Claudia am 03. Juni 1999 —

Vom Umzug in den Zeiten des Netzes

Seit wenigen Tagen genieße ich wieder „Freizeit“, ein umfangreicher Auftrag ist weitgehend fertig. Erleichterung! Irgendwie schaffe ich es nie, diese Endphasen heftiger Arbeit mit Termindruck zu vermeiden. Ich will es garnicht, so scheint es, denn diese Zeiten entfalten eine eigene Qualität: ich erlebe dann eine ungewohnte Leistungsfähigkeit, produziere gewaltigen Output pro Tag und fange schon an, mir Gedanken zu machen: wenn ich immer so arbeiten würde – du lieber Himmel, was könnte ich da alles auf die Beine stellen!

Das sind natürlich nur realitätsfremde Gedanken eines Workaholics während des „Arbeitsanfalls“! Sobald das Ende erreicht ist, lasse ich alles stehen und liegen und lungere ein bis zwei Tage herum, lese und schreibe Mails, bastle an Webseiten, die wirklich völlig frei vom „Um-zu“ sind (…noch im Bau!) und frage mich, warum es eigentlich nicht reicht, für das Nötigste zu arbeiten und ansonsten in der Sonne zu sitzen!

Na, schon bald kann ich das ausprobieren. Ab 15.Juni können wir in die neue Wohnung auf Schloss Gottesgabe. Mein Lebensgefährte wird zuerst hinfahren und die Leitungen checken: ISDN an die richtige Stelle, TV-Kabel in beide Zimmer. Ab 1.Juli kann es dann losgehen, und ich bin langsam wirklich gespannt, freu mich riesig auf Wiese, Wald, Pflanzen und Getier, auf die Erforschung der Umgebung und auf all die Abenteuer, die so eine Veränderung des Lebensstils (von der Metropole ins winzige Dorf) mit sich bringt.

So ein Umzug in die Fremde ist ja nicht dasselbe wie vor den Zeiten des Netzes. Meine Online-Fühler sind lange schon ausgestreckt und ich bin über alles im Bilde:

  • kenne die Hauptlinklisten & Portale von Schwerin und Mecklenburg,
  • hab mir einen Überblick über die Stadt Schwerin, ihre EDV-Läden, Provider, kulturellen Einrichtungen und Sehenswürdigkeiten verschafft
  • mir private Homepages angesehen
  • ein paar Leute angemailt

und lasse die Worte „Schwerin“ und „Mecklenburg“ von Tracerlock überwachen, bekomme also täglich Mails, welche Webseiten sich angemeldet haben.

Ungerufen haben sich aufgrund dieser Tagebucheinträge mehrere Leute eingefunden, die meine alte Wohnung übernehmen wollen – ich brauch da garnix mehr machen…

Eine wunderschöne Site entdeckte ich gestern: www.duemmer.de ist die Seite des Naturschutzgebiets Dümmersee, etwa 10 km von meinem künftigen Wohnort. Die Bildergalerie ist ein Traum! Ich kann es kaum erwarten, in diesen Landschaften leibhaftig herumzulaufen.

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