Claudia am 26. Januar 2000 —

Kostenloser „Content“ sein?

Nun dreh‘ ich schon den dritten Tag meine mittäglichen Runden – ein Stück aus dem Dorf raus, über einen Feldweg, dann wieder zurück, ca. eine halbe Stunde. Und staune immer noch, wie sehr mich dieser Spaziergang erholt, wie gut ich hinterher arbeiten kann und wie die Laune ins Positive ansteigt.

Trotz aller guten Laune konnte ich mich heute morgen nicht dazu durchringen, einer Anfrage von Online Today nachzukommen. Man wollte mich in einem Artikel verhackstücken: die MENSCHEN hinter den Webseiten usw. Nur ein bißchen mit dem Journalisten plaudern – und natürlich „eine Foto-Session über mich ergehen lassen“, wie es der freundliche Mann am Telefon so treffend nannte.

Mit Grausen denk ich noch an das Spiegel-Special im Sommer. „Nie wieder“ dachte ich mir nach dem ZWEI STUNDEN langen Foto-Termin! Ich hatte zugesagt, weil der Artikel von einem Bekannten geschrieben wurde, mit dem ich das Interesse am Thema Netzliteratur teile. Es hat mir wieder für Jahre gereicht…

Noch 1996, als mein Cyberzine Missing Link frisch im Web stand, war ich ziemlich fleißig, was die PR anging. Ich wollte es irgendwie wissen: Was ist möglich? Wie sehr und mit welchen Mitteln kann man die Zugriffe steigern? Also war ich auch bereit, die Medien zu bedienen und freute mich über die Erwähnungen. Allermeist waren das Artikel, die sich auf die Webseiten selber bezogen – neuerdings ist „der Mensch dahinter“ gefragt. Und ich seh‘ nicht recht ein, warum ich als kostenloser Content zur Verfügung stehen soll, was schließlich meine Zeit (und oft auch Nerven) kostet. Alle Beteiligten verdienen dabei, nur ich nicht!

Wer gewohnt ist, im Web zu veröffentlichen, findet es auch langsam ein bißchen überarrangiert, in Printmedien oder gar im Radio/TV zu erscheinen. Schließlich weiß ich, wie schnell das im Papierkorb landet bzw. wie unglaublich schnell sowas aus dem Gedächtnis verschwindet. Dafür Zeit opfern? Da mach‘ ich doch lieber eine Website, die steht da, solange ich will und immer wieder kann ich Leute darauf hinweisen, wenn es mir wichtig erscheint.

Als „Mensch dahinter“ bin ich maximal für die wichtig, die z.B. dieses Diary lesen – da bin ich nämlich mein eigenes Thema. Ansonsten ist PR eine Verkaufsmethode – und derzeit habe ich den „Massen“ nun mal nichts zu verkaufen.

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