Claudia am 12. März 2011 —

Tschernobyl 2 ? Zur Katastrophe in Japan

So sehen derzeit die deutschen Twitter-Trends aus:

Die Meldungen zur evtl. schon laufenden Kernschmelze überschlagen sich. Cäsium ist ausgetreten, was wohl dafür spricht, dass der „worst case“ schon passiert ist. Auch bezüglich eines zweiten AKWs wurde der Notstand ausgerufen, da auch dort die Kühlung ausgefallen sein soll.

Sicher habt Ihr auch alle in den Nachrichten die Erläuterungen zur Erdbeben-Situation in Japan gesehen: die vier Kontinentalplatten, die da aufeinander treffen und fortwährend Spannung aufbauen und per Erdbeben wieder abbauen.

Und immer ist, wenn es dann bebt, von der „nach oben offenen“ Richterskala die Rede. WIE kann man unter solchen Umständen 50 AKWs erbauen und 14 weitere planen ? Es wird gesagt, die Kraftwerke seien auf Beben bis 8,3 „ausgelegt“ – was das nützt, wenn es einfach mal noch heftiger bebt, sehen wir gerade.

Nun, die Welt ist süchtig nach Energie. Erneuerbare Alternativen könnten vielleicht in absehbarer Zeit den zum Leben nötigsten Bedarf decken – aber bei weitem nicht jene Mengen zur Verfügung stellen, die erforderlich sind, um den Wachstumszwang der Wegwerfgesellschaften mit ihren immer kürzeren Produkt-Zyklen zu bedienen. Also wird jedes Risiko in Kauf genommen, Hauptsache, es geht alles so weiter!

Ein Elend, zu dem mir auch nichts mehr einfällt.

***

Aktuelle Meldungen:

Twitter / #fukushima (deutsch) (= Beispiel für alle, die Twitter noch nicht verstanden haben)

Twitter / #fukushima international

N24 – Lifestream

Diskussion

Kommentare abonnieren (RSS)
12 Kommentare zu „Tschernobyl 2 ? Zur Katastrophe in Japan“.

  1. Auch ich habe mich im Internet umgeschaut, @Claudia, und stelle mal die folgenden Zahlen zu Wohlstand und Energiehunger ohne Kommentar zu deinem Beitrag, wobei Japan flächenmässig dem der BRD fast entspricht:

    AKW`s:
    438 weltweit, davon
    54 Japan (127 Mio. Bevölkerung)
    58 Frankreich ( 65 Mio. Bevölkerung)
    17 Deutschland (82 Mio. Bevölkerung)
    2 Kontinent Afrika ( 1 Milliarde Bevölkerung)

  2. Auf Twitter fragte ein User allen Ernstes, ob denn jetzt Engpässe bei der Belieferung mit Playstations zu erwarten seien… !

  3. Es ist einfach ein Sauerrei auf einer Insel die an der Grenze zu 4 Kontinentalplatten über 50 AKWs zu bauen … und weitere zu planen …

    Es war in gewisser weise nur ein Frage der Zeit …

    Aber die Menschheit wird wiedereinmal nichts daraus lernen … Lobbyismus und Sturheit sowie die bereits erwähnte Sucht unserer sogenannten Zivilisation nach Energie um jeden Preis wird uns in den nächsten 50 Jahren sicher einen weitern Vorfall dieses Ausmaßes bescheren…

    Zu den Vorfällen in Japan … hoffentlich fliegen da noch weitere Reaktoren in die Luft… Es muss immer erst eine Katastrophe extremen Ausmaßes stattfinden um ein Umdenken zu erzwingen.

  4. Wünschst du dir, Felix Berger, explodierende Kraftwerke auch in Deutschland, würdest du, die Menschheit wachzurütteln, gerne selber sterben?

    Bislang sehe ich, aus meinen bescheidenen Kenntnissen, kein Tschernobyl in Japan. Das stimmt mich froh – obwohl ich die Abschaltung hier (und anderswo) will. Wir haben Freunde in Japan – die sollen leben, nicht geopfert werden, auch nicht für noch so gute Zwecke.

  5. Zum Glück gibt’s noch keinen Straftatbestand „Aufruf zur Katastrophe“, sonst hätte ich hier einschreiten müssen!

    Ziemlich menschenverachtend finde ich das Statement von Felix ebenfalls. Auch wenn der letzte Satz stimmen mag, so ist es doch recht gruslig, wenn jemand das Leid von Millionen Menschen „erhofft“!

    Und nein: mir scheint, die Chancen stehen gut, den Teufel im Gehäus zu halten, bis sich alles etwas abkühlt und kein GAU mehr droht.

    Was das wohl für ein Material ist, das von innen 2700 Grad und massive Radionaktivität, von außen Meerwasser und Borsäure verträgt – ohne (bisher, toi toi toi!) zu „ermüden“ ?

  6. http://www.abc.net.au/news/events/japan-quake-2011/beforeafter.htm

    zeigt zustände vor und nach der katastrophe
    „Tand, Tand ist alles aus menschenhand“

    wortlos sehe ich mir die bilder an,
    schweigen, mehr nicht.

    wie schnell eine „stolze“ industrienation
    doch an den grenzen der machbarkeiten
    anlangt und wie hilflos im grunde der mensch
    gegenüber naturgewalten gegenübersteht.

    bedingungslose kapitulation.

    Kontinentalschollen lassen sich durch
    keine menschgemachten Verordnungen beeinflussen.

    manchmal denke ich „wir“ sind blind und taub
    gegenueber allem was wir nicht beherrschen können.

  7. Typisch ist ja mal wieder dass erst was passieren muss bevor die Menschen anfangen darüber nachudenken. Dass Japan ernsthaft Atomkraftwerke in einem 1A Risikogebiet baut, da muss ja eigentlich jeder mit gesundem Menschenverstand den Kopf schptteln. Ich hoffe dass diese Katastrophe Konsequenzen haben wird und diese Dinger endlich abgeschaltet werden. Auch in Deutschland.

  8. mir fällt dazu nur folgendes ein: für die Natur ist irgend wann unsere Gesellschaft auch ein Wegwerfartikel…
    Da kursiert ein Witz dazu;
    Der Planet Jupiter begegnet der Erde und sagt“du siehst aber schlecht aus, was hast du?“ Die Antwort;“ ich habe Menschen“ und Jupiter sagt;“das geht vorbei!“
    hoffen wir das wir Menschen unseren Gastgeber mit etwas mehr Respekt behandeln
    Liebe Grüsse zentao

  9. Auf den Schlachtfeldern zahlen immer wieder jene den Preis, die sich vorher vertrauensvoll und gläubig führen und lenken ließen.

  10. Hier ein Bericht von jemand vorort.
    Wir neigen hier einfach zu stark zur Panikaufnahme, ohne dass ich da jetzt etwas beschönigen möchte.

    Hier der Ausschnitt besagten Berichtes

    Ein Bekannter besuchte einen Pressetermin bei der britischen Botschaft, bei dem auch der technische Berater der britischen Regierung (Name leider unbekannt) auftrat: Er war der festen Überzeugung, dass es schlichtweg unmöglich sei, dass es so folgenschwer wie Tschernobyl werden würde. die Bauart sei grundsätzlich verschieden und selbst eine Kernschmelze würde nicht den gesamten Laden in die Luft sprengen und alles in der weiteren Umgebung verstrahlen.
    Auf der anderen Seite die deutschen Medien: Die Tagesschau sehnt bereits den Super-GAU herbei. Nebenbei gesagt ein absolutes Unwort, denn das „G“ in GAU steht für „größter“ – bekannterweise ein Superlativ, den man nicht steigern kann. Schade, dass sich sogar die Tagesschau der „Bild“-Sprache bedient.

    Quelle: http://www.tabibito.de/japan_blog/blogs/index.php/2011/03/15/sanriku_kanta_erdbeben_update_vi_nachbeb

    cool down everyone ;-))

  11. Hallo, hab gestern hier echten Mist gepostet – Zum Glück wurde das anscheinend ignoriert. Zumindest was die Unterscheidung von GAU und „Super-GAU“ angeht möchte ich mich korrigieren:

    GAU bezeichnet den schwersten noch beherrschbaren Störfall. Dem Konzept nach ist solch ein Vorfall durch automatisch arbeitende Systeme kontrollierbar. Die Umwelt wird dabei nicht über die zulässigen Grenzwerte hinaus mit radioaktiven Strahlen belastet. Von einem „Super-GAU“ spricht man hingegen, wenn ein Unfall nicht mehr beherrschbar ist. Das ist der Fall, wenn sich der Reaktorkern bei dem Ausfall der Kühlsysteme auf mehrere tausend Grad erhitzt und schmilzt – und in der Folge der Druckbehälter birst.

    Sei’s wie es sei – Aber das von einem Tschernobyl 2 geredet wurde, hat mich dann doch in die Tastatur grätschen lassen.

  12. Die Lage in dem Atomkraftwerk in Japan gerät außer Kontrolle und in der ganzen Welt beten Menschen für die Einsatzkräfte vor Ort. Aktuell macht die Twitternews einer Tochter einer der Helfer die Runde: Ihr 59 jähriger Vater hat sich für den Einsatz in Fukushima angemeldet und setzt so sein Leben für viele andere Menschen aufs Spiel. Jetzt gibt es auf dieser Website eine aufschlussreiche Diskussion, wie man selbst handeln würde. Würde jeder sein eigenes Leben aufs Spiel setzen für eine große Zahl Leute?