Claudia am 14. Mai 2012 — 19 Kommentare

Hab keine Angst!

Gegen Mitternacht laufe ich allein durch eine dunkle Nebenstraße. Um mich her Gründerzeit-Häuser, kein Licht in den Erdgeschossen – die Imbisse, Spätkauf-Läden und Kneipen sind erst irgenwo da vorne.

Da kommt mir ein Mann entgegen, auf meiner Straßenseite. Nicht ganz jung, aber auch kein bisschen alt. Seine Art zu gehen wirkt gleichzeitig selbstbewusst als auch leicht angetrunken. Sein Gesicht kann ich nicht erkennen, es ist zu dunkel und meine neue (meine erste!) Gleitsichtbrille macht die Dinge nicht besser.

Ich spüre, wie sich ein für solche Situationen typisches Hab-acht-Gefühl in mir ausbreitet. Mehr Körperspannung, mehr Aufmerksamkeit, weniger Denken an das, was ich tun werde, wenn ich nach hause komme.

„Hab keine Angst!“ ruft mir der Mann da im selben Moment entgegen.

Ich lächle, laufe auf ihn zu, hebe wie selbstverständlich die linke Hand zu einer Art Gruß, eigentlich zur Geste des „abklatschens“, wie man es unter guten Kumpeln tut. Es endet in einem grüßenden Winken, er lächelt auch, dann ist er vorbei.

Noch jetzt, eineinhalb Stunden später freu ich mich über dieses Erlebnis. Post-Gender-Solidarität – einfach so.

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Claudia am 11. Mai 2012 — 5 Kommentare

Talkshows: die Arroganz der Großverdiener – oder: Wer ist WIR bei Anne Will?

Anne Will eröffnete ihre letzte Talkshow zum Thema „Griechen und Franzosen wählen den Sparkurs ab – zahlt Deutschland alleine die Zeche?“ mit den folgenden Sätzen:

„Heute ist nicht einfach nur Mittwoch, sondern auch – Achtung: Europa-Tag! [betont, als müsste sie eine schleimige Kröte anfassen].
Das würde, wenn man ehrlich ist, ansonsten auch schon kaum jemanden vom Hocker reissen, aber es wirkt in diesen Tagen nochmal bizarrer: Da egal, wo in Europa – ob in Frankreich oder noch krasser in Griechenland – gewählt wird, es drunter und drüber geht. Und vor allem eines ‚raus kommt: dass die Wähler uns ’ne lange Nase zeigen!“

Ich kann gar nicht veröffentlichungsfähig in Worte fassen, wie mich diese tendenziöse Meinungsmache „von oben“ ankotzt! Wer ist das „Wir“, von dem Anne Will so überheblich ausgeht? Vermutlich meint sie „uns“, die wir Griechenland auch in der größten Pleite noch Waffen für viele Milliarden verkaufen? Oder auch „uns Deutsche“, die wir über zwei Billonen Staatsschulden angehäuft und als erste die Defizit-Grenzen des Maastricht-Vertrags ignoriert haben? Weiter → (Talkshows: die Arroganz der Großverdiener – oder: Wer ist WIR bei Anne Will?)

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Claudia am 06. Mai 2012 — 2 Kommentare

Über Relevanz, Reichweite und bloggende Frauen

Zu einem richtigen Artikel reicht es heute nicht, doch will ich Euch auf eine interessante Diskussion hinweisen:

Antje Schrupp provoziert in ihrem Blogposting „Dekoration und Reichweite. Oder auch: Was ist Relevanz?“ mit Sätzen wie „Reichweite in Quantität zu messen ist 20. Jahrhundert“ und „Ein Blogpost, der zwei Leute zum Umdenken anregt, ist objektiv „relevanter“ als einer, der zwanzigtausend in ihrer Meinung bestätigt.“ (Besonders schön finde ich, wie sie das Thema einleitet – nämlich mit einem Beispiel aus dem richtigen Leben!) Weiter → (Über Relevanz, Reichweite und bloggende Frauen)

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Claudia am 29. April 2012 — 10 Kommentare

Vom Sog der Piratenpartei

Dass ich nochmal mit großem Interesse einen Bundesparteitag verfolgen werde, hätte ich mir vor kurzem noch nicht träumen lassen! Noch dazu, wo auf diesem Mega-Treffen der Piratenpartei vornehmlich Vorstandswahlen, Beisitzerwahlen und allerlei Geschäftsordnungsanträge verhandelt werden – nicht etwa die von den anderen Parteien und der Presse so dringlich geforderten inhaltlichen Festlegungen.

Und doch: als ich gestern früh um 10 den Livestream einschaltete, war ich von der Atmosphäre, dem lockeren Umgang, der normalen Sprache gleich sehr angetan und bedauerte es sogar, mich gegen 14 Uhr in Richtung Garten vom Netz verabschieden zu müssen. Heute hab‘ ich die Wahl zum politischen Geschäftsführer verfolgt und staune erneut über die hochgradig effektive Art, wie das ganze Verfahren durchgezogen wird – angereichert mit Nebenthemen wie Spendenaufrufe für den Livestream (weil viel mehr Leute zuschauen als gedacht), Vorstellungen diverser innerpiratischer AGs und Anliegen, Ermahnungen wegen Zustellen der Gänge (Rollstuhlfahrer!) und Aufforderungen zu Gruppen- und Portraitfotos. Weiter → (Vom Sog der Piratenpartei)

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Claudia am 25. April 2012 — 1 Kommentar

Piraten-Themen statt Nichtraucher-Blog

Anstatt darüber zu sinnieren, ob ein eigenes Polit-Blog vielleicht mehr Aufmerksamkeit bekäme als der „Gemischtwarenladen“ Digital Diary, räume ich hier mal ein bisschen um. Ich komme ja derzeit doch nicht zu neuen Projekten, schaffe es kaum, die vorhandenen zu „beleben“!

Alsdenn: Das Nichtraucher-Blog entfällt als Kategorie, denn seit November rauche ich wieder, nach einem halben Jahr rauchfrei. Das ging schon öfter so, ich hab‘ das Bloggen ja 1998 durch das Vorläufer-Blog „The Power of Now“ entdeckt, das einem früheren Einstieg ins Nichtraucherleben gewidmet war. Der dauerte auch nur etwa ein halbes Jahr, nicht sehr nachhaltig also, anders als das „Digital Diary“, das gerade sein 13. Jahr erlebt. Weiter → (Piraten-Themen statt Nichtraucher-Blog)

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Claudia am 25. April 2012 — 2 Kommentare

Blogger-Sternstunde: Leserin liest alles seit 2007

Da schrieb mir Ruth Maria unter den beliebten Artikel „Vertrauen und Beziehung“:

..ich habe den Blog von 2007 an eben komplett durchgelesen.. vieles trifft ins Mark, noch mehr aber eine große ”Denkanregung” ..vielen Dank, liebe Claudia!!!

Wow, ich bin ja hin und weg! :-) Dass jemand ausreichend interessiert ist, um gleich über 5 Jahre Blogtexte nachzulesen, hätte ich nie gedacht! Umso mehr freut es mich, wenn das doch mal vorkommt.

Hab‘ Dank, liebe Ruth! Normalerweise bin ich schon froh, wenn jemand den einzelnen Artikel durchliest (ich neige gelegentlich zu Zeitgeist-ferner Textlänge). Dass es Leserinnen wie dich gibt, ist ein unerwartetes Geschenk!

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Claudia am 20. April 2012 — 7 Kommentare

Piraten sind wie Badeschaum…

„…je mehr man drauf schlägt, desto mehr Schaum entsteht,“ hat heut‘ früh jemand getwittert.

Piratenplakat zur NRW-WahlStimmt! Der Unmut über die Altparteien ist derart angewachsen, dass die junge Piratenpartei sich fast alles leisten kann, was ansonsten massiv Minuspunkte bringt. Zuwenig Programm, wilde Streitereien, chaotische Strukturen, seltsame Mitglieder, ADHS, (noch) keine Antworten auf drängende Fragen – trotz alledem liegen die derzeit ausgegebenen Mitgliedsnummern schon über 30.000 und die Umfragen sehen die PIRATEN mit ziemlicher Sicherheit im nächsten Bundestag.

Wer solche Erfolge hat, der muss leisten, was hierzulande allen abgefordert wird, die für eine Option aufs Mitregieren in Betracht kommen: Die Distanzierung von rechtem Gedankengut innerhalb und außerhalb der eigenen Reihen. Ich bin optimistisch, dass das locker gelingt, selbst mit den Erschwernissen der piratischen „Basisdemokratie“, die alles tendenziell verlangsamt. Das innerparteiliche Gewürge erinnert mich an leidenschaftliche Diskussionen in meiner wilden Jugendzeit: da haben wir auch darüber gestritten, ob man sich mit „denen“ inhaltlich auseinander setzen soll oder nicht – wobei recht schnell Leute als „Rechte“ etikettiert wurden, die mal einen falschen Satz gesagt hatten. Weiter → (Piraten sind wie Badeschaum…)

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