Claudia am 11. März 2000 —

Mein technoider Alltag

Wieder mal ist der PC abgestürzt. Nichts besonderes eigentlich, aber das „Zusammenwirken“ zwischen Ausschaltknopf und System scheint schon seit dem Kauf dieses Geräts nicht in Ordnung: Ich muß tatsächlich DEN STECKER ZIEHEN, Ausschaltknopf bleibt ohne Wirkung. Auch das normale „Herunterfahren“ funktioniert nicht, entweder es bleibt ein schwarzer Bildschirm mit blinkendem Curser als „Endzustand“ übrig oder der Screen „Computer wird heruntergefahren“ findet sich ein und dann geschieht nichts mehr.

Während ich noch hinter dem Schreibtisch an den Steckerleisten herumwürge, kommt mein Lebensgefährte die Treppe herauf. Mit finsterer Miene greift er zum Telefon, um von hier aus seinen Anschluß zu testen: der Anrufbeantworter geht nicht und das Durchlesen der umfangreichen Gebrauchsanleitung kann einem schon den Tag verderben! „Ich will mit der Technik nichts mehr zu tun haben“, murmelt er wütend und verschwindet wieder.

Wenig später erscheint der 11-jährige Nachbahrssohn und braucht dringend DIE NUMMER von Corel Draw, wir suchen herum und finden sie tatsächlich, ein Glück. Jetzt braucht er noch einen Bildschirmtreiber… Als erste Großtat an seinem kürzlich geschenkten PC hat er erstmal locker-flockig Windows ’98 installiert – auf einen alten Pentium 100, den ich mit Rücksicht auf die beschränkten Kapazitäten mit einem frischen Win95 versehen hatte! Aber was will man machen: Die JUGEND muß eben eigene Erfahrungen sammeln….

Nun will ich mal in die Liste Netzliteratur reinlesen und rufe Mail ab – nix da, der Server ist „down“, nix Mail, nix Web, nur Stille. Was soll’s, ich kann auch ein bißchen ohne (hab‘ ja mehrere Server!), nur blöd, daß da auch einige Kunden drauf sind. Da ruft Michael an: „Schon gemerkt? Der Server ist down…“ Ich bestätige und Michael klärt mich auf, der Server habe einen Routing-Loop: 2 IPs verweisen aufeinander, ach die Armen! Hilfswillig rufe ich beim Provider an, der ja vermutlich unsere Mails nicht empfangen kann: „Hey, du hast einen Routing-Loop, schon gemerkt?“ „Nein,“ sagt er, „die Festplatte ist heute nacht abgefackelt, wird gerade ersetzt, keine Panik! Die Kundendaten sind nicht betroffen!“

Na, das ist immerhin tröstlich. Ich frag‘ mich öfter, wie diese Welt es bloß schafft, mit all dieser Tecnik von Tag zu Tag den Eindruck zu erwecken, alles funktioniere und man habe die Dinge im Griff. Das IST NICHT SO, aber vielleicht sollte ich besser den Mund halten. Solange alle GLAUBEN, es funktioniere, obwohl sie täglich das Gegenteil feststellen, geht alles seinen geregelten Gang. Wohin, das ist eine andere Frage.

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