Thema: Weltgeschehen

Claudia am 21. September 2009 — 14 Kommentare

September 1994: Über den Computer

Dies ist ein „historischer Text“ aus dem September 1994. Er entstand in einer Welt, in der der „persönliche Computer“ (PC) gerade seinen Siegeszug angetreten hatte und dabei war, die Arbeitswelt zu revolutionieren – auch meine. Vom Internet war noch keine Rede, allenfalls hatte man mal davon gehört. Es gab Mailbox-Systeme und BTX, Spielereien für wenige, die aber noch keine Rolle spielten im Bewusstsein der Vielen.

Zur Veröffentlichung des Textes, den ich in der Tiefe meiner Festplatte fand, hat mich Susanne (SuMuze) inspiriert, die in einem Kommentar darüber reflektierte, wie Menschen unterschiedlicher digitaler Sozialisation mit Computerprogrammen umgehen. Der Text zeigt, wie ich die neue Gerätschaft erlebte und welche Visionen mir dazu einfielen (manche stimmig, manche voll daneben!).

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Der Computer

Ich sitze hier und schreibe auf dem Computer – noch besitzen die Worte nur eingeschränkte Realität, eine kurze Stromschwankung jagt sie aus dem Arbeitsspeicher und nichts bleibt zurück. Der Befehl „Datei speichern“ fordert mich auf, diesem Text einen Namen zu geben – eine originär menschliche Handlung – und versenkt ihn in die vermeintliche Dauerhaftigkeit der Festplatte. Doch bald werde ich mich nicht mehr erinnern, was dieser Name bedeutet hat, und so fällt der Text vielleicht der nächsten Platzbeschaffungsaktion auf der Festplatte zum Opfer, keinerlei Spuren in der ‚Wirklichkeit‘ hinterlassend, wenn man einmal die Wirklichkeit einer codierten Existenz auf einem Datenträger als solche gelten läßt. Nur selten noch gelangt ein Text ‚zum Ausdruck‘ – warum Papier vergeuden, Bäume schlachten, Energie verbrauchen, Chlorbleiche oder Recycling-Aktivitäten in Gang setzen…? Sind das die Worte wert?

Der Computer ist die Abschaffung des Wegs zugunsten des Ziels – aber je weiter wir auf diesem Weg kommen, desto sinnloser wird das Erreichen von Zielen. Irgendwann einmal wird das, was ich mir denke, sofort auf dem Bildschirm erscheinen – daran wird geforscht. Immer offenkundiger wird dabei werden, daß ich meistens Schrott denke. Dieses Faktum interessiert diejenigen nicht, die sich mit immer schnelleren und perfekteren Umsetzungsmöglichkeiten meiner Gedanken in Texte, Bilder, Filme, 3-D-Welten, Cyber-Space-Simulationen oder einer Mischung aus alledem befassen. Und obwohl ich selbst es wohl weiß, ist mein letzter hartnäckiger Konsumwunsch immer wieder der neueste Computer. Meiner nämlich ist schon zwei Jahre alt, ein wahrhafter Methusalem, völlig hinterm Berg! Weiter → (September 1994: Über den Computer)

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Claudia am 19. September 2009 — 5 Kommentare

Ergebnisse der Blog-Umfrage

Erstmal herzlichen Dank allen 154 Leserinnen und Lesern, die an meiner Blog-Umfrage teilgenommen haben – und auch all denen, die mich ihre Meinung per Kommentar oder Mail wissen ließen! Ich weiß das sehr zu schätzen, ist es doch nicht selbstverständlich in einer Webwelt, die unzählige Quellen anbietet: eigentlich immer zu viel, als dass man sich noch Gedanken über ein MEHR machen möchte. Weiter → (Ergebnisse der Blog-Umfrage)

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Claudia am 15. September 2009 — 35 Kommentare

Gesucht: Das Thema für mein nächstes Blog – eine Umfrage

Das Digital Diary ist ja nun über 10 Jahre alt. In dieser Zeit hat sich das Web drastisch geändert und der Trend zum Themenblog ist ungebrochen. Themenblogs finden mehr Leser/innen und lassen sich leichter in den entsprechenden Zusammenhängen bekannt machen – wogegen so ein „Allround-Blog“ immer ein „Gemischtwarenladen“ ist, der deutlich weniger zum Wiederkommen reizt. Da erscheint heute ein Artikel zum Wahlkampf, wo es eben noch um Ritalin und kürzlich um Körper und Gefühle ging. Das Konzept „alles unter einem Dach“ ist ja nicht nur auf Blogs im Verschwinden begriffen und ich frage mich: wie weiter? Weiter → (Gesucht: Das Thema für mein nächstes Blog – eine Umfrage)

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Claudia am 14. September 2009 — 3 Kommentare

Lese-Tipp: Zeit-Diagnose von Richard David Precht

Angesichts des Artikels „Wir wählen uns alle nur selbst“ des Schriftstellers und Philosophen Richard David Precht („Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?) erstarre ich vor Bewunderung über die schmissige Schreibe und die Dichte der Gedanken – auch wenn ich nicht mit allem einverstanden bin, was er sagt. Mein alter Freund M. hat ihn mir gestern als Teil des guten alten Holz-Mediums DIE ZEIT ganz leibhaftig in die Hand gedrückt, und während er dann kochte, hab‘ ich ihn geradezu verschlungen.

„Warum wir den Wahlkampf und die Parteien haben, die wir verdienen“ ist der Text untertitelt, der einen großen Bogen schlägt von einer idyllischen Szene vor dem Berliner Reichstag, über die Plakate ohne Inhalt, die einem „Land ohne Eigenschaften“ entsprechen, hin zum „maulenden Wähler“, der sowieso nichts mehr glaubt: weder an den ökologischen Umbau der Industriegesellschaft bei den GRÜNEN, noch an die große Steuersenkung bei der FDP, die vier Millionen neuen Arbeitsplätze der SPD und schon gar nicht an die grundlegende Umverteilung bei der LINKEN. „Kein Ort nirgends für eine parteipolitisch gebundene Weltanschauung“, findet Precht – und dass der Wähler ja auch gar keine politische Linie wolle, sondern nur nach einer „verlässlichen Rating-Agentur für die Sicherheit von Lebensrisiken“ Ausschau halte. In meinen Worten: man will, dass alles so bleibt wie es ist (vor allem nicht drastisch schlechter wird!) – wozu also Visionen und „Linie“?

Kein WIR nirgends – negative Identität

„Wenn jeder anders als die anderen sein will, gibt es kein Wir mehr.“ Der Satz trifft ins Schwarze, denn ist es nicht tatsächlich so, dass IMMER und ÜBERALL gleich Widerspruch kommt, wenn man in irgend einem Kontext vom „wir“ spricht? Wir Gartenfreunde, wir Berliner, wir WordPress-User, wir Älteren – immer sagt gleich jemand, warum er diesem WIR nicht angehört, sondern ANDERS ist. Genau deshalb trauen sich Politiker auch nicht mehr, die Bürger dieses Landes irgendwie zu benennen, nicht mal „Bürger“ heißen sie, sondern nur noch „die Menschen“. Da kann einfach niemand widerprechen oder sich ausgegrenzt fühlen.

Bei Precht folgt dem verschwundenen WIR eine nicht weniger kantige, schwer verdauliche Erläuterung:

Das Label unserer Zeit ist die negative Identität, die inszenierte Nichtzugehörigkeit als Individualitätsnachweis. Wir sind keine Staatsbürger mehr, sondern Investmentbanker unserer selbst. Wer sich selbst treu sein will, verpflichtet sich lieber zu nichts mehr. Wenn es schiefgeht, zieht er sein Kapital an Aufmerksamkeit, Arbeitskraft und Vertrauen ab. Die paradoxe Gleichung unserer radikalisierten Individualität ist unverkennbar. Wenn Individualität bedeutet, sich selbst treu zu bleiben, und Identität, seinen Werten treu zu bleiben, so gilt: je mehr Individualität, umso weniger Identität.

Ein krasses Statement, das mich zum nachdenken anregt. Stimmt das so? Wer ist wohl in dieser Beschreibung das „selbst“, das SICH treu bleibt?

Was ich angerissen habe, ist lange nicht alles, doch zum Glück hat DIE ZEIT den Artikel online gestellt, so dass ihn wer mag in voller Gänze lesen kann. Auch das Kommentargespräch ist lesenswert!

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Claudia am 12. September 2009 — Kommentare deaktiviert für Über Politiker im Wahlkampf – und eine Wahlprognose

Über Politiker im Wahlkampf – und eine Wahlprognose

Das ich zu einem ordentlichen Politiker-Bashing nicht so richtig komme, liegt vermutlich auch daran, dass ich derzeit gleich wegzappe, wenn ich in eine Diskussionsrunde mit den „üblichen Verdächtigen“ gerate. Je mehr Parteipolitiker in so einer Runde sitzen, desto sicherer kann man sein, dass die Sache selbst in den Hintergrund tritt und statt dessen die Selbstdarstellung und der „Kampf ums Wort“ dominiert. Zudem sind an allem Übel immer die anderen schuld und die eigene Partei wird selbstverständlich alles richten – wie öd!! Weiter → (Über Politiker im Wahlkampf – und eine Wahlprognose)

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Claudia am 08. September 2009 — 7 Kommentare

Wahlkampf – die „lange Nacht“ der Demokratie

Da nun die „heiße Phase“ des Wahlkampfs eingeläutet ist und man kaum mehr irgend ein Medium ansehen kann, ohne gleich von einschlägigen Neuigkeiten und kämpferischen Statements überschüttet zu werden, wundere ich mich, dass mein Interesse eher nachlässt als steigt.

Nein, ich bin gewiss nicht „politikverdrossen“, im Gegenteil, die Zeiten sind ja doch ungewöhnlich spannend, so dass ich den ganzen Frühling und Sommer die Ereignisse und Diskussionen allüberall mit großem Interesse verfolgte: Wirtschaftskrise, Geldsystem und Schulden, Internet-Kulturkampf – und sogar eine spritzige neue Partei, die „klar machen zum ändern“ auf ihre Fahnen schreibt und massenhaft Zulauf hat. Als „Krisenvorsorge“ hatte ich mir sogar Vorräte für 14 Tage angeschafft, falls mal die Banken ausfallen und der Warenfluss stockt. (Da bin ich den Katastrophen-Szenarien der Kassandra-Blogs aufgesessen und nun mit zwei Kilo zusätzlichem Körpergewicht gestraft: wo Vorräte sind, greift man auch mal öfter zu. :-) Weiter → (Wahlkampf – die „lange Nacht“ der Demokratie)

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Claudia am 02. September 2009 — 20 Kommentare

Ritalin: Über einen journalistisch motivierten Selbstversuch

Selten vermag es ein langer Artikel, mich vom ersten bis zum letzten Wort auf den Text am Bildschirm zu konzentrieren:  „10 Milligramm Arbeitswut“, Birgit Schmids Bericht über ihren einwöchigen Selbstversuch im schweizerischen TAGESANZEIGER schafft es mühelos – fast als wirke das Ritalin auch ein wenig auf die Leserin.

Eine Woche lang schluckte die Autorin die mehr und mehr zur LifeStyle-Droge werdenden kleinen Pillen, nachdem sie ihren Hausarzt überredet hatte, ihr eine Packung mit relativ niedrig dosiertem Wirkstoff zu verschreiben. Ihre Ausgangssituation kenne ich zur Genüge: man arbeitet und arbeitet, doch gibt es immer wieder 10.000 Ablenkungen und die Verführung, mal wieder in die E-Mail zu schauen, ein bisschen zu twittern, Kommentare in den Blogs zu beantworten und vieles mehr. Es nervt, sich immer wieder mühsam am Riemen zu reißen und auf das aktuelle Tun zu konzentrieren: die Aufmerksamkeit verhält sich gelegentlich wie eine springende Heuschrecke, mal hier, mal da – ein Wunder, wieviel ich dennoch abarbeite! Weiter → (Ritalin: Über einen journalistisch motivierten Selbstversuch)

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Claudia am 29. August 2009 — 8 Kommentare

Doch mal erinnern? Die wilden 70ger und 80ger

Gestern hab‘ ich mich in alte Zeiten versenkt, was ich sonst nie tue.  Immer schon werfe ich gerne alles weg, was andere in Alben kleben und in verzierten Kästchen aufbewahren: Briefe, Bilder, all dieser „Nippes“, der sich so sammelt und dazu einlädt, diese „Dinge mit Bedeutung“ ab und an zu betrachten und in Erinnerungen zu schwelgen: Ach ja, damals…. das waren noch Zeiten!

Nö, das wollte ich für mich nicht. Die alten Leute meiner Jugendzeit konnten mich ohne Ende mit ihren Geschichten vom Krieg nerven: „Kind, du weißt ja gar nicht, wie gut du es hast!“, während ich gerade dabei war, mich ordentlich zu beschweren, mehr Freiräume einzufordern und alles Alte und Überkommene in die Tonne zu treten. Eine alte Tante servierte bei jedem Besuch ein grauenhaftes Teewurstbrot, dessen glatte, glänzende, fleischfarbige Oberfläche mich extrem anwiderte. „Wir wären froh gewesen, wenn wir sowas gehabt hätten!“, sagte sie und schaute mich vorwurfsvoll an, wenn ich das Essen verweigerte. Verdammt nochmal, der Krieg war wirklich lange lange vorbei! Weiter → (Doch mal erinnern? Die wilden 70ger und 80ger)

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