Claudia am 05. November 1999 —

Vom selbstbestimmten Ableben

Mein gestriges Gedankenspiel über das Sterben und den finalen Mausklick, der eigentlich immer möglich sein müßte, hat Ulrike zu einem engagierten Leserbrief angeregt. In der immer mal wieder aufkommenden Diskussion um die Sterbehilfe sagt übrigens selten jemand, daß wir Menschen uns u.a. gerade dadurch als solche definieren, daß wir vom eigenen Ende wissen und jeder Zeit in der Lage sind, dieses Leben aus eigenem Wunsch zu beenden. Doch ausgerechnet dann, wenn wir dieses wichtige „Feature“ unseres Daseins am dringendsten bräuchten, geraten wir in die fürsorglichen Hände unseres medizinisch-technischen Komplexes, der uns die wichtigste Freiheit nimmt, nämlich Schluß zu machen, wenn’s genug ist.

Bank im Nebel

Zufällig – na, es ist halt November! – begegnete mir gerade ein Artikel mit dem Titel “ Zu früh? Zu spät?“, der vom „richtigen Zeitpunkt zum Sterben“ handelt. Darin beeindruckte mich die Passage:

„Helmut hinterliess ein Haus, das vom Keller bis unters Dach vollgestopft war mit Möbeln, alten Akten und Gegenständen, die man später vielleicht einmal hätte brauchen können. Die Finanzen waren nicht geregelt, es gab kein Testament, und niemand wusste darüber Bescheid, wie der Verstorbene sein Begräbnis wünschte. Tod und Sterben waren bei ihm nie ein Thema gewesen“.

Wenn ich mir überlege, was wohl geschieht, wenn mich zum Beispiel ein Unfall plötzlich dahinrafft – also, es wäre nicht ganz unproblematisch für meinen Lebensgefährten, meine Existenz „abzuwickeln“. Auf welchen Banken ist mein Geld? Gibt es ein Testament? Wo sind die Telefonnummern derjenigen, die man benachrichtigen muß? Was wird mit meiner „virtuellen“ Seite? Welche Behörden und Geschäftspartner sind zu kontakten? Das ist alles völlig ungeregelt, und ich denke, ich werde das in diesem November ändern. Es reicht nicht, die materiellen Gegenstände zu verringern, das „Horten“ für später zu verlernen – ich möchte auch auf meiner Festplatte, meinen Servern und in der Welt der Papiere und Akten Ordnung sehen: Klarheit, Einfachheit, Transparenz.

Naja, vielleicht hab‘ ich ja noch ein bißchen Zeit, um das zu üben!

Hier noch ein paar neue Bilder vom Schloß im nebligen Novembermorgen:

Schloss Gottegabe im Nebel

Schloss Gottegabe im Nebel

Schloss Gottegabe im Nebel

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