „Systems“ sind, das sie da so munter bekämpfen und auf das sie verächtlich herabsehen und dessen Manager sie für minderbemittelt, wenn nicht korrupt halten? Dass sie alle sich verändern müssten, ganz tief im Innern, was heißt, dass sie sich anders verstehen müssten, bevor überhaupt von Politik, von einer gemeinsamen Sache (und nicht von Ratschlägen, wie die Maschine richtig zu bedienen sei!), wieder die Rede sein kann? Weg von dem Ur-Archetypus des Atoms, dessen einzige wesentliche Eigenschaft die Undurchdringlichkeit gegenüber jedwedem anderen Atom ist, hin zu einem Bezug auf das Ganze, das Allgemeine, aus dem das Individuum lebt. Der Tsunami entspringt dem Herz der Menschen, und nicht irgendwelchen „komplexen Strukturen“ des technokratischen Maschinenwelt; es entspringt in dem, was der Maschinenwelt gegenüber steht und eben deshalb für jedes solches Verändern- und Machenwollen unerreichbar ist.

    Wenn es so weit gekommen ist, dann schlägt nicht die Stunde des Machen und Kurierens, sondern des Glaubens, des Mythos, der Intuition, vermutlich weniger des Verstandes, überhaupt des Männlichen; sondern die des Herzens, das die sich bekämpfenden Dualismen, die jetzt die Welt beherrschen, links liegen lässt und sich im Hinblick auf den Ursprung verstehen lernt, die Einheit in der Vielheit und Vielheit in der Einheit sehen lernt; eben das, was den abendländischen Geist ausgemacht hat, gegenüber den barbarisch-orientalischen Dualismen, in die man jetzt wieder eingemündet ist. Diese Revolution hat deshalb auch schon einmal gegeben, nachdem das römische Weltreich der griechischen Schönheit und Messiansimus und Pharisäismus der Welt der Patriarchen das Herz gebrochen hatte; oder noch früher, als Abraham die Bequemlichkeit und die tausend Götzlein der mesopotamischen Hochkultur (woraus die „Hure Babylon“ mit dem Turm, der Sprachverwirrung und der astrologischen Proto-Wissenschaft hervorging) verließ, um in der Wüste umherziehend seinem Gott, im Bund mit dem Einen, zu leben… Ich bin kein Hellseher, aber irgendwann, irgendwo, irgendwie wird es so geschehen, nach viel Blut und Tränen, wie immer.

  16. @Kassandra

    ich bin beeindruckt! Hey, wo ist dein Blog? Wer soviel und gut schreibt, sollte eines haben!

    Ich stimme dir zu! (Das mit dem Manager hab‘ ich auch nicht anders gemeint: er tut, was er muss, um weiter Manager zu sein.) Du gehst auf die spirituelle Ebene, wo ich deine Sicht der Dinge durchweg teile.

    Jeder ist sich selbst der Nächste (siehe Maslowsche Bedürfnisskala) – und jeder versteht sich als vom Rest der Welt abgetrenntes Individuum, du nennst es „Atom“. Und das STIMMT natürlich nicht, sondern ist eine aus dem Denken stammende Illusion: weil das Subjekt sich als Beobachter dem Objekt entgegen gesetzt erlebt, entsteht der Glaube, wir seien Monaden, autonom im Nichts kreisend.

    Der Individualismus wird dort immer stärker, wo Reichtum und die daraus resultierende Bewegungsfreiheit/Wahlfreiheit es ermöglichen. „In der Not“ entdeckt man dann wieder die Gemeinschaft, das Miteinander und Füreinander – nur Stämme werden überleben, hieß es in alten Sponti-Zeiten, doch wirklich Bock auf ein spürbar voneinander abhängiges Stammesleben hat niemand wirklich. Du?

    Das frag ich ohne Häme! Wenn ich in mich hinein sehe, ist meine zwanglose (!) Bereitschaft, mich auf Kollektive zu beziehen, nicht sehr ausgeprägt. Soziales und politisches Engagement reizt mich heute nur sporadisch, wenn ich mal wieder ein „Sinn-Defizit“ in meinen normalen Tätigkeiten verspüre. Oder wenn ich in Kontakt komme mit Weltgegenden, die von unserem Reichtum weit entfernt sind (siehe die Kambodscha-Artikel). Dann sehe ich, was dort alles fehlt, mit wie wenig man dort viel bewirken kann (wogegen bei uns mit viel Einsatz kaum jemand hinterm warmen Ofen hervor zu locken ist). Dann denke ich: warum KÜMMERN wir uns nicht alle um die Probleme der armen Länder, anstatt hier mit einiger Langeweile in der Spassgesellschaft zu kreisen, jeder darauf bedacht, zu sichern und zu mehren, anstatt zu geben und zu teilen?

    Wenn man aber genauer hinsieht, dann sieht man auch: wir können (mal utopisch gedacht, jenseits der Frage beschränkter Ressourcen) maximal zu dem verhelfen, was wir selbst erreicht haben. Na, und sag selbst: steht das dafür?

    Für jeden Drittweltler gilt: Selbstverständlich JA!!!! Die Verbesserung des persönlichen Lebensstandards, die Befreiung aus schlimmster Armut und von extrem harten Arbeitsbedingungen ist jeden Einsatz wert. Um da auch einen Tropfen auf den heißen Stein zu kippen, hab ich eine Kinderpatenschaft für eine kambodschanische Waise übernommen. Aber für MEHR reicht es nicht, und nicht nur, weil ich selbst eher knappse als dass ich im Reichtum schwimme. Sondern weil das „Sinngefühl des Helfens“ eben nicht nachhaltig ist: es sind letztlich alles diesselben Menschen und es wird sich Ähnliches entwickeln wie hier, unter dem dann ganz genauso unästhetisch und bis zum „Atom“ individualisiert gelitten wird wie hier!

    Es gibt keine kollektive Erlösung, keine „Endlösung“ fürs glückliche oder auch nur nachhaltig friedliche Leben. Das ist meine Meinung und ich denke, die Geschichte hat bewiesen, dass jedes andere Denken immer Schlimmeres gebiert als das, was an den jeweiligen „Zuständen“ zum Besseren gewendet werden sollte. Spirituelles Transzendieren der Getrenntheit gibt es im Herzen des Einzelnen, aber nicht im Kollektiv!

    So geht es also auf und ab, vom Überfluss zurück ins Elend, vom Atom zum Molekül und wieder zurück.

    Dennoch nehme ich mir heraus, auf der normalen politischen Ebene der gesellschaftlichen Kämpfe um Einzel- und Gruppeninteressen (aktuell: Hartz 4, Gesundheitsreformdebatte) Meinungen zu haben und Varianten zu vertreten, die mir sinnvoller zu sein scheinen als andere.
    Die Alternative wäre, zu verstummen oder Literatur zu produzieren. Beides ist halt nicht so mein Ding! :-))

  17. Wenn auch nur 10.000 Abeitslose so lange Autobahnblockaden durchziehen, bis die Wochenarbeitszeit per Gesetz auf maximal 30 Stunden herabgesetzt wird, dann ist entweder diese Republik in 6 Tagen erledigt – oder das Thema Massenarbeitslosigkeit.

    Reden Sie darüber.
    Denn dieser Staat braucht einen Tritt in den Hintern.

  18. @CK

    Ich dachte eigentlich, du wärst mehr so auf der literarischen Schiene, oder auch der psychologischen oder wie immer, so arg politisch ist dein Blog ja eigentlich nicht; aber man lernt dazu…

    Was die entscheidende Frage betrifft, so muss man sich doch fragen, ob diese Freiheit, die sich der Mensch sich heute einbildet, denn wirklich eine reale ist. Zeigt nicht die ganze ökonomische Sache, wie wenig es mit der Freiheit her ist? Dass das eine Freiheit ist, die viel mit Täuschung, Rausch und z.B. Alkohol zu tun hat? Was ist das für eine Freiheit, wo nur noch von Sicherheit die Rede ist, auf allen Ebenen, auf dem Computer, auf der Straße, in der Schule, bzgl. des Lebensunterhalts? Was ist für eine Freiheit, die sich zunehmend nur noch auf die Auswahl des Unterhaltungsprogramms und der Biersorte reduziert?

    Es geht nicht darum, das Individuum dem Kollektiv zu opfern, das ist nur eine Seite des Dualismen, der sich mit seinem Gegenteil einen blutigen Kampf liefert und ewig liefern muss; sondern es geht darum, ein vernünftiges, maßvolles, realistisches Verhältnis beider zu gewinnen, in der Form, in der es an der Zeit ist. Das war die Leistung des Gedankens eines Bundes von Mensch und Gott zu seiner Zeit, wie die des Gedankens des Gottes, der Mensch wird, war. Das ist vorbei, aber so etwas ähnliches gilt es wiederzufinden, so dass es dem heutigen Menschen verständlich ist. Es kommt nicht darauf an, worauf man Bock hat, sondern was die Wahrheit ist; und die ist IMHO, das der Mensch seine Orientierung, sein Ich und seine Freiheit verliert, wenn er sie absolut setzt, außerhalb der Einheit, wenn er den Humanismus eines Erasmus mit dem Nietzsches verwechselt. Dann versinkt er nolens volens erst recht im Kollektiv, als gleichgültiges, austauschbares Rädchen im Getriebe nämlich; aber natürlich hat der freie Mensch allemal das Recht, stattdessen erhobenen Hauptes zu verhungern, ganz individuell für sich allein!

    Wo von der „Endlösung“ die Rede ist (heute spricht man ja eher von „Nachhaltigkeit“), da spricht der moderne Fortschrittsglaube, der mit der Vergangenheit endlich aufräumen will. Was dann in Deutschland heute so ziemlich alles meint, was nicht american way of life ist; auch ein Goethe war schließlich mit Willen und Absicht ein Tyrannenknecht. Dieser Glaube ist der der Gegenwart, nicht der meine, das ist der Fanatismus des Nominalismus oder des Marktes, der das Allgemeine, Objektive, Kollektive, also Staat, Moral, etc zum Mittel herabsetzt, letztlich gegen Null konvergieren lässt. Auch Dein Grundgedanke ist letztlich immer der orientalisch-dualistische, der Freiheit der Bindung, das Subjekt dem Objekt entgegensetzt und ihre wechselseitige Abhängigkeit verleugnet; das trägst du zwar nicht so zähnefletschend und großspurig zu Markte, wie man das heute gewohnt ist, aber darauf kommt es letztlich nicht an.

    Mit der „spirituellen Ebene“ habe ich nichts im Sinn; ein Geist, der jenseits der Wirklichkeit, die allemal auch gesellschaftlich ist, sein privates Kopfkino über die Transzendenz abhält, ist ein caput mortuum, eben die protestantisierte, entweltlichte Religion der Gegenwart, deren Reinform aus Indien stammt, Hare Krishna, hare rama, wo alles Dasein maya, belangloser Schein, ist und die Kasten darüber munter weiter gedeihen. Wenn der Geist, die Einheit, Gott jenseits der Wirklichkeit bleiben soll, dann mögen die Betroffenen für ihre Interessen demonstrieren, aber wen, außer ihnen selbst und die Ordnungkräfe, sollte das interessieren? Mögen die Parias in Wellblechhütten hausen, was geht das den Brahmanen an? Und wenn die Parias moralisieren, was ist das unter diesen Voraussetzungen denn anderes als die List der Schwachen, den Starken ein X für ein U vorzumachen, Ressentiment-Moral also? Siehst du, und deshalb mag ich auch nicht spiritualistischen Schönschreiber geben, der tiefgründig übers Nirvana meditiert und ansonsten alles dem freien Spiel der Kräfte der Betroffenen anheimstellt; das ist für mich das, was Du „Literatur“ nennst, wenn auch das genau das ist, was heute alle wollen und sich gar nicht mehr anders vorstellen können…

  19. Liebe Kassandra,

    ich habe das Gespräch aus ergonomischen Gründen ins Forum verlegt – hier wird es einfach zu lang!

    Würde mich freuen, dort mit dir weiter zu schreiben!

  20. Fettisch.de: Laut Vorstandschef Michael Diekmann (51) hat die Allianz keinen Platz für Sozialschmarotzer, er wird 7500 Hartz IV’lern in Spe kündigen sagt er. (Grafik zur freien Verwendung)

  21. @ Claudia Klinger:
    >
    Nein, aber es ist selbstverschuldet. Jeder kann aktiv werden, es gibt genug bezahlte Arbeiten. Die nicht der Realität und den eigenen Fähigkeiten angepassten Ansprüche stehen den meisten Menschen einfach im Weg.
    Und wer dann immer noch nichts findet, kann doch wunderbar für seine Unterstützung vom Staat mehrmals die Woche den Wald fegen oder andere der Gesellschaft nützliche Arbeiten übernehmen! Warum bedeutet diese Unterstützung denn gleich immer das Entbinden jeglicher Verantwortung?

    >
    Nein, aber jeder Bundesbürger kann sich bilden, um an besser bezahlte Arbeiten zu gelangen. Zur Schule gehen kostet nichts und zumindest bisher war auch ein Hochschulstudium mit BaFög erfolgreich zu absolvieren.

    >
    Es kommt darauf an:
    Ist sich ein Mensch zu schade dazu, für seine Unterstützung vom Staat wenigstens eine geringe Gegenleistung zu erbringen (z.B. Straßen sauber halten), dann entscheidet er sich eben für ein Leben außerhalb der Gemeinschaft und kann sehen, wie er überlebt. Das ist nicht unmenschlich, da jeder selbst Entscheidungsträger ist. Erwachsene sollte man doch nicht entmündigen, oder? Sie sollten das Recht haben, selbst Verantwortung für sich zu übernehmen.

    >
    Das war eine stilistische Hyperbel. Immerhin sind 20 Stunden Arbeit in der Woche immer noch mehr als 0 Stunden Arbeit und im direkten Vergleich ist dieser Ausdruck schon angebracht! Es entbehrt sich jeglicher Logik, dass eine Person in zuerst genannter Situation weniger „Lohn“ / „Verdienst“ (Schon mal den Sinn dieser Wörter überdacht?) bekommt als jemand in der zweiten Situation.

    >
    Ich will, dass erwachsenen Menschen wieder mehr Eigenverantwortung zugetraut wird! Jeder gesunde Mensch ist in der Lage zu überleben. Für welchen Weg mensch sich entscheidet, sollte dabei ganz ihm selbst überlassen werden. Und wenn mensch sich nicht um sein Überleben kümmern möchte, dann sollte ihm freigestellt sein, sich für den Hunger und ggf. sogar für den Tod zu entscheiden.

    Das wäre dann so oft beschworene, wahre Freiheit!

    Grüße,
    Stefan Küstner

  22. Leider hat die Formatierung beim oberen Post nicht funktioniert, so dass die Zitate ausgeblendet worden sind.

  23. @Stefan

    und du meinst wirklich, über 5 Mio Arbeitslose seien also nur zu faul, die Verantwortung für sich zu übernehmen und was zu tun? Da bin ich glatt fassungslos, so weit ist das weg von der Realität! Ich kann mich nur zitieren:

    „Es ist empörend und unsäglich DUMM, die Problematik der verschwindenden Erwerbsarbeit auf dem Rücken der Arbeitslosen auszutragen. Klar gibt es immer einige, die nicht arbeiten wollen, doch ist es keinesfalls typisch für Erwerbslose, dass sie gerne “auf der faulen Haut liegen”. Die 1-Euro-Jobs zum Beispiel sind ja von vielen bereitwillig angenommen woren. Es braucht gar kein “Reinzwingen von Unwilligen”, denn die mittlerweile geschaffenen “Arbeitsgelegenheiten” sind eher zu wenig als zu viel.“

    Deine Bemerkungen sind geprägt von großer Agressivität – vielleicht solltest du mal nachforschen, woher die bei dir kommt. Nicht zufrieden mit der eigenen Arbeit?

  24. lfqvkdda kkkeiqffou nnrukno ytlobqjvgw dwludjco

  25. Worüber wundert man sich denn?
    Jeder kann nachrechnen, dass das ungehemmte Wachstum der Kapitalvermögen mit mathematischer Präzision in eine Wirtschaftskrise führen muss.(Exponenzialfunktion)

    Am 17.09. wird in Berlin gewählt und mit der Humanwirtschaftspartei (Liste 22)hat man die Möglichkeit, einer Partei seine Stimme zu geben, die eine Wirtschaft unterstützt, die dem Menschen dient und nicht dem Kapital.

    http://www.zinsbombe.de
    http://www.humanwirtschaft-berlin.de

  26. es ist jetzt eben genau das was claudia klinger am 02.06.06 befürchtete und schrieb geschehen:

    einer frau und ihrem sohn sind die hartz-IV bezüge gestrichen worden, weil sie arbeitsangebote nicht angenommen haben, oder krankheitsbedingt nicht annehmen konnten.
    der junge mann ist verhungert und die mutter kurz davor.

    geschehen in speyer, mitten in deutschland.