Thema: Lebenskunst, Philosophisches

Reflexionen über Wesentliches

Claudia am 08. November 2012 — 34 Kommentare

Lieben heißt mitfühlen – und auch mitleiden

Manche Schlagzeilen klicke ich einfach weg. Weil ich schon weiß, was für eine menschenverachtende Sauerei da wieder besprochen wird, zum soundsovielten Mal, ohne dass sich irgend etwas ändert. Mit zunehmendem Alter scheine ich sensibler zu werden, was nicht immer schön ist. Denn alles, was ich an mich heran lasse, spricht nicht nur meinen Kopf, sondern auch mein Herz an – ein „Organ“, von dem ich früher glaubte, es sei nur eine Pumpe und der „Mythos Herz“ eine romantische Metapher.

Das soll nicht heißen, dass ich mich selber als gefühllos empfand! Oh nein, ich war ganz normal verliebt, traurig, wütend, zeigte auch „Mitgefühl“ gegenüber leidenden Menschen im Freundeskreis. Mir war nicht bewusst, dass diese Normalität bereits ein sehr vermindertes, eingemauertes Fühlen war: eingebettet in Schutzmauern der Ignoranz, die eine Distanz zu allem Leiden der Anderen schuf – und auch zum eigenen übrigens, wie ich bei einem heftige „Burnout“ Ende dreißig erfuhr. Weiter → (Lieben heißt mitfühlen – und auch mitleiden)

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Claudia am 19. Oktober 2012 — 37 Kommentare

Ich brauche wahre Freunde – geht das „online“?

Der physische Nahraum als Kontakt-Arena hat nahezu alle Bedeutung verloren. Klar, wenn in „meinem“ Haus der Keller saniert wird, dann redet man als Mieter schon mal miteinander über die Modalitäten. Und wenn in meinem Stadtteil Baumaßnahmen gewohnte Bestände vernichten, dann blogge ich darüber. Wenns ganz schlimm käme, würde ich halt wegziehen.

Was ich sagen will: dieser Nahraum ist kein Raum mehr, in dem man bevorzugt Freunde findet. Das Netz hat uns die Möglichkeit eröffnet, mit Menschen in freundschaftlichen Kontakt zu kommen, ganz egal wo sie wohnen. Weiter → (Ich brauche wahre Freunde – geht das „online“?)

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Claudia am 13. September 2012 — 2 Kommentare

Kleider machen Leute? #609060

Antje Schrupp hat heute etwas zum kursierenden Mem #609060 geschrieben, das mich zum kommentieren reizte. Und weil es ein sehr persönliches Thema ist, nehme ich den Schreibimpuls gerne auch hier auf.

Seit einiger Zeit zeigen Frauen (und auch Männer) auf Instagramm Fotos von sich: morgens vor dem Spiegel, bevor sie aus dem Haus gehen. Journelle startete die Aktion unter dem Hashtag #609060, was zunächst ein Vertipper war und eigentlich #906090 hätte heißen sollen. Titel der Fotos: „Normale Menschen in Oberbekleidung“ – es soll das gängige Schönheitsideal ironisiert und ad absurdum geführt werden. Schöne Aktion! Weiter → (Kleider machen Leute? #609060)

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Claudia am 21. August 2012 — 19 Kommentare

Wer bin ich? Nichts bestimmtes…

Dass die Frage „Wer bin ich?“ neben dem Woher-Wohin-Wozu die wesentliche Frage sei, konnte ich lange nicht verstehen. Jedenfalls nicht in jenem tieferen Sinn, der über die Alltagsantwort „ich bin Claudia Klinger, Webworkerin, wohnhaft in Berlin“ und Ähnliches hinaus geht.

Wenn ich derzeit der Frage wiederbegegne, wie gerade in den Kommentaren eines Artikels auf „Rosalies Midlife Crisis“, dann sag‘ ich aus heutiger Sicht: Mit meinem Unverständnis lag ich ziemlich richtig, es ist der Wahrheit näher als sämtliche möglichen Einzelergebnisse noch so ernsthafter Introspektion.

Das Selbst als Zwiebel

Mein früherer, vom ZEN inspirierter Yogalehrer hatte allerdings noch mehr zu bieten als bloß den Verweis auf die alte Frage. Er verwendete das Bild der Zwiebel: Mit der Frage „Wer bin ich?“ schäle ich die Zwiebel. Jede Antwort ist eine neue Schale, die nach einiger Zeit ebenfalls abgeschält wird, da keine Antwort auf Dauer DIE Antwort ist. Und sollten wir einmal alle Zwiebelschichten entfernt haben – was bleibt? Nichts! Weiter → (Wer bin ich? Nichts bestimmtes…)

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Claudia am 06. August 2012 — 9 Kommentare

Was ich nicht schreiben kann

Manchmal beneide ich Bloggerinnen wie Claudia K. (Sammelmappe), die einen Satz, ein paar Worte oder ein kleines Gedicht posten können – Selbstausdruck aktueller Gefühle ohne Geschichte dazu, die irgend etwas erklärt.

Warum kann ich das nicht? Warum schweige ich lieber bis wieder ein „kompletter“ Blogbeitrag das Licht der Welt erblickt? Ein Text, der keine Fragen offen lässt, WAS mich gerade bewegt und warum? Weiter → (Was ich nicht schreiben kann)

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Claudia am 13. Juni 2012 — 6 Kommentare

Angelesen: Domian über den Tod

Noch hab‘ ich nicht viel gelesen in Domians Buch „Interview mit dem Tod“. Ich hab‘ es mir gekauft, weil ich wissen will, was einer, der so lange und häufig mit den schlimmsten menschlichen Katastrophen, Ängsten und Leiden in Kontakt kommt, zum Tod zu sagen hat.

Schon auf den ersten Seiten hat mich Domians Rückschau in die eigene Kindheit angesprochen. Er schreibt:

„Schon als 13-jähriger Hauptschüler, bildungsfern und ohne jeglichen intellektuellen Hintergrund, hatte ich den Tod in meinem Kopf. Warum müssen Menschen sterben? Was passiert danach? Wann sterben meine Eltern? Wie sterbe ich?…… Versuchte ich mit meinen Schulfreunden über derartige Fragen zu sprechen, so war die Diskussion schnell zu Ende. Sie interessierten sich nicht für meine Grübeleien und hielten mich bestimmt für einen Spinner“.

Gibt es Menschen, die eine Art „Grübel-Gen“ tragen, dass den Anderen fehlt? Über den Tod hab‘ ich in jungen Jahren nicht viel nachgedacht, wohl aber über den Sinn, den Sinn des Lebens angesichts des Universums in seiner Größe und Ignoranz gegenüber uns Stäubchen auf dem Sandkorn Erde. Weiter → (Angelesen: Domian über den Tod)

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Claudia am 19. April 2012 — 3 Kommentare

Haltlos

Ein Text aus den Tiefen meiner Festplatte – von 1994:

Haltlosigkeit ist der Zustand, der eintritt, wenn die gewohnten Geländer wegbrechen, wenn die Stützpfeiler unauffällig weggerostet, die viel begangenen Brücken eingefallen oder von mittelschweren Orkanen zerstört sind.

Haltlosigkeit führt nicht auf die schiefe Bahn, denn eine Bahn ist immerhin ein Weg und abwärts ist eine Richtung. Weiter → (Haltlos)

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Claudia am 06. April 2012 — 10 Kommentare

Zu Ostern: Stirb und werde!

Genau wie Weihnachten wird auch Ostern von den meisten eher als „weltliches“ Fest gefeiert, selbst wenn ein Kirchgang noch dazu gehört. Mit den christlichen Ritualen – insbesondere dem Verherrlichen des Kreuzestods Jesus – kann ich auch nicht viel anfangen. Und „Auferstehung und Auffahrt in den Himmel“ ? Mal ehrlich, wer glaubt denn wirklich daran, dass das tatsächlich statt gefunden hat? (Welcher Himmel? Heute haben wir da doch den Weltraum und gewisse Brechungen des Lichts, die die Luft blau erscheinen lassen…)

Doch ebenso wie man sich bei Weihnachten auf das Sonnwendfest besinnen kann und sich daran erfreuen, wie „in tiefster Nacht“ das Licht zurückkehrt, so gibt es auch bezüglich Ostern eine spirituelle Deutung, mit der jeder etwas anfangen kann. In den berühmten Worten „Stirb und werde“ aus dem Goethe-Gedicht „Selige Sehnsucht“ klingt es an: Sterben, um zu werden, den Tod hinnehmen im Verlangen nach einem größeren Leben. Weiter → (Zu Ostern: Stirb und werde!)

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