Ein Leben ohne Katzen ist möglich, aber es fehlt halt immer was! Dies ist die Geschichte der Katzen meines Lebens, aufgeschrieben als Beitrag zur Gedenktage-Blogparade von Blogissimo.
Seit ich wusste, dass es Katzen gibt, hab ich mir eine gewünscht. „Kommt garnicht in Frage!“ war die immer gleiche Antwort meines Vaters. Für meine Eltern war das Leben in den 50gern und 60gern schon ohne Haustier schwierig genug. Ich musste mich mit dem katzenlosen Leben abfinden – vorerst.
Pussi, die Immigrantin

Immerhin: Ab 1963 gab es Urlaub! Wir zählten zu den ersten deutschen Touristen, die mit VW-Bus und Camping-Ausrüstung nach Italien fuhren – jedes Jahr an denselben Ort, ca. 100 Kilometer nördlich von Rom. Auf dem Campingplatz im Pinienwald an der Küste errichteten wir unsere „Steilwandzelte“ und feierten jeweils vier bis sechs lange Wochen ein vergleichsweise freies Leben. Zu meinem Entzücken gab es hier wilde junge Katzen, die schnell zutraulich wurden und sich streicheln und verwöhnen ließen. Abends packte sie jedoch regelmäßig das Jagdfieber, sie rannten wie wild herum, manchmal mit Schwung bis hoch auf eine Pinie – und hatten dann Probleme, wieder herunter zu kommen. Vorsichtig, rückwärts, die Krallen in die Rinde schlagend, haben sie es dann doch ohne Hilfe geschafft.
Eines der beiden Kätzchen wurde ganz besonders anhänglich: Während der zwei Tage, die wir am Ende der Urlaubswochen zum Abbau und Einpacken unserer Habe brauchten, blieb es im VW-Bus sitzen. Die Botschaft war unmissverständlich: Die Katze wollte mit! Zu meinem Erstaunen rührte dieses Verhalten auch das Herz meines Vaters. Pussi durfte mit! An jedem Grenzübergang schlief sie unter meinem Rock, denn sowas wie Papiere hatten wir für sie nicht und hätten auch garnicht gewusst, wie wir eine „wilde“ Katze legal mit nachhause nehmen könnten.
Sie wurde eine zufriedene Wohnungskatze und lebte noch, als ich 1973 in die erste eigene Wohnung zog.
Jezebel – Begleitung beim alleine Wohnen
Zwar wollte ich so schnell wie möglich weg aus dem elterlichen Haushalt, aber ein bisschen Bammel vor dem Alleine-Wohnen hatte ich schon – und ein Leben so ganz ohne Katze war sowieso nicht mehr vorstellbar! Also holte ich mir Jezebel: ein damals zwei oder drei Monate altes Kätzchen, ganz in schwarz.
Jezebel leistete mir Gesellschaft und machte auch die drei nächsten Umzüge problemlos mit: nochmal alleine wohnend, dann drei Monate mit Partner in einer 4er-WG: dort sprang sie aus dem 1.Stock auf die Straße, verletzte sich dabei leicht an den Füßen und am Kinn, zum Glück nichts Schlimmes! Wir wechselten alsbald in eine 3-Zimmerwohnung, wohnten dort mit meiner Schwester zusammen – und natürlich mit Jezebel. Nach Berlin ist sie dann allerdings nicht mitgekommen, sie blieb bei einem lieben Freund, mit dem sie von Anfang an sehr vertraut war.
Melody & Bijou – ein gefloppter Versuch, Edelkatzen zu züchten
Mit dem Lebensgefährten der letzten Wiesbadener Jahre war ich stets auf der Suche nach Nebenverdiensten und Geschäftsideen, denn unsere Studienfächer faszinierten uns nicht so, dass sich daraus eine klare Perspektive ergeben hätte. Eine – für Katzenliebhaberinnen nahe liegende – Geschäftsidee war die Katzenzucht. Wir lieben Katzen, also warum das Leben mit ihnen nicht ein bisschen professioneller aufziehen? Die Bekanntschaft mit einem Paar, das eine „Katzen- und Hundeboutique“ betrieb und auch selbst züchtete, beförderte diese Idee.
Zusammen mit ihnen besuchten wir Katzenausstellungen und erwarben schließlich selbst zwei Katzen: Melody – eine Birmakatze mit weißen Pfoten und blauen Augen, und Bijou, eine wunderschöne Colourpoint-Perser, ganz ohne deformierte Nase, wie sie leider vielen Perserkatzen angezüchtet werden.
Für die Katzen- und Hundeboutique ließen wir in China Katzen nach Fotos in Öl malen (auch so eine verrückte „Geschäftsidee“ aus der gleichnamigen Broschüre) – hier die besten Ergebnisse:
Das waren die ersten Demo-Bilder! Die zwanzig, die wir danach bestellten, waren schrecklicher Schrott, reines Geschmiere, absolut unzeigbar. Auf unsere Beschwerde gab es Ausreden und Entschuldigungen, immerhin durften wir uns ersatzweise China-Schnickschnack aus ihrem Katalog aussuchen, den wir später auf dem Flohmarkt verkauften.
Mit dem Vorhaben, die beiden – teuer erworbenen! – Rassekatzen zur Zucht zu nutzen, hatten wir auch keinen Erfolg. Zweimal fuhren wir hunderte Kilometer in die Ferne, um Bijou von einem „standesgemäßen“ Kater mit passendem Stammbaum decken zu lassen. Tja, daraus wurde leider nichts, die füreinander gedachten Partner waren sich nicht grün, es passierte nichts. Jeder Versuch verschlang 350 DM, dazu die Kosten der Fahrt. Ein teures Hobby für meist recht mittellose Studenten! Und als wir dann nach Berlin gezogen waren, ist sie mal kurz ausgebüchst und bekam wunderschöne Mischlinge von einem Straßenkater! :-)
Schlimm: Katzen-Aids von Geburt an
Melody ging es weniger gut. Sie wurde sehr krank und wir erfuhren, dass sie vermutlich schon von Geburt an das sogenannte „Katzen-Aids“ hatte. Heilung gab es nicht, sie wurde immer weniger und tat uns schrecklich leid. Schließlich ließen wir sie einschläfern und fragten die Ärzte, warum sie nicht gleich dazu geraten, sondern das Leiden mit allerlei Medikamenten (die nichts nützten) nur verlängert hatten. Die Antwort war: „Na, weil sie doch so teuer war…“. Ja, stimmt, sie hatte fast 1000 DM gekostet, aber wie kann man denn so herzlos sein?
Die Jungen von Bijou übernahm dann eine engagierte „Katzen-Mama“, sie selbst blieb bei einem Ex-Partner, als ich mich nicht mehr kümmern konnte und hatte noch ein langes schönes Leben. In der Rückschau bin ich froh, dass es mit der Katzenzucht nicht geklappt hat, denn richtig gesund sind und bleiben diese Katzen oft nicht – eben WEIL ihre Besonderheiten (wie etwa die „Colour-Point-Färbung“ oder die blauen Augen) Ausdruck genetischer Abweichungen sind, die nicht folgenlos bleiben.
Die wilde Katzenhorde in der Toskana
Mitte/Ende der 80ger verbrachte ich mehrmals etliche Monate in der Toskana, wo mein damaliger Lebensgefährte ein Gehöft besaß (mehr dazu hier, im Kapitel „brüchige Idylle„).
Dort lebten auch freie Katzen, die niemandem gehörten. Gleichwohl waren sie durchaus kommunikativ! Die ganze Horde – acht höchst unterschiedliche Individuen – versammelte sich am Eingang zur Küche, wenn wir aus dem Dorf zurück kamen. Na klar, denn dann gab es immer ‚was Leckeres für sie. Dann saßen wir alle gemütlich herum – verteilt auf Sesseln und Stühlen. Katzen und Menschen in Harmony… :-) – leider haben wir dasTête-à-tête nicht fotografiert, es war ja noch die Zeit analoger Cams!

Für mich war es das erste Mal, dass ich so viele Katzen in Freiheit erlebte und ihr soziales Miteinander beobachten konnte. Ihre Gesellschaft hat uns viel Freude gemacht! Leider gibt es von dieser Katzenhorde keine Fotos, sie leben nur in meinem Herzen, insbesondere das buntscheckige Wernerle, ein ganz lieber Kater, der ein bisschen schwächer, aber auch anhänglicher war als die anderen.
Eine Folge dieser Erfahrung mit frei lebenden Katzen war mein Entschluss, nie wieder Katzen in der Wohnung zu halten. Man verwehrt ihnen so vieles, wenn sie gezwungen sind, als Wohnungskatze ohne Auslauf ihr Leben zu fristen – dafür wollte ich nie wieder verantwortlich sein, nur weil ich gerne Katzen um mich habe!
Die Katze ohne Namen: gerettet, geliebt und losgelassen
Nun ja, so ganz ohne Katze bin ich dann doch nicht geblieben. 1999 zog ich mit meinem Lebensgefährten nach „Schloss Gottsgabe“ in Mecklenburg – ein altes Gutshaus, das Freunde von uns erworben und mit viel Kredit zu Mietwohnungen umgebaut hatten. Wir hatten damals die Nase voll von Berlin und nahmen das Angebot, doch eine der leer stehenden Wohnungen zu mieten, dankend an. Es war eine Maisonette-Wohnung, die Küche und eín Zimmer mit Bad lag unten, da wohnte mein Gefährte – ich wohnte oben, auch mit eigenem Bad.
Öffnete man unten das Küchenfenster, befand sich die Fensterbank quasi ebenerdig. Man sah direkt in den kleinen „Schlosspark“ mit großer Wiese und alten Bäumen. Unser Fenster wirkte wohl einladend, besonders in jenem tiefsten Winter, in dem uns die Katze zugelaufen ist:völlig verdreckt, abgemagert bis auf die Knochen, gottserbärmlich stinkend und mit Spuren von allerlei Verletzungen. Völlig fertig lag sie in der Küche auf dem Sessel, sie hatte einen Quellbauch wie ein Hungerkind aus der dritten Welt, zuerst glaubten wir, sie sei schwanger!
Aber weit gefehlt, im Lauf einiger Wochen mit guter Fütterung erholte sie sich, der Bauch verschwand, sie begann endlich, sich zu putzen, und wurde ein ganz normales wolliges Kätzchen, sogar äußerst anhänglich. Man konnte mit ihr spazieren gehen, sie folgte auf Schritt und Tritt.
Wir waren tatsächlich ihre Zuflucht, denn draußen hatte sie gegen große Kater und Hunde ganz schlechte Karten, so vergleichsweise zierlich und schüchtern wie sie war. Tagsüber hielt sie sich gerne bei uns auf, blieb aber nie über Nacht. Wir gaben ihr keinen Namen, wohl aus dem Gefühl heraus, dass sie nicht „unsere“, sondern nur eine Besuchskatze war.
Sie? Wegen ihrer Zierlichkeit und mangels „breitem Kopf“ hatten wir „sie“ automatisch für eine weibliche Katze gehalten – ein Irrtum, der erst durch den Tierarzt aufgeklärt wurde, bei dem wir sie sterilisieren lassen wollten, damit nicht noch mehr herrenlose Katzen hier verelenden würden. „Ist ein Kater, ich hab ihn kastriert“, teilte er uns lapidar mit – ich finde, er hätte wenigstens nochmal fragen können!
Der Abschied von der Katze wurde dann doch recht dramatisch, denn wir zogen 2002 zurück nach Berlin und konnten sie nicht mitnehmen. Was würde aus ihr werden, wenn die Zuflucht nicht mehr zur Verfügung stand? Es war unmöglich, sie zur Hauskatze zu machen, weder benutzte sie (an „er“ konnten wir uns nicht gewöhnen!) ein Katzenklo, noch konnte sie nachts im Haus bleiben – sie tobte und begann, alles zu zerkratzen und zu zerlegen. Der Abschied von der anhänglichen Katze hat mich richtig mitgenommen, deshalb gibts dazu einen eigenen Blogpost:
Der Abschied, die Katze, das Leiden
Seitdem bin ich wirklich ohne Katze, das sind jetzt schon 23 Jahre! Ab und zu sehe ich eine der Streunerinnen, die gelegentlich durch den Garten laufen – sehr scheu und immer ein bisschen empört schauend, denn es ist ja IHR REVIER und wir sind nur besuchsweise alle paar Tage mal da! :-)
***
Mehr dazu:
- Kurioser Feiertag: Wie ist der Weltkatzentag entstanden? (RND)
- Warum Katzen lebende Mäuse nach Hause bringen – es sind keine „Geschenke“ (STERN)
- Ein toller KatzenComic – gefunden auf dem Stefan Pfeiffer Blog.
Diesem Blog per E-Mail folgen…
Diskussion
Kommentare abonnieren (RSS)
16 Kommentare zu „Zum Weltkatzentag:
Die Katzen meines Lebens #relevant“.