Thema: Lebenskunst, Philosophisches

Reflexionen über Wesentliches

Claudia am 20. September 2000 — Kommentare deaktiviert für …nichts bleibt…

…nichts bleibt…

Wow, den Eintrag von gestern sollte ich mir ausdrucken und an die Wand hängen: Mit ein paar Sonnenstrahlen glücklich sein – so geht’s! Heute ist wieder ein ganz anderer Tag, der Himmel ist durchgängig grau und verhangen, der Herbstwind setzt alles in Bewegung, die Luft ist frisch und kühl, optimales Arbeitswetter. Ich fühle mich leicht, irgendwie kompakt und könnte virtuelle Bäume ausreissen, ein Zustand voller Energie, die nicht nach DRAUSSEN drängt. Angenehm, und etwas völlig anderes als das gestrige Verschmelzen-wollen mit der Natur! Weiter → (…nichts bleibt…)

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Claudia am 19. September 2000 — Kommentare deaktiviert für Glück, Erfolg, Freude

Glück, Erfolg, Freude

Wenn man in den Medien Berichte über Internet-Start-Ups liest, wird regelmäßig das Engagement der Mitarbeiter gerühmt – oder kopfschüttelnd zur Kenntnis genommen, je nach Absicht des Schreibers. Da arbeiten sie bis zu 15 Stunden täglich, verlassen das Techno-beschallte Großraumbüro allenfalls zum schlafen, der Chef spendiert gelegentlich Pizza und es gibt gemeinsame Grillabende. Ein bißchen ist es wie in einem Jugend-Camp: Ausnahmezustand, Gruppendynamik, alle befinden sich in einem gemeinsamen High, das die Ringe unter den Augen vergessen läßt. Mit 20 oder 25 wäre ich da auch begeistert dabei gewesen, ist das doch ein deutlich abenteuerlicherer Einstieg in die Arbeitswelt als das, was mir in diesem Alter offen stand. Weiter → (Glück, Erfolg, Freude)

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Claudia am 13. September 2000 — Kommentare deaktiviert für Modus „normal“

Modus „normal“

Freunde des Digital Diary werden es begrüßen: die Chancen stehen gut, dass ich zum „täglich neu“ zurückkehre. Nach einer lockeren Woche mit nur wenigen Einträgen stelle ich nämlich fest, dass mir die regelmäßige Schreibzeit fehlt. Sie schafft einen Raum außerhalb des Alltags, den ich sogar mit Anderen teilen kann – und sie dient der Strukturierung, stabilisiert mein Leben, das ansonsten fast keine Termin-Zwänge kennt. Regelmäßig schreibend kann man sich viel erlauben, vielleicht sogar, in aller Ruhe verrückt zu werden. :-) Weiter → (Modus „normal“)

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Claudia am 10. September 2000 — Kommentare deaktiviert für Kung Fu: vollständiges Handeln

Kung Fu: vollständiges Handeln

Würde mich jemand fragen, wie es gerade läuft, würde ich sagen: Gut! Hab‘ eine lockere Phase, keinen Stress, nur zwei, drei kleine Projekte, die ich nicht wegen Geld mache, sondern eher als Hilfeleistung und Übungsfeld. Nichts, was mich auffrisst, hetzt, in schlechte Stimmung versetzt, im Gegenteil. Weiter → (Kung Fu: vollständiges Handeln)

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Claudia am 02. September 2000 — Kommentare deaktiviert für Die Last der Möglichkeiten

Die Last der Möglichkeiten

Was ist Freiheit? Jenseits allzu philosophischen Tiefschürfens kann man es vorläufig ganz einfach sagen: Die Möglichkeit, zu tun, was wir gerade tun wollen, zu einem Zeitpunkt, den wir selber wählen. Zu jeder Zeit an jedem Ort die Freunde erreichen, von überall aus arbeiten, rund um die Uhr shoppen, etwas lernen, wenn man es benötigt, Service on Demand.

Wir raffen also Möglichkeiten und nehmen alles dankend an, was uns Zeit-Souverainität verspricht. Virtual World wächst in staunenswerter Geschwindigkeit: Im Reich der Texte, Bilder und Bestellformulare ist alles zu jeder Zeit möglich, Ideen und Konzepte sind schnell eingespeist und machen etwas her, es ist leicht, in den Köpfen der Leser (Kunden, Auftraggeber, Fans, Klienten…) ganze Welten von Möglichkeiten entstehen zu lassen und beiläufig die eigenen Schäfchen ins Trockene zu bringen. Ein immer größerer Teil der Arbeitswelt tut nichts anderes und wird dafür besser bezahlt als all die armen Gestalten, die noch im Physischen für 10 oder 20 Mark fünfzig die Stunde zu Gange sein müssen.

Kampf gegen den Stoff

In den Anfängen des Netzes träumte ich davon, dass die Virtualisierung dazu führen könnte, die physische Welt zu entlasten: Weniger Gegenstände, weniger Papier, ganz allgemein weniger Stoff. Leider ist das nicht eingetroffen, im Gegenteil. Durch E-Commerce entsteht mehr Verkehr denn je, ein wachsender Warenstrom wird in immer mehr Fahrzeugen von immer mehr Logistik-Dienstleistern durch die Gegend gefahren. Unrettbar konservativ drucken Menschen noch immer jede Menge aus, stauen es in Ordnern und Ablagen, wo sie es kaum mehr wieder finden, ja, gar nicht finden müssen, denn wer braucht schon den einmal gelesenen Text ein zweites Mal? Die Büromöbel, Regale, Ablagen und Ordner stehen aber herum und werden immer mal wieder erneuert, wie es die Mode ansagt.

Schon seit vielen Jahren kämpfe ich gegen Stoff-Ansammlungen. Das hat damit angefangen, dass ich Anfang der 80ger oft umgezogen bin, zwar immer im selben Stadtteil von Berlin, doch war es trotzdem jedes Mal eine elende Schlepperei. Und jedes Mal eine neue Gelegenheit zu fragen: Brauche ich das wirklich noch? Sollte ich das nicht lieber wegwerfen, um es nie mehr herumzutragen, aufzuräumen, abzustauben und in neue Möbel umzuräumen, die auch immer wieder herumgetragen, abgestaubt und eines Tages entsorgt werden müssen?

Jeder Gegenstand, den ich so mit der Frage „Kann der weg?“ anschaute, zeigte mir ein Stück von mir selbst. Der innere Widerstand, den ich gegen das Wegwerfen spürte, kam nicht aus einer Liebe zu den Dingen, wie sie etwa ein nicht vom Geld motivierter Kunstsammler für ein schönes Bild empfindet, sondern allein aus dem Bestreben, Möglichkeiten zu erhalten: Ich könnte das ja nochmal brauchen, kann doch sein, dass ich das irgendwann nochmal lesen will.

Glücklicherweise war meine Faulheit größer und ich warf fast alles weg. Sogar das „Allerheiligste“ aller Symbolisierer, die Bücherwand, reduzierte ich im Laufe von drei Umzügen auf ca. 150 Bücher, von denen ich meinte, die seien nun wirklich wichtig und unverzichtbar. (Auch von diesen hab‘ ich übrigens höchstens ZEHN noch einmal angesehen!).

Seither bin ich im Physischen recht spartanisch – nicht aus ehrenwert ökologischen, ethischen oder gar spirituellen Gründen, sondern aus Faulheit und weil die Selbstbeobachtung allzu oft gezeigt hat, dass ich die Dinge tatsächlich nicht mehr ansehe, nachdem ich sie gekauft und EINMAL benutzt (oder gelesen, gesehen, ausprobiert) habe.

Konsequent meide ich heute alle Schenk-Termine und wenn ich plötzlich den Wunsch spüre, etwas unbedingt haben zu wollen, warte ich grundsätzlich 24 Stunden ab, oder – bei größeren Anschaffungen – bis zu vier Wochen, um zu sehen, ob sich der Wunsch hält. Meist ist das nicht der Fall, wenn aber doch, dann zeigt sich wieder das Übliche: ich probier es aus und stell es dann in eine Ecke, die später wieder als Aufräumproblem ins Bewußtsein tritt. Kaufen und gleich weiterschenken ist manchmal die Lösung, doch fühle ich mich nicht gut dabei, denn der Beschenkte weiss ja nicht, dass ich nicht vorrangig ihm, sondern MIR etwas Gutes tue.

Trotz aller Abbau- und Vermeidungs-Haltungen steht hier für mein Empfinden immer noch zuviel Zeug: Von den ca. 200 Büchern im Regal könnten 150 weg, die 30 Aktenordner wären auf 10 zu reduzieren und die ca. 15 Schuber mit Fotos, Texten, Werken haben keinen anderen Zweck, als zu dokumentieren, dass es mich gegeben hat, dass ich in der Welt etwas geleistet habe. Brauche ich das?

Nein. Und wieder nicht aus ehrenwerten Gründen, sondern einfach deshalb, weil meine Werke und Leistungen mittlerweile in Virtual World ausreichend dokumentiert sind, sich dort spreizen wie eitle Pfauen und von mehr Menschen gesehen werden, als je in diesem Leben an meinen Regalen vorbei kommen könnten, selbst wenn ich sie an einer Bundesstrasse aufstellen würde.

Virtueller Ballast

Es ist also eine Täuschung, zu glauben, mit dem (schlecht & recht) erfolgreichen Kampf gegen den Stoff sei alles erreicht: Im leeren Zimmer mit den wenigen funktionalen Möbeln steht dominant das Gerät, in das alles verschwindet und doch nicht verschwindet, wie in ein schwarzes Loch! Je „weniger“ ich im physischen repräsentiert bin, desto größer wird mein virtueller Kosmos. Damit meine ich nicht nur Webseiten, Domains, laufende Projekte und künftige Vorhaben, sondern ebenso Beziehungen, Verpflichtungen, Abonnements, Beteiligungen, Kooperationen, Mitgliedschaften. Dabei sein ist alles, die Chancen scheinen unendlich, ich horte Möglichkeiten, nach wie vor.

Doch seit einiger Zeit spüre ich die Last, die auch diese Form von Besitz und Verstrickung bedeutet. Das Erhalten von immer mehr Möglichkeiten kostet Zeit, die man mit schlichter Verwaltungsarbeit verbringt. Kleine Pflichten (Kontakte, Rechnungen, Reklamationen, Konten, Sortierarbeiten, veraltete Links…) summieren sich zu einem Wust von Dingen, mit denen man sich doch eigentlich nie befassen wollte. Zeit-Souveränität? Aber sicher: Ich kann das alles machen, wann ich will, aber ich muss es machen! Und Geld kostet es auch: Ich zahle für Domains, die ich nicht nutze, habe Zeitungen abonniert, die ich nicht mehr lese, verfüge über Netz-Zugänge, die ich seit der Flatrate nicht mehr brauche, aber noch immer nicht gekündigt habe.

Auch hier ist also Abbau angesagt, wenn ich nicht von alledem aufgefressen werden will. Man lässt das ja lange geschehen, solange man noch unbewusst glaubt, ewig zu leben. In der zweiten Lebenshälfte wird aber immer deutlicher, dass die Zeit begrenzt ist. Dass es nicht darauf ankommt, für die Zukunft 1000 Möglichkeiten zu erhalten, sondern den Augenblick genießen zu lernen. Ich bin froh, dass mir das „schon“ mit 46 klar ist und nicht erst mit 60 oder 80, und zudem glücklich, mich nicht in die üblichen Kredite, Vermögen, Hausbau-Aktivitäten oder Unternehmensgründungen verstrickt zu haben, die so viele Menschen gefängnisartig binden, die damit doch ursprünglich nur ihre Möglichkeiten erweitern wollten. Alles, was ich angehäuft habe, ist recht leicht abbaubar – wenn es auch jedes Mal eine Überwindung kostet, eine „Möglichkeit“ zu verabschieden. Die „Freiheit von“ ist schwerer zu erringen als die so nahe liegende „Freiheit zu“.

Es geht voran, aber langsam. Diese Woche immerhin zwei Abos gekündigt! Und die bisher ungenutzte Domain medienverdrossen.de hab‘ ich abschalten lassen, damit sie keine monatlichen Kosten verursacht. Ganz aufgeben konnte ich sie aber noch nicht: Ist doch eine tolle MÖGLICHKEIT, mal die Aufmerksamkeit der Medien zu versammeln, falls ich das mal wieder für irgend etwas brauche….

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Claudia am 24. August 2000 — Kommentare deaktiviert für Stimmungen: aufräumen, ausmisten, loslassen

Stimmungen: aufräumen, ausmisten, loslassen

(Herzlichen Dank für die Tips im Forum, eure Anteilnahme freut mich!)

Mein Bedürfnis nach AUFRÄUMEN ist gewaltig. sowohl, was den physischen Raum angeht, als auch die behördlichen (Steuer!) und die Online-Aktivitäten. Gerade bin ich aus sechs Mailinglisten ausgestiegen, das ist gar nicht so leicht, wie es „in der Gebrauchsanweisung“ bzw. im jeweiligen Mailfooter steht. Bei vier von sechs musste ich den Listenowner um Hilfe bitten! Nun sind noch weitere sechs Listen übrig und ich ringe mit mir, da noch die eine oder andere abzubestellen. Vielleicht kann ich endlich auch meine Mail-Accounts reduzieren. Sehr zufrieden bin ich immerhin damit, dass die Projekte Missing Link und Glück ganz offiziell für beendet erklärt sind, es ist jetzt erkennbar, dass das reine „Museen“ sind. Weiter → (Stimmungen: aufräumen, ausmisten, loslassen)

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Claudia am 27. Juli 2000 — Kommentare deaktiviert für Schwarze Stimmung: mein Huhn ist tot

Schwarze Stimmung: mein Huhn ist tot

Mein Huhn ist tot. Am 9.Juni hatte ich ihm aus dem Ei geholfen, gestern ist es gestorben. Wahrscheinlich hatte es eine Lungenentzündung, vielleicht ist es während eines heftigen Regens nicht in den Stall gekommen. Gestern morgen jedenfalls kam der Nachbarjunge und berichtete, dass es nicht frisst. Ich ging in den Hühnerstall und wirklich: Es stand nur herum, würgte und atmete schwer. Da setzte ich es in eine warme Schachtel in die Küche und versuchte, es zu füttern. Es trank nur noch einmal, am Nachmittag war es dann schon zu Ende. Weiter → (Schwarze Stimmung: mein Huhn ist tot)

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Claudia am 26. Juli 2000 — Kommentare deaktiviert für Pausenfüller

Pausenfüller

Gestern ist es spät geworden. Bin auf SAT 3 hängen geblieben, wo der alte, aber immer noch beeindruckende Film Dune – der Wüstenplanet gezeigt wurde. Erstaunlich, was so an Ausstattung und Effekten ganz ohne Computer veranstaltet wurde! Aus dem zeitlichen Abstand sieht man auch Einflüsse: von der eigentümlichen Ästhetik (eher mittelalterlich als futuristisch, viel Mechanik, witzige „Uralt-Technik“) sind die berühmten Spiele ‚Myst‘ und ‚Riven‘ ganz sicher beeinflusst worden. Der größte Unterschied zu heute: Die Langsamkeit, alles hat unendlich Zeit – man könnte den Film ohne Handlungsverluste auf heutige Sehgewohnheiten neu zusammenschneiden und so das Fast-drei-Stunden-Epos auf übliche Länge bringen. Weiter → (Pausenfüller)

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