Claudia am 13. Oktober 2012 —

50 Euro pro Jahr: das soll ZUVIEL für die Energiewende sein?

Ich glaub, ich spinne! Das Generve um die Strompreise, das derzeit von SchwarzGelb gegen das Gesetzt zur Finanzierung der erneuerbaren Energien vorgetragen wird, ist heuchlerisch und extrem kurzsichtig. Zitat aus dem FREITAG:

Am 15. Oktober legt die Bundesnetzagentur fest, wie viel die Deutschen zusätzlich für den Ausbau der Erneuerbaren Energien über ihre Stromrechnung zahlen. Von jetzt 3,6 Cent pro Kilowattstunde dürfte die Öko-Umlage auf mehr als 5 Cent steigen – eine vierköpfige Familie müsste dann etwa 50 Euro mehr im Jahr für ihren Strom bezahlen. Und schon haben ausgerechnet Politiker von Union und Liberalen eine Debatte darüber begonnen, ob die Energiewende überhaupt sozial verträglich zu machen sei.

Lest den ganze Artikel, etwas hysterisch überschrieben mit „Auf in die letzte Schlacht!“, aber in der Sache richtig. Und sehr bildend und lehrreich bezüglich der Geschichte des EEG und der Kämpfe, die sich rundherum abspielten und gerade wieder zuspitzen.

Es ist ein Trauerspiel, dass es immer noch viele Menschen gibt, die offenbar bereit sind, die Zukunft zu opfern für ein paar Euro mehr! Was sind schon 50 Euro pro Jahr für vier Personen? Sollen deshalb lieber Kohlekraftwerke auf Hochtouren laufen und die AKWs weiter machen bis zum finalen Störfall?

Ganz allgemein denke ich, dass wir uns daran gewöhnen sollten, für Energie und Rohstoffe, insbesondere auch für gutes Essen MEHR GELD auszugeben. Das ist angemessen und richtig so, denn Nachhaltigkeit und Qualität gibt es nicht als „Schnäppchen“. Dafür muss man halt mal öfter die Imbiss-Stände ignorieren, auf ein paar „Gadgets“ und Markenklamotten verzichten, und irgendwann vielleicht sogar aufs Fahrrad und ÖPNV umsteigen (außer man wohnt auf dem Land). Ginge deshalb die Welt unter? Wohl kaum!

Diskussion

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9 Kommentare zu „50 Euro pro Jahr: das soll ZUVIEL für die Energiewende sein?“.

  1. Ich reg mich auch schon seit Tagen über die Art und Weise mancher Berichterstattung und der „Hysterie“ die da geschürt wird auf. Für jeden Mist wird ohne lang zu überlegen Geld hingeblättert aber wenn es um sowas geht, fängt plötzlich das Theater an.

    Aber leider ist es wohl tatsächlich so (eigentlich habe ich das ja geahnt), dass alle zwar qualitativ bessere Nahrung oder eben umweltfreundlichere Energieversorgung wollen aber nur zum Diskounter-Preis oder – noch besser – gleich umsonst. Man hat die Bevölkerung über Jahrzehnte verzogen mit dem „immer billiger, immer billiger“ (dass Menschen an anderen Orten der Welt den tatsächlichen Preis dafür bezahlten, konnte ja weitestgehend erfolgreich ausgeblendet oder verdrängt werden). Kaum aber geht es an das eigene Geld – und sei es nur in geringstem Ausmaß – geht ein Aufschrei durch Presse (und Land) und Parteien nutzen das ganze noch populistisch aus.

    Letztlich ist es auch eine Frage der Prioritäten. Was ist mir mehr wert? Umweltfreundliche Energien zu erzeugen und nutzen oder eben doch der tägliche schnelle Capucchino um die Ecke, der neueste Lippenstift, der wöchentliche Kinobesuch (selbstverständlich mit Popcorn)? Nichts gegen Capucchino, Lippenstift oder den Kinobesuch aber da überlegen die meisten auch nicht lange ob sie das Geld dafür ausgeben oder nicht.

    Für Leute, deren finanzielles Budget tatsächlich (und nicht nur eingebildet) sehr niedrig ist, kann eine solche Erhöhung tatsächlich kleinere Probleme bringen aber dann muss ich eben (und ich bin selbst jemand aus diesem Lager) meine Prioritäten-Liste neu überdenken und umordnen.

    Wohlfeile Thesen zum Naturschutz oder nachhaltiger Landwirtschaft, etc. sind schön und gut aber erst in der Praxis zeigt man, wie ernst es einem damit wirklich ist.

  2. Wir brauchen im AntiAKW Design nen Button: 50 EUR zahl ichb gern.

    Besser als aufregen. Wer designt’s?

  3. @Liisa: hab Dank für deinen Kommentar! Du sprichst mir aus der Seele und die Beispiele bzgl. verzichtbarer Ausgaben find ich gut!

    Für Menschen mit ganz wenig Geld könnte im übrigen ein sozialer Ausgleich geschaffen werden – aber das scheut man ja derzeit, als sei es der Sündenfall schlechthin. Subventionen kommen wenn, dann meist mit der Gießkanne (z.B. das gaplante Betreuungsgeld, das zum Glück noch immer nicht Gesetz ist).

    @Oliver: Da würd‘ ich Leute fragen, die sowas öfter machen. Per Twitter oder G+ melden sich da bestimmt gleich etliche…

  4. (x) done (G+)

  5. Auf die EEG-Umlage ist Umsatzsteuer fällig. Und jeder Euro für die Umlage muss verdient werden. Auch dieses Einkommen wird besteuert. Die Umlage fördert Erzeuger alternativer Energie. Das ist gut. Aber der Atomstrom wäre ohne frühere Förderung und Vergesellschaftung der Risiken gar nicht billig. Und auch Kohle ist hoch subventioniert. Ein Förderwettbewerb mit dem Geld der Bürger, alles stets besteuert, derweil die Wirtschaft oft befreit ist, damit sie uns Arbeitsplätze stellt, um all das Geld zu verdienen. Möge der Solarstrom mehr Geld bekommen als Bergbau und Castoren, möge die Politik das richtig rechnen.

    In Sachen der naturnahen Ernährung kann der teurere Einkauf direkt das Gute wirken – und muss es, denn die Industrieproduktion von Nahrungsmitteln wird mit so vielen Milliarden gefördert, dass ‚Bio‘ über den Preis nie gewinnen kann. Doch je höher die Preise, desto höher die Umsatzsteuer, die dann wieder auf Förderbänder fließt. Und je mehr jeder ausgibt, desto mehr muss er verdienen und wieder versteuern – es ist ein endloser Kreis, mehr noch: eine Spirale nach oben. (Da kommt das Geld derzeit auch zuverlässig an.)

    Es ist leicht, das Richtige zu erkennen, Windkraft statt Atomenergie, Eier von freilaufenden Hühnern statt aus Legebatterien, es ist auch leicht, dem Staat zuzurufen, er solle das fördern, und man fühlt sich gut, wenn man für das Richtige zahlt – aber für das Falsche zahlt man ebenso und es schaukelt sich hoch. Bioetiketten gibt’s heute bei Lidl, Energiewende ist ein schönes Wort, man hat so viel Gelegenheit zu zahlen und zu zeigen, dass man es ernst meint mit dem Guten, z.B. im Internet, das den Strom frisst, über das Stromsparen diskutieren, und hoffen, dass jetzt, wo mobil und von Desktop zu Desktop sich die Menschen verbinden, ihre Freiheit, ihre Selbstbestimmung und zugleich die Sicherheit steigt. Es gibt ja so viel richtiges Leben im falschen, man muss nur weitere Geldströme schöpfen und dahin lenken.

    Ein Button also, danke Oliver, für den Auszug der Wirklichkeit, der uns je erfreut. Einen habe ich neulich gesehen für mehr Staat und gegen Finanzwetten, die, dacht ich mir, davon zehren, dass Staaten die Verluste tragen. Und „Bildung schafft Arbeit“ war auch gut. Und weil der Atommüll unter der Erde nicht sicher ist, steht er auf dem flachen Land.

    Schade, dass ich nicht auf Markenklamotten, Gadgets und Imbissbuden verzichten kann, weil ich mir ohnehin keine leiste. Aber ich könnte, um unsere Zukunft nicht zu opfern – tolle Formel, liebe Claudia – mehr arbeiten. Soll ich das tun? Ich muss. Und mehr Geld für die, die keine Arbeit haben, damit auch sie gerne zahlen können, wäre prima. Es gibt noch so viel zu zahlen, äh, zu tun.

    [Wegen der Gefahr der Missverständlichkeit: Ich finde dezentrale Energieerzeugung aus Sonne, Wasser und Wind viel sympathischer als Großkraftwerke, ich zahle lieber an die Häuslebauer mit ihren Solardächern als an die Aktionäre von RWE, und ich würde wirklich gerne auf indonesische Billigwaren verzichten, wenn ich sicher wäre, dass dann dort nicht gleich eine Hungernot ausbricht. Tatsächlich fühle ich mich von der Verantwortung für die ganze Welt nur etwas überfordert.]

  6. @Dirk: danke für deinen sehr atmosphärischen Beitrag!!

    „Und weil der Atommüll unter der Erde nicht sicher ist, steht er auf dem flachen Land.“

    Ja, irre! Ich finde, wie sich die GRÜNEN derzeit in dem Thema verhalten, etwas absurd. Man will sich nicht zu einem Gespräch mit Altmaier treffen „ohne schriftliche Vorlage“!! Wie spießig ist das denn!

  7. Wenn es ein kalter, langer Winter wird, dann kucken wir mal, wie oft und lange und wo der Strom ausfällt. Und was das de facto in Deutschland bedeutet. Ohne Strom springt auch keine Heizung an. Na gut, wenn sie schon an ist, wird sie ja wohl nicht aus gehen, oder? Haben die bei uns im Altenheim ein Notstromaggregat?

    Also, ich will Euch Eure Euphorie nicht verderben, ich bin heute genauso argumentlos für Atomstrom und gegen die Energiewende – gegen die ganz besonders und so gar mit Argumenten, weil sie so ungeplant unsinnig plötzlich eingeführt wurde – wie ich damals im Zeltlager in Gorleben dagegen war.

    Man ändert sich halt nie, immer gegen den Mainstream.

  8. Liebe Claudia, ein Schulkamerad von mir wurde mir ca. 40 Lebensjahre in den vorzeitigen Ruhestand geschickt. Die Abteilung/Werk des Energiekonzerns wurde dicht gemacht und er erhält bis zum Eintritt in das Rentenalter seine Bezüge weiter. 25 Jahre lang Einkommen für`s Nichtstun vom Energiekonzern beziehen. Toll! Keinem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen müssen. Niemals mehr morgens einen Wecker stellen müssen. Nein. Kein Einzelfall. Einer – von vielen. Von ganz vielen. Wer nun rechnen mag, solle das tun.

    „Im Januar 2009 flog in Trapani ein großes Bestechungskomplott um Windkraftanlagen auf. Die Polizei Trapanis ließ Politiker und Geschäftsleute festnehmen, die mittels Korruption nationale und EU-Fördergelder in Höhe von mehreren Hundert Millionen Euro kontrollieren wollten.“

    Zufällig auf Wikipedia gelesen, da ich diese wunderbare Stadt auf Sizilien heute besucht habe.

    Nein, nein und nochmals nein. 50,00 Euro/Jahr sind entschiedenst zu viel. „Big“ muss man sein, um nach Intervention des Staates – unter Androhung von Entlassungen – schreien zu können. Aber als besonders schlimm empfinde ich, dass wir gar keine Möglichkeit mehr haben, unter der riesigen Kompliziertheit noch irgendeine fundierte Mitsprache zu haben. Da werden uns 50,00 Eur abgenommen für einen „Auszug“ aus scheinbaren Unumgänglichkeiten. Das ist für mich „Entmündigung“ des Bürgers.

    Was anderes:
    Abgesehen davon glaube ich, dass unsere Bedürfnisskala nicht der Maßstab dessen sein darf, was anderen abverlangt werden darf. Wer gerne Pommes und Burger isst und gerne ins Kino geht, steht uns nicht zur Beurteilung an. Außerdem wird hier auf Bedürfnisse abgehoben, die uns eh` nicht so wichtig sind. Das lässt sich leicht einfordern. Aber wie wäre es, müssten wir auf Dinge verzichten, die uns wichtig erscheinen?

    Vielleicht noch ein letztes.
    Auf der Fähre von Genua nach Palermo stehe ich vor knapp einer Woche auf diesem riesigen Stahlkoloss und frage mich, wo sind eigentlich die Tanks, mit den vielen tausenden von Litern Diesel, die dieses Ungetüm nach vorne treiben?
    Aber noch mehr Energie wird dabei benötigt, um den Strom für Klima, Restaurants, heißes Wasser in den Kabinen und dem wahnsinnig vielem Licht auf dem Schiff zu erzeugen. Und dann sehe ich vor meinem geistigen Auge nicht nur, wie dieser Rohstoff gewonnen und raffiniert wird, sondern auch, wie er dieses wunderschöne blaue Meer belastet und sein Rauch und Qualm aus den riesigen Schornsteinen eine weit sichtbare Spur hinterlässt. Und ich stehe nur auf einer Fähre von vielen von Tausenden, dazu die ganzen Kreuzfahrt-, Container- und Tankschiffe. Jetzt will ich gar nicht mal mit Flugzeugen, LKW`S, Auto`s und, und weitermachen.

    Schade, denke ich, da könnte man mit einer Handvoll Energie dieses Schiff bewegen. Nur leider – ist diese Technik nicht ausgereift genug. Sie ist wohl auch nicht jedem Kapitän mit der dazu notwendigen Verantwortung zu übergeben. Aber für die Umwelt wäre es ein Segen.

    Ich will es nicht und ich kann es nicht berechnen. Doch, so frage ich mich, ob die „sichtbaren“ Umweltschäden eines GAU`s alle 25 Jahre nicht viel, viel kleiner sind, als die „Unsichtbaren“- mit der wir unsere Welt vielleicht irreparabel auf Raten zerstören?

  9. hallo da draussen,
    für mich persönlich ist dieser ganze streit um die förderung alternativer energien ein treppenwitz auf einer nach oben offenen Richter-Skala.

    Fakt: wind ist umsonst.
    Fakt: es wird in der nordsee „Growian“ gebaut.
    Fakt: zu der Zeit als Growian genehmigt wurde,
    war nicht bekannt wie der produzierte Strom
    dieser Großwindanlage überhaupt verteilt/weitergeleitet
    werden KANN! ergo war die Baugenehmigung dieser
    Anlage eine Unverschämtheit allen anderen Genehmigungsverfahren gegenüber, bei denen alles bis ins kleinste Detail in langen Jahren der Planfeststellung ausbaldovert wird.
    Jetzt erhalten die Betreiber der zu bauenden Verteilungsnetze Subventionen für ein unverfrorenes Planfeststellungsverfahren, durchgepeitscht von korrupten Politikern im Verein mit einer lobby denen die Dollarzeichen wie dicke Balken in den Pupillen kleben.
    Zahlen tun „wirs“ alle die sich nicht gegen eine Versorgungs-Maffia wehren können, da die Alternative zu RWE und Co eben tatsächlich „licht aus“ bedeutet.

    dezentrale Versorgungseinheiten (wie Blockheizkraftwerke mit KWKopplung) zentralisiert gesteuert um Energiespitzen abzufangen sind machbar, um den Faktor 1000 (im ganzen gesehen) billiger aber da nicht so gewinnträchtig wie diese Monsteranlagen von der politischen Großwetterlagerverwaltungsseite mitsamt ihrer profitgeilen Lobby somit nicht gewünscht. Dezentrales ist schwer zu kontollieren, wenn ich mir die ganze atommüllsch.. ansehe
    finde ich hundert gruende warum Atomstrom immer funktionieren wird und alternative „immer“ teurer sein werden. es führt viel zu weit hier, die „aufarbeitung“ bsp. unter die lupe zu legen, da finden ungeheuerliche Schweinereien statt, es wird gelogen ohne rot zu werden
    in weit entfernten russischen gefilden lagern „aufbereitete“ Uranstäbe nutzlos oberirdisch auf riesigen Flächen, subventioniert durch Atomstromgesetze, verniedlicht durch „Wiederaufbereitungsgesäusel“; in Wahrheit werden ca 10% der aufbereiteten Stäbe tatsächlich wieder verwendet, der rest gammelt in sibirien vor sich hin. das nur als winziges Beispiel, die Maffia der Versorger agiert weltweit, „wir“
    sollten froh sein, dass überhaupt noch relativ bezahlbarer wieauchimmerstrom aus der dose träufelt.

    uns geht es viel zu gut, wir sind in den letzten 50 jahren viel zu blauäugig mit unseren obersten Verwaltern und Versorgern aus politik und Wirtschaft umgegangen als das wir uns jetzt gegen diesen Mainstream aus Versorgungswirtschaft, Renditegeilheit und Subventionierungsschwachsinn wehren könnten.

    * Subventionierungsschwachsinn:
    die Appparatschiks der Versorgungsunternehmen handeln ihre Ware „im Wettbewerb“ auf der sogenannten Strombörse.
    dort sollen die Preise im fairen wettbewerb festgelegt werden… von genau 5 (!) leuten die allesamt unter einer Decke stecken. JEDES Argument dass diese maffiose Gesellschaft aufs Tapet bringt ist in meinen Augen mehr als fragwürdig. Und Wenn diese Gesellschaften jammern, wird ihnen einfach so geglaubt, ohne konkrete Zahlen über gewinn und verlust ihrer gesamten Unternehmungen.

    das ist in meinen Augen schon lange das Ende der Fahnenstange einer wirklich kooperativen Versorgungsgemeinschaft.Gewinne internalisieren, Verluste ab in die Geselllschaft. ARGHHH!

    schluss jetzt genuch gelästert,
    gruss ingo