Claudia am 08. August 2025 — 16 Kommentare

Zum Weltkatzentag:
Die Katzen meines Lebens #relevant

Ein Leben ohne Katzen ist möglich, aber es fehlt halt immer was! Dies ist die Geschichte der Katzen meines Lebens, aufgeschrieben als Beitrag zur Gedenktage-Blogparade von Blogissimo

Seit ich wusste, dass es Katzen gibt, hab ich mir eine gewünscht. „Kommt garnicht in Frage!“ war die immer gleiche Antwort meines Vaters. Für meine Eltern war das Leben in den 50gern und 60gern schon ohne Haustier schwierig genug. Ich musste mich mit dem katzenlosen Leben abfinden – vorerst.

Pussi, die Immigrantin

erste Katze Pussi
– Pussi und ihr Baum im Flur –

Immerhin: Ab 1963  gab es Urlaub! Wir zählten zu den ersten deutschen Touristen, die mit VW-Bus und Camping-Ausrüstung nach Italien fuhren – jedes Jahr an denselben Ort, ca. 100 Kilometer nördlich von Rom. Auf dem Campingplatz im Pinienwald an der Küste errichteten wir unsere „Steilwandzelte“ und feierten jeweils vier bis sechs lange Wochen ein vergleichsweise freies Leben. Zu meinem Entzücken gab es hier wilde junge Katzen, die schnell zutraulich wurden und sich streicheln und verwöhnen ließen. Abends packte sie jedoch regelmäßig das Jagdfieber, sie rannten wie wild herum, manchmal mit Schwung bis hoch auf eine Pinie – und hatten dann Probleme, wieder herunter zu kommen. Vorsichtig, rückwärts, die Krallen in die Rinde schlagend, haben sie es dann doch ohne Hilfe geschafft.

Eines der beiden Kätzchen wurde ganz besonders anhänglich: Während der zwei Tage, die wir am Ende der Urlaubswochen zum Abbau und Einpacken unserer Habe brauchten, blieb es im VW-Bus sitzen. Die Botschaft war unmissverständlich: Die Katze wollte mit! Zu meinem Erstaunen rührte dieses Verhalten auch das Herz meines Vaters. Pussi durfte mit! An jedem Grenzübergang schlief sie unter meinem Rock, denn sowas wie Papiere hatten wir für sie nicht und hätten auch garnicht gewusst, wie wir eine „wilde“ Katze legal mit nachhause nehmen könnten.

Sie wurde eine zufriedene Wohnungskatze und lebte noch, als ich 1973 in die erste eigene Wohnung zog.

Jezebel – Begleitung beim alleine Wohnen

Jezebel

Zwar wollte ich so schnell wie möglich weg aus dem elterlichen Haushalt, aber ein bisschen Bammel vor dem Alleine-Wohnen hatte ich schon – und ein Leben so ganz ohne Katze war sowieso nicht mehr vorstellbar! Also holte ich mir Jezebel: ein damals zwei oder drei Monate altes Kätzchen, ganz in schwarz.

Jezebel leistete mir Gesellschaft und machte auch die drei nächsten Umzüge problemlos mit: nochmal alleine wohnend, dann drei Monate mit Partner in einer 4er-WG: dort sprang sie aus dem 1.Stock auf die Straße, verletzte sich dabei leicht an den Füßen und am Kinn, zum Glück nichts Schlimmes! Wir wechselten alsbald in eine 3-Zimmerwohnung, wohnten dort mit meiner Schwester zusammen – und natürlich mit Jezebel. Nach Berlin ist sie dann allerdings nicht mitgekommen, sie blieb bei einem lieben Freund, mit dem sie von Anfang an sehr vertraut war.

Melody & Bijou – ein gefloppter Versuch, Edelkatzen zu züchten

Mit dem Lebensgefährten der letzten Wiesbadener Jahre war ich stets auf der Suche nach Nebenverdiensten und Geschäftsideen, denn unsere Studienfächer faszinierten uns nicht so, dass sich daraus eine klare Perspektive ergeben hätte. Eine – für Katzenliebhaberinnen nahe liegende  – Geschäftsidee war die Katzenzucht. Wir lieben Katzen, also warum das Leben mit ihnen nicht ein bisschen professioneller aufziehen? Die Bekanntschaft mit einem Paar, das eine „Katzen- und Hundeboutique“ betrieb und auch selbst züchtete, beförderte diese Idee.

Zusammen mit ihnen besuchten wir Katzenausstellungen und erwarben schließlich selbst zwei Katzen: Melody – eine Birmakatze mit weißen Pfoten und blauen Augen, und Bijou, eine wunderschöne Colourpoint-Perser, ganz ohne deformierte Nase, wie sie leider vielen Perserkatzen angezüchtet werden.

Bijou, Clorpoint-Perserkatze

Für die Katzen- und Hundeboutique ließen wir in China Katzen nach Fotos in Öl malen (auch so eine verrückte „Geschäftsidee“ aus der gleichnamigen Broschüre) – hier die besten Ergebnisse:

Katzen-Gemälöde

Das waren die ersten Demo-Bilder! Die zwanzig, die wir danach bestellten, waren schrecklicher Schrott, reines Geschmiere, absolut unzeigbar. Auf unsere Beschwerde gab es Ausreden und Entschuldigungen, immerhin durften wir uns ersatzweise China-Schnickschnack aus ihrem Katalog aussuchen, den wir später auf dem Flohmarkt verkauften.

Mit dem Vorhaben, die beiden – teuer erworbenen! – Rassekatzen zur Zucht zu nutzen, hatten wir auch keinen Erfolg. Zweimal fuhren wir hunderte Kilometer in die Ferne, um Bijou von einem „standesgemäßen“ Kater mit passendem Stammbaum decken zu lassen. Tja, daraus wurde leider nichts, die füreinander gedachten Partner waren sich nicht grün, es passierte nichts. Jeder Versuch verschlang 350 DM, dazu die Kosten der Fahrt. Ein teures Hobby für meist recht mittellose Studenten! Und als wir dann nach Berlin gezogen waren, ist sie mal kurz ausgebüchst und bekam wunderschöne Mischlinge von einem Straßenkater! :-)

Schlimm: Katzen-Aids von Geburt an

Melody ging es weniger gut. Sie wurde sehr krank und wir erfuhren, dass sie vermutlich schon von Geburt an das sogenannte „Katzen-Aids“ hatte. Heilung gab es nicht, sie wurde immer weniger und tat uns schrecklich leid. Schließlich ließen wir sie einschläfern und fragten die Ärzte, warum sie nicht gleich dazu geraten, sondern das Leiden mit allerlei Medikamenten (die nichts nützten) nur verlängert hatten. Die Antwort war: „Na, weil sie doch so teuer war…“. Ja, stimmt, sie hatte fast 1000 DM gekostet, aber wie kann man denn so herzlos sein?

Die Jungen von Bijou übernahm dann eine engagierte „Katzen-Mama“, sie selbst blieb bei einem Ex-Partner, als ich mich nicht mehr kümmern konnte und hatte noch ein langes schönes Leben. In der Rückschau bin ich froh, dass es mit der Katzenzucht nicht geklappt hat, denn richtig gesund sind und bleiben diese Katzen oft nicht – eben WEIL ihre Besonderheiten (wie etwa die „Colour-Point-Färbung“ oder die blauen Augen) Ausdruck genetischer Abweichungen sind, die nicht folgenlos bleiben.

Die wilde Katzenhorde in der Toskana

Mitte/Ende der 80ger verbrachte ich mehrmals etliche Monate in der Toskana, wo mein damaliger Lebensgefährte ein Gehöft besaß (mehr dazu hier, im Kapitel „brüchige Idylle„).

Podere Bosco

Dort lebten auch freie Katzen, die niemandem gehörten. Gleichwohl waren sie durchaus kommunikativ! Die ganze Horde – acht höchst unterschiedliche Individuen – versammelte sich am Eingang zur Küche, wenn wir aus dem Dorf zurück kamen. Na klar, denn dann gab es immer ‚was Leckeres für sie. Dann saßen wir alle gemütlich herum – verteilt auf Sesseln und Stühlen. Katzen und Menschen in Harmony… :-) – leider haben wir dasTête-à-tête nicht fotografiert, es  war ja noch die Zeit analoger Cams!

Küche
Wohnküche in toskanischem Bauernhaus (nicht modernisiert)

Für mich war es das erste Mal, dass ich so viele Katzen in Freiheit erlebte und ihr soziales Miteinander beobachten konnte. Ihre Gesellschaft hat uns viel Freude gemacht! Leider gibt es von dieser Katzenhorde keine Fotos, sie leben nur in meinem Herzen, insbesondere das buntscheckige Wernerle, ein ganz lieber Kater, der ein bisschen schwächer, aber auch anhänglicher war als die anderen.

Eine Folge dieser Erfahrung mit frei lebenden Katzen war mein Entschluss, nie wieder Katzen in der Wohnung zu halten. Man verwehrt ihnen so vieles, wenn sie gezwungen sind, als Wohnungskatze ohne Auslauf ihr Leben zu fristen – dafür wollte ich nie wieder verantwortlich sein, nur weil ich gerne Katzen um mich habe!

Die Katze ohne Namen: gerettet, geliebt und losgelassen

Nun ja, so ganz ohne Katze bin ich dann doch nicht geblieben. 1999 zog ich mit meinem Lebensgefährten nach „Schloss Gottsgabe“ in Mecklenburg – ein altes Gutshaus, das Freunde von uns erworben und mit viel Kredit zu Mietwohnungen umgebaut hatten. Wir hatten damals die Nase voll von Berlin und nahmen das Angebot, doch eine der leer stehenden Wohnungen zu mieten, dankend an. Es war eine Maisonette-Wohnung, die Küche und eín Zimmer mit Bad lag unten, da wohnte mein Gefährte – ich wohnte oben, auch mit eigenem Bad.

Küche Gottesgabe

Öffnete man unten das Küchenfenster, befand sich die Fensterbank quasi ebenerdig. Man sah direkt in den kleinen „Schlosspark“ mit großer Wiese und alten Bäumen. Unser Fenster wirkte wohl einladend, besonders in jenem tiefsten Winter, in dem uns die Katze zugelaufen ist:völlig verdreckt, abgemagert bis auf die Knochen, gottserbärmlich stinkend und mit Spuren von allerlei Verletzungen. Völlig fertig lag sie in der Küche auf dem Sessel, sie hatte einen Quellbauch wie ein Hungerkind aus der dritten Welt, zuerst glaubten wir, sie sei schwanger!

Aber weit gefehlt, im Lauf einiger Wochen mit guter Fütterung erholte sie sich, der Bauch verschwand, sie begann endlich, sich zu putzen, und wurde ein ganz normales wolliges Kätzchen, sogar äußerst anhänglich. Man konnte mit ihr spazieren gehen, sie folgte auf Schritt und Tritt.

namenlose Katze

Wir waren tatsächlich ihre Zuflucht, denn draußen hatte sie gegen große Kater und Hunde ganz schlechte Karten, so vergleichsweise zierlich und schüchtern wie sie war. Tagsüber hielt sie sich gerne bei uns auf, blieb aber nie über Nacht. Wir gaben ihr keinen Namen, wohl aus dem Gefühl heraus, dass sie nicht „unsere“, sondern nur eine Besuchskatze war.

Sie? Wegen ihrer Zierlichkeit und mangels „breitem Kopf“ hatten wir „sie“ automatisch für eine weibliche Katze gehalten – ein Irrtum, der erst durch den Tierarzt aufgeklärt wurde, bei dem wir sie sterilisieren lassen wollten, damit nicht noch mehr herrenlose Katzen hier verelenden würden. „Ist ein Kater, ich hab ihn kastriert“, teilte er uns lapidar mit – ich finde, er hätte wenigstens nochmal fragen können!

Der Abschied von der Katze wurde dann doch recht dramatisch, denn wir zogen 2002 zurück nach Berlin und konnten sie nicht mitnehmen. Was würde aus ihr werden, wenn die Zuflucht nicht mehr zur Verfügung stand? Es war unmöglich, sie zur Hauskatze zu machen, weder benutzte sie (an „er“ konnten wir uns nicht gewöhnen!) ein Katzenklo, noch konnte sie nachts im Haus bleiben – sie tobte und begann, alles zu zerkratzen und zu zerlegen. Der Abschied von der anhänglichen Katze hat mich richtig mitgenommen, deshalb gibts dazu einen eigenen Blogpost:

Der Abschied, die Katze, das Leiden

Seitdem bin ich wirklich ohne Katze, das sind jetzt schon 23 Jahre! Ab und zu sehe ich eine der Streunerinnen, die gelegentlich durch den Garten laufen – sehr scheu und immer ein bisschen empört schauend, denn es ist ja IHR REVIER und wir sind nur besuchsweise alle paar Tage mal da! :-)

***

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Diskussion

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16 Kommentare zu „Zum Weltkatzentag:
Die Katzen meines Lebens #relevant“.

  1. Danke für’s Mitmachen bei unserer Blogparade, Claudia. Und dann auch noch mit so einem langen, ausführlichen Artikel. Sehr schön 😊

    Als ich am Anfang las, wie „versessen“ du auf Katzen warst, hätte ich nicht damit gerechnet, dass du die letzten 23 Jahre keine mehr haben würdest 🙂

  2. Als großer Katzenfreund und mit meiner Frau „Lebensgefährte“ einer 4 Jahre alten sibirischen Waldkatze habe ich den Artikel mit großem Interesse gelesen.
    Danke für diesen wunderbaren Beitrag!

  3. Als Katzenpapa sage ich einfach DANKE!

  4. Schönes Thema! Ich hatte noch keine eigene Katze, war aber der Besitz von zwei Katzen – sie meinten, ich wäre Ihr Mensch. Ich bin Hunde- und Katzenmensch, funktioniert auch.

  5. Nachdem wir unsere treue Seele dieses Frühjahr unter eher unschönen Umständen einschläfern lassen mussten, bin ich zum spontanen Fremdkuschler mutiert, wenn so Wesen mal unsere Wege kreuzt und Bedarf nach Streicheleinheiten hat. Selber werden wir uns vermutlich nicht mehr von so einer Fellnase adoptieren lassen.

    Immerhin war unser Schlawiner Freigänger und konnte rein und raus, wie er wollte. Das Risiko Straße, welches bereits seinen Vorgänger das Leben gekostet hat, muss man dann halt leider eingehen. Andererseits sehe ich die (fast) reine Wohnungshaltung nicht nur bei Katzen auch nicht als sinnvoll an. So manches „Haustier“ wäre besser nie angeschafft worden.

  6. Herzlichen Dank für Eure Kommentare!
    @Erik: aus Liebe hab‘ ich keine Katzen mehr! Sie in Freiheit zu erleben, hat mir die Katzenhaltung in der Wohnung wirklich vergällt.

    @Fred: eine sibirische Waldkatze – wow! Die sind nicht so „verzüchtet“ wie manch andere Rasse. Wie alt ist sie denn geworden?

    @Stefan:
    Katzenpappa? Da hab ich doch gleich mal auf deinem Blog nach „Katze“ gesucht! Fand einen tollen KatzenComic, deine (?) Katze in der Waschmaschine und ein Lob der berühmtesten Katze im Netz: „Henri 2, Paw de Deux“.

    @Holly: Die Katze hat aber nicht bei dir gewohnt, oder? Ja, ist selten, dass jemand Katzen und Hunde gleich gern mag! Mir sind Hunde einfach zu übergriffig und anstrengend.

    @Siewurdengelesen/Thomas: Ach je, auf der Straße verunfallt – schlimm, aber manchmal der Preis der Freiheit. Was das Fremdkuscheln angeht, hab ich schon überlegt, bei nebenan.de zu inserieren, ob vielleicht jemand mit Katze mich mal empfängt… :-) Aber ich könnte auch endlich mal ein Katzencafe in Berlin besuchen! Wie ich grade sehe, gibts hier sogar mehrere!

  7. Was für eine faszinierende Geschichte mit dir und den Katzen! Vor allem, dass Jezebel schwarz war :) Ich habe auch eine Katze und die ersten Jahre hat auch ihr Bruder bei uns gelebt. Er war größtenteils schwarz mit einem weißen Latz. Und als die beiden bei uns einzogen, wurde mir zum ersten Mal bewusst, wie schwierig es schwarze Katzen haben, ein Zuhause zu finden, weil viele Menschen sie nicht mögen. Kann ich immer noch nicht nachvollziehen.

    Vielen Dank für diesen Einblick zum Weltkatzentag :)
    Liebe Grüße
    Angela

  8. […] Claudia – Zum Weltkatzentag: Die Katzen meines Lebens […]

  9. @Claudia – nein, der Kater lebte auf dem Hof, wo mein Pony lebte. Das Pony war Strolchis persönliches Sofa, er lag immer auf der Kruppe und schlief – meiner Stute war’s schnuppe, zumal die Miezen auch bei ihr in der Box schliefen. Er war pechschwarz und lief immer wie mein persönlicher Bodyguard mit mir rum. Und der zweite – Paule – lief uns bei minus 20 Grad auf dem gleichen Hof zu, brandmager, schwer erkältet, halb erfroren, mit großer Sehnsucht nach Liebe im Herzen – die vorhandenen Katzen nahmen ihn auf und er blieb. Das dauerte, bis aus dem dünnen Strich ein Kater wurde… Rauchgrau, zum Bauch heller, Bikinidreieck am Bauch – und sehr plauderfreudig. Bei der Kastration stellte sich raus, daß er ein Siam-Mix war. Kein Wunder war der so gesprächig… Die anderen waren auch Persönlichkeiten, man könnte Bücher schreiben.
    Zuhause hatten wir eine sehr energische Dackeldame – aber sehr katzenkompatibel. Und die meisten Hofhunde mußten sich auch mit den Samtpfoten arrangieren und die Bilder, wie ein Hund und drei, vier Katzen selig schnarchend im Heu liegen, hab ich heute noch im Kopf.

  10. @Angela: Das war mir garnicht so bewusst, dass „schwarze Katzen“ schlechtere Vermittlungschancen haben – ich hätte eher das Gegenteil angenommen, eben wegen dem „hexenhaften“ Ruf…

    @Holly: toll, ein Pony als Katzensofa! Und super, wenn sie sich mit den Hunden vertragen – ein idyllisches Tierleben, das du da erlebt hast!

  11. @ Claudia: „… eine sibirische Waldkatze – wow! Die sind nicht so „verzüchtet“ wie manch andere Rasse. Wie alt ist sie denn geworden?“
    Unsere MASCHA wurde kürzlich 4 Jahre alt, schmust gern und ausdauernd. Sie ist eine so genannte „Freigängerin“. Da wir auf dem Land leben, ist das möglich.

  12. Was für schöne Erinnerungen! So ein Freigängerleben scheint spannender und sicher ist nicht jede Katze als Wohnungskatze geeignet. Kommt ja sehr auf den Charakter an, wie bei uns Menschen. Da gibt es auch einige Stubenhocker. Ich hätte ständig Sorgen, wenn die Mietze abends nicht pünktlich heim kommt und da wir viel unterwegs sind, kommt ein Haustier generell nicht mehr in Frage. Da muss der Besuch aus der Nachbarschaft ausreichen. Wer weiß, ob sich das mal wieder ändert…

  13. Katzen haben mich schon als Kind begleitet. Auf einem Foto aus den Ferien bei meinen Großeltern ist die Katze auf meinem Schoß fast so groß wie ich. Zuhause in Eisenach kam die Katze der Nachbarin über den Zaun und ließ sich gern streicheln. Auch auf den Bauernhöfen liefen meistens Katzen herum und legten uns öfter stolz ihre erbeuteten Mäuse vor oder kamen nachts durch offene Fenster in mein Bett.
    Maunzi, die Katze meines Lebens, war von einer wilden Katze auf
    dem Abenteuerspielplatz hinter der Post im MV geboren worden. Sie war eine klassische Tigerin mit einem Skarabäus auf der Stirn. Im 11. Stock war sie eine glückliche Wohnungskatze, der lange Gang und die Balkone gaben ihr genug Bewegungsfreiheit. Als sie mir einmal auf dem Badewannenrand Gesellschaft leistete, ließ sie sich von der schaumigen Wasseroberfläche täuschen und landete im Badewasser. Wie sie wieder im Trockenen landete, weiß ich nicht mehr. Jedenfalls ging es ohne Kratzer ab. Wild geboren, blieb sie unberechenbar, vor allem gegenüber Gästen.
    Auch als ich in Kreuzberg wohnte, blieb sie in der Wohnung. Manchmal riss sie auch aus und wir mussten sie suchen. Als bei einem Fußball-WM-Spiel Deutschland gegen die Ösis gewann, war Engelbert allein zu Haus. Er lag auf der Chouch und und sprang mit dem Hintern hoch, als die Tore fielen. Maunzi erschrak und kratzte ihn an einer Hand. Er brachte sich in Sicherheit. Ich hatte bei einer Kollegin in Zehlendorf geschlafen und rief vom Büro aus in Engelberts Firma an. Der Abteilungsleiter sagte mir, Engelbert sei nicht zur Arbeit erschienen, weil die Katze ihn an der Hand verletzt habe. Als ich dann daheim anrief, erzählte mir Engelbert, was geschehen war. Maunzi hat nie einen Tierarzt gesehen und ist ohne jede Impfung 12 Jahre alt geworden. Es war kaum zu merken, als sie krank war. Sie stand da, stieß einen Schrei aus, fiel um und war tot. Diesen Schrei werde ich nie vergessen.
    Lucie war eine schokobraune Vietnamesin. Ich bekam sie fast geschenkt, weil ein hinzugekommener junger Kater sie terrorisierte. Sie war so scheu geworden, dass sie unter einen Schrank kroch und sich erst langsam eingewöhnte. Wir mussten sie länger in der Wohnung suchen, am liebsten versteckte sie sich hinter einem Brikettbündel. Mit der Zeit wurde sie so zutraulich, dass sie Gästen auf den Schoß sprang und sich streicheln ließ. Ihr Lieblingsplatz war, wie schon bei Maunzi. der Katzenbaum, von dem sie auf den Kachelofen kletterte, wenn er geheizt war. Besonders gern lag sie zwischen Engelbert und mir. Manchmal verteilte sie aber auch Tatzen. Sie mochte klassische und sanfte Musik. Bei lauter Musik verließ sie schlagartig den Raum. Einige Monate vor ihrem Tod putzte sie sich nicht mehr. Zuletzt verließ sie auch ihr Körbchen nicht mehr. Engelbert wollte zum Klettern fahren und verabschiedete sich von ihr. Bevor ich zu Bett ging, legte ich ihre Lieblings-CD auf und streichelte sie noch einmal. Einige Stunden später sah ich noch einmal nach ihr. Ihr Körper war schon kalt. Sie muss gleich als ich ihr Lebewohl gesagt hatte, zu atmen aufgehört haben.

  14. […] "Zum Weltkatzentag: Die Katzen meines Lebens" #relevant › Digital Diary […]

  15. @Nila: hab Dank für deine schöne, ausführliche Katzengeschichte! Die hab ich viel zu spät gesehen, sorry!
    Immer wieder interessant, wie sehr sich die Individuen der Katzenwelt doch unterscheiden, es sind völlig unterschiedliche Charaktere. Der Tod deiner Lucy hat mich berührt – wusstest du, woran sie gestorben ist? Auf jeden Fall war es ein sehr friedlicher Tod!

  16. Lucie war schon ziemlich alt. Übrigens ist mir eine Riesenfehler passiert.
    Sie war natürlich eine Shoko-Point-Siamesin. Mit Vietnam habe ich nichts am Hut. Wieder so ein Allgemeinplatz!!! Es scheint also tiefer gegangen zu sein.
    Wir haben beide am Teufelsberg unter großen Steinen begraben. Irgendwann wurde der Wald umgegraben. Wir hatten entschieden, keine Katze mehr anzuschaffen. Als dann Nachbarn mit Katzen einzogen, die wir öfters versorgten, wollten wir auch nicht noch einmal anfangen, obwohl wir jetzt einen gesicherten Austausch hätten. Alle Katzen lieb(t)en Engelbert besonders und warteten schon meist hinter der Wohnungstür.

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