Claudia am 01. Januar 2014 —

Alsdenn: 2014 – meine politische Agenda in sieben Punkten

Wünsche alleine haben noch nie geholfen, deshalb heißt dieser Beitrag nicht „7 politische Wünsche“. Ich gebe mich auch nicht der Illusion hin, dass all die Dinge, die NOT-wendig sind, sich mal eben in einem Jahr durchsetzen ließen. Trotzdem schreibe ich hier ein paar Punkte auf, die aus meiner Sicht unverzichtbar sind, bzw. dringlich der Verwirklichung bedürfen:

  • Ein „neues Internet“, erschaffen von kreativen Hackern, die auf allen erdenklichen Ebenen die wahnsinnigen Überwachungsmethoden der NSA und anderer Geheimdienste stoppen; Mehr Rückgrat im Umgang mit den USA.
  • Weg mit dem Leistungsschutzrecht: es darf keine Gesetze geben, deren Einhaltung unmöglich ist, deren bloße Existenz jedoch Bestand und Entwicklung nützlicher Dienste in DE ausbremst, und damit auch unsere Möglichkeiten, News und Infos zu ordnen und zu überblicken;
  • Ein reformiertes Urheberrecht, dass MINDESTENS die Standards des anglo-amerikanischen „Fair Use“ auf nonkommerzieller Basis übernimmt. In einer digitalen Welt sozialer Medien muss auch deutschen Nutzerinnen und Nutzern das Teilen und „weiter melden“ von Bildern und Videos ohne „Abmahngefahr“ möglich sein. Das ist auch im Interesse der Wirtschaft: Wie sonst sollen z.B. deutsche Unternehmen am allseits hoch gejazzten „viralen Marketing“ partizipieren, wenn jeder erst „die Bildrechte klären“ muss, bevor so ein „Advertorial“ angstfrei geteilt werden kann?
  • Kein Freihandelsabkommen nach dem Gusto der Mega-Konzerne, bzw. wenn doch, nur zu europäischen Standards. Unsere Umwelt- und Verbraucherschutzgesetze dürfen nicht auf dem Altar der Profitmaximierung geopfert werden!
  • Eine menschlichere Asylpolitik, keine Abschiebung in Krisenländer, keine Abschottung zu Lasten der europäischen Südstaaten – und eine „Kultur des Willkommens“, die den Namen verdient! (Da bin ich selber neuerdings aktiv und DU kannst dabei helfen!)
  • Mehr Europa von unten! 2014 ist das Jahr der Europa-Wahl. Ich wünsche mir mehr Interesse und Bürgerbeteiligung auf europäischer Ebene: dort, wo heute viele Entscheidungen fallen und wo Lobbyisten und Politiker noch viel zu sehr unter sich sind.
  • Eine außerparlamentarische Opposition, die verhindert, dass mit der „GroKo“ eine bleierne Zeit beginnt und sich Fatalismus breit macht. Mehr Transparenz und Teilhabe, mehr direkte Demokratie auf allen Ebenen statt bloßer, oft folgenloser Bittstellerei per Petition.

Das ist natürlich lange nicht alles. Viele große Themen (Nachhaltigkeit, Krisenpolitik, Weltlage etc.) hab‘ ich ausgespart, da sie zu komplex sind, um auf knackige Forderungen und Wünsche verdichtet zu werden. Alles in allem bin ich zum Jahreswechsel 2013/2014 trotz der aufgezählten Misstände und drohenden Verschlechterungen optimistisch. Warum? Weil ich zum Ende des Jahres endlich wieder Zugang zu einem Engagement fand, das über reden, klagen, schimpfen, schreiben hinaus geht. Das verändert die persönliche Sicht der Dinge – auf einmal erscheint wieder vieles machbar, Herr und Frau Nachbar!

Oder wie wir in den 70gern/80gern sagten: Wenn wir nur wollen und machen, kommt der Stein ins Rollen und krachen! (Disclaimer: in meinem Alter meine ich hier NICHT mehr den Pflasterstein!)

Euch allen ein gutes neues Jahr 2014!!!

***

Wer mag liest auch das zweite Neujahrsposting:

Kulturelle Trends 2014: Selbstzensur, Matschbirne, Männerrechtler, weniger Fleisch

Diskussion

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7 Kommentare zu „Alsdenn: 2014 – meine politische Agenda in sieben Punkten“.

  1. was mir ein bißchen fehlt in deiner aufzählung und um den jungs von den DMN oder DWN von vorneherein die „show“ zu stehlen: lies mal bitte den artikel von max otte bei cicero

    ich persönlich befürchte, daß uns das jahr 2014 ein paar unangenehme überraschungen bescheren wird und es ist nicht (nur) die magie der zahl 2014 (1914), weshalb ich jedem die lektüre der beiden bücher, die ich bei mir zuhause als meine lieblingslektüre 2013 kurz besprochen habe und die um das thema wk1 kreisen, ans herz lege („1913“ und „die schlafwandler“)

    ansonsten hoffe ich ein bißchen, daß wir aufhören, die „leidmedien“ der republik weiter kostenlos mit unserer arbeit zu unterfüttern und endlich begreifen, was die begriffen haben: es gibt ein „wir“ und ein „ihr“ und ich kann zeitungen wie die „zeit“, den „spiegel“ usw. nicht mehr als „verbündete“ betrachten. die haben ihre eigene agenda und ich wäre froh, die wären endlich so unverschämt offen wie diese beiden knilche von der zeit.

    das mit den „steinen werfen“ fand ich witzig, zumal ich gerade bei klaus ähnlich klang und eine spur weiter ging ;-)

    ich befürchte, die „jungen menschen“ sind allerdings so verwirrt von den vielzahl der themen und so gänzlich ohne kohärente perspektive (früher hätte man ideologie gesagt), daß sie sich verzetteln werden und damit hilflos reagieren, wenn der stein in’s rollen kommt.

    den werden allerdings nicht „wir“ ins rollen bringen sondern „die“ – und wie perfekt das funktionieren wird, haben wir in sachen kriegshetze gegen syrien ja erlebt.

    sorry für den essig in den wein aber es besteht gerade eine ziemliche differenz zwischen dem, was ich erhoffe und dem, was ich (ernüchtert) sehe.

    wollen wir mal hoffen, claudia, daß _du_ recht hast ;-)

  2. @Hardy: danke für deinen Resonanzen! Eine Konkurrenz zu meinen ja anders gelagerten Agenda-Punkten sehe ich nicht, denn du beschreibst, was du fürchtest – ich beschreibe, was ich politisch geändert sehen möchte. Eine Kassandra-Liste zu schreiben hab ich erwogen, aber verworfen, denn das gibt es ja schon viel… :-)

    Das Thema, das du ansprichst, hab ich unter den zu komplexen Mega-Themen immerhin aufgezählt. Was nicht heißt, dass ich nicht gern drüber rede, lese ich doch seit 2008 „alles über Krise“ mit (sowohl Mainstream in durchaus vielfältiger Gestalt als auch die „üblichen Verdächtigen“, die auf NetNews-Express aggregiert werden)

    Je mehr Infos, umso ratloser..

    Eben deshalb kann ich mich selbst keinem Rezept anschließen, dass die verschiedenen Interessenten und Autoren vortragen – und ich verstehe sogar die Politiker gut, die „alternativlos auf Sicht“ fahren… ich täte mich auch verdammt schwer, irgendwas „Grundstürzendes“ zu veranlassen, wenn die potentiellen Folgen DE, EU und sogar die Welt treffen können.

    In dieser Krisendebatte gibt es gegen jedes Argument etliche dagegen, die ziemlich schwer wiegen. Und es ist immer gut, zu erkennen, aus welcher Perspektive die jeweiligen Autoren schreiben (was nicht immer einfach ist!).

    Wer z.B. seine Webseite mit Kauf-Gold-Buttons pflastert, hat meist eine sehr spezifische Sicht aufs Geschehen. Anlageberater/Finanzexperten, Wirtschaftswissenschaftler, Häuslebauer, Macht-nahe Journalisten, vermögenslose Arbeitslose/Hartz4er – sie alle publizieren zur „Krise“ und oft denke ich, wenn ich all das lese: Wow, das sind alles total unterschiedliche Welten…

    Nun, so bin ich einigermaßen gelassen, wenn (wie seit Jahren) der baldige Zusammenbruch prognostiziert wird. Aber selbst unter „Zusammenbruch“ verstehen alle etwas Verschiedenes: für die einen ist es „nur“ das Platzen der aktuellen Aktien und Immo-Blasen, für Andere der Kollaps des Weltfinanzsystems, der Untergang des Euros, des Dollars, das Stocken der Warenströme, Aufstände, Plünderungen, Krieg… bis hin zum Untergang der Zivilisation weltweit.

    Tja, mein Emo-Potenzial zum Gruseln hat sich länger schon erschöpft! (Ich schau halt, dass ich für 2 Wochen Nahrungsmittel zuhause habe….)

    Den Cicero-Artikel hab ich gelesen. Ja, ja, das ist in Summa eine gute Problembeschreibung, aber eben nicht umfassend genug, sondern mit starrem Blick auf Euro und die Ungleichheiten der Euro-Staaten inkl. Südstaaten-Bashing. Dabei hat sich das ganze „Verschuldungsproblem“ erst nach der Lehman-Pleite/Finanzkrise 2008 ergeben und wäre ohne die Verwerfungen im Finanzsystem so vermutlich nicht hoch gekocht.

    „Nun soll das durch die offizielle EU-Politik herbeigeführte Elend im Süden eine „reale Abwertung“ hervorrufen – als Sinken der Löhne, Gehälter und des Preisniveaus im Süden. Das ist auch die einzige Möglichkeit, die Währungsunion in ihrer jetzigen Form zu erhalten, will man nicht selektive Austritte zu lassen. Solche Austritte würden das Leid und Elend – 50 Prozent Jugendarbeitslosigkeit in Griechenland und Spanien, 20 bis 30 Prozent Arbeitslosigkeit – schnell deutlich verringern, weil es den Ländern erlauben würde, einen geschmeidigeren Weg zu finden. Aber er ist politisch nicht gewollt.“

    Aus guten Gründen nicht gewollt, denn lies mal das hier:

    Warum Griechenland nicht zur Drachme zurück kehren kann

    oder falls dir das als zu parteiische Quelle erscheint, tuts auch die ARD-FAQ:

    Was passiert, wenn Griechenland austritt?

    Für den etwas globaleren Blick lies dann bitte auch

    Financial Repression – Von 81,9 Millionen Ignoranten legitimierte Umverteilung

    Nicht, dass ich diese Quelle besonders mag, die m.E. auch eher die Interessen Vermögender vertritt, aber ihre Beschreibung des laufenden Krisengewürges halte ich für stimmig. Wobei mir die Bewertung des Kommentierers nonigest dann nicht ganz falsch vorkommt:

    „Und seien wir mal ehrlich. Von allen Lösungen der Krise ist diese Art der “Enteignung” meiner Meinung noch die “Sozialste”….“

    Insgesamt denke ich bzgl. der weltweiten Finanzkrisenproblematik: Das System gebiert fortwährend aufgrund innerer Widersprüche „Krise“ – da aber keine Alternative in Sicht ist, schon gar nicht eine, auf die man sich einigen könnte, schrauben alle im Rahmen ihrer Möglichkeiten an den Schräubchen, die zur Verfügung stehen – immer in der Hoffnung, „Zeit zu kaufen“ und krasse Brüche mit Mega-Verlusten zu vermeiden.

    Bisher ist das auch halbwegs gelungen – aber ich habe keine Ahnung, ob und wie lange das noch gelingen kann.

    1914, 1967 – oder was?

    Ob es was bringt, mich in die 1914-Geschichte einzulesen? Hab kürzlich mal das Themengebiet daraufhin gesichtet: das war doch eine GANZ ANDERE Welt! Vielleicht kannst du ja die meinungsbildenden Erkenntnisse aus dieser Befassung mal bloggen?

    Was das IHR und SIE und WIR angeht: ich glaube, es bringt nichts, das an Medien, Marken, Plattformen etc. festzumachen. Ich treffe sogar bei der FAZ Artikel an, die man da nie vermuten würde:

    Wie wir lernten, die Banken zu hassen

    Was die Einstellungen junger Menschen angeht, dazu hab ich kürzlich auf „Haltungsturnen“ einen Beitrag kommentiert, der allen Ernstes meinte, unsere Lage in DE sei mit 1967 vergleichbar und es fehle nur noch „das Fanal“ (so wie damals Benno Ohnesorg).

    Tja, wir leben eben leider alle in sehr verschiedenen Filter-Bubbles!

  3. ich weiss, ich schreibe selten sachen, die eine klare stellung in sachen euro etc beziehen, was vielleicht zu dem einen oder anderen mißverständnis führt, deshalb mal ein klarer satz:

    „only from my dead cold hands!“.

    ich bin wahrschinlich einer der glühendsten europäer, den man sich vorstellen kann, deutsch/französischer austauschschüler in den 70ern, frankophil bis zum anschlag und zu keiner sekunde bereit, noch mal nach luxembourg zu fahren und preise umzurechnen.

    jeder cent, den wir dafür ausgeben, sind zehn euro, die wir nicht in krieg investieren – und, um auch sofort in sachen südeuopäer stellung zu beziehen: nicht die sollten was von uns lernen, wir können eine menge von denen lernen in sachen leben.

    mir ist schon klar, daß diese klarheit bei boshaften menschen sofort reflexhaft jede noch so dämlich besserwissende und dumme gemeinheit herauskitzelt, aber ich sage das mal, um mich eindeutig zu positionieren und zukünftigen mißinterpretationen vorzubeugen: den euro kriegt ihr bloß aus meinen toten kalten händen, liebe euroneurotische (zu denen du, claudia, gewiss nicht gehörst).

    mein hinweis auf max otte ist denn auch nicht als „hey, das ist mein guru, hinter dem verstecke ich mich und beweise, daß ich recht habe“ gemeint. ich sehe otte, den ich lange, lange, lange kenne, durchaus mit einem lachenden und einem weinenden auge. er ist halt anlageberater, aber er hat vor ausbruch der krise diese vorausgesagt, weil er einen nüchternen blick hat. den hat er auch jetzt. für mich ist er damit aber nur ein puzzlesteinchen, den ich mit vielen anderen zu einem gesamtbild zusammensetze.

    mein 1913/14 verweis ist auch kein kassandra-ruf. bitte nicht falsch verstehen. die beiden bücher, die ich empfohlen habe, sind ein wert in sich und wenn du wirklich mal ein bißchen zeit und interesse hast, wirst du sie als unfassbar spannende und beglückende lektüre erfahren. gerade „1913“ von ilies ist einfach nur ein einziger großer bunter taumel, den du – vertrau mir – lieben wirst. und, okay, du wirst auch ein bißchen erschrecken, wenn du dir vor augen führst, daß da an fast keiner stelle von krieg gesprochen wird.

    christopher clarke wiederum hat ein jahrhundertbuch geschrieben, das ich schon seit einem halben jahr bewerbe und das jetzt endlich im mainstream angekommen ist. das liest sich wie ein krimi, es betrachtet die multipolare welt multipolar und nicht im versuch, die schuld des einen oder anderen zu erklären. es zeigt, wie sich alle wie vollidioten verhalten – und genau das sollte man im auge behalten.

    wenn etwa abe diesen shinto schrein besucht und die chinesen den japanischen staatschef zur „unerwünschten“ person erklären, dann sollten wir clarkes erzählung im auge behalten.

    also: bitte nicht als kassandra ruf missverstehen nur als den hinweis, daß wir uns manchmal unseres glückes zu sicher sind.

    noch zu dieser 1967/68 geschichte. ich sage da übrigens auch, daß wir gerade mal 66/67 sind, das was kommt, kommt erst noch. keine ahnung, ob es ein „fanal“ geben wird, aber die differenz zwischen der gelebten realität und in die andere richtung (also die 50er) marschierende öffentliche meinung wird zunehmend größer.

    „wir“ sind weiter als „die“.

    ich rege mich halt im moment wirklich furchtbar über diesen zeitartikel auf, seitdem ist zwischen mir und den leidmedien das tischtuch zerschnitten. sie sind nur der büttel der mächtigen, die autoren sind ganz eindeutig keine von „uns“. die lachen uns aus, für die sind „wir“ nur diese dämlichen bürgerrechtsbewegten, mit denen sie sich nicht gemein machen wollen.

    und sorry, wir müssen wieder lernen, dieses „wir“ auch als solches zu verstehen, weil der stillstand, dieser verlust einer „gegenkultur“ rührt daher, daß wir es zulassen, daß die büttel sich maskieren und so tun, als gehörten sie dazu.

    dazu hatte ich heute nacht einen netten twitter-chat mit dem erblogger, in dem es um so etwas wie „die büttel“ ging.

    aber auch darum, daß ich gesagt habe, daß ceaucescu noch zwei drei tage vor seiner rede nicht gedacht hätte, wie schnell das alles gehen könnte ;-)

    ich benutze dieses twitterding ja eigentlich nur, um ab und an nachts mit dem erblogger zu plauschen …

    ach ja: deine bubble ist sehr sehr sehr viel größer als meine und da ich ja deinen links regelmäßig folge, mich in maskulistische blogs einlese, weil du mir dazu rätst (du ahnst nicht, was für ein braver und folgsamer bub ich bin), kann ich das ganz gut einschätzen, wie klein meine und wie groß deine ist.

    ich bin halt weniger interessiert an blogs. ich höre radio, meine bubble sind eben solche dinge, wie ich sie gerade noch mal in der jahresendrally aufgelistet habe, ich denke in historischen kategorieen, weniger in dem, was gerade passiert und beziehe alles immer auf das was war, weil ich denke, daß man die gegenwart nur verstehen kann, wenn man die vergangenheit kennt.

    das alles nur, damit wir uns nicht mißverstehen. ich weiss, wie schwer das heute ist, hinter dem ganzen getöse noch die position des anderen glasklar ausmachen kann: hier sitzt ein überzeugter europäer, der der deutschen selbstgefälligkeit bis ins mark mißtraut, sich den euro nur aus den toten kalten händen zerren lassen wird und findet, daß wir mir diesem europa mittlerweile sehr respektlos umgehen, weil die dummen schulbuben da draussen in ihrer blödianhaften boshaftigkeit nicht mehr verstehen worum es geht, aber jeden bullshit sofort posten müssen ;-)

  4. @Hardy: du kriegst mich glatt noch dazu, wieder mal ein bzw. zwei Bücher zu lesen… früher hab ich Bibliotheken verschlungen, bin also perfekt Gutenberggalaxis-sozialisiert…

    Dennoch lese ich lange schon keine Bücher mehr (bzw. nur sehr ausnahmsweise und dann meist punktuell). Bloße Unterhaltungsbelletristik gibt mir nichts, ich habe ZU TUN im Leben.. und wenn ich mal „die Zeit tot schlagen“ will, ist TV das Effektivere.

    Was die zeitgeistigen Bücher angeht, finde ich da schon lange keine neuen Gedanken mehr – genauso wenig, wie ich in der Tagessschau noch neue Nachrichten finde.

    Selbst die Welt der Filme: mich wundert, dass der Bestand doch gar nicht so groß ist, wie man meinen sollte – geschweige denn, dass sich da irgendwo irgendwie NEUE INSPIRATIONEN ergäben…

    Als mich eine Verlagsmitarbeiterin zu bereden anfing, ich solle doch ein BUCH machen, weil mein Blog unverbissen-vegetarisch.de auch ALS BUCH gewiss gut funktionieren würde, kam mir – im übertragenen Sinne – fast das Kotzen. Mir geht es nicht ums „funktionieren“ bzw. nur insofern, dass ich es schätze, mit meiner Sicht der Dinge von Anderen bemerkt zu werden. Nicht GEKAUFT! (In Sachen Buch ergab sich dann doch eine schöne Zusammenarbeit, denn sie war selbst am Thema interessiert und mir wurde klar, dass ich so noch andere Leser/innen erreiche).

    Ach, nächtliche Assoziationen..

  5. claudia,

    [..] zeitgeistigen

    was soll ich sagen? mir ist clarke halt anfang/mitte des jahres aufgefallen, ich habe mehrere spannende sendungen mit ihm gehört und mir am ende dann das hörbuch gekauft, das den perfekten sprecher für so was hat. der „zeitgeist“ ist _jetzt_ langsam auch so weit ;-)

    man denkt ja, historische sachbücher seien soooo was von langweilig. das hier definitiv nicht, es ist ein panoptikum hochspannender geschichten, bei denen man sich nicht langweilt.

    das buch von illies habe ich auch gehört, es gilt das selbe, was ich gerade über clarke gesagt habe: ein buntes & spannendes panoptikum.

    und das schöne: man hat so viele sachen im kopf, irgendwann mal gelernt oder mitbekommen … die beiden fügen sie zu gesamtbildern zusammen. man ist am ende froh, daß das alles endlich mal jemand „geordnet“ hat.

    geht mir auch so mit der reihe „die geschichte der menschheit“, die grade regelmäßig bei zdfinfo läuft: 12 spannende folgen, an deren ende man sich sagt „ahhh, soooo hängt das zusammen“.

    mir liegt viel daran, immer etwas dazuzulernen, wissen zu erweitern, mehr jedenfalls an dem was sich der durchschnittliche tv-konsument so zumutet. und die drei sachen, die ich gerade erwähnt habe, sind unterhaltsame zugänge zu dieser art von wissen.

    [..] ich habe ZU TUN im Leben

    ich sag’s mal so: ich habe mir mein leben so eingerichtet, daß ich meinem vergnügen nachgehen kann und so viel arbeite, daß es reicht, um das tun zu können. ein großteil meines vergnügens sind eben radiofeatures, hörbücher und -spiele, die ich höre, während ich „tue“. da ich das nachts mache, ist auch keiner da, den ich damit stören oder der mich daran hindern könnte ;-)

    bücher kaufe ich ab und an, wenn es sie nicht als hörbuch gibt. das letzte war dieses wunderbare „kongo“, aber ich lese nur noch im urlaub oder auf dem stillen örtchen. da stehen dann die autobiographie von napoleon und „bevor hitler kam“ von rudolf freiherr von sebottendorf.

    du merkst: ich habe ganz seltsame interessen und wenn ich was entdecke, was spannend klingt, bin ich halt begeisterungsfähig und mein „zu tun“ besteht in erster linie darin, das spektrum so weit wie möglich auszudehnen.

    weshalb sich mein leben nicht um meine arbeit dreht sondern um das ansammeln von „wissenswertem“, wobei ich die

    [..] „Unterhaltungsbelletristik“

    via vorlesen auch liebe, im moment höre ich gerade noch mal martina andré „das rätsel der templer“, nachdem ich vorher den dritten band „das geheimnis des templers“ konsumiert hatte, der die vorgeschichte erzählt.

    mittelalter + zeitreise, netter unterhaltungsstoff.

    ich komme im moment auf 2 bis 3 hörbücher die woche, das ist meistens diese art stoff, mittelalter, sci fi, krimi.

    [..] TV

    ich glaube, ich bin da ein bißchen „stalinistisch“ drauf. ich liebe fernsehen, aber nur sachen, von denen ich denke, sie sind gut, diese neuen bbc-serien zb. oder die netflix sachen, die bei arte und sat1 liefen, tatort natürlich und der montägliche krimi im zdf um 20:15, solche sachen. aber nichts, wo ein lachendes publikum eingeblendet oder anwesend ist. und ohne werbung, ich nehm’s auf, schneide die raus und dann wird’s von platte geguckt.

    aber zuzuhören ist immer noch das schönste und dort ist das spektrum einfach am weitesten (für mich) …

    [..] buch

    weia, ich habe hier seit jahren teile von einem roman liegen, die ich irgendwann man zusammenfassen und zuende schreiben muss.

    ich hab‘ einfach zu viel zu tun im leben ;-)

    [..] kam fast das Kotzen!

    ach g*tt, claudia, so reden die halt, das muss ja nichts zu tun zu haben mit dem, was du willst. heute schreibt jeder ein buch, warum solltest du dich da zurückhalten, das machen andere vielleicht viel schlechter als du und dann wäre es schade, du würdest es nicht tun – nur weil dir die welt derer, die mit den büchern anderer geld verdienen, als ein unfreundlicher ort erscheint.

    wenn du also in sachen agenda neben cassandrischen ideen auch eine ermutigung haben möchtest: denk an die, die es ggfl. lesen werden und sich freuen, daß es so etwas gibt, als an dich und deine skrupel ;-)

    kleines PS zu cassandra: mittlerweile fällt ja auch der kanzleröse und dem wirtschaftsblogger beim spiegel auf, was ich schon anfang letzten jahres in sachen rede von juncker beim lux. neujahresempfang für die presse notierte.

    der „zeitgeist“, claudia, hinkt immer ein paar monate hinter mir her. ist nicht „mein verdienst“, ist so weil ich radio höre ;-)

  6. @Hardy: mein letzter Kommentar war allzu launig und überspitzt – sorry! Natürlich lese ich noch ab und an „in ein Buch rein“ und hab mich dann auch gefreut, dass im Zusammenwirken mit einem Verlag mein Thema „Unverbissen vegetarisch“ auch andere Leserschaften ansprechen kann als „Onliner“. :-)

    Da du die beiden Werke so ungemein reizvoll rühmst, hier mal die passenden (Werbe-)Links:

    Die Schlafwandler: Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog

    und

    1913: Der Sommer des Jahrhunderts

    ZDF-Dokus zur Geschichte sehe ich auch ganz gern, allerdings gibts da auch ziemlich kritikwürdige, einseitige Darstellungen (ohne dass ich das jetzt noch im Detail ausführen könnte, ist mir nur ab und an aufgefallen)

    Leben und arbeiten ist bei mir nicht so deutlich unterschieden wie bei dir – z.B. ist der Einsatz für ein soziales Hilfsprojekt richtig Arbeit, obwohl ich da nix verdiene. Andrerseits bringt „einfach leben“ und rund um meine Interessen bloggen (6 Blogs insgesamt) auch ein Teil meiner Einkünfte, ohne dass dieses Tun den Charakter des „arbeitens für Geld“ annimmt.

    Wissenserwerb und Erweiterung des Horizonts ist auch mein Interesse, doch gerade bei „zeitgeistigen Büchern“, die ich mir dann doch kaufte, traf ich oft auf 200 Seiten aufgeblasene, nicht mal unbedingt neue Gedanken an, die in einen längeren Blogtext gepasst hätten – wo sie auch schneller Teil der öffentlichen Debatte hätten werden können.

    Deine Empfehlungen finde ich nun aber durchaus verführerisch – mal schauen, ob ich mich durchringe, so viel Geld pro Buch auszugeben! (Ich kanns ja danach wieder verkaufen..)

  7. nur kurz, bevor ich mich ins kochen stürze (ich verrate nicht, was) „die geschichte der menschheit“ ist eine bbc doku, aus der selben stube wie „die briten“, opulent, keine rekursiven botschaften (das macht history channel gerne, fünfmal die selben erklärungen, ständig dramatisch fragen also b######t für blöd leser, die bbc macht so was normalerweise nicht)

    schade, daß du nicht „hörst“, beide gibt’s als lesungen und sie sind hervorragend gelesen (frank arnold zb. liest „schlafwandler“, solide stimme)

    [..] Leben und arbeiten ist bei mir
    [..] nicht so deutlich unterschieden

    bei mir geht das alles oft eineinander über, zum hören bin ich ja eigentlich gekommen, weil mein ti 99/4a den fernseher belegte und mein clipper compiler damals noch 5 minuten brauchte und ich die zeit füllen musste.

    [..] “zeitgeistigen Büchern”

    wie gesagt, bei den büchern, die ich so empfehle, war ich schneller, auch bei „kongo“. ich hatte jeweils früh die kritik gehört und bei solchen sachen, bei denen ich merke „ah, hier findet ein bruch statt, das ist wirklich ’neu'“, springe ich dann an. „kongo“ zb. ist so sicher noch nie erzählt worden, keine perspektive von uns über etwas da unten in afrika, eher eine liebevolle „innenansicht“.

    ich denke, du meinst so was wie „ich bin dann mal weg“. sowas würde ich nicht mit spitzen fingern anfassen ;-)

    [..] 6 Blogs insgesamt

    hihi, ich habe auch gerade sechs ;-)

    und noch nie darüber nachgedacht, damit geld zu verdienen.

    und jetzt: kochen!