In einer besinnlichen Stunde dachte ich darüber nach, woran man sich in Zeiten der Unsicherheit eigentlich orientieren könnte. „Postfaktisch“ ist das Wort des Jahres 2016, unter Anderem bedeutet es, dass man – gefühlt weit mehr als früher – nicht mehr sicher wissen kann, was der Fall ist. Klassische Moral als gemeinsame „gute Sitte“ scheint im Verschwinden begriffen, Bewertungen unterscheiden sich drastisch, je nachdem, mit wem man spricht oder wo man gerade liest.
Wie war das früher?
Wie haben Menschen das eigentlich früher gemacht? Solange man daheim blieb, war es vermutlich einfach, sich am Althergebrachten zu orientieren. Andrerseits begann das große Unbekannte schon hinter dem nächsten Dorf. Gruppen, die irgendwohin „auszogen“, brauchten Anhaltspunkte für das Verhalten in neuen sozialen Situationen, gegenüber Fremden und untereinander. Mir sind dann die berühmten „Zehn Gebote“ eingefallen, die vermutlich auch mal verkündet wurden, um Orientierung zu schaffen: „Macht das so und fragt mich nicht dauernd!“
Das uralte Regelwerk hab ich dann mal gegoogelt und mich davon zu den „zehn Empfehlungen“ inspirieren lassen, die – der heutigen Zeit angepasst – ohne Gott und Religion auskommen. Daher weichen einige Punkte vom Original auch inhaltlich stark ab, bei anderen erkennt man noch den Bezug zur alten Regel.
Bei diesem Text bin ich bei mir geblieben: Welche Empfehlungen würde ich selbst akzeptieren, zumindest versuchen, mich daran zu orientieren?
Los gehts:
1.
Keine Panik!
2.
Schimpfe nicht auf Andere, wenn dich etwas nervt, sondern suche nach Wegen, wie du die Situation erträglicher machen kannst: für dich selbst oder – etwas langfristiger – für alle.
3.
Du brauchst Muße, denn Gehirne können nicht nur aufnehmen, sondern brauchen auch ruhige Zeiten, um zu „verarbeiten“. Ein Teil davon leistet der Schlaf, ohne den wir längst tot wären – aber das reicht nicht!
4.
Um die Alten und alle anderen Schwachen und Benachteiligten solltest du dich kümmern! Das ergibt eine angenehmere Welt, als wenn jeder fürchten muss, irgendwann in unerträgliche Zustände entsorgt zu werden, ohne sich noch wehren zu können.
5.
Sei friedlich oder bemühe dich wenigstens darum. Materielle Güter, Macht, Status, Besitz – lohnt das wirklich Kampf und Krieg? Je mehr man davon erringt, desto mehr Gegner, Konkurrenten und Feinde sägen am Ast, auf dem man sitzt. Was für ein überflüssiger Stress! Auch wenn du für „die gute Sache“ unterwegs bist: Der Weg sollte in seinen Methoden niemals dem Ziel total widersprechen!
6.
Behalte beim Ausleben deiner Sexualität die soziale Ebene im Blick! Augenhöhe ist das Mindeste: Was passiert, müssen alle Beteiligten wollen. Bedenke auch mögliche Konsequenzen und schütze dich und deine Partner/innen vor üblen Folgen, seien sie physisch oder psychisch.
7.
Sei nicht raffgierig, werde nicht geizig, wenn du besser verdienst. Sieh zu, dass Andere von deinem Erfolg etwas abbekommen (hier eine aktuelle Möglichkeit, die mir persönlich am Herzen liegt…;-)).
8.
Schicke keine „Infos“ in die Welt, die nachweislich falsch sind. Glaube nicht alles, was du irgendwo liest, nur weil es gerade zu deiner Meinung gut passt.
9.
Denk nicht dran, was Andere alles haben, sondern daran, was dich selbst glücklicher machen würde. Was wäre deinen vollen Einsatz wert?
10.
Verzeih dir dein Begehren, auch wenn es mal nicht deinen Werten entspricht. Es kommt nicht darauf an, das Verlangen abzuschaffen, sondern es zu zivilisieren und zu kultivieren.
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Wer diese Empfehlungen suboptimal findet, ist herzlich eingeladen, eine eigene Variante zu verfassen! Wenn sie mir gefällt, verlinke ich sie hier.
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6 Kommentare zu „Navigieren in der Unsicherheit:
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