Thema: Medien-Tipps

Claudia am 09. Januar 2002 — Kommentare deaktiviert für Kampfzone

Kampfzone

Gestern abend lief ein Fernsehfilm auf 3SAT, „Schlafende Hunde“, der gut und gern als Illustration zum Roman „Ausweitung der Kampfzone“ von Houellebecq gesehen werden könnte. Ein Konzern plant in einer kleinen Stadt ein riesiges Shopping-Mall-Projekt mit Gastronomie, Wellnesslandschaft und Hotelerie, Gesamtvolumen 140 Millionen. Schauplatz des Films ist die Büroszene des Projektträgers: Wichtige Männer, die laufend Besprechungen haben, viel telefonieren, jede Menge Bestechungsgelder in Geldkoffern hin und herreichen, umgeben von schick gestylten Frauen, die für Häppchen und Getränke sorgen und niedere Organisationsarbeiten erledigen. Jeder kämpft für sich allein, wittert im Anderen den immer zum Tiefschlag bereiten Gegner. Verbissen sägen sie gegenseitig an ihren Stühlen und tricksen sich aus, wobei immer der GANZE Mensch gefordert ist, alle Beziehungen, einschließlich der sexuellen, stehen ganz im Dienst der Intrigen und Karrieren, Freizeit ist fast ganz verschwunden. Weiter → (Kampfzone)

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Claudia am 24. September 2001 — Kommentare deaktiviert für Rüstungen ablegen  – Rilke-Gedichte

Rüstungen ablegen  – Rilke-Gedichte

Herbsttag

Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange E-Mails schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

Rainer Maria Rilke,
updated.

***

Texte sind Ritterrüstungen, sagt mein Lebensgefährte. Und ich bin manchmal so unendlich müde von ihrem Gewicht! Dann lese ich Gedichte, die sind so wohltuend anders, singen Lieder aus dem Herzen, eine Art Musik aus Buchstaben und Gefühlen.

Rilke mag ich zum Beispiel sehr.

Spaziergang

Schon ist mein Blick am Hügel, dem besonnten,
dem Wege, den ich kaum begann, voran.
So faßt uns das, was wir nicht fassen konnten,
voller Erscheinung, aus der Ferne an –

und wandelt uns, auch wenn wirs nicht erreichen,
in jenes, das wir, kaum es ahnend, sind;
ein Zeichen weht, erwidernd unserm Zeichen …
Wir aber spüren nur den Gegenwind.

***

Auch im Herbst berührt mich das nächste ganz besonders, vielleicht gerade im Herbst!

Vorfrühling

Härte schwand. Auf einmal legt sich Schonung
an der Wiesen aufgedecktes Grau.
Kleine Wasser ändern die Betonung.
Zärtlichkeiten, ungenau,
greifen nach der Erde aus dem Raum.
Wege gehen weit ins Land und zeigens.
Unvermutet siehst du seines Steigens
Ausdruck in dem leeren Baum.

***

 

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Claudia am 03. Juni 2001 — Kommentare deaktiviert für Abschied von Mecklenburg

Abschied von Mecklenburg

Die letzen Wochen auf dem Land verbringe ich in einem seltsamen Zwischenzustand. Noch nicht in Berlin, aber auch nicht mehr richtig hier, haben die Tage etwas träumerisch-irreales. Auf Spaziergängen fange ich Bilder und Stimmungen ein, gestern zum Beispiel auf dem Weg nach Lützow, danach dann im Wald hinter dem Schloß, der sich in diesen Frühsommertagen märchenhaft entfaltet.
Wer mag, kann mal eben mitgehen:

Abschied von Mecklenburg – ein Spaziergang (aber Achtung, die Bilder haben eine gewisse Ladezeit, ich wollte sie einfach GROSS haben…)

in Mecklenburg

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Claudia am 20. März 2001 — Kommentare deaktiviert für Surftipp: Becz

Surftipp: Becz

Die Mail war ohne lange Vorrede:

„Ich falle gleich mit der Tür ins Haus: Möchte dich in meinen VOICES als neuen Webber vorstellen!

Und dann gleich die Fragen, interessante Fragen, die einen ins Nachdenken bringen: Wer bist du? Was siehst du morgens um 7.00 Uhr im Spiegel? Welche drei Dinge würdest du auf die berühmte einsame Insel mitnehmen? Was ist dein kostbarstes Eigentum? Deine persönliche Droge? Weiter → (Surftipp: Becz)

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Claudia am 16. Februar 2001 — Kommentare deaktiviert für Selber denken

Selber denken

So sehr ich mich gelegentlich über das real existierende Fernsehen aufrege, so wenig kann ich doch ganz davon lassen. Zwar steht hier noch immer keine eigene Glotze, doch abends zieht es mich ins Zimmer meines Lebensgefährten: Nordmagazin (sehen, was im Land los ist: Nichts), Tagesschau – und dann die Suche im Programm mit der viel zu kleinen Schrift: Gibt es in den 30 Sendern irgendwas Sehbares?

Das geht so, seit ich auf dem Dorf lebe, und seit es nicht mehr funktioniert, auch noch jeden Abend vor dem PC zu verbringen, nicht aus Überdruß, sondern weil ich dann nicht mehr länger sitzen kann. Im Dunklen aufzubrechen und nach „Kultur in Schwerin“ zu suchen, ist keine echte Alternative, als Ex-Berlinerin ist man verdammt verwöhnt. Verwöhnt von Möglichkeiten, wohlgemerkt, denn es zeichnet den Berliner ja gerade aus, dass er „wegen der vielen Angebote“ nach Berlin zieht, dort aber die meisten Veranstaltungen den Touristen überläßt: Was man jeden Tag haben kann, ist kein echter Grund mehr, das Kiez zu verlassen.

Seit einigen Tagen hab‘ ich jetzt mal versucht, das abendliche Programm zu verändern: In 3Sat gibt es täglich „Kulturzeit“, eine erstaunlich anregende Sendung, die nicht nur das übliche Infotainment bietet, sondern auch vor komplexen Gedanken nicht zurückschreckt. Und gestern – auch in 3Sat – der „Bilderstreit“, ein Gespräch über vier Künstler unter der Leitung von Bazon Brock.

Beim Betrachten dieser Kultursendungen – wenn zum Beispiel das Werk eines Künstlers von allen erdenklichen Seiten interpretiert, eingeordnet und bewertet wird – fällt mir deutlich auf: Denken ist Patchwork. Nicht nur das dort zelebrierte „anspruchsvolle“ Denken, sondern auch mein alltägliches Denken, diese mehr oder weniger chaotischen und immer vielstimmigen Debatten im Kopf, von denen man sich auch noch einbildet, dass sie für die eigenen Handlungen ausschlaggebend seien.

Gedanken „fallen ein“ – ja woher denn? Ich lese nicht mehr so viel wie früher, weil ich das meiste schon kenne, alles ist irgendwo im Hintergrund „gespeichert“ und meldet sich ungebeten, kommentiert jede Wahrnehmung und jede Raeaktion auf diese Wahrnehmung. Natürlich nicht nur Buchwissen: eigene Erfahrungen stehen wie feste Burgen in der geistigen Landschaft, ihre Autorität wird immer größer, je älter ich werde. Das hat große Vorteile, denn auf nichts kann man sich so gut verlassen, wie auf selbst Erlebtes und daraus folgende „selbst gemachte“ Bewertungen und Schlüsse. Wenn man aber die Bereitschaft verliert, auch eigene Erfahrungen in Frage zu stellen, anderes für möglich zu halten, ist der Weg zur geistigen Versteinerung nicht weit.

Eine kleine Hilfe, ein Hinweis, wo es lang gehen könnte, ist die Langeweile. Wenn ein Eindruck oder ein Erleben meine innere Maschine anwirft und die üblichen Kommentare zum millionsten Mal ablaufen, seh‘ ich manchmal fassunglos zu, fassungslos, weil ich nichts dagegen tun kann, obwohl es mich bis zum „geht nicht mehr“ anödet – und es geht DOCH einfach immer weiter.

An dieser Stelle will mir vielleicht jemand hilfreich ins Forum schreiben: Meditation! Spirituelle Praxis! Kurse, Retreats, Sitzen, Lauschen, Atem beobachten! Ja, das ist ein Weg – doch auch dazu sind ganze Bibliotheken in meinen „Speichern“. Erfahrungen, Gelesenes, an anderen Menschen Beobachtetes. Und die eigene Erfahrung und Beobachtung sagt: Klar, ich kann mich durch willentliches Üben dieser oder jener Praxis eine Zeit lang in einen anderen Zustand katapultieren – womöglich unterstützt durch die Faszination des „ganz anderen“, durch die damit oft einhergehende Gruppendynamik Gleichgesinnter, mit Hilfe der „Übertragungsliebe“ zu einem Lehrer (der mein Vater sein könnte, mit Jüngeren funktioniert es nicht), und natürlich durch die einschlägige Identifizierung: ICH meditiere! ICH fahre das große Fahrzeug oder gehe den 4.Weg… Und nach einiger Zeit läßt es dann wieder nach, der Wille ist aufgebraucht, die „Stützen“ verlieren ihren Charakter, indem sie zum Alltag werden, die „Wüste“ ist erreicht.

Warum also nicht gleich in der Wüste bleiben? Sehen, was „von selber“ kommt – oder auch nicht? Ich bin allerdings froh und dankbar, vor zehn Jahren Hans-Peter getroffen zu haben, der mich solange „am Yoga dran“ gehalten hat, dass es mir nun mitten in der Wüste (dem „ganz normalen Leben“) nicht mehr verloren geht: Die Übungen sind mir „eingewachsen“, auch wenn ich mal eine Woche aussetze, und sie halten den psychophysischen Körper in einem Zustand, der es zumindest jederzeit ERMÖGLICHT, zur Ruhe zu finden. Dass ich allermeist die Unruhe vorziehe, die nächste Aktivität überlege, der Kommentarmaschine im Kopf folge, das ist ein Ablauf, den ich gar nicht mehr willentlich stoppen will. Er soll sich totlaufen, wenn das denn angesagt ist, jedes Eingreifen – so zumindest ist meine Anmutung – verzögert nur diesen Prozess.

Dagegen kann viel eingewendet werden, ich weiß. Ach, ich weiß soviel, dass es mir richtig schlecht davon wird, und das finde ich gut. „Alles Leben ist Yoga“, steht in einer alten Schrift, und langsam ahne ich, was damit gemeint ist. Wenn mir die Welt im Lauf der Jahre immer wahnsinniger erscheint, das menschliche Dasein immer absurder und widersprüchlicher vorkommt, dann verblasst damit einhergehend auch die Loyalität, die Gebundenheit an jedweden „Mainstream“ und jede interessante Minderheit. Denkgewohnheiten, Meinungen, Ideologien, Systeme und Gebote zeigen sich als das, was sie sind: Innere Häuser und Bauten, die wie alle Gebäude auf Sand gebaut sind und letztlich zu Ruinen zerbröseln.

Was ist dann dort? Was bleibt? Vielleicht nichts. Vielleicht Freiheit. Aber was ist Freiheit? Mit strahlenden Augen versunken im All-Einen auf einem Berg sitzen? Oder – ein ketzerischer Gedanke – das Erwachen der Möglichkeit, ein sehr menschliches „Feature“ endlich richtig in Betrieb zu nehmen: Selber denken… Weiter → (Selber denken)

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Claudia am 14. Februar 2001 — Kommentare deaktiviert für bonsaikitten.com: Tierfreunde greifen durch

bonsaikitten.com: Tierfreunde greifen durch

Webwriting-Magazin Wie schön, daß das Netz für jedes Leid gleich den passenden Trost bereithält! Als ich gestern in einer düsteren Stimmung meine Mitmenschen als bequeme Medienkonsumenten darstellte, die verantwortungslos im kollektiven Kindergarten abhängen, habe ich mich geirrt. Ein schwerer Fehler, das ganz reale Netzleben hat es mir gezeigt und ich bin glücklich darüber! Weiter → (bonsaikitten.com: Tierfreunde greifen durch)

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Claudia am 13. Februar 2001 — Kommentare deaktiviert für Jenseits

Jenseits

Ein Fernsehfilm im ZDF: „Jenseits“, von Max Färberböck. Die Geschichte eines Staatsanwalts, der ein Kind überfährt, Fahrerflucht begeht, sich dann voller Schuldgefühle der Mutter des Kindes, einer russischen Immigrantin, nähert, sich in sie verliebt, während er versucht, ihr wieder Lebensmut einzuflößen, ohne doch zu sagen, dass ER…. ein Drama, doch darüberhinaus ein so herausragender Film, dass er mich richtig erschüttert hat. Weiter → (Jenseits)

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Claudia am 22. Januar 2001 — Kommentare deaktiviert für Vom öffentlichen Gespräch, Politik & Moral

Vom öffentlichen Gespräch, Politik & Moral

Das öffentliche Gespräch, die Debatte, die offene Auseinandersetzung um gesellschaftliche Angelegenheiten gilt zu Recht als unverzichtbar in einer Demokratie. Die Macht der Medien rührt von daher und hat sie zur fast übermächtigen 4.Gewalt gemacht. Als Bürger soll man sich informieren und engagieren – und nicht völlig im Privaten versacken, auf daß „die da oben“ es irgendwie richten mögen. Eigentlich alles klar, aber die Praxis verhält sich zur Lehre wie verdorbener Junk-Food zu einem Gourmet-Menü. Weiter → (Vom öffentlichen Gespräch, Politik & Moral)

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