Claudia am 28. Dezember 1999 —

Rückblick: Webseiten ’99

Eine kleine Rückschau auf die Webseiten dieses Jahres, eigene Projekte und Auftragsarbeiten – warum nicht? Es ist schon verwunderlich, was da alles zusammenkommt! Nicht alle kann ich hier aufzählen, es soll ja kein wuchernder Linkfriedhof werden.
Zuerst ein paar Auftragsarbeiten: Mein LUSTIGSTES Projekt war zweifellos Die Nichtfrau – der volle Spaß am Geschlechterkampf.(Internet-Archiv) Ein Creative-Writing-Projekt ist damit verbunden: jeder, der mag, kann den eigenen Senf dazu geben, doch Alexander Dill achtet darauf, daß sich kein Schrott ansammelt. Was das Design angeht, so hatte ich volle Freiheit – etwas, das ich immer mehr schätzen lerne. (Auftraggeber, die mir sagen, wo das Grün hinkommen soll, sind bei mir falsch.) Das Webmagazin Internet Pro hat die Site als Beispiel für guten Frame-Einsatz genannt. Freut mich, weil ich gerne Frames verwende und den Streit darum eigentlich nicht nachvollziehen kann.

Die MEISTE ARBEIT machte mir 1999 die Uni-Erfurt-Website: nach einem vorgegebenen, aber kaum ausgeführten LayOut mußte die gesamte Uni in all ihren Gliederungen ins Web gestellt werden – und selbstverständlich bis gestern. Ein Auftrag, der mich an die Grenzen meiner Leistungsfähigkeit geführt hat, so mit 14 Stunden webben täglich! Doch es war interessant, weil ich auch die sozialen Prozesse mitbekam, die unterhalb der Oberfläche der Webseiten vorgehen, durch diese mitbestimmt werden, bzw. in deren Gestaltung einfließen.

Die grafisch SCHÖNSTE Auftragsarbeit war Trans-Mission.de (Internet-Archiv), eine Seite für Manager und Führungskräfte, denen hier Kurse zur Erweiterung ihres Horizonts angeboten werden.

Trans-Mission Website

Interessante Texte finden sich auch, z.B. das Cluetrain Manifest mit den 95 Thesen für ein neues Marketing, das auch in Netzmarketing-Kreisen für einiges Aufsehen gesorgt hat.

Als LITERARISCHSTE Seite empfinde ich den Berlin-Roman (Internet-Archiv) von Michael Rutschky – ein Projekt für die Softmoderne ’99, das mich mit einem gestandenen „Print-Literaten“ in Kontakt brachte, der sonst nie einen Computer benutzt. Das Honorar war zwar eher symbolisch, doch der Spaß-Faktor groß!

Startseite Berlinroman Rutschky

Und jetzt die EIGENEN Projekte, just for fun, umsonst und draußen! Zwar hatte ich das ganze Jahr das Gefühl, kaum noch zu etwas zu kommen, doch ein paar kleinere Sachen haben sich ja doch angesammelt: zum Beispiel die Seite über meinen neuen Wohnsitz Schloß Gottesgabe – es war eine Freude, die Bilderschau zu fotografieren und dann im Web zu verwirklichen. Man kann das Schloß aus jeder Richtung besichtigen!

Besonders viel Freude hatte ich auch mit Digitaler Diskurs: Als Hypertext leben. Das Treffen mit befreundeten und fremden Netzliteraten und Forschern in der Schweiz war ein inspirierendes Erlebnis! In der Romainmotier Picture Show hab‘ ich mich mit den von anderen dort fotografierten Bildern grafisch ausgetobt und beschlossen: Eine Digitalkamera muß her!

Mitte des Jahres entstanden die Flusser-Files: ein Versuch, meiner Bewunderung für den visonären Philosophen Ausdruck zu geben. Doch leider viel zu wenig ausgebaut! Wie gern würde ich Zusammenfassungen und Rezensionen aller seiner Bücher sammeln, zur Not selber schreiben. Auch ein netzliterarisches Flusser-Projekt kann ich mir vorstellen. Allerdings wäre das alles eine so umfangreiche Arbeit, daß ich sie mir zeitlich einfach nicht leisten kann. Das wär mal was für einen Sponsor – aber wer hätte schon was davon, Flusser-Seiten zu sponsern? Und mit „symbolischem Honorar“ wäre es hier nicht getan.

Mit der Seite Yoga – ein Experiment versuchte ich dann, mal wieder mit vielen Leserbeiträgen zu arbeiten und freue mich, daß so viele reagiert haben. Seit acht Jahren übe ich Yoga, mal intensiv, mal eher sporadisch – doch schreibe ich nicht darüber. Vielleicht, wenn ich steinalt bin….

Eine einzige Seite drückt etwas von dem aus, was mir Yoga bedeutet. Die hab‘ ich verfaßt, als ich im Frühling auf einmal kein Thema mehr hatte, nichts, was es mir wert schien, das Meer der Texte und Daten noch zu vermehren.Sie ist, wenn ich jetzt so zurücksehe, meine ganz persönliche Seite des Jahre 1999: Schweigen.

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