Claudia am 04. Juni 2000 —

Der Worte müde

Wieder nix mit dem Projekt-Start am Montag. Doch jetzt setze ICH eben einen Punkt: da praktisch alles getan ist, zwingt mich ja nichts, psychisch weiter ein „Leben in der Zielgeraden“ zu führen. Das ist vielleicht was für 30-Jährige, mir tut es sowieso nicht gut, wenn ich zu lange und zu intensiv auf eine Sache konzentriert bin, die mich von allem Eigenen abhält.

Und so bin ich gestern abend in einen Bilderrausch geraten und bastle an einer Website, die Bilder, die mir wichtig sind, neuartig präsentiert – ach je, ich bräuchte auch dafür mehr Zeit! Heut‘ morgen war die Frage: Sauna oder Photoshop? Schweren Herzens hab‘ ich mich vom Monitor losgerissen und für Sauna entschieden. Vernünftig, denn jetzt fühle ich mich großartig, geradezu zum Bäume ausreissen.

In der Liste Netzliteratur wird gerade das Thema „Text & Bild“ diskutiert: „Netzliteratur wird multimedial sein, oder sie wird nicht sein“, von der „Insuffizienz der Bilder, die Welt zu erzöählen“ ist die Rede und von der „regressiven Tendenz“, die mit dem Versinken in Bilderwelten einhergeht. Ich bin der Worte so müde, zwar schreib‘ ich gern Diary und führe gelegentlich eine gutes Gespräch per Mail. Aber dieses Bemühen, etwas theoretisch zu fassen, durchzuanalysieren, Argumente abzuwägen – ach, ich weiß auch nicht, warum mich das nur noch Gähnen läßt. Vielleicht, weil das alles folgenlos bleibt: Texte, die miteinander über Bilder sprechen, Gedanken, die ich erst mal wieder aus dem Kopf bekommen muß, wenn ich ins Bildermachen einsteige, warum sie also überhaupt erst reinlassen? Ich merke mehr und mehr, dass es ein völlig anderer Bewußtseinszustqand ist, wenn man sich in der Welt der Farben und Formen bewegt, als in der linearer Gedanken und Texte. Ich würde gerne LIEGEN beim Bildermachen – wogegen Texte AUFRECHT sitzend oder stehend am besten kommen. Ja, wahrscheinlich regrediere ich einfach GERN!

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