Thema: Netzwelt

Claudia am 11. Mai 2006 — 2 Kommentare

Zwischen Abmahnung und Abbuchung

Harte Zeiten im Netz

Da hat mich doch ein Rechtsanwalt im Auftrag eines Unternehmers in Süddeutschland abgemahnt, weil dessen Name zufällig mit dem Namen einer literarischen Figur aus einer der erotischen Geschichten auf www.lustgespinst.de übereinstimmte. Ich war einigermaßen perplex, denn wenn das alle so machen würden, käme ja kaum mehr Belletristik zustande! Wie könnte irgend ein Autor es noch wagen, seine Figuren mit Vor- und Nachnamen auszustatten, wenn er befürchten müsste, dafür von allen in Betracht kommenden realen Namensvettern belangt zu werden?? Weiter → (Zwischen Abmahnung und Abbuchung)

Diesem Blog per E-Mail folgen…

Claudia am 09. Mai 2005 — Kommentare deaktiviert für Kommunikativer Burnout?

Kommunikativer Burnout?

„Warum also eine Person, eine fassbare Figur im unfassbaren Virtuellen?
Ich finde, es ist vollkommen ueberflüssig, als Person a,b,c
etwas darzustellen, (wenn man nichts will außer Unterhaltung)“.

Gibt es denn Menschen, die nur Unterhaltung wollen? Nobodys eindringlicher Diskussionsbeitrag zum Thema „Kommunikativer Burnout“ fragt nicht danach, doch der kurze Satz in Klammern fällt mir auf, hält mich fest, stößt ein paar Gedanken an, die – sofern ich ihnen Raum gebe, andere nach sich zu ziehen – gewiss für ein Gedankenspiel im „Diary-Format“ reichen. Etwa drei Din A4-Seiten, gutenbergisch gesprochen, verfasst in ein bis zwei Stunden ruhiger Beschaulichkeit: Gedanken beschauen und sortieren, in Sätze und Absätze hintereinander reihen, in den Pausen an der Form feilen, damit die Sprache auch schön fließt – wenn die Freude am „richtigen Sound“ eines Textabsatzes das Interesse am Inhalt übersteigt, ist man reif fürs Literarische.

Dahin hab‘ ich es noch nicht gebracht, eher überkommt mich das große Verstummen. Das kommunikative Universum ist über alle Maßen vollgestopft. Unzählige Themen zwängen sich in immer schnelleren Rhythmen durch den Flaschenhals der persönlichen Aufmerksamkeit. Nichts meinen, nichts sagen, nichts schreiben erscheint als einzig denkbare Gegendemonstration, hilfloser Akt der Zärtlichkeit gegenüber möglichen Lesern: nein, du musst nicht auch noch lesen, was ICH über den Pabst denke, über die „Unwucht in der Gesellschaft“, über dies und das und jenes noch, was mir so durch den Kopf geht, wenn ich an dies und das und jenes denke. Genieße den Moment der Stille!

Kompletter Unsinn, ich weiß! Wer hierher surft, will auch etwas lesen, will ein neues Gedankenspiel im Diary-Format, will fünf Minuten Lebenszeit dafür opfern und ist frustriert, wenn sich nichts Neues findet. Dieser „gefühlte Erwartungsdruck“ hat mich oft in Bewegung versetzt, vor allem in den wilden Anfangsjahren des Web, als die bloße Möglichkeit, selbst zu publizieren, noch neu, grundstürzend anders und aufregend war: Selber mitreden, als Person wahrgenommen werden, eine Stimme sein im großen Konzert und alles dafür tun, dass sie auch gehört wird – wow, wie spannend!

Das ist lange her. Alle damit zusammen hängenden, zigmal diskutierten Fragen sind verblasst oder beantwortet, zum Beispiel diese:

„fragt man sich: was will ich, was soll eine Aktion im netz
bewirken, wie will ich mich darstellen?
will ich ueberhaupt eine selbstdarstellung?
bin ich kuenstler? brauchts zu einem kunstwerk
einen Kuenstler, gibt es keine fuer sich alleinstehende kunst?

So eine Frage erzählt mir über den Fragenden, dass er Gründe haben muss, sich zu verstecken. Vielleicht ist er schüchtern oder hat Angst, in anderen Zusammenhängen zu dem stehen zu müssen, was er im Netz publiziert; vielleicht ekelt er sich vor dem eitlen Tanz um die eigene Person, die oft einziger Inhalt einer Netzpublikation ist – alles mir wohl bekannte Motive, die mich jedoch nicht auf die Suche nach dem frei stehenden Kunstwerk gehen ließen, sondern dazu bewegten, von solchem Grübeln einfach abzusehen. Wenn ich schreibe, drücke ich aus, was sich schreiben will, was zum Ausdruck drängt, und wenn ich bemerke, dass mir ein Thema zu „brisant“ ist, um mich damit zu zeigen, bin ich um eine Selbsterkenntnis reicher. Der „Hot Spot“ bleibt mir im Bewusstsein und kommt in die Schublade „Unerledigtes“: möglichst vor dem Sterben noch zu lösen. (Die „Wiedervorlage“ geschieht dann von ganz alleine, ich brauche die Schublade nicht extra durchsehen.)

„Du kannst eine Zeit lang deinen „Narktwert“ ins Unermessliche
steigern, ich wette: früher oder später wirst du erschrocken feststellen,
dass dein Marktwert dich selbst gefressen hat.“

Das ist eine Erkenntnis, die der neuen Blogger-Generation noch bevorsteht. Ich erlebte das 1997/1998, als ich bemerkte, dass ich zur Angestellten meiner eigenen Webprojekte geworden war. Jede Leserreaktion, jeder Wunsch und jede Kritik, jede Erwähnung oder gar Diskussion meiner Werke anderwo und auch der „Zählerstand“ erreichte mich als „Arbeitsanweisung“. Zwar verdiente ich kein Geld mit diesen Just-for-Fun-Publikationen, doch ich „war jemand“ – und das reichte, um mich am Gängelband des eigenen Geltungsbedürfnisses festzuhalten, immer im Bemühen, noch MEHR zu sein, MEHR zu werden oder zumindest den erreichten Status zu verteidigen. Dass ich dabei „ganz nonkommerziell“ agierte, empfand ich als ausgesprochen honorig – bis ich bemerkte, dass mich gut bezahlte Medienschaffende gern als „kostenlosen Content“ benutzten, mich interviewten und fotografierten und dabei Tagessätze oder Monatsgehälter kassierten, von denen ich nur träumen konnte.

Diese und andere Irritationen führten dazu, dass ich meine Webprojekte einstellte und die Domain claudia-klinger.de einrichtete. Fortan schrieb ich fast nur noch Diary: EIN Format für alle Themen, EIN Name, nämlich mein Name, der, der im Ausweis steht und sich nicht verändert – und nur noch schreiben, wann und was ich will, im immer gleichen Design, Ruhepunkt in einer veränderlichen Welt, wo selbst der Metzger um die Ecke von heut auf morgen verschwindet.

Vermutlich verschwinde ich nicht, obwohl die momentanen langen Pausen darauf hindeuten könnten. In meinen Kursen, insbesondere im „Erotischen Schreiben“ erlebe ich eine Form des „nützlich Seins“, das deutlich über das hinaus geht, was in sporadischen 3-Seiten-Artikeln zu leisten ist. Da sind Menschen, die sich tiefer einlassen, die Zeit und Geld investieren, um sich mit einem „brisanten Thema“ zu befassen, Menschen, die bereit sind, etwas zu wagen, etwas von sich zu zeigen, das persönlich nahe geht und nicht nur bloße Meinungsäußerung ist. Es berührt mich, macht Freude und gibt mir das Gefühl, einen sinnvollen Dienst zu leisten.

Ein weiterer Grund für meine Diary-Enthaltsamkeit ist vielleicht das „Format“ selbst: Drei Seiten zu diesem oder jenem – das erscheint mir im Moment einerseits zu kurz, andrerseits zu lang. Meine Hauptthemen sind durch, im Lauf der Jahre mehrfach dreiseitig durchreflektiert. Um tiefer zu gehen, müssten die Texte länger werden, um „unterhaltend“ an wechselnden Oberflächen zu kratzen, kürzer und prägnanter.

Noch weiß ich nicht, in welche Richtung es gehen wird, doch will ich zumindest eine Blog-Software installieren, um die „kurze Form“ technisch zu unterstützen. Länger schreiben kann ich dann ja immer noch! :-)

Diesem Blog per E-Mail folgen…

Claudia am 04. März 2005 — Kommentare deaktiviert für Suchen und finden

Suchen und finden

Als ich neulich mal wieder die Statistik des Digital Diary ansah, die ich aus sentimentalen Gründen noch immer von Webhits erfassen lasse, beeindruckte mich die Zusammenstellung der Suchbegriffe, über die die Menschen hierher finden. Ich geb‘ sie einfach mal wieder – und verknüpfe einzelne Worte mit den entsprechenden Artikeln:

porno für frauen (20), digital diary (11), „porno für frauen“ (7), diary (4), digidiary (3),
tunnelblick (3), DIGITAL DIARY (2), Tietze Syndrom (2), tietze-syndrom (2), tietze syndrom (2), Fremde Zigaretten, sinn des lebens nachwuchs, bemalte fassaden in berlin,

frau gehoben kilo, Kinderbande, KOMISCHES ZUCKEN IN DER BRUST, Digital Diary CD-Rom, die hässlichsten mütter der welt, Die Feuerwehrmänner vom 11 September, Vor- und Nachteile des Lebens auf dem Land, „mein traum Mann“, sinn des lebens erörterung, Porno für Frauen, speiseeis werbung, „Porno für Frauen“, Sitz-/Steh Arbeitsplatz OR
Schreibtisch OR Tisch
, Bilder über liebe, sinn des lebens, Das Rätsel das mich wach hält, fesseln an Stuhl, benimm frau links rechts, golferarm operation, „der andere ist mein Spiegel“, im code, Deeskalation, bondage geschichten,
Matrix, digital sinn, gesundstuhl, bondage geschichten gefesselt, porno von frauen für frauen, randale, Dehnübungen bei Tennisarm, Tunnelblick, adorno denk nicht, fitnesscenter, windows
schutzverletzung
, porno für Frauen, claudia stock mini, sauna Gewölbe,
Worte des Lebens, Bilder von liebe, erotic frauen, Woher kommt das Schönheitsideal, freier heißer Bildschirm, eisbein und sauerkraut, Tietze-Syndrom, anleitung zum fotografieren, Bilder der Liebe, bondage, Kind Ersatzteillager England, „Von sich schreiben“, Liebeskummer bekämpfen, „Sinn des Lebens“, Mach’s nochmal Sam, Digital leben, Porno von Frauen für Frauen, Digital Diary, hühnertraktor, zahnarztliege, scheiss metatags, philosophieren heißt leben lernen, digital diary sex -sony, fitness center, geschichte des alters, text über den sinn des lebens, ich hab mich erkältet, fünfzig, tietzesyndrom, Tietze Syndrom Forum, Wie verabschiede ich mich von Kollegen, „sieben mal sieben“, züm, bilder von liebe, Sinn des Lebens in der Pubertät, „huhn“wiesbaden, anleitungen fesseln, maus verspannung,
porno für frauen -dowload -pay, altberliner geschichten druckversion, bilder der liebe, Geliebt wirst du einzig wo schwach du dich zeigen darfst ohne Stärke zu provozieren, macher meiner selbst

Fazit:

Interessant, so eine Zusammenfassung des Begehrens der Suchmachinen-benutzenden Allgemeinheit! Diene ich also der Menschheit mit diesem Diary? Der Sinn des Lebens? Ok, dazu schreibe ich eine Menge, wenn auch nie analytisch. Im Bereich „Porno für Frauen“ hab‘ ich dagegen noch kaum etwas geleistet – immerhin ist das Lustgespinst ein Anfang! :-) Vielleicht sollte ich „download + pay“ anbieten, im erotischen Sektor gibts offenbar den festen Willen, zu bezahlen!
Das Tietze-Syndrom begleitet mich noch immer, mal nervt es, mal gerät es in Vergessenheit – und noch immer weiß niemand, was es eigentlich ist, Pech für die Suchenden! Etliches findet sich dagegen zum Thema Ergonomie, Sitzschäden, Mausarm: gerade sitze ich auf meinem neuen „Gesundstuhl“ und kann jetzt sogar aufstehen, den Tisch hochfahren und im Stehen weiter arbeiten – ich müsste es nur öfter mal tun!

Was ein Hühnertraktor sein soll, weiß ich nicht – aber meine Huhn- und Traktor-Seiten werden täglich mehrmals angesehen, wie schön! Ein „freier, heioßer Bildschirm“ kommt mir aber nicht ins Zimmer, ich mach‘ doch nicht jeden Scheiß mit…

Diesem Blog per E-Mail folgen…

Claudia am 26. Januar 2005 — Kommentare deaktiviert für Neu: Das Lustgespinst

Neu: Das Lustgespinst

Nach längerer Pause stell ich Euch heute eine neue Website vor:

Lustgespinst – Szenen und Geschichten aus Lust und Leidenschaft

Es sind Texte aus dem Kurs „Erotisch schreiben“, die von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die Veröffentlichung frei gegeben wurden. Dabei muss es aber nicht bleiben: Wer mag, kann einen Beitrag einreichen – mehr dazu steht auf der Seite „Mitschreiben“.

Wer noch Fehler auf den Seiten findet: Ich bin immer für Hinweise dankbar!

Und jetzt bin ich erstmal bis Sonntag offline und besuche meine Mutter in Wiesbaden.

Diesem Blog per E-Mail folgen…

Claudia am 12. Oktober 2004 — Kommentare deaktiviert für Porno für Frauen

Porno für Frauen

Seit das Internet die Welt vernetzt, schaue ich mir neugierig alles an, was es im Web so zu sehen gibt. Immer wieder mal surfe ich auch durch die „Schattenreiche“, betrachte die Bilderwelten der Sex-Seiten mit ihren unzähligen „Galerien“ und lese so manche „Erotic Story“. Es heißt, Frauen werden eher durch Geschichten angesprochen, Männer durch Bilder – und so „im Großen und Ganzen“ stimmt das vielleicht auch. Weiter → (Porno für Frauen)

Diesem Blog per E-Mail folgen…

Claudia am 06. Oktober 2004 — Kommentare deaktiviert für Kleine Nachrichten im Oktober: Verdunkelung, Ärger, Schreiben, Harmonie

Kleine Nachrichten im Oktober: Verdunkelung, Ärger, Schreiben, Harmonie

Es klopft und hämmert, gerade bauen sie ein Gerüst auf, um die Fassade des Mietshauses zu erneuern, in dem ich wohne. Heut‘ wird sich also meine physische Nahwelt verdunkeln und ich werde zwei Monate Düsternis und Lärm ertragen müssen. „Besser jetzt als im Frühling“, sagte der Hauseigentümer, und wo er Recht hat, hat er Recht. Ich bin gespannt, ob es mir gelingen wird, diesen Teil der „Außenwelt“ einfach auszublenden und frohgemut weiter meine Tage vor dem PC zu verbringen!

*

Ich habe es gewagt, einem Autor, den ich gerne lese, etwas aus dem eigenen Erleben zu berichten – mit Bezug auf seinen letzten Artikel, in dem es darum ging, wie beschissen er sich fühlt, wenn andere Menschen ihn penetrant von etwas zu überzeugen versuchen, von dem er genau weiß, dass es falsch ist.
In einer solchen Situation kann ich zwar schweigen, weil ich weiß, dass Argumentieren sowieso nichts bringt, doch nicht immer ist es ein „gelassenes Schweigen“: anscheinend lebt in mir immer noch der Wunsch, Andere zu meiner „Sicht der Dinge“ zu bekehren – und genau das erlebe ich dann als „genervt sein“, als Ungeduld und Ärger. Warum sollte es mich sonst stören, wenn Andere irren? Allenfalls Mitgefühl wäre angebracht, schließlich sind SIE es, die mit den Folgen der eigenen Blindheit und Verbohrtheit leben müssen.
Dieses Mitgefühl empfinde ich allerdings nur dann, wenn ich gerade ganz mit mir im Reinen bin, wenn ich nichts will und nichts brauche, sondern „alles fließt“. Also eher selten.

Der Weblog-Autor war über den freundlich vorgetragenen Versuch, meine Erfahrung mit ihm zu teilen, offensichtlich „not amused“. Er fühlt sich „belehrt“ und schimpft nun vor sich hin, bzw. rein ins WorldWideWeb.

*

Ich wundere mich immer wieder darüber, was Menschen so alles nervig finden können: wollte man sich danach richten, dürfte man nicht mal mehr „Piep“ sagen! Manche können scheinbar mit Freundlichkeit und Anteilnahme nichts anfangen: fühlen sich geradezu bedroht, vereinnahmt, von fremden Mächten in unüberschaubare Pflichten genommen. Das „Fenster zum Anderen“ verschließt sich so mehr und mehr. Spontane angstfreie Kommunikation wird unmöglich, denn die Empathie im Miteinander funktioniert nicht: die Freundlichkeit wird gar nicht GEFÜHLT, geschweige denn beantwortet. Statt dessen verdunkelt irgend ein feindseliges „Denken über den Anderen“ jeglichen Kontakt. Angenehm ist es gewiss nicht, so zu empfinden.

*

Meinen alten Bürostuhl, auf dem ich so gelitten habe, hab‘ ich getauscht und sitze nun auf einem schlichteren Teil, das ANDERE Leiden mit sich bringt: nicht mehr Beine und unterer Rücken schmerzen und schlafen ein, sondern Hals und Schultern verspannen sich. Abwechslung ist gut, sag ich mir. Wenn’s gar nicht mehr geht, benutze ich den Swopper, der absolute „Gesundstuhl“, der zu „aktivem Sitzen“ zwingt und nach jeder Seite frei schwingt. Ein tolles Teil, aber eben auch anstrengend! Letztlich werde ich, egal auf welchem Stuhl ich sitze, einfach öfter aufstehen und etwas anderes tun müssen.

*

Mein neues Kursthema „Erotisch schreiben“ fasziniert mich! Zwar schreibe ich seit Jahren schon gelegentlich Szenen und Geschichten, doch sah ich das lange als bloßen Teil der persönlichen Kommunikation mit einem „Geliebten in der Ferne“: lustvolles Schreiben, aber nicht weiter erwähnenswert, jedenfalls nicht im beruflichem Sinn. Jetzt sehe ich – inspiriert durch den kommenden Kurs und ein persönliches Schreib-Coaching, das bereits angelaufen ist – die vielen Facetten dieser „Unternehmung“: Erotisches Schreiben eignet sich aufs Wunderbarste, die Basics dessen zu vermitteln, was ich unter „gutem Schreiben“ ganz allgemein verstehe. Ich glaube nämlich nicht ans „Pauken“ schreibtechnischen Wissens, sondern sehe das Schreiben als Geste des Beobachtens und Mitschreibens: Je mehr Dimensionen und Aspekte mir im Rahmen des „Geschehens“ einer erotischen Fantasie bewusst sind, desto besser wird das Schreiben. Und was könnte sich dazu besser eignen, als Texte rund ums erotische Erleben, das wir ja alle teilen?

*

„Ich will nicht streiten, ich will Harmonie!“, sagt ein lieber Freund, der mir gelegentlich von frustrierenden Erfahrungen mit der Kommunikation im Internet berichtet. Ich weiß gut, wovon er spricht: Bloßer Text, ohne Mimik und Gestik, ohne die Möglichkeit, das eben Gesagte angesichts der Reaktion des Anderen zu relativieren, birgt unendlich viele Möglichkeiten zum Missverständnis. Als Schreibende bin ich weitgehend machtlos, kann nicht wissen, was der Leser in meine Worte alles hineindeuten wird, und wenn ich zuviel darüber nachdenke, kann ich das Schreiben gleich ganz lassen.

„Harmonie“ ist etwas, das ich in mir selber herstellen muss, wenn ich darauf Wert lege. Wer angesichts einer feindseligen Reaktion ausschließlich denkt: Was habe ICH falsch gemacht? Womit hab‘ ICH das verdient?, lebt in ständiger Verteidigungshaltung – nicht gerade harmonisch! Zudem geht dieses Denken davon aus, dass es wünschenswert wäre, das eigene Verhalten in vorauseilendem Gehorsam stets allen üblen Möglichkeiten anzupassen, die da vielleicht lauern mögen. Wo aber bliebe dann das Eigene, die „Harmonie mit mir selbst“?

Wenn ich mich so verhalte, dass ich selber in aller Klarheit dazu stehen kann, ist auf meiner Seite alles geleistet. Was der Andere damit anfängt, ist seine Sache. Versteht er etwas falsch, bin ich gern bereit, noch einmal zu erläutern, was ich meinte. Wenn er aber „darüber sauer ist“, dass ich bin, wie ich bin, kann ich’s auch nicht ändern. ER müsste sich ändern, wenn ihm die Welt so nicht gefällt – oder er kreist eben weiter in üblen Stimmungen und Missgefühlen.

Ich habe in den ersten Netzjahren schmerzlich gelernt, darauf zu achten, meine EIGENEN üblen Gefühle nicht ins „öffentliche Gespräch“ der Netze zu kippen. Emotional begründete Auseinandersetzungen kommen überhaupt erst in Betracht, wenn ich jemanden persönlich und nicht nur per Email kenne. Und selbst dann stimmt meistens der Spruch von Baghwan Sri Raynesh: „Denk nicht, sie sind gegen dich. Dafür haben sie gar keine Zeit!“.

Diesem Blog per E-Mail folgen…

Claudia am 20. April 2002 — Kommentare deaktiviert für Aus dem Netzleben

Aus dem Netzleben

Kürzlich hab‘ ich das Diary mal wieder mit dem Netscape 4.7 angesehen – und erschrocken festgestellt, dass aus unerfindlichen Gründen die ganze Optik im Eimer war! Diese mittlere Spalte hier erschien nur noch als meterlange Wortliste – und es hat verdammt lang gedauert, bis ich den Fehler fand (wieder mal ein Bug im NS 4.7). Jetzt ist alles wieder ok. Schade, dass mich niemand darauf aufmerksam gemacht hat.

Die Mailingliste CSS-Design ist ein voller Erfolg. Binnen weniger Tage fanden sich über 300 Leute zusammen, die sich jetzt ausschweifend über die aktuellen und künftigen Methoden des Webcoding austauschen. Dabei wundert mich immer wieder, wie lange es dauert, bis sich die Basiskenntnisse eines erfolgreichen „Netzlebens“ bei allen durchsetzen. Manche melden sich entsetzt wieder ab, wenn sie merken, dass sie pro Tag 30 bis 50 Mails von der Liste bekommen – es ist tatsächlich noch nicht überall bekannt, dass man Listen am besten in eigene Ordner „fließen lässt“ und WIE man das macht. Auch die Möglichkeit, das Ganze als tägliche Zusammenfassung zu beziehen, wird zwar in der Begrüßungsmail mitgeteilt, aber kaum einer macht davon Gebrauch. Dann geschieht es immer wieder, dass ein Dialog plötzlich ins Private kippt – und 300 Leute lesen mit, woher sich zwei kennen und welche Firma sie schon von innen gesehen haben. Verwunderlich auch, dass viele sagen: Genau so eine Liste hat uns gefehlt! Wussten sie nicht, dass jeder eine Mailingliste aufmachen kann? Bin mal gespannt, wie viel Zeit noch vergehen muss, bis die Kulturtechniken des Netzes so verbreitet sind wie Lesen & Schreiben.

Ich staune auch oft darüber, wie groß doch die kriminelle Kreativität sein kann: sogenannte „Hackerbanden“ teilen mir unter dem nicht ignorierbaren Subject „Abmahnung“ mit, endlich sei es ihnen gelungen, „illegale Sexkanäle“ zu knacken: anbei die URL zum kostenlosen Dialer-Download. Wie viele darauf wohl noch reinfallen und – voller Vertrauen zu den „Hackern“ – den teuersten Internet-Zugang ihres Lebens anwählen?? Heut morgen dann zum dritten Mal in dieser Woche die „Nigeria-Masche“: Angeblich braucht ein nigerianischer Stromkonzern für eine Überweisung ein ausländisches Konto, darf aber selber keines eröffnen. Man soll ihnen also hilfreich zur Seite stehen und bekommt dafür 10% von 28 Mio Dollar in Aussicht gestellt – wie großzügig! Ich frag mich, wie verrückt jemand sein muss, um darauf herein zu fallen und brav Konto und persönliche Daten hin zu mailen? Die Masche lief auch schon VOR dem Netz: Wenn einer darauf einsteigt, ergeben sich bald irgendwelche „Schwierigkeiten“ und man soll mal eben kurz ein paar tausend Dollar „auslegen“. Tja, Dummheit und Gier existieren immer schon, aber seit es E-Mail gibt, hat man größere Chancen, damit gewaltig auf die Nase zu fallen.

Schade, daß Politiker meist nur darüber nachdenken, wie sie das Netz reglementieren könnten, anstatt jeden Cent und alles Engagement in die notwendige Volksbildung zu stecken. Unternehmen schotten ihre Intranets lieber ab, SysAdmins ziehen die Firewalls höher und höher. Mitarbeitern wird verboten, Attachements anzunehmen, weil diese auch Viren enthalten könnten, anstatt dass man sie laufend schult oder beim selber lernen unterstützt. Ich bekomme regelmäßig Viren im Anhang ominöser Mails – na und? Sie werden eben gelöscht, wie der andere SPAM auch. Mit jemandem, den ich kenne, tausche ich trotzdem Attachments aus: WENN wir es besprochen haben, nicht einfach mal eben so, weil was dran hängt.

Und wenn ich schon mal am Klagen bin: wirklich schade ist, dass viele Einsteiger zwischen Shopping-Malls und Viren-Angst kaum noch mitbekommen, was das Netz sein kann. Wie gut, dass es immer noch Menschen gibt, die viel Arbeit und Herzblut investieren, um ein anderes Web zu zeigen. Zum Beispiel Iris Bleyer mit ihren RauspfeilBrightsites, die ich zum Schluß einfach im O-ton zitiere:

„Mir geht es in meiner Auswahl der brighsites darum, Interneteinsteiger ohne allzu viel Tamtam auf die hellsten Seiten des Web zu locken. Ich hoffe, wenn sie sich von dort aus weiter bewegen, werden sie sich nie wieder mit weniger zufrieden geben. Denn sie erkennen dann vielleicht, dass das Internet eine Seite hat, die für viele Newbees im wuchernden, grellen, lauten, flashenden Brei vom „Klick mich – Kauf mich“ immer schwerer zu finden ist. Das Netz lebt – es hat eine Seele. Und die ist freundlich, kommunikativ, kreativ, phantasievoll, klug, gefühlvoll, liebenswert… – und unverkäuflich :o).“

Diesem Blog per E-Mail folgen…

Claudia am 10. April 2002 — Kommentare deaktiviert für Neuer Code, neues Projekt, neue Mailingliste

Neuer Code, neues Projekt, neue Mailingliste

Ein recht lange Diary-Pause! Kein Wunder, mich hat ein Arbeitsanfall erwischt, wie ich ihn lange nicht erlebte. Gestern war es dann soweit: Die neue nach draußenMailingliste CSS-Design konnte starten – eine Initiative von Michael Charlier und mir im Rahmen des Webwriting-Magazins. Dort schrieben wir dereinst übers Inhaltsverzeichnis, dass TECHNIK nicht im Zentrum des Magazins stehen soll, sondern der Inhalt. Und doch hat sich in den letzen Monaten dort viel über Technisches angesammelt, denn der große Umbruch im Webdesign bzw. Webcoding, der zur Zeit statt findet, geht nicht spurlos an uns vorbei.

Also eine Art Befreiungsschlag! Dem neuen Thema ein eigener Schwerpunkt und eine extra Mailingliste. Das forderte erhebliche Vorarbeit, die jetzt auf nach draußenwww.css-design.de und auf der nach draußenListenhomepage zu besichtigen ist. Der Kick bei der ganzen Sache – hier mal für Nichtwebdesigner verständlich ausgedrückt – ist die vollständige Trennung von Form und Inhalt. Die Optik einer Seite – also Farben, Schriftgrößen, Spaltensatz, Platzierung der Bilder etc. – wird gänzlich in einer extra Datei mit einer speziellen Code-Sprache (CSS) ausgelagert und mit dem Hauptdokument (HTML) nur „verlinkt“. So ist es möglich, zur selben Seite die verschiedensten Layouts anzubieten, ohne das „eigentliche“ Dokument anfassen zu müssen.

Wer das in Action bewundern will, kann mal auf der Listenhomepage die unterschiedlichen Designs mit dem „Styleswitcher“ aufrufen. Über die Spielerei hinaus, hat diese Möglichkeit erhebliche praktische Bedeutung, denn das Web wird zunehmend mit anderen Geräten angesehen als mit „ordentlichen“ 17-Zöllern. Webseiten müssen sich vielfältigen Darstellungsweisen anpassen können, auf kleine und kleinste Bildschirme passen, ja sogar vorlesbar sein. Und das ist mit dem verschachtelten Tabellen-Design, wie es sich in den wilden ersten Netz-Jahren entwickelt hat, einfach nicht möglich, radikale Vereinfachung ist angesagt – das Komplexe wird in Zusatzdateien (CSS) ausgelagert und nach Bedarf und Ausgabegerät ausgewählt.

Neben der Freude am Neuen, die sich sowieso erst mit zunehmender Praxis einstellt, ist es für mich ein Abenteuer, mal wieder mit der Versammlung einer neuen Gruppe befaßt zu sein (neudeutsch: Community-Forming – hier aber nicht im kommerziellen Sinn gemeint). Individuen aus den verschiedensten Ecken der Welt treffen sich im virtuellen Raum, um sich auszutauschen und voneinander zu lernen. Seit dem Listenstart gestern mittag sind bereits 145 Leute eingestiegen – und die Stimmung ist toll! Das Thema brennt ja auch vielen Webworker/innen derzeit auf den Nägeln. Man sieht die Zeichen an der Wand: Zwar sind die neuen Methoden im aktuellen Web noch etwas sperrig anzuwenden, aber irgendwie spürt man doch: Da gehts lang, das ist die Zukunft!

Ein bißchen komme ich mir vor wie in den ersten Netz-Jahren, als noch jeder seinen HTML-Code selber in die Tasten hackte, weil an Editoren, die das können, noch gar nicht zu denken war. Als Mensch war man den Programmen weit voraus – und so ist jetzt auch wieder. Erstmal müssen Menschen die neuen Techniken ausexperimentieren, ihre kreative Grenzen ausloten und Anwendungen für den Alltag festklopfen. Erst DANN kann man das alles in Software giessen und wieder so tun, als müsse ein Webdesigner vom Code nichts wissen, sondern brauche bloß auf der Oberfläche eines WYSIWYG-Editors Elemente hin- und her schieben wie in einem Grafikprogramm. (Was übrigens auch bezüglich des „alten Stils“ niemals stimmt, sonst würde man nicht überall auf Seiten treffen, die nicht korrekt funktionieren. Leider ist das Auftraggebern verdammt schlecht zu vermitteln!)

Für heute laß ich es hierbei bewenden, anstatt mir noch ein „richtiges Thema“ abzuringen. Es kommen auch wieder ruhigere Tage, wo mir weder wild kommunizierende Web-Versammlungen noch neueste Coding-Methoden etwas geben. Stille Stunden, Schreibmeditationen – alles hat offenbar seine Zeit.

Diesem Blog per E-Mail folgen…

Neuere Einträge — Ältere Einträge